Alexander Merow
BEUTEWELT VII
Weltenbrand
Roman
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2015
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.deabrufbar.
Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag
Alle Rechte beim Autor
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
www.engelsdorfer-verlag.de
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Titel Alexander Merow BEUTEWELT VII Weltenbrand Roman Engelsdorfer Verlag Leipzig 2015
Impressum Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Alle Rechte beim Autor Hergestellt in Leipzig, Germany (EU) www.engelsdorfer-verlag.de
Der Dritte Weltkrieg
Grabenkämpfe
Glühende Landschaften
Hin und her
Die Welt ist eine Holozelle!
Verzweiflung und Zorn
Taktische Atomschläge
Wachsender Wahnsinn
Resignation
Unruhen in Nordamerika
Bröckelnde Allmacht
Nuklearer Amoklauf
Allah ist groß
Sie schlafen jetzt alle …
Sturm auf den Westen
Europas Erwachen
Vorstoß ins Ruhrgebiet
Wer hätte das gedacht?
Das letzte Kapitel
Ausblick
Der Aufstieg des Goldenen Reiches
Glossar
Weitere Romane
General Kohlhaas betrachtete den Horizont und sah einigen Vögeln zu, die langsam durch die Lüfte glitten. Hinter ihm standen ein Dutzend schwere Gunjin Panzer und drei mobile Geschütze, weiterhin einige Soldaten der Warägergarde, der Elitetruppe der Volksarmee. Etwas weiter entfernt hatten seine Männer ihr Lager aufgeschlagen. Alle warteten bereits seit mehreren Tagen auf eine Entscheidung des Oberkommandos.
Tschistokjows Soldaten hatten sich nach der atomaren Vernichtung Berlins wieder nach Osten zurückgezogen. Dieser Krieg hatte die nächste Stufe erklommen, das wusste Frank tief in seinem Inneren. Der Schrecken, der nun kommen würde, war nicht mehr aufzuhalten. Die Logenbrüder hatten seine Geburtsstadt mit einem furchtbaren Nuklearschlag vom Antlitz der Erde gefegt. Frank war noch immer schockiert und verstört aufgrund dieses barbarischen Aktes.
„Es war dir doch von Anfang an klar gewesen, oder?“, sagte er leise zu sich selbst. „Warst du tatsächlich so naiv, zu glauben, dass sie vor dem Einsatz von Atomwaffen zurückschrecken würden? Nein, Frank, du wusstest von Anfang an, dass sie es eines Tages tun würden.“
Über 3 Millionen Menschen waren in den Feuerstürmen der Atombomben verglüht, ganze Straßenzüge von der nuklearen Hölle verschluckt worden; große und kleine Häuser, schöne und hässliche Gebäude, Frauen, Kinder, Greise – der atomare Tod hatte keine Unterschiede gemacht und einfach alles ausgetilgt.
Frank ging noch einige Meter geradeaus, um für einen Moment ganz für sich zu sein. Niemand sollte ihn in diesem Zustand sehen, ihn, den „Achilles von Weißrussland“, den größten Helden der Volksarmee. Wie hatte ihn die Kriegspropaganda der Rus schon verherrlicht, seinen Mythos als unverwundbaren, furchtlosen Recken aufgebaut und genährt. Und das war jetzt der große „Achilles“, diese verunsicherte, depressive und müde Jammergestalt, die irgendwo in Ostdeutschland auf einer Wiese stand und nicht mehr ein noch aus wusste.
„Warum hast du mir dieses Leben gegeben, Gott?“, flüsterte er, den Blick zum Himmel gewandt. „Warum hast du mich in dieses Zeitalter der Finsternis geschickt? Was habe ich in meinen früheren Leben verbrochen, dass du mir das antun musstest?“
Kohlhaas dachte an seine geliebte Julia und seinen Sohn Friedrich, die sich im kleinen Dörfchen Ivas im fernen Litauen verkrochen hatten und darauf warteten, dass dieser Krieg mit all seinen alptraumhaften Schrecken weiterging. Und so wie sie zitterten Milliarden Menschen in allen Erdteilen, wissend, dass der Tod seine riesige Sense gerade erst erhoben hatte. Über kurz oder lang würde der atomare Gegenschlag folgen, denn Artur Tschistokjow würde niemals kapitulieren und konnte diesen Terrorangriff auch nicht ignorieren. Die Vernichtung Berlins war demnach nur der Auftakt zu einem Reigen des Entsetzens, der nun auf die unglückliche Menschheit wartete. Frank war felsenfest davon überzeugt und sein Instinkt hatte ihn bisher nur selten getäuscht.
