Uwe Schimunek
Tödliche Zeilen
Historischer Leipzig-Krimi
Jaron Verlag
Originalausgabe
1. Auflage 2017 © 2017
Jaron Verlag GmbH, Berlin
Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung des Werkes und aller seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien.
www.jaron-verlag.de
Umschlaggestaltung: Carsten Tiemessen, Düsseldorf
Satz: Prill Partners | producing, Barcelona
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2017
ISBN 978-3-95552-232-2
Meinen Eltern Regina und Franz-Peter Schimunek
Cover
Titel Uwe Schimunek Tödliche Zeilen Historischer Leipzig-Krimi Jaron Verlag
Impressum Originalausgabe 1. Auflage 2017 © 2017 Jaron Verlag GmbH, Berlin Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung des Werkes und aller seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien. www.jaron-verlag.de Umschlaggestaltung: Carsten Tiemessen, Düsseldorf Satz: Prill Partners | producing, Barcelona E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2017 ISBN 978-3-95552-232-2
Widmung Meinen Eltern Regina und Franz-Peter Schimunek
Tagebucheintrag vom 7. Januar 1907 Tagebucheintrag vom 7. Januar 1907 Alles muss anders werden! Viel zu lange habe ich nur zugeschaut und das Leben an mir vorbeiziehen lassen wie eine Eisenbahn. Doch nun gilt es, Kohlenschaufel und Steuerrad selbst in die Hand zu nehmen. Auch wenn ich mir dabei die Finger dreckig machen sollte. Die ganze Nacht habe ich keinen Schlaf gefunden. Ich verließ sogar mein Gemach und schlich draußen durch die Kälte. Des Nachts ruht die Stadt in Frieden. Doch was für eine trügerische Stille! Denn noch bevor die Sonne am Firmament erscheint, kommen die Wölfe aus ihren Höhlen gekrochen und versammeln sich in den Amtsstuben, Büros und Fabriken in ihren Rudeln. Dann beißen sie um sich. Ohne Rücksicht. Ohne Gnade. Der Gedanke an den feinen, freien Geist ist ihnen so fern, wie er Tieren nur sein kann. Was macht es schon, dass die Leitwölfe in teure Stoffe gewandet sind? Sie bleiben gemeine Kreaturen. Doch nun schlägt meine Stunde. Ich habe die nötigen Vorbereitungen getroffen. Kurz noch ruhen, dann ist die Zeit für Taten gekommen.
Eins - Dienstag, 8. Januar 1907
Tagebucheintrag vom 8. Januar 1907
Zwei - Mittwoch, 9. Januar 1907
Tagebucheintrag vom 9. Januar 1907
Drei - Donnerstag, 10. Januar 1907
Tagebucheintrag vom 10. Januar 1907
Vier - Freitag, 11. Januar 1907
Tagebucheintrag vom 11. Januar 1907
Fünf - Sonnabend, 12. Januar 1907
Tagebucheintrag vom 12. Januar 1907
Sechs - Sonntag, 13. Januar 1907
Tagebucheintrag vom 13. Januar 1907
Sieben - Montag, 14. Januar 1907
Tagebucheintrag vom 14. Januar 1907
Acht - Dienstag, 15. Januar 1907
Tagebucheintrag vom 15. Januar 1907
Neun - Mittwoch, 16. Januar 1907
Tagebucheintrag vom 16. Januar 1907
Zehn - Donnerstag, 17. Januar 1907
Tagebucheintrag vom 17. Januar 1907
Elf - Freitag, 18. Januar 1907
Tagebucheintrag vom 18. Januar 1907
Zwölf - Sonnabend, 19. Januar 1907
Nachwort
Verzeichnis von Straßen und Plätzen, die heute einen anderen Namen tragen
Ebenfalls im Jaron Verlag erschienen
Tagebucheintrag vom 7. Januar 1907
Alles muss anders werden! Viel zu lange habe ich nur zugeschaut und das Leben an mir vorbeiziehen lassen wie eine Eisenbahn. Doch nun gilt es, Kohlenschaufel und Steuerrad selbst in die Hand zu nehmen. Auch wenn ich mir dabei die Finger dreckig machen sollte.
Die ganze Nacht habe ich keinen Schlaf gefunden. Ich verließ sogar mein Gemach und schlich draußen durch die Kälte. Des Nachts ruht die Stadt in Frieden. Doch was für eine trügerische Stille! Denn noch bevor die Sonne am Firmament erscheint, kommen die Wölfe aus ihren Höhlen gekrochen und versammeln sich in den Amtsstuben, Büros und Fabriken in ihren Rudeln. Dann beißen sie um sich. Ohne Rücksicht. Ohne Gnade. Der Gedanke an den feinen, freien Geist ist ihnen so fern, wie er Tieren nur sein kann. Was macht es schon, dass die Leitwölfe in teure Stoffe gewandet sind? Sie bleiben gemeine Kreaturen.
