Die flauschigen Vierbeiner werden auch Trippelwalze genannt, und das hat einen guten Grund. Die Schafe halten nicht nur das Gras schön kurz und sind damit der perfekte Rasenmäher, sondern treten mit ihren Hufen auch die Erde fest. Damit sorgen sie dafür, dass der Deich standhält, wenn eine Sturmflut auf die Küste zurollt. Allein die Hauptdeichlinie in Niedersachsen beträgt rund 610 Kilometer. Wenn man auch die tidebeeinflussten Flussmündungen und die Inseln hinzuzählt, sind es sogar mehr als 1.000 Kilometer.
Die Trippelwalzen der Plümers in Butjadingen grasen auf rund 13 Kilometern Deich. Und weil Besucher meist viele Fragen stellen und alles genau wissen wollen, bieten sie regelmäßig ein »Schäferstündchen« an. Während eines Betriebsrundgangs berichten die Deichschäfer von April bis Oktober jeden Mittwoch ab 10 Uhr, warum einige Lämmer Flecken haben und andere nicht, wann die Scherzeit beginnt und in welchem Jahr Butjadingen das letzte Mal von einer Sturmflut überrascht wurde.
Der Neuzugang im Schafstall ist übrigens inzwischen im Stroh eingedöst. Schlauer Kerl: Der Küstenschutz ist eine große Aufgabe – die sollte man unbedingt ausgeruht angehen.
Neben einem Melkhus gibt es auch einen Hofladen, in dem man Produkte vom Lamm erwerben kann – vom Schafskäse über Handschuhe aus Fell bis zu Strickjacken aus Wolle.
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Deichschäferei Feldhausen
(Führungen und Melkhus: Ostern–Oktober)
Feldhauser Straße 2
26969 Butjadingen-Feldhausen
04733 1455
www.deichschaeferei-feldhausen.de
7 Den Wandel einer Salzwiese erleben
Butjadingen: Naturerlebnispfad Langwarder Groden
Eine kleine Vorwarnung: Wer auf der Suche nach Action ist, der sollte sich nicht für den Langwarder Groden entscheiden. Diejenigen allerdings, die Lust haben auf Ruhe, Entspannung und Natur pur – die sind auf den insgesamt sechs Kilometer langen Wanderwegen mitten im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer genau richtig!
Das Besondere: Besucher können die Entstehung einer neuen Salzwiese miterleben. Ein Rundweg führt durch den Groden vorbei an 70 Hektar Wiesenvogelbrut- und Gänserastgebieten bis zu einem Bohlensteg. Der führt in eine Fläche, die einmal eine Salzwiese werden will. An Beobachtungspunkten sind Ferngläser installiert, Informationstafeln erläutern die Landschaft. Im Frühjahr und Herbst lässt sich zudem der Vogelzug beobachten. Große Trupps Goldregenpfeifer, Brachvögel und Alpenstrandläufer nutzen das Areal zusammen mit vielen weiteren Vogelarten als Rastplatz, bevor sie zum Überwintern weiterziehen. Im Winter sieht man auf dem Erlebnispfad naturgemäß wenig, wegen zeitweiser Überflutung werden die Infoelemente abgebaut – ein Besuch empfiehlt sich also unbedingt im Sommerhalbjahr!
Salzwiesen gehören heute zu den äußerst seltenen und gefährdeten Lebensräumen. Wenn man sie gewinnen beziehungsweise vergrößern möchte, kann man durch Vor- und Sommerdeichöffnungen dafür sorgen, dass sie regelmäßig vom Salzwasser überflutet werden. Genau das ist 2014 zusammen mit weiteren Maßnahmen zur Renaturierung im Langwarder Groden passiert. Nachdem die Flächen seit der Eindeichung in den 1930er-Jahren vom Meer abgeschnitten waren, wurde der Vordeich wieder geöffnet. Das ist nicht nur schön für die Natur, sondern auch für Sie – denn auf diese Weise können Sie die Entwicklung der Salzwiese im Wandel der Gezeiten miterleben!
Sie möchten ganz genau erfahren, welche Pflanzen und Tiere sich auf der entstehenden Salzwiese tummeln? Das Nationalpark-Haus Museum Fedderwardersiel bietet Führungen an.
