Diese Information rief zwar einen gewissen Neid in Leukos hervor – immerhin ärgerte ihn die Tatsache, dass die Dronai das Goldene Reich offenbar technologisch überholt hatten – doch machte sie die Renovatio dadurch auch besonders interessant. Die Infiltrationsmission, die der Oberstrategos den Männern der 562. Legion aufgetragen hatte, sollte am besten mit seinem Kampfschiff ausgeführt werden, schlug der dronische Botschafter vor.
„Die Renovatio ist kein einfacher Schlachtkreuzer, sondern ein Aushängeschild unserer Raumflotte“, betonte Sylcor Adalsang von Thrimia immer wieder voller Stolz.
Aswin Leukos und Magnus Shivas wollte ihm nur zu gerne glauben, denn wenn der Gesandte wirklich die Wahrheit sprach, hatten sie einen wichtigen Trumpf in der Hand.
Nun sollten Zenturio Sachs und seine Soldaten mit der Renovatio zum Mars gebracht werden; es würde die erste Kampftruppe der Loyalisten sein, die ins Sol-System eindrang, damit viele weitere folgen konnten. Kleitos jedoch war von Sachs einem anderen Kampfverband zugeteilt worden. Der Zenturio hatte für seinen Freund eine Ausnahme gemacht. Flavius dagegen behauptete, dass es ihm gleich sei, wo er kämpfen musste, obwohl ihn die Angst zunehmend peinigte, je näher der Tag des Abfluges rückte.
Dem kommenden Kampf konnte niemand entkommen, das betonte Zenturio Sachs gegenüber seinen Legionären bei jeder Gelegenheit. Für den einfachen Soldaten ging es bei diesem Vorstoß in die Höhle des Löwen demnach weniger um den Erhalt des Imperiums oder hochtrabende Ideale, sondern um das nackte Überleben.
Die vor ihm sitzenden Legionäre sahen Manilus Sachs mit ausdruckslosen Gesichtern an, während ihr Vorgesetzter zu sprechen begann und seine Stimme mit jedem Wort ein wenig lauter wurde. Neben dem hünenhaften Anführer der 562. Legion erleuchtete ein dreidimensionales Schaubild den halbdunklen Besprechungsraum. Sachs deutete auf das Hologramm, welches die Nordhalbkugel des Mars zeigte. Mit ein paar ruckartigen Handbewegungen vergrößerte er einen bestimmten Teilbereich. Das Bildsegment wurde durch ein hintergründiges, rötliches Leuchten hervorgehoben.
„Dies ist die Megastadt Crathum, sie liegt an der Grenze der vereisten Polarregion des Planeten. Wir werden in der unmittelbaren Nähe dieser Metropole landen.“ Sachs deutete auf die Spitze der in der Luft schwebenden roten Kugel neben sich.
Flavius und die anderen Soldaten antworteten mit einem müden Gemurmel, das eine Art Zustimmung ausdrücken sollte. Der Zenturio, der den kleinen, tapferen Überrest der 562. Legion anführte, fuhr mit seinem Vortrag fort.
„Etwa 25 Kilometer westlich von Crathum befindet sich ein großer Energiekomplex, der nicht nur drei Megastädte, sondern auch alles andere im Umkreis mit Saft versorgt. Unsere Aufgabe wird es sein, diesen Energiekomplex entweder einzunehmen oder zu zerstören. Ersteres ist dem Oberstrategos allerdings deutlich lieber, denn dann haben wir die Kontrolle über die Energieversorgung von drei großen Städten mit zusammen etwa 140 Millionen Einwohnern.“
„Klingt beschissen!“, rief ein Legionär aus der letzten Reihe. Ein raues Lachen aus mehreren Dutzend Kehlen füllte den Raum aus.
„Ist auch beschissen! Aber daran kann ich leider nichts ändern, Kamerad!“, antwortete Sachs und rang sich ein flüchtiges Schmunzeln ab.
„Wir sollen also einfach auf dem Mars da unten landen und …“, quatschte ein narbengesichtiger Legionsveteran mit gewaltigen Oberarmen dazwischen, doch Sachs unterbrach ihn genervt.
„Die Einnahme oder Zerstörung des genannten Energiekomplexes wird laut Aswin Leukos und seinem Stab dazu führen, dass die Orbitalverteidigung im Radius von mehreren Hundert Kilometern außer Kraft gesetzt oder wenigstens nachhaltig gestört wird.“
Die anwesenden Soldaten raunten durcheinander. Dass diese Mission einem Selbstmordkommando glich, war offensichtlich. Zwei muskelbepackte Soldaten aus der ersten Reihe sprangen zeitgleich auf; der Rechte von ihnen knurrte: „Wir werden diesen Energieknoten wohl nicht sonderlich lange halten können, wenn uns die Marslegionen auf die Pelle rücken. Aber vermutlich reicht es Leukos, wenn wir in das Ding reinkommen. Rauskommen brauchen wir nicht mehr, wie?“
„Dieser Einsatz wird kein Spaziergang, das ist mir durchaus klar“, gab Sachs zurück.
„Ich hoffe nur, dass wir uns auf diese tollen Störschilde der Dronai verlassen können. Ich traue diesen Kolonisten ehrlich gesagt nicht. Vielleicht wollen sie uns auch nur verarschen“, polterte ein Soldat in der ersten Reihe dazwischen.
Der Zenturio stöhnte verärgert auf. „Blödsinn! Natürlich kann ich nicht sagen, ob diese Schilde etwas taugen, aber ich verlasse mich auf die Angaben des Oberstrategos. Er wird schon wissen, was er tut.“
Es folgte ein lautes Gemurmel, das sich irgendwann zu einem aufgeregten Geschwätz verdichtete. Manilus Sachs brüllte ungehalten dazwischen und befahl den Legionären, endlich den Mund zu halten. Flavius hingegen starrte ins Leere, während seine Gedanken bei Eugenia und seiner Familie auf Terra waren.
„Ich werde nun noch auf ein paar wichtige Aspekte der kommenden Mission eingehen. Daher werden jetzt alle Klugscheißer hier den Rand halten. Wir können es uns nicht aussuchen und ich kann nur sagen, dass die Einnahme dieses Energieknotens äußerst wichtig für den Verlauf der Landungsoperation ist“, rief Sachs mit rauer Stimme.
Flavius lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schloss die Augen. Soeben hatte er beschlossen, nicht mehr zuzuhören, denn auf dem langen Flug zum Mars würde er alles noch tausendmal hören. Indes flog Flavius selbst davon - wenn auch nur in Gedanken - und schwebte schöneren Orten als dieser halbdunklen Vortragshalle entgegen. Im Geiste kehrte er ins sonnendurchflutete Vanatium zurück, wo er seine Eltern und Geschwister begrüßte. Dabei lächelte er still in sich hinein.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.