Uwe Schimunek
Mörderisches Spiel
in Leipzig
Ein historischer Krimi
Jaron Verlag
Cover
Titel Uwe Schimunek Mörderisches Spiel in Leipzig Ein historischer Krimi Jaron Verlag
Impressum Originalausgabe 1. Auflage 2016 © 2016 Jaron Verlag GmbH, Berlin Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung des Werkes und aller seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien. www.jaron-verlag.de Umschlaggestaltung: Carsten Tiemessen, Düsseldorf Satz: Prill Partners|producing, Barcelona 1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016 ISBN 978-3-95552-220-9
Prolog
Eins
Zwei
Drei
Vier
Fünf
Sechs
Sieben
Acht
Neun
Zehn
Elf
Zwölf
Dreizehn
Vierzehn
Fünfzehn
Sechzehn
Siebzehn
Epilog
Nachwort
Verzeichnis umbenannter Straßen
Ebenfalls im Jaron Verlag erschienen
Originalausgabe
1. Auflage 2016
© 2016 Jaron Verlag GmbH, Berlin
Alle Rechte vorbehalten.
Jede Verwertung des Werkes und aller seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien.
www.jaron-verlag.de
Umschlaggestaltung: Carsten Tiemessen, Düsseldorf
Satz: Prill Partners|producing, Barcelona
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016
ISBN 978-3-95552-220-9
Mensch! Pass doch auf, Willi!« Horst Ludewig trat gegen den Pfosten des Fußballtors, durch das der graue Lederball gekullert war.
Willibald Gelsenrath ließ die Schultern sinken. Neben ihm jubelte Heini Risio. Der Stürmer war ihm entwischt, schon zum dritten Mal bei diesem Training. Gelsenrath hatte ihn nur einen winzigen Moment aus dem Auge verloren, und schon stand es 3 : 0 für die gegnerische Mannschaft durch das dritte Tor von Heini Risio – seinen Gegenspieler.
»Kommt mal zum Mittelkreis!«, rief einer der beiden Friedrich-Brüder.
Gelsenrath konnte ihre Stimmen nie auseinanderhalten. Er trabte los, dem immer noch fröhlich hüpfenden Risio hinterher. Ludewig guckte im Vorbeigehen, als wolle er Gelsenrath bei lebendigem Leibe häuten, vierteilen oder Ähnliches. Es ist doch nur ein Trainingsspiel, dachte Gelsenrath, als er in der Spielfeldmitte antrat.
»Das hier ist unser letztes richtiges Training vor dem Halbfinale der Mitteldeutschen Meisterschaft, das wisst ihr alle«, begann Walter, der ältere der Friedrich-Brüder, seine Ansprache. »Wir können doch nicht über die Wiesen rennen wie eine Herde Schafe, nur weil Thoralf nicht da ist. Guckt auf eure Gegenspieler! Lauft so, dass ihr sie immer im Blick habt!«
Gelsenrath schaute zu Boden. Er wusste auch so, dass alle zu ihm sahen.
»Wir spielen jetzt erst mal eine Viertelstunde sieben gegen sieben und üben die Manndeckung. Ich teile die Mannschaften neu ein«, bestimmte Walter Friedrich.
Da brauchte Gelsenrath gar nicht mehr hinhören. Wenn kleine Mannschaften gebildet wurden, war ohnehin kein Platz für ihn. Tatsächlich zählte Friedrich nur die Namen der Besten auf. So kurz vor der wichtigen Partie ging es beim englischen Gentleman-Sport nicht mehr um Spaß.
»Willi, dich würde ich auch um etwas bitten«, riss Friedrich ihn aus seinen Gedanken. »Würdest du zu Thoralf fahren und nachschauen, warum er nicht zum Training gekommen ist? Du hast doch ein Fahrrad.«
Besser, als Ballholer zu spielen, dachte Gelsenrath. Diese Aufgabe musste Horst Ludewig übernehmen. Gelsenrath sah das verkniffene Gesicht des Ersatzverteidigers und nickte.
Die Spieler verteilten sich auf dem Feld, als Gelsenrath vom Platz trottete. Die Sportanlage war noch in das Grau des Märzes getaucht, aber an den Büschen ringsherum sprossen die Knospen bereits. Die zarten Triebe passten nicht zum rauen Ton, in dem die Friedrich-Brüder die VfB-Fußballer zum Trainingsspiel antrieben.