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Naturerlebnispfad Langwarder Groden
Startpunkt: Parkplatz am Feldhauser Deich
26969 Butjadingen
53°36'32.3"N 8°19'11.3"E
8 Dem Knistern des Watts lauschen
Butjadingen: Nationalpark-Haus Museum Fedderwardersiel
Speiseteller mit Besteck, eine Menükarte und kleine Köstlichkeiten unter geputzten Glasglocken – was für ein schön gedeckter Tisch! Allerdings: Die Servietten fehlen, und die Deko-Gänse wirken vielleicht ein bisschen dominant …
Erst auf den zweiten Blick wird deutlich: Die Tierchen aus Holz haben genau die richtige Größe, denn sie spielen die Hauptrolle in diesem Ensemble. An diesem Platz erfahren Besucher nämlich nicht nur, wieviel eine Brandgans frisst, sondern auch, wovon sie sich ernährt. Auf ihrer Speisekarte stehen Muscheln und Schnecken – also Lebewesen, die im Watt zu Hause sind.
Wie der Wechsel der Gezeiten das Leben an der Küste prägt und warum das Watt viel mehr ist als nur brauner Matsch – das erfahren die Besucher im Nationalpark-Haus Museum Fedderwardersiel. Man kann das Rauschen der Wellen und das Knistern des Watts hören, begegnet einer Fischerfamilie und erkundet mit einer Kugelbahn das Prinzip des Deichbaus. Immer im Mittelpunkt: Das Wattenmeer, das mit Ebbe und Flut die Küstenlinie Butjadingens prägt. Eine Gezeitenanimation erklärt, wie die Tiden eigentlich genau ablaufen. Wie es sich anfühlt, wenn man den Naturgewalten ausgesetzt ist, hört man von Zeitzeugen, die in Butjadingen 1962 eine Sturmflut erlebt haben.
Die Ausstellung im Nationalpark-Haus ist eine Mischung aus Multimediastationen, Modellen, Schaukästen und historischen Exponaten. Da man einiges selbst ausprobieren kann, ist ein Besuch auch für Kinder spannend. Bei einem Ausstellungsstück können sie zum Beispiel raten, wie viele Würmer in einem Kubikmeter Watt leben, und schauen, ob der Schlüssel zu der Tür mit der gewählten Zahl passt. Falls ja: Glückwunsch! Falls nicht: Einfach noch einmal schätzen, die Frage ist ja auch nicht ganz einfach …
Erst die Theorie, dann die Praxis: Unternehmen Sie unbedingt einen Spaziergang in Fedderwardersiel. Watt und Salzwiese liegen direkt vor der Haustür.
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Nationalpark-Haus Museum Fedderwardersiel
Am Hafen 4
26969 Butjadingen-Fedderwardersiel
04733 8517
www.nationalparkhaus-wattenmeer.de
9 Fangfrische Krabben kaufen
Butjadingen: Kutterhafen Fedderwardersiel
Meter für Meter ziehen die Kutter ihre Fangnetze über den Meeresboden. Die Nordseekrabben – Granat genannt – werden aufgeschreckt, eingefangen und dann an Bord erst in Meerwasser gekocht und schließlich gekühlt. Sind die Netze leer und die Kühlräume voll, geht es zurück in den Kutterhafen Fedderwardersiel.
»Wir fischen nachhaltig und im Einklang mit der Natur«, sagt Söhnke Thaden. Deshalb verkaufe man den Fang auch mit Stolz. Dem Butjadinger gehört einer der insgesamt sechs Kutter der Flotte. Wie seine Kollegen fängt er hauptsächlich Krabben, von Mai bis September zudem Plattfische wie Scholle und Seezunge.
Nach und nach laufen die Boote mit der Flut ein; Kisten werden ausgeladen, Decks geschrubbt, Netze geflickt. Der Fang wird an den Großhandel verkauft oder direkt vom Schiff. Das Wasser zieht sich nun langsam zurück, immer weiter, bis die Kutter schließlich trockenfallen und auf dem glänzenden Schlick liegen. Um die Fahrrinne zu erhalten, rücken einmal im Jahr Bagger an. Routine für die Fischer, kein Grund zur Aufregung. Auch rund um das Hafenbecken herrscht eine maritim-entspannte Stimmung. In einem Schuppen der DGzRS kann man sich ein altes Rettungsboot anschauen, bei Andy’s Hafenkombüse wird Backfisch über den Tresen gereicht. Wer zu Hause lieber selbst zur Pfanne greifen möchte, sollte das Butjadinger Fischfachgeschäft ansteuern: Dort gibt es beste Qualität – nicht nur beim Granatbrötchen.
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