Walter Brendel
Ein Prinz als Geißel
Prinz Dschem von der Kirche interniert
Texte: © Copyright by Walter Brendel
Umschlag: © Copyright by Gunter Pirntke
Verlag:
Das historische Buch, Dresden / Brokatbookverlag
Gunter Pirntke
Mühlsdorfer Weg 25
01257 Dresden
gunter.50@gmx.net
Inhalt
Impressum Impressum Texte: © Copyright by Walter Brendel Umschlag: © Copyright by Gunter Pirntke Verlag: Das historische Buch, Dresden / Brokatbookverlag Gunter Pirntke Mühlsdorfer Weg 25 01257 Dresden gunter.50@gmx.net
Der Tod des Eroberers und der Bruderkampf
Die Todesnachricht
Die kurze Zeit als Herrscher
In der Gewalt der Rhodos-Ritter
In der Gefangenschaft der Mächte
Dschems Krankheit
Der Fall Dschem entwickelt sich
Die weibliche Verführung
Die letzte Zuflucht
In den Mauern des Vatikan
Tod bei den Borgias
Das Ende der Anderen
Schlussakkord
Zusammenfassung
Dieses Buch behandelt das Schicksal von Prinz Cem Dschem, der für 20 Tage als Sultan über einen kleinen Teil des Osmanischen Reich herrschte. Er lieferte sich selbst den Ordensritter von Rhodos und einem langjährigen Leidensweg aus. Er wurde von der Kirche aus Geisel gehalten und benutzt und musste seine unüberlegte Handlung teuer bezahlen. Nicht erst seit der Borgia-Geschichte ist er bekannt geworden.
Die Zeugen dieser Geschichte haben längst das Zeitliche gesegnet, aber bei den heutigen historischen Ermittlungsmethoden ist es nicht schwierig, die Toten reden zu lassen, wenn es sich um einen bedeutenden Fall handelt. Sie werden die Aussage kaum verweigern, denn sie berührt das alles nicht mehr. Das Einzige, was sie zu befürchten haben, ist die Verurteilung durch die Historie. Doch ein solches Urteil schadet niemandem, da es in Abwesenheit gefällt und bedingt ausgesprochen wird.
Der Leidensweg Dschems soll nachfolgend aufgezeigt werden.
Der Tod des Eroberers und der Bruderkampf
Dschem wurde am 22.12.1459 drittgeborene Sohn von Fatih Sultan Mehmed. Seine Mutter war eine Frau im Harem, deren Name mit Cicek (türkisch für Blume) bekannt ist, vermutlich eine serbische Prinzessin. Dschem ist der einzige Sohn, den Mehmed II. zeugte, nachdem er den Thron bestieg. Dschems ältere Brüder waren der spätere Bayezit II. und dem drei Jahre jüngeren Mustafa (geb. 1450).
Sowohl Bayezit als auch Mustafa waren 1457 von ihrem Vater als Provinzgouverneure eingesetzt worden und nach Amasya beziehungsweise Manisa entsendet worden. Sie waren zu diesem Zeitpunkt neun beziehungsweise sieben Jahre alt. Ihre Posten traten sie in Begleitung ihrer jeweiligen Mütter und begleitet von Lehrern und Beratern an. Wie später auch ihr Bruder Dschem erhielten sie eine sorgfältige Erziehung in Geographie, Geschichte, Literatur und Naturwissenschaften.
Ähnlich wie seine beiden älteren Brüder wurde auch Cem im Alter von acht Jahren von seinem Vater als Provinzgouverneur eingesetzt. Gemeinsam mit seiner Mutter sowie zwei Tutoren nach Kastamonu im Norden Anatoliens. Nach den Überlieferungen von Sadüddin wurde er von seinen Lehrern auch in Persisch und Arabisch unterrichtet, was später bedeutsam für seine Dichtkunst sein sollte.
Dschem kehrte nach Istanbul erstmals kurzfristig im Jahre 1470 anlässlich seiner Beschneidung zurück. Im Februar 1472 wurde Dschem erneut nach Istanbul beordert und von seinem Vater als Regent eingesetzt, während er gemeinsam mit Dschems älteren zwei Brüdern auf einen Feldzug in Ostanatolien begab. Nachdem im Winter 1472 über vierzig Tage lang keine Nachrichten aus Ostanatolien eintrafen, nahmen die Gerüchte zu, dass Mehmed II. in Ostanatolien gestorben und seine Armee vernichtet worden sei. Auf Rat seiner Berater ließ sich Dschem als neuer Sultan ausrufen. Kurz darauf trafen Nachrichten ein, dass Mehmeds II. Feldzug erfolgreich gewesen war und sowohl er als auch seinen beiden ältesten Söhne wohlbehalten waren. Dschem floh, weil er den Zorn seines Vaters fürchtete. Mehmed II. verzieh ihm allerdings seine voreilige Thronbesteigung und 1473 kehrte Dschem auf seinen Posten als Provinzgouverneur nach Kastamonu zurück. Sein Bruder Mustafa erkrankte im Frühjahr 1474 schwer und nachdem er im Juni verstarb, setzte sein Vater Dschem an dessen Stelle als Provinzgouverneur von Karaman (Türkei) ein.
