69 Murmeltiere beobachten
Nendaz: Alpwiese Siviez bei Tortin
70 Alphornkonzert
Nendaz: Bergsee Lac de Tracouet
71 Holziger Riese
Nendaz: Älteste Lärche bei der Alpage de Balavaux
72 Die Kraft der Natur erleben
Conthey: Talkessel von Derborence
73 Zuckersüße Vision
Isérables: Ahornplantage
74 Entspannung pur
Ovronnaz: Thermalbad Les Bains d’Ovronnaz
75 Kleinster Weinberg der Welt
Saillon: Rebberg Vigne à Farinet
76 Auf das Buch gekommen
St-Pierre-de-Clages: Spaziergang durch das Dorf
77 Griechischer Gott im Wallis
Charrat: Adonissteppe
78 Über 1.000 Jahre Zufluchtsort
Bourg-Saint-Pierre: Hospiz auf dem Großen-St.-Bernhard-Pass
79 Blick auf den Gletscher
La Fouly: Campingplatz Camping des Glaciers
80 Kleines Paradies auf Erden
Champex-Lac: Alpengarten Flore-Alpe
81 Naturwunder für Schwindelfreie
Bovernier: Durand-Schlucht Les Gorges du Durnand
82 Drei Attraktionen auf Schienen
Le Châtelard: Mit VerticAlp zum Staudamm Emosson
83 Baden in alpiner Natur
Les Marécottes: Zoo und Felsenschwimmbad Les Marécottes
84 Museum für Bernhardinerhunde
Martigny: Barryland – Musée et Chiens du Saint-Bernard
85 Stachelige Früchte
Fully: Spaziergang durch den Kastanienwald
86 1.500 Jahre Loblied
Saint Maurice: Kloster Abbaye de Saint-Maurice
87 In Stein gemeißelt
Champéry: Galerie Défago
88 Historisches Ensemble
Troistorrents: Mühlen Les Vieux Moulins de la Tine
89 Dampfend durch die Miniaturwelt
Le Bouveret: Modelleisenbahnpark Swiss Vapeur Parc
90 Zwei Länder, ein Dorf
St-Gingolph: Schiffsteg an der Landesgrenze
Karte
Vom Gipfel bis ins Tal
Vorwort: Wasser und Wein, Natur und Kultur
Auf diesen Seiten beginnt die faszinierende Reise zu 90 Lieblingsplätzen im Wallis. Yvon Poncelet und ich bereisten den Kanton von Osten nach Westen und von Norden nach Süden. Viele der Fotos im Buch stammen von ihm. Bei unseren Erkundungsfahrten staunten wir immer wieder über die Vielfalt der Naturschönheiten, der Kultur und der Traditionen. In Begleitung eines Belgiers, eines »Flachländers«, habe ich Vertrautes mit neuen Augen zu sehen gelernt. Dinge, die auf mich alltäglich wirken, wurden von ihm zum Teil mit Verwunderung wahrgenommen. Ein typisches Beispiel dafür sind die kühnen Kunstbauten von Straße und Bahn, die entlegenste Orte erschließen.
Der literarische Ausflug startet beim Rhonegletscher und endet am Ufer des Genfersees, an der Grenze zu Frankreich. Die Rhone oder der Rotten, wie der Fluss im Oberwallis auch genannt wird, zieht sich wie ein silberner Faden durch die Landschaft und das Buch. Dazwischen stehen immer wieder Abstecher in die unzähligen Seitentäler auf dem Programm. Die Auswahl der 90 Lieblingsplätze über das ganze Wallis verteilt entsprang vor allem meinen persönlichen Vorlieben, den Emotionen, die in mir ausgelöst wurden, sei es in Bezug auf die Schönheit, die Einzigartigkeit, den geschichtlichen Hintergrund und die Ausstrahlung. Großen Gefallen finde ich zudem an allem, was mit Wein zu tun hat. Diesem Interesse wird das Wallis mehr als gerecht, ist es doch die größte Weinanbauregion der Schweiz mit einer Vielzahl an Rebsorten. Gleichzeitig türmen sich 41 Viertausender in den immer blauen Himmel. Vermeintliche Gegensätze, die fast nahtlos ineinander übergehen. Bei einem Glas Cornalin vor der Alphütte lässt es sich gut der untergehenden Sonne zuschauen, die hinter den Bergkämmen verschwindet. Dies wird eine der Erinnerungen, die im Gedächtnis haften bleibt.
Im Haupttal, der Rhone entlang, haben sich die städtischen Siedlungen und die aufkommende Industrie niedergelassen. Rechts und links an den Hängen wachsen die Trauben und Aprikosen, im fruchtbaren Talboden das Gemüse und die Obstbäume. In den Seitentälern befinden sich die Feriendestinationen, kleine Dörfer, Staudämme und die Zuflüsse der Rhone.
