„Tataah! Die Überraschung für kleine Lena! Bittescheen!“
Kann es sein, dass Türken, vielleicht auch Kurden oder der Osmane schlechthin, im Besitz von seltsamem Humor? Falls das so, sollte man den einheimischen Ureinwohner aufklärende Worte zukommen lassen. Zumindest hätte es uns allen besser getan, wär diese Familie davon in Kenntnis gesetzt worden. War die Kleine doch echt überrascht, wie sie nach dem bunten Umschlag griff, welchen Abschreg ihr reichte. „… D…da… Danke“, fing sie dann doch noch das Stottern an.
„Was ist das?“, riss Mutter das Papier an sich und zog eine Art von Urkunde ins Licht. „Ein Gutschein?“, konnte sie ihre Enttäuschung nicht unterdrücken.
„Nicht irgendein Gutschein, Frau. Ein Besondere!“
„Ein Besonderer? Was soll der Quatsch?“, begehrte sie lautstark auf. Woraufhin die Lena sich meldete: „Mama, nicht schreien, bitte!“
„Ich schrei ja gar nicht“, wedelte sie mit neuneurologischem Knacks und dem Gutschein in der Luft. Dass sie nah der Hysterie schrie: „Für’n Dönerstand?!“ Mehr Feststellung als Frage, musste sie, auf eine vielleicht doch erhoffte Antwort, diese sich selber geben. Abschreg selber übermannte die Neugier: „Na, wie ist schön? Wie sich freut kleine Lena da?“
Was die kleine Lena veranlasste, lauthals loszuheulen.
„He, was nicht richtig? Was nicht ist korrekt, hä?“
„Wie, was nicht korrekt? Das woll’n wir nicht, du Knusperkopp. Wir woll’n das da!“ Lenas Bruder hatte seinen Auftritt, den Mutter so einfach nicht stoppen konnte oder im ersten Moment auch nicht wollte. Doch als der Bengel: „Dich machsch kaputt!“, rief, erkannte sie ihre Pflicht und korrigierte Justin, so dessen Name, von der Bühne. Justin reagierte prompt: „Komm glei!“
„Nein, sofort Justin!“
„Erst wenn ich was aus dem Sack hab! Ich will was aus dein Sack, Nik!“, grölte er Abschreg an, das dieser zur Seite und noch weiter nach hinten wich. „Eh man, hörst du mich nicht, du Weihnachtsmann du? Ich will was aus deinem Sack!“
Justin, seines Zeichens minderbemittelt, schnallte natürlich nicht, dass dieser Sack nur Deko. So war es ihm egal und er pochte auf den Inhalt. Er fuchtelte mit seinen dürren Armen in der Luft, dass der Mikrofonständer dem ersten Schlag schon erlag und zu Boden stürzte. Dazu stapfte der Bengel mit dem Fuß auf, das es nur so aus den Boxen schepperte. Die Mutter, die mit ihrem verkannten Superstar schon unterhalb der Bretter die die Welt bedeuten, versuchte noch einmal ihr Glück: „Komm Justin, lass ihn in Ruhe. Wir wollen besser mal gehen!“
„Ich geh nicht ohne den Sack!“
Oha, jetzt wollte er den ganzen Sack. Schon stand er wieder vor Abschreg, welcher abwehrend den Justin zur Ordnung rufen wollte. Da holte der doch allen Ernstes dieser mit seinem Schnürstiefel beschuhtem Fuß aus und wollte dem Nikolaus mit voller Wucht gegen das Schienbein treten. Doch machte Abschreg noch einen Schritt nach hinten. Es ging auch nur noch einer, denn da stand schon der alte Sessel. Und so wurde dieser Rücktritt sein letzter. Er fiel in den Ohrensessel mit so viel Schwung, dass dieser nicht nur nach hinten kippte, nein, denn dadurch, dass er schon gefährlich weit an der Kante stand, stürzte der Nikolaus mit seinem alten Ohrensessel von der Bühne in den bestimmt einen Meter tiefen Abgrund. Unschön ist, wenn man, wie in dem Fall der Nikolaus, sich noch das Kabel vom Mikro um Fuß gefitzt hat, sodass es ungewollt dem Untergang überlassen und als Gesamtpaket, Mikro plus Ständer, mit in die Tiefen dieses Dilemmas gerissen wurde. Und so konnte ein jeder, und nicht nur im weihnachtlichem Atrium, das letzte Wort von Abschreg dem neuanhaltinischen Nikolaus hören: „Pislik!“
Das hatte dann wohl ein Jeder verstanden, selbst Justin. Leicht verdattert wegen Abschregs vorzeitigem Bühnenende, den Sack vergessend, schlich er von der Bühne seiner besorgten Mutter hinterher. „Kannst du nicht einmal hören, wenn ich dich rufe? Was da hätte passieren können! Zur Strafe isst du meinen Döner mit!“
„Wie, du willst die Döner holen?“ Angewidert verdrehte er seine Augen. Doch war Mutter der Meinung: „Einem geschenkten Gaul, guckt man nicht ins Maul! Und jetzt gib Ruhe, Justin!“
Wer da nun wessen Döner nicht essen tat wollen tun, wollte mich nicht mehr interessieren. Ich drehte ab und sah noch einmal in diese weihnachtliche Runde. Gripsy und Rastarocco ablaudierten noch wie verrückt. Dazu zeigte mir Gripsy ihre Daumen, welche mir, auch wenn nicht unbedingt die größten, als echte Siegertypen entgegen strahlten. Grabs hatte noch immer denselben Krampf an Händen. Dafür signalisierten mir zwei Finger an der Rechten des Mediums mit den Kalkresten am Pendel: Man sieht sich!
Na wie schön, hab ich wohl ein wenig Eindruck hinterlassen.
Die beiden Dönertürken halfen derweil Abschreg aus den Katakomben, direkt wieder ans Licht. Waren sie doch gleich geeilt, um die Blamage so gering wie möglich zu halten. Dann saßen sie alle drei am Bühnenrand, baumelten mit den Beinen und schienen über den Sinn eines Weihnachtsmarktes zu sinnieren. Auch Abschregs Milchbubi hatte mir und den Nachbarn zum Spaß seinen grammatikalischen Fehlschlag mit Hilfe von übertapeziertem Klopapier und Fettstift korrigiert.
Jetzt stand da zwischen all den internationalen Schriften in roten Lettern:
– Teppich-Fliegen nicht können fliegen –
Dass dieser nicht tut nachzudenken! Doch darüber sollen sich andere mit Abschregs Setzling streiten. Setzling, kann man ja so sagen, sitzt der Junge doch schon wieder auf seinem Stapel Abtreter wie auf ’nem Abtritt. (Wenn jetzt einer hier nicht weiter weiß? – Wortspiel! Eine Stelle wo man kann einem kurzen Gelächter frönen. Falls wer für solches anfällig ist.)
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