Der Überlieferung nach war Mehmed II. eigentlich unglücklich, Vater eines dritten Sohnes geworden zu sein, da er die üblichen blutigen Erbkriege fürchtete. Schließlich hatte Mehmed II. seinen Halbbruder Ahmet unmittelbar nach dem Tod seines Vaters hinrichten lassen. In einem seiner Edikte legte Mehmed II. später fest, dass es seinem Nachfolger freistünde, seine Brüder beziehungsweise Halbbrüder hinrichten zu lassen, um so den Frieden im Osmanischen Reich zu sichern.
Die Osmanen sind die Dynastie, die das Osmanisches Reich 1299 gegründet und bis 1923 weitestgehend beherrscht haben, ist die Bezeichnung für das Reich der Dynastie der Osmanen von ca. 1299 bis 1923. In Europa wurde das Land auch damals als "Türkei" bezeichnet.
Wappen der Osmanen: Die Sonne (mit dem Siegel des jeweiligen Herrschers) symbolisiert das Kalifat, der Mond (mit der Inschrift: Die Fürsten des osmanischen Reichs bauen auf die Hilfe und Erfolg durch Allah) die Fürsten, die Waffen die Macht, die Blumen Liebe und Dialog, Die Waage die Gerechtigkeit, das Buch die Rechtstaatlichkeit und Bindung an das Buch Gottes, Die Orden unten symbolisierten besondere Persönlichkeiten
Die Überlieferungen über die Anfangszeit der Osmanen sind nur spärlich, wohl weil es sich um ein kleines unter vielen Fürstentümern handelte, die es nach der Zerschlagung des Seldschuken-Reiches in Kleinasien gab. Der Namensgeber Osman I. war zu Anfang des 14. Jahrhunderts der Herrscher über einen nomadischen Stamm, den Klan der Kynyk vom Stamm der Kayi bei Söğüt im nordwestlichen Anatolien, der turkmenischer Herkunft und Muslim war. Um 1299 erklärte Osman I. die Unabhängigkeit seines Beyliks vom Reich der Rum-Seldschuken. Dieses Jahr wird daher traditionell als das Gründungsjahr des Osmanischen Reiches angesehen. Nach zwischenzeitlichen Wirrungen im Osmanischen Interregnum gab es eine mehrere Jahrhunderte währende Herrschaft.
Am 29. Oktober 1923 wurde in der Türkei offiziell die Republik ausgerufen. Der letzte Sultan, Mehmed VI., und alle Angehörigen der Dynastie Osman mussten das Land für immer verlassen.
Sultan Mehmed II. (Fatih) wurde 1430 (ein genaues Datum wurde nicht ermittelt) geboren. Er war der 7. Sultan der Osmanen und regierte von 1451 bis 1481. Den Titel "Fatih" (Eroberer) nahm er an, nachdem er Konstantinopel erobert hatte.
Mehmet II. war der Sohn von Sultan Murat II. und dessen Ehefrau Huma Hatun und er war Vater von fünf Kindern (Tochter: Gevrehana Sultana; Söhne: Mustafa, Bayezit II., Cem, Korkut). Er hat zur Zeit der Osmanen mit die meisten Eroberungen zu verzeichnen.
Mehmet II. galt als erfolgreicher Staatsmann und vor allem Militärführer, ausgebildet von dem damals berühmten islamischen Gelehrten Akşemseddin. Er sprach angeblich sieben Sprachen flüssig und galt als Förderer von Literatur und Wissenschaft. Er ließ byzantinische philosophische und theologische Werke ins Arabische übersetzen.
Mehmet II.
Sein politisches Hauptziel war die Ausschaltung Byzanz' und die Eroberung Konstantinopels. Die Hauptstadt des oströmischen Reiches fiel am 29.5.1453 (Mehmet II. war erst 23 Jahre alt) und wurde sogleich als Istanbul neue Hauptstadt des Osmanischen Reichs. Seitdem ließ Mehmet II. sich mit Beinamen "Fatih" nennen.
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