Alexander Merow - Beutewelt VI. Friedensdämmerung

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Frank Kohlhaas kann endlich in Frieden leben. Der Bürgerkrieg zwischen Rus und Kollektivisten ist vorüber. Artur Tschistokjow hat Russland befreit und versucht, das kriegsgebeutelte Land wieder aufzubauen. Völlig unerwartet bieten ihm seine Todfeinde, die Logenbrüder, Friedensgespräche an. Während Frank Kohlhaas und viele andere Revolutionäre skeptisch bleiben, geht Tschistokjow ohne zu zögern auf die Versprechungen der Weltregierung ein. Ist der Revolutionsführer zum Verräter geworden?

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Alexander Merow

BEUTEWELT VI

Friedensdämmerung

Roman

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2014

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.deabrufbar.

Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag

Alle Rechte beim Autor

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

Inhalt

Cover

Titel Alexander Merow BEUTEWELT VI Friedensdämmerung Roman Engelsdorfer Verlag Leipzig 2014

Impressum Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.de abrufbar. Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Alle Rechte beim Autor Hergestellt in Leipzig, Germany (EU) www.engelsdorfer-verlag.de

Russischer Morgen

Friedensgespräche

Erholsame Tage

Tschistokjows neue Freunde

Ludwig Orthmann

Der gekaufte Anführer?

Krieg ist Frieden

Gegen uns!

Ende der Vorstellung

Gesegnetes Armageddon

Hacker und Hetzfilme

Noch eine halbe Stunde…

Auf deutschem Boden

Berliner Luft

Eskalation

Tabubruch

Glossar

Weitere Romane von Alexander Merow

Russischer Morgen

Mit einem verhaltenen Gähnen ließ sich Frank auf dem Sofa im Wohnzimmer nieder. Müde sah er aus dem Fenster, dann lehnte er den Kopf zurück und schloss für einen Moment die Augen. Kohlhaas fühlte sich vollkommen ausgelaugt und erschöpft, seine Glieder waren schwer wie Betonpfeiler und er sehnte sich schon wieder nach Schlaf, obwohl er bereits den halben Tag im Bett verbracht hatte.

„Ich trinke ein Bier und schaue ein wenig fern. Dann lege ich mich wieder auf’s Ohr“, dachte sich der General. Frank griff nach der Fernbedienung auf dem Wohnzimmertisch.

Seine Frau Julia kam kurz ins Zimmer; sie lächelte. „Aber bei dem einen Bier sollte es heute auch bleiben, Schatz“, sagte sie.

„Bier beruhigt“, brummte Frank.

„Schon gut, aber bitte achte darauf, nicht zu viel zu trinken, ja?“, gab Julia zurück.

„Mein Arzt sagt, dass ich Ruhe brauche. Der hat mir deshalb ‘ne Menge Bier verschrieben“, meinte Kohlhaas mit einem müden Grinsen.

„Was für ein Arzt?“ Sie verdrehte die Augen.

„Wenn ich einen hätte, dann würde er mir wohl Bier verschreiben“, merkte Frank an.

„Klar, Herr General!“ Julia drückte ihm einen Kuss auf die Wange und ging wieder aus dem Raum heraus.

„Ich bin mal kurz im Dorf unterwegs“, rief sie, um dann das Haus zu verlassen.

„Ja, bis gleich …“, murmelte Frank kaum hörbar vor sich hin, während er den Fernseher einschaltete und apathisch ins Leere glotzte.

„Russland wäre zum Ausgangspunkt einer weltweiten Kollektivierung geworden, ein Alptraum, den man kaum in Worte fassen kann. Es ist allein der Freiheitsbewegung zu verdanken, dass dieser letzte, tödliche Schlag gegen unser Volk verhindert worden ist. Die beiden Mordinstrumente, Kapitalismus und Kollektivismus, mit denen die Logenbrüder Russland und Europa angegriffen haben, haben wir ihnen aus den Klauen gerissen. Die internationalen Völkervergifter sind an Artur Tschistokjow und am Widerstandsgeist des russischen Volkes gescheitert.

Was noch an kollektivistischer Organisation übrig ist, das werden wir in naher Zukunft restlos zerschlagen haben. Der Nationenbund der Rus wird zum gesunden Herzen eines neu belebten Europas werden. Dieses Herz hat jetzt zu schlagen begonnen …“

Frank schaltete um und stieß ein genervtes Stöhnen aus, die schmetternde Stimme eines Funktionärs der Freiheitsbewegung verstummte. Inzwischen gab es nur noch fünf Fernsehprogramme, die zusammen das von den Rus kontrollierte Staatsfernsehen bildeten.