Sein bester Freund, Alfred Bäumer, lag noch immer in einem Krankenhaus in Frankfurt an der Oder. Er hatte Berlin aufgrund einer Armverletzung verlassen müssen, was zugleich sein großes Glück gewesen war. Und auch Frank selbst hatte sich mit einigen seiner Trupps bereits aus der ehemaligen Hauptstadt Deutschlands entfernt gehabt, als die Atombomben eingeschlagen hatten. Sonst wäre auch er nicht mehr am Leben, sinnierte der General, während er von immer größerer Panik ergriffen wurde.
Nach einer Weile kehrte Kohlhaas schließlich wieder ins Lager zurück, um sich in seinem Kommandostand zu verkriechen. Was als nächstes passierte, konnte er lediglich erahnen; verhindern konnte er es jedoch nicht. Auch ein „Achilles von Weißrussland“ hatte nicht die Kraft, den ins Rollen gebrachten Stein noch aufzuhalten. Nein, dafür waren selbst die größten Helden zu schwach.
Artur Tschistokjow und der Führungsstab des Nationenbundes der Rus befanden sich inzwischen in einem Atombunker am Fuße des Uralgebirges, tief unter der Erde. Akira Mori, der japanische Außenminister, hatte den russischen Präsidenten um eine Unterredung gebeten. Er war sofort nach Russland geflogen, nachdem er die Nachricht vom Atombombenabwurf auf Berlin erhalten hatte. Mori machte keinen Hehl daraus, dass weder er noch Präsident Matsumoto wussten, wie sie auf die neue Situation reagieren sollten.
Nun redeten und diskutierten die Männer schon seit Stunden über das Für und Wider eines atomaren Gegenschlages. Matsumoto hatte Tschistokjow ausrichten lassen, dass Japan einen nuklearen Schlagabtausch mehr als alles andere fürchtete und keineswegs bereit war, sich auf das Spiel der Weltregierung einzulassen. Der russische Staatschef hingegen betonte, dass es jetzt notwendig war, dem Feind die eigene Entschlossenheit zu beweisen.
„Sie werden erst ruhen, wenn sie uns vernichtet haben. Das wird auch nicht der letzte Kernwaffenangriff des Weltverbundes sein, davon bin ich überzeugt. Wir müssen jetzt hart bleiben!“, meinte Tschistokjow verbittert, während ihn seine Getreuen und sein japanischer Gast verunsichert ansahen.
„Aber ein derartiger Wahnsinn ist doch keine Lösung“, bemerkte ein General der Volksarmee.
Der Anführer der Rus sah ihn an. „Was sollen wir denn tun? Warten, bis diese Verbrecher die nächsten Städte in Schutt und Asche legen? Sollen wir uns einfach abschlachten lassen, ohne uns zu wehren?“
„Ich weiß nicht, was wir tun sollen“, bemerkte Wilden resignierend und starrte an Tschistokjow vorbei. „Ich gebe es offen und ehrlich zu: Diesmal bin ich mit meinem Latein am Ende.“
Außenminister Mori saß mit versteinertem Gesicht auf einem Stuhl am anderen Ende des spartanisch eingerichteten Bunkerraumes. Er schwieg.
„Der einfache Bürger des Weltstaates, wie auch der einfache Bürger des Nationenbundes, hat kaum eine Ahnung, wer oder was unsere Feinde wirklich sind. Er weiß nicht, wie ihre führenden Köpfe denken und welche Dogmen und Doktrinen ihr Handeln bestimmen.
Diese Kräfte haben die Untugend zur Tugend erklärt, sie haben die Lüge zu ihrer Waffe gemacht und verehren sie als wirksames Kampfmittel gegen alle ihre Gegner. Wir sind jedoch die Eingeweihten, wir studieren ihre Pläne und Schriften seit vielen Jahren und haben ihre Teufelsfratzen schon lange hinter der Maske aus Verdrehung und Täuschung erkannt. Für diese Verbrecher sind wir nur die geborenen Sklaven, nichts weiter als Tiere, deren Tötung gemäß ihren Lehren nicht einmal eine Sünde darstellt.
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