Ebenso vielfältig wie die Landschaft sind die Menschen, die Sprachen und Dialekte. Die Bevölkerung im Oberwallis unterhält sich auf »Wallisertiitsch« (einem Deutschschweizer Dialekt), schreibt jedoch Schriftdeutsch. Im Unterwallis verständigt man sich mündlich und schriftlich auf Französisch oder seltener in »Patois« (einem französischen Dialekt). Die Ortsnamen im Buch entsprechen jeweils der regionalen Sprachvariante.
Kulinarisch stehen im ganzen Kanton Raclette, Fondue, Trockenfleisch und Roggenbrot als Dauerbrenner auf den Menükarten. Allerdings leuchten auch zahlreiche Gourmetsterne am Himmel. Dazwischen treffen Sie auf regionale und saisonale Spezialitäten, Mahlzeiten wie aus Mutters Kochtopf und internationale Küche.
Bei den Recherchen zum Buch wurde mir das Thema »Wasser« als existentieller Wert immer mehr bewusst. Das Wasser ist eine Grundlage für das Leben auf der Erde. Im Wallis wird uns dies tagtäglich vor Augen geführt. In der Natur finden wir es in gefrorener Form bei den Gletschern, fließend als Bäche, Wasserfälle und Flüsse, stehend als Tümpel, Teiche, Auen und Seen. Gegen den Durst können wir Wasser vom Hahn trinken oder Mineralwasser aus den Tiefen der Berge genießen. Wasser als Gesundheits- und Wohlfühlelement entdecken wir in den verschiedenen Thermalbädern in der Höhe oder im Talgrund. Die ausgeklügelten Kanäle (Suonen, Wasserleiten oder Bisses), die seit Jahrhunderten unterhalten werden, sorgen für die Bewässerung der landwirtschaftlich genutzten Flächen, die Staumauern für die Elektrizitätsgewinnung. Wasser spielt an nahezu jedem Lieblingsort eine tragende Rolle. Mit einem Augenblinzeln wage ich zu schreiben, sogar das Weihwasser in den zahlreichen, architektonisch und historisch interessanten Kapellen und Kirchen!
Ein Teil der aufgeführten Lieblingsplätze ist (auch aufgrund der Witterungsverhältnisse im Winter) nicht ganzjährig geöffnet. Erkundigen Sie sich vorab. Zu den Themen existieren hervorragende Webseiten in Deutsch und Französisch. Selbst unterwegs können Sie allerhand wertvolle Infos online abrufen, da das Mobilfunknetz mit 4G ausgezeichnet ist. Zu jeder Jahreszeit ist das Wallis eine Reise wert. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine erholsame und gleichzeitig erlebnisreiche Zeit in unserem sonnigen Kanton!
Christine Bonvin
Auf der Website »Kultur Wallis/Culture Valais« finden Sie die Agenda zu allen kulturellen Veranstaltungen im Kanton Wallis (Kino/Theater/Ausstellungen). www.culturevalais.ch
1 Überreste der Eiszeit
Belvédère/Obergoms: Rhonegletscher (Rottengletscher)
Drei Kilometer unterhalb der Furka-Passhöhe beginnt die Reise der Rhone, oder wie die Oberwalliser sagen, des »Rotten« in das Mittelmeer. Der Fluss entspringt unter dem gleichnamigen Gletscher. In der Eiszeit bildete er mit Eismassen aus den Walliser und Berner Alpen den größten alpinen Firn. Zusammen füllten sie das gesamte Walliser Rhonetal mit einer bis zu 2.000 Meter langen, mächtigen Masse. Im 19. Jahrhundert streckte sich die Gletscherzunge bis weit ins Tal nach Gletsch. Schon damals zog es Touristen aus aller Welt in die Berge, um die Attraktion zu bestaunen. Die Sehenswürdigkeit wechselte unfreiwillig den Standort. Durch die Erderwärmung schmolz das Eis.
Heute muss man auf 2.300 Meter hinaufsteigen, um einen Blick auf das Phänomen zu werfen. In unmittelbarer Nähe des Hotel Belvédère befinden sich ein Café und ein Souvenirshop. Dort erhält man Eintrittskarten für den Zugang zum Gletscher und zur Eisgrotte. Ein kurzer Spaziergang führt zum ersten Aussichtspunkt mit Blick auf den weißgrauen Firn. In dessen Zungenbereich hat sich ein See gebildet. 2011 türmten sich an dieser Stelle noch Eismassen, die sich jedoch mehr und mehr zurückbilden. Trotzdem lohnt sich ein Besuch, denn das Naturphänomen fasziniert. Wer mehr über den Gletscher, dessen Erforschung und die Entwicklung erfahren möchte, begibt sich auf den Lehrpfad. Entlang des gut begehbaren Weges stehen verteilt sechs große Informationstafeln. Nebst Wissenswertem zu Schnee und Eis lesen Sie auch Ausführungen über Flora und Fauna. Das Panorama der umliegenden, schneebedeckten Gipfel trägt zum Erlebnis das Seinige bei. Ein Teil des Gletschers ist mit Vlies abgedeckt. Es soll das Abschmelzen der darunterliegenden Eisgrotte verzögern.
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