Kritisches Denken
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Auch dieser Aspekt des Fragenstellens als zeitkritischen Verfahrens findet sich in der Allegorie der antiken Götterfigur wieder. Symbolisch trägt Kairos nämlich neben den Flügelschuhen und dem besonderen Haupthaar auch das Attribut der Waage (s. Abb. 1). Besonders ist dabei, dass der Gott des entscheidenden Augenblicks die Waagschalen auf einer Klinge austariert. Der richtige Zeitpunkt ist also stets als ein instabiles Gleichgewicht zwischen zu früh und zu spät, zwischen zu viel und zu wenig anzusehen, das sprichwörtlich „auf Messers Schneide“ steht. Demzufolge kann der rechte Moment einer Frage als kritischer Zustand gelten, der sich dadurch auszeichnet, dass er selbst wiederum stets in Frage steht und nur für begrenzte Zeit die Waage hält.
Neben diesen Ausdeutungen weist die Denkfigur des Kairos aber auch noch auf einen anderen zeitkritischen Aspekt geisteswissenschaftlichen Fragenstellens hin. So erscheint nicht einzig das Ergreifen des rechten Fragezeitpunkts als Herausforderung, sondern auch das Abwägen der Zeit, die auf das Beantworten – oder vielmehr den Prozess des Abwägens möglicher Antworten – der Frage verwendet werden kann, ohne dass das gesamte Projekt kippt und damit scheitert. Gerade in einer Wissenschaftsgesellschaft, in der Zeit immer mehr zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor wird, fällt diese Seite des Fragens nicht nur symbolisch schwer ins Gewicht. Wenn es im Konkurrenzkampf unter Akademikerinnen und Akademikern nicht mehr nur um Inhalte, sondern auch um Schnelligkeit und eine möglichst umfangreiche Liste an Vorträgen und Veröffentlichungen im Lebenslauf geht, dann gilt es auf den Waagschalen des Kairos mit mehr oder weniger Fingerspitzengefühl auch Masse und Klasse gegeneinander ins Verhältnis zu setzen. So kann bei der Frage nach der rechten Beantwortungszeit einer wissenschaftlichen Problemstellung nicht mehr streng nach dem Grundsatz „Gut Ding will Weile haben“ verfahren werden, wenn die Maxime der Stunde darauf drängt, Tempo zu machen.
Dass dies eine Tendenz gegenwärtiger geisteswissenschaftlicher Praxis ist, über die es kritisch nachzudenken gilt, dürfte selbst außer Frage stehen‽ Übermäßiger und vor allen Dingen unsachgemäßer Zeitdruck kann der Qualität wissenschaftlicher Arbeiten in den meisten Fällen nicht dienlich sein. Außerdem fördern derartige Rahmenbedingungen im Sinne eines auf Effizienzsteigerung ausgerichteten, zweckrationalen Denkens vorrangig die Art von Fragen, die vermeintlich möglichst schnell zu beantworten sind. Komplizierte Fragen, deren Bearbeitung vergleichsweise mehr Zeit in Anspruch nimmt, werden seltener oder vielleicht sogar in dieser Form gar nicht mehr gestellt. Wenn sich die Geisteswissenschaften ihrem Selbstverständnis nach also gegenüber anderen Fächern dadurch auszeichnen, dass sie eine besondere Kultur des Fragenstellens pflegen, die der Eigendynamik des dadurch initiierten Denkprozesses Entfaltungsspielraum lässt (→ Einleitung), dann erscheint es kritisch betrachtet sehr fraglich, wenn sie sich dabei unterschwellig einem ökonomischen Prinzip unterwerfen.
Zum kritischen Potenzial geisteswissenschaftlichen Fragens (Andrea Renker)
Das Kunstwerk – allgemein gesprochen – versetzt den Betrachter in ein Außen. Es fordert auf, ihm zunächst unabhängig von praktischen Überlegungen zu begegnen. Indem es seinen Betrachter in dieses Außerhalb einer bestimmten Funktion nimmt, verweist das Werk auf sich selbst und seine Struktur – ein Phänomen, das der Strukturalist Roman Jakobson unter dem Begriff der poetischen Funktion fasst.1 Juri Lotman spricht im Fall der Literatur über deren Struktur, die nicht nur „Mittel der Kommunikationsübertragung, sondern ihr Ziel und Inhalt“ zugleich sei.2
Als quasi professionelle Betrachter künstlerischer Objekte befassen sich Geisteswissenschaftler institutionalisiert mit derartigen Phänomenen. Sie lassen sich systematisch auf diesen Raum außerhalb des pragmatischen Funktionszusammenhangs ein. Daraus ergibt sich ein vermeintlicher Zwiespalt, den sie als Wissenschaftler zwischen Untersuchungsgegenstand und Publikum überbrücken müssen. Denn ihre Fragen wollen der Natur des Gegenstands Rechnung tragen, der sich einer unmittelbaren Funktionalisierung im gesellschaftlichen Innenraum entzieht. Zugleich ist das Ziel ihrer wie jeder wissenschaftlichen Fragestellung, das Objekt zu erschließen und so der Gesellschaft zugänglich zu machen. Die Deutungsangebote, die sie von dem Kunstobjekt ableiten und dem Publikum zur Verfügung stellen, weisen diesem somit doch eine gesellschaftliche Funktion zu. Denn sie zeigen Möglichkeiten, wie es verstanden werden kann und weisen das Kunstwerk so als eine Quelle der Erkenntnis aus. Im folgenden Essay möchte ich in der behelfsweise schematischen Annahme des Spannungsfeldes zwischen einem gesellschaftlich-funktionalen Innen und Außen eine Möglichkeit geisteswissenschaftlichen Fragens verhandeln, die einerseits ihren Untersuchungsgegenständen (den Kunstwerken) einen nicht (ausschließlich) pragmatischen Charakter zugesteht und andererseits eben auf diese Weise ein allgemeines, d.h. nicht exklusiv geisteswissenschaftliches Denkmodell kritischer Befragung anbietet.
