Warum ist die Zigarette allgemein so akzeptiert?
Zigaretten gehören zu den harten Drogen: Sie werden extrem schnell abhängig und an keiner Droge sterben so viele Menschen Jahr für Jahr. Warum ist die Zigarette dann so akzeptiert? Die Frage ist relativ einfach zu beantworten. Ein Heroinsüchtiger oder Alkoholiker kann nicht mehr oder nur eingeschränkt arbeiten. Zusätzlich wirken diese Drogen halluzinogen, das heißt berauschend. Kontrollverluste, sich daneben benehmen, weil die Hemmschwelle sinkt, oder ins existentielle Nichts abgleiten wie bei Heroin. Der Raucher bleibt dagegen vollkommen normal, arbeitsfähig und verstirbt erst 20-30 Jahre später.
Der Raucher unterscheidet sich nicht – so lange er genügend Nikotin im Blut hat – vom Verhalten, der Stimmung, der Arbeitsfähigkeit eines Nichtrauchers. Erst wenn der Nikotinspiegel fällt, dann stellen sich Unruhe, Nervosität, Gereiztheit und Konzentrationsschwäche ein. Aber jeder Raucher vermeidet das, indem er einfach die nächste raucht. So gesehen sind Zigaretten die kleinbürgerlichste aller Drogen und werden als normal akzeptiert. Der zweifelhafte „Verdienst“ der Zigarettenindustrie ist es, das Rauchen als sogenannte „Gewohnheit“ gesellschaftsfähig gemacht zu haben und dadurch über die Gefahr des Rauchens und der Sucht hinwegzutäuschen.
„Ich bin aber trotzdem ein Gewohnheitsraucher“
Sie rauchen also nach dem Essen, in Gesellschaft oder zur Entspannung. Ok. Wenn Sie ein Gewohnheitsraucher sind, dann dürfte es Ihnen nicht schwer fallen, diese Gewohnheit einfach abzustellen. Machen wir einen Test: Schmeißen Sie Ihre Zigaretten weg! JETZT! Nichts zwingt Sie, zu rauchen. Ist wie beim Brokkoli. Wenn Sie in der nächsten Woche nicht ein einziges Mal unruhig oder nervös werden und das unbedingte Gefühl haben, rauchen zu müssen, dann brauchen Sie das Buch nicht weiter zu lesen. Die meisten Leser werden aber wie ich schon nach kurzer Zeit dieses unruhige leere Gefühl haben, dass etwas fehlt. Das kann sich bis zu Angst und Panik steigern. Die Einflüsterung „ich brauche eine Zigarette“ kommt dann zwanghaft. Das hat mit Gewohnheit überhaupt nichts zu tun.
Entlarven Sie, warum Sie „gerne“ rauchen
Wie wenig „gerne“ manche Raucher tatsächlich rauchen, haben wir schon gesehen. Die meisten Raucher wissen eigentlich überhaupt nicht, warum sie rauchen. Sie tun es einfach. Es kommt wie ein Hungergefühl und geht dann, wenn man geraucht hat, wieder weg. Wichtig ist dabei Folgendes: Ohne zu verstehen, warum Sie „gerne“ rauchen, werden Sie nie wirklich aufhören können, zu rauchen. Sie würden dann ständig das Gefühl haben, auf etwas „zu verzichten“.
Viele Methoden zum Rauchstopp konzentrieren sich nur darauf, dass Rauchen die Gesundheit ruiniert, dass Sie 5-8 Jahre kürzer leben und dass das Privileg zu rauchen ein Vermögen kostet. Sie werden es schwer haben, aufzuhören, wenn Sie sich beim Rauchstopp auf diese Gründe konzentrieren. Denn Sie rauchen ja nicht aus den Gründen, warum Sie nicht rauchen sollten! Jeder Nichtraucher oder Arzt wird versuchen, Sie mit diesen Begründungen „warum man nicht rauchen sollte“ zum Aufhören zu bewegen. Nur funktioniert das nicht. Sonst hätten die meisten Raucher schon längst damit aufgehört. Tatsächlich gäbe es wahrscheinlich keine Raucher mehr.
Wir rauchen aus ganz anderen Gründen „gerne“: Aus Genuss, aus Lust, um Stress zu reduzieren, um sich ruhiger oder konzentrierter zu fühlen. Um aufzuhören, müssen Sie diese Gründe bearbeiten. Erst wenn Sie das „Gerne“ entlarvt haben, werden Sie von Zigaretten ganz leicht loskommen.
Klopfen Sie sich auf die Schulter. Sie haben das erste Kapitel geschafft. Auch wenn die Sucht Sie vielleicht davon abhalten wollte, haben Sie sich durchgesetzt!
Rauchen ist ein soziales Instrument: Man fängt an, um dazu zu gehören, um cool und erwachsen zu sein.
Nikotin ist eine harte Droge und macht schneller abhängig als jede andere Droge.