Doch nun schlägt meine Stunde. Ich habe die nötigen Vorbereitungen getroffen. Kurz noch ruhen, dann ist die Zeit für Taten gekommen.
Eins
Dienstag, 8. Januar 1907
Thomas Kutscher nahm das Manuskript vom Tisch, steckte es zurück in seine Mappe und fragte: »Sie wollen sich die Texte nicht einmal in Ruhe anschauen?«
Eberhard Rollnik blickte müde von seinen Unterlagen auf und schüttelte den Kopf. Er wies auf das Bücherregal an der Wand. »Sehen Sie da oben die schmalen Bände? Das ist die Schöne Edition Rollnik .« Er betonte die letzten Wörter, als würde er über Fußpilz reden. Nach einem Seufzer fuhr er fort: »Diese Bändchen sind die Glanzstücke meines Vaters. Im Regal machen sie einen federleichten Eindruck, aber in den Buchhandlungen liegen sie wie Blei. Das ist doch nichts für Sie, mein Lieber.«
Kutscher hätte gern selbst entschieden, was das Richtige für ihn wäre. Doch er schwieg, einen Verleger wie Rollnik brauchte er nicht mit Befindlichkeiten zu behelligen. Von schriftstellerischer Eitelkeit hatte der gewiss die Nase voll.
»Dieses unverkäufliche Zeug können wir nur dank der Detektivromane drucken, die Sie verfassen, Herr Tock«, ergänzte der Geschäftsführer des Verlagshauses Rollnik und Sohn.
Kutscher zuckte zusammen, wie immer, wenn ihn jemand mit seinem Pseudonym ansprach, unter dem in wenigen Tagen sein dritter Detektivroman erscheinen würde. Er tippte auf die Mappe mit seinen Gedichten. »Das scheint mir ziemlich ungerecht. Wenn Sie schon Liebhaberausgaben drucken, wäre es doch nur billig, wenn Sie auch den berücksichtigen würden, der für die Umsätze sorgt. Finden Sie nicht, Herr Rollnik?« Kutscher merkte, wie gestelzt er sprach. Über Geldangelegenheiten zu verhandeln fiel ihm noch schwerer, als abends an einer Kneipe vorbeizugehen, ohne sie zu betreten.
Rollnik wiegte den Kopf. »Also gut, mein Lieber. Wenn wir zehn Ihrer Detektivromane herausgebracht haben, schaue ich mir auch die Gedichte an.« Mit jedem Wort wurde Rollniks Grinsen breiter. »Ich werde schon sehr starke Argumente brauchen, wenn ich bei meinem Vater mit Lyrik vorstellig werden möchte. Auf meine Expertise in schöngeistigen Dingen dürfte er jedenfalls kaum vertrauen.«
Kutscher wagte einen letzten Versuch und hob die Mappe in die Höhe. »Nun, vielleicht sind meine Gedichte ja geeignet, eine breite Leserschaft zu erreichen. Es handelt sich keineswegs um schwere Literatur.«
»Lassen Sie es gut sein, mein Lieber. Mein Vater hat seine Gründe, mit mir nicht über die hohe Kunst zu debattieren.« Rollnik kam hinter seinem Schreibtisch hervor. »Wir bringen Ihre Verse unter Ihrem richtigen Namen heraus. Schreiben Sie vorher einfach noch ein paar Detektivgeschichten.« Der Verleger streckte Kutscher die Hand entgegen. »Schauen Sie doch am Donnerstag noch einmal herein. Dann müsste Ihr neuestes Werk frisch gedruckt vorliegen.«
Der Händedruck erschien Kutscher unerwartet kameradschaftlich, so als wollte sich Rollnik für seine Abfuhr entschuldigen. Nun, Kutscher hatte Zeit, schließlich handelte es sich bei den Texten in seiner Mappe um Gedichte und nicht um Zeitungsartikel, die am nächsten Tag veraltet wären.
Als er das Büro verließ, strahlte ihn im Vorzimmer Fräulein Helene Seidel an. Sie trug ihr blondes Haar kunstvoll aufgesteckt, sodass ihre blauen Augen besonders gut zur Geltung kamen. Kaum fiel die Tür zu Rollniks Büro hinter Kutscher ins Schloss, fragte sie: »Verlief das Gespräch zu Ihrer Zufriedenheit, Herr Kutscher?«
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