„… die größte Arbeitsoffensive in der Geschichte der Menschheit! So nannte Regionalleiter Karow die Aufbaumaßnahmen der revolutionären Regierung unseres Volksführers Artur Tschistokjow. Rund um Smolensk wurden in den letzten zwei Wochen gleich vier neue Maschinenwerke eröffnet. Regionalleiter Karow beurteilt die Situation …“

Ungehalten trommelte Kohlhaas mit den Fingerspitzen auf der Platte des Wohnzimmertisches herum, während er erneut umschaltete. Das blasse Gesicht eines jungen Mannes mit rotblondem Haar erfüllte den Bildschirm.

„Ich war drogenabhängig, hatte keine Ausbildung, keine Arbeit, überhaupt nichts. Ich war verloren, wie so viele junge Russen und Ukrainer. Zuerst hatte ich in meiner Verzweiflung bei den Kollektivisten Halt gesucht, doch da hatte ich schnell gemerkt, dass Uljanin ein Lügner war. Die schwarz-roten Verbrecher versuchten, uns zum Hass auf unser eigenes Volk anzustacheln. Das konnte nicht der richtige Weg sein, das ist mir dann irgendwann klar geworden.

Und eines Tages, ja, da sah ich ein Video über Artur Tschistokjow im Internet. Es war wie ein Geistesblitz, ich kann es nur schwer beschreiben. Als hätte mir eine höhere Macht die Augen geöffnet. Alles wurde mir auf einmal klar, meine Bestimmung …“

Der Bildschirm wurde wieder schwarz, die Fernbedienung landete mit einem leisen Klackern auf dem Wohnzimmertisch.

„Ich will nichts mehr davon hören!“, brummelte der General in sich hinein.

Frank öffnete die Bierflasche und nahm einen kräftigen Schluck. Er genoss das kühle Nass, das seine Kehle hinunterlief. Die Flasche leer saufen und dann einfach weiter pennen, dachte er sich. Den Fernseher ausgeschaltet lassen, all den Mist verbannen. Endlich Frieden – das wäre wundervoll.

Der Bürgerkrieg tobte noch bis Mitte des Jahres 2042. Dann hatte die Volksarmee der Rus auch die letzten Widerstandsnester der Kollektivisten im Osten Russlands und in der Ukraine eingenommen. Am Ende dieses gewaltigen Ringens war die KVSG endgültig zerschlagen worden. Inzwischen hatte Artur Tschistokjow seinen Regierungssitz nach St. Petersburg, der neuen Hauptstadt des Nationenbundes der Rus, verlegt und Tausende von Arbeitern waren mit dem Bau eines gewaltigen und prunkvollen Präsidentenpalastes beschäftigt. Der ehemalige Gassenrevolutionär aus Weißrussland herrschte nun über ein riesiges Gebiet mit etwa 150 Millionen Einwohnern, das sich vom Baltikum bis zum Ural und der Küste des Schwarzen Meeres ausdehnte. Tschistokjow war in den letzten Jahren von einem einst verlachten Dissidenten und Rebellenführer zu einem unabhängigen Herrscher aufgestiegen.

Jetzt setzte er alles daran, seine Versprechen vom Wiederaufbau Russlands wahr werden zu lassen. Der neue Machthaber des Nationenbundes hatte bereits gewaltige Bauprojekte beginnen lassen, als der Bürgerkrieg noch an den Grenzen Russlands tobte. Zahlreiche Industrieanlagen wurden nun nach und nach wiedereröffnet, Dörfer und Gehöfte neu gegründet und die Jugend in seinem Sinne erzogen.

Mittlerweile verfügte Artur Tschistokjow über enorme Ressourcen an Bodenschätzen und Rohstoffen, die er für den Wiederaufbau seines Landes verwendete. Die vom Bürgerkrieg verursachten Schäden wurden behoben und das Arbeitsbeschaffungsprogramm der Freiheitsbewegung verschaffte Millionen Russen bereits nach wenigen Monaten wieder Lohn und Auskommen, was Tschistokjows Beliebtheit beim Volk nicht nur steigerte, sondern eine regelrechte Euphorie auslöste.

Innerhalb der Grenzen des Nationenbundes lebten inzwischen nur noch Russen und andere Europäer. Alle sonstigen Fremden hatte Tschistokjow ausweisen und umsiedeln lassen, so wie er es schon vor Jahren angekündigt hatte.

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