Das erste zweier Beispiele geisteswissenschaftlicher Befragung, die ich dazu thematisieren möchte, entnehme ich der Literaturwissenschaft. Als Frageobjekt sei exemplarisch der Roman Soumission (2015) gewählt , in dem Michel Houellebecq einen Literaturwissenschaftler zum Protagonisten wählt und eine desillusionierte Periode aus dessen Leben beschreibt. Der Roman spielt im Jahr 2022 zur Zeit der französischen Präsidentschaftswahlen, bei denen eine muslimische Partei gegen den rechtskonservativen Front National gewinnt und das laizistische Frankreich zu einem islamischen Staat umwandelt. Dies findet auf leise, protestlose Weise statt, sodass auch der intellektuelle Protagonist schließlich die autoritäre Gesellschaftsordnung zu schätzen weiß, die seinem frustrierten Dasein zu Privilegien und der Befriedigung basaler Bedürfnisse verhilft.
Houellebecqs Roman erscheint nahezu zeitgleich mit dem Anschlag auf die Pariser Satirezeitschrift Charlie Hebdo, der nicht nur Frankreich mit seiner Angst vor künftigen gesellschaftlichen Entwicklungen konfrontiert. Dementsprechend rege ist die Reaktion auf den Roman. Der Anschlag scheint Houellebecqs Text seine brandaktuelle, gar prophetische Natur zu attestieren. Der Autor wird daraufhin für seine Geschmacklosigkeit kritisiert, Ängste der Menschen zu verwenden, um damit schriftstellerisch Profit zu machen.3 In dem Protagonisten wird der Autor selbst gefunden, der seine eigenen Neurosen offenbare.4 All dies sind Antworten der Gesellschaft auf das Buch.5 Das Werk rührt offensichtlich an Themen, die diese beschäftigt und beängstigt. Man sucht die Botschaft zur Situation und versucht so, dem Werk eine gesellschaftliche Funktion als Erkenntnisquelle zuzuschreiben. Gleichzeitig ist der Roman aber ein Außen. Er hat nicht den Anspruch, Fakten zu liefern. Wenn auch alle Antworten mögliche Deutungen sind, können sie das Phänomen des Werkes doch nicht umfassend erklären und grundsätzlich seinen Charakter definieren, der der Gesellschaft nutzen würde. Als Kunstwerk entzieht es sich der unmittelbaren Verantwortung, die mit jeder pragmatischen Funktionalisierung einhergeht.6 Den Geisteswissenschaftler kann es somit nicht befriedigen, eine einzige Antwort auf das Werk zu finden, der er die Deutungshoheit zuspricht, weisen doch die verschiedenen Reaktionen bereits die Vieldeutigkeit aus, die dem künstlerischen Objekt innewohnt. Der Zugang und die Fragestellungen, die ihm gerecht werden können, müssen folglich über dessen Qualität als außenstehendes und polyvalentes Objekt stattfinden.
Als zweites Beispiel des Essays greife ich an dieser Stelle die Forderung an das geisteswissenschaftliche Fragen auf, die jüngst Johannes Knecht in seiner Forschung zu „Perspektiven des Ornamentalen in der romanischen Bauskulptur“ formuliert.7 Gegenstand seiner Untersuchung sind Kapitelle des 10. bis 13. Jahrhunderts, die sich als bauliche Verzierungen darstellen. Ihre Form deutet Gesichter an, ohne dass diese eindeutig ausgearbeitet wären. Knecht spricht von einem „bewusst in der Schwebe gehaltenen Zwischenzustand“8, der durch den Bildhauer beabsichtigt sei. Der Betrachter solle sich nicht entscheiden können, ob er nur eine Verzierung oder doch ein Gesicht erkennt. Der von Knecht konstatierte Zwischenzustand ruft folglich im Betrachter ein Unbehagen hervor, das Werk nicht definieren zu können und es so gedanklich für sich zu lösen. Indem es seine Ambivalenz unüberwindbar zur Schau stellt, verweist es auf sich selbst als Kunst und fordert so zu einer ständigen Reflexion über seine Form auf. Anstatt Antworten zu geben, provoziert es vielmehr ein nicht zu beantwortendes Fragezeichen. Damit beansprucht es zugleich eine Position des Außen. Denn durch die Unmöglichkeit einer Bestimmung kann ihm auch keine pragmatische Funktion zugewiesen werden.
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