Das Fahrrad lehnte am Zaun, der den Sportplatz von der Oststraße trennte. Gelsenrath nahm seine Kleidung vom Gepäckträger und schlüpfte in Hose und Jacke. Hurtig schwang er sich auf den Sattel und trat in die Pedale. Die Wohnung des Mannschaftsführers lag in der Fregestraße, nur anderthalb Kilometer vom Sportplatz entfernt. Trotzdem fuhr Gelsenrath lieber etwas schneller, damit es nicht dunkel wurde und die Männer das Training beendeten, bevor er – hoffentlich mit Thoralf Schöpf – zurückkehrte.
Zwischen dem Sportplatz, der am Rande von Lindenau lag, und dem inneren Stadtgebiet von Leipzig erstreckte sich Weideland. Gelsenrath kam es so vor, als würde dort, wo die Häuser aufhörten, auch die moderne Zeit enden. Schon die Namen in dieser Gegend klangen nach bäuerlicher Idylle: Rechter Hand ragte der Kuhturm aus dem Boden, nach der Brücke über das Hochflutbett folgte auf der linken Seite die Viehweide. In wenigen Wochen würde hier endloses Grün das Auge erfreuen, noch lag das Gelände brach. Gelsenrath nahm einen unangenehmen Geruch wahr. So sauber das Frühlingswasser war, wenn es der Quelle im fernen Gebirge entsprang, so sehr wurde es auf seinem Weg bis nach Leipzig von den Abwässern der zahllosen neuen Fabriken verschmutzt.
Schnell überquerte Gelsenrath die nächste Brücke nach dem Versorgungshaus, das am linken Rand der Chaussee lag. Dieses Stück der Strecke fuhr er trotz der hier herrschenden Gerüche – im Sommer sorgte das Vieh für eine besondere Note – sehr gern. In aller Regel wirbelten hier keine Fuhrwerke Staub auf, und er konnte ungestört in die Pedale treten.
Vor ihm tauchten die ersten Häuser der Stadt auf. Bis vor ein paar Jahren war auch diese Gegend noch dörflich geprägt gewesen. Nun leuchteten die neuen, prächtigen Bürgerhäuser in der Märzsonne, als wären sie mit Edelsteinen besetzt. Vor dieser Häuserfront bog Gelsenrath in die Straße An der Alten Elster ein. Nun blieben nur noch ein paar Meter. Er guckte nach rechts und sah die Straßenschilder: Gustav-Adolph-Straße, Auenstraße und Fregestraße .
Gelsenrath war schon einmal in Schöpfs Wohnung gewesen, als der ihm in einer Nachhilfestunde ein paar Tricks der Defensive beim Fußballsport erklärt hatte. Theoretisch blieben da kaum Fragen: Stets am Gegenspieler kleben bleiben, und nebenbei den Ball im Blick behalten! Wenn solche Kerle wie der Risio und die Friedrich-Brüder nur nicht so schnell wären …
Gelsenrath trat durch die Haustür. Im Treppenhaus roch es nach dem abklingenden Winter, die feuchte Kälte schien noch im Putz des Mauerwerks zu stecken. Die Tür im ersten Stock führte zu der Gemeinschaftswohnung, in der Schöpf zwei Zimmer bewohnte.
Auf das Schellen hin öffnete allerdings eine alte Frau, dem Namensschild an der Tür nach handelte es sich um Frau Sauertopf. Ihr Gesicht passt zum Namen, ging es Gelsenrath durch den Kopf. Es war grau wie ein Regentag. Das Mütterchen hatte bestimmt seit dem Ende des Deutsch-Französischen Kriegs 1871 nicht mehr gelächelt, vielleicht sogar nicht mehr seit der Revolution 1848.
»Sie wollen sicher zum jungen Herrn Schöpf«, brummelte die Alte. »Ich habe ihn seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen, er wird sicher wieder seine Zeit mit dieser Fußlümmelei vergeuden.« Frau Sauertopf betrachtete Gelsenrath. Er spürte ihren Blick auf dem weißen Trikot, das unter seiner Jacke hervorlugte.
»Nein, bei der Fußballübungsstunde ist er nicht eingetroffen. Genau deshalb bin ich hier.«
»Na, dann treten Sie durch und schauen nach dem jungen Herrn!« Die Alte gab den Weg frei und wies auf die Tür an der Stirnseite des Korridors, wo Schöpfs Zimmer lagen.
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