Das Nervenbotensystem im Gehirn verändert sich bei Jugendlichen schon nach wenigen Zigaretten.
Erst durch die Veränderung des Nervenbotensystems werden Zigaretten befriedigend, erst dadurch fangen Rauchanfänger an, gerne zu rauchen, und verlieren sehr schnell die Kontrolle darüber.
Mit Nikotin erreichen Raucher den kleinen Auftrieb auf das Normal-Niveau eines Nichtrauchers.
Rauchen ist keine Gewohnheit, sondern eine Sucht.
Sie haben sich zwar als Jugendlicher entschieden, mal Eine zu rauchen, aber nicht ein Leben lang weiterrauchen zu müssen.
Es ist schwierig aufzuhören mit den Drohgründen „warum Sie nicht rauchen sollten“. Erst wenn Sie verstehen, warum Sie gerne rauchen, können Sie ganz leicht aufhören, weil Sie dann auf nichts mehr verzichten.
2. Werbung & Hollywood als Vorbilder
Haben Sie es sehr eilig, mit dem Rauchen aufzuhören? Dann können Sie dieses Kapitel, überspringen. (Aber welcher Raucher hat es eilig aufzuhören? Am liebsten wird der beängstigende Zeitpunkt „der letzten Zigarette“ doch immer noch etwas weiter hinausgeschoben. Unter diesem Aspekt könnten Sie also auch weiterlesen.) In diesem Kapitel geht es darum, wie unser Selbstverständnis als Raucher durch Werbung und Hollywood geprägt wurde. 390 Millionen € gibt die Nikotinindustrie in Deutschland jährlich für die Werbe-Gehirnwäsche von Jugendliche aus. Und viele Milliarden Dollar wurden in Hollywood schon über den Tisch geschoben. In den Zeiten, wo Sie das Rauchen angefangen haben, durfte wahrscheinlich noch Zeitungs- und TV-Werbung gemacht werden. Heute ist diese Werbung verboten, aber das Werbebudget ist über die letzten 10 Jahre gleich hoch geblieben. Heutzutage wird das Geld in Sportsponsoring, Musik-Events, Plakate und Kinowerbung gepumpt, oder es werden in Clubs Probepackungen ausgegeben, um Jugendliche zu ködern. Denn nur für junge Leute interessiert sich die Nikotin-Industrie. Zum einen lassen sich Kinder und Jugendliche bestens beeinflussen, zum anderen werden junge Gehirne sehr schnell süchtig. Neun von zehn Rauchern fangen unter 21 Jahren an. Das durchschnittliche Anfangsalter liegt bei 11-14 Jahren. Jede Million des Werbebudgets ist gewinnbringend eingesetzt, um Jugendliche langfristig nikotinabhängig zu machen.
Haben Sie sich entschieden zu rauchen?
„Natürlich habe ich mich selbst dazu entschieden, zu rauchen. Was denn sonst?“ Solange wir rauchen, sagen wir das alle. Aber treten wir doch mal einen Schritt beiseite und schauen uns das genauer an.
Sie kennen sicher die Markenversessenheit von Kindern, zum Beispiel für ganz bestimmte Turnschuhe. Da dürfen es nur die von der einen teuren Marke sein, auf keinen Fall andere. Simple T-Shirts müssen unbedingt das Logo dieses einen In-Mode-Labels tragen, sonst brechen Krisen aus. Die Werbeindustrie nutzt die enorme Aufnahmefähigkeit und Beeinflussbarkeit von Kindern und Jugendlichen. Marken werden früh mithilfe der Werbung fest eingeprägt. „Branding“ nennt man das in der Werbesprache, übersetzt heißt dies „brandmarken“, wie man das bei Rindern macht. Ein Beispiel: 30% der 3-Jährigen und 91% der 6-Jährigen, die man in USA befragt hat, konnten nach der Trickfilm-Kampagne mit dem Kamel das Logo der Marke zuordnen. Zu Beginn dieser Camel-Kampagne rauchten 0,5% der Jugendlichen Camel. Drei Jahre später waren es 32,8% der rauchenden Jugendlichen.
Jugendliche auf der Suche nach Vorbildern werden mit Milliardenbeträgen für eine Zigaretten-Markenwelt begeistert und gebunden. Der quer denkende Lucky Strikes-Raucher, der unabhängige, genießende Gauloise-Typ, der Freiheit und Abenteuer liebende Marlboro-Typ oder die elegante, zur besseren Gesellschaft gehörende JohnPlayerSpecial-Raucherin. Die Zigarettenmarke wird zum Ausdruck des eigenen Persönlichkeitsentwurfs und entsprechenden Wunschvorstellungen. Marken sind Identifikationshilfen und für ein bestimmtes Lebensgefühl, das damit demonstriert werden kann. Diese Werbevorstellungen bleiben auch noch beim Erwachsenen aktiv. Die Treue zur eigenen Zigarettenmarke ist extrem hoch.
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