Albrecht Gralle
Chefvisite
Die unerwartete Rückkehr des Auferstandenen
Roman
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.deabrufbar.
ISBN 978-3-96140-004-1
© 2017 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers
Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers
Titelgrafik: Dietmar Reichert
Satz: Brendow Web & Print, Moers
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2017
www.brendow-verlag.de
Cover
Titel Albrecht Gralle Chefvisite Die unerwartete Rückkehr des Auferstandenen Roman
Impressum Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-96140-004-1 © 2017 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers Titelgrafik: Dietmar Reichert Satz: Brendow Web & Print, Moers E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2017 www.brendow-verlag.de
Teil I – Fahren Teil I
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Teil II – Gehen
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Teil III – Sitzen
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Teil IV – Aufstehen
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Nachbemerkung
Weitere Bücher
Teil I
Wir fuhren von Tel Aviv nach Jerusalem mit einem Leihwagen. Ein guter Freund von uns heiratete dort, und wir waren zur Hochzeit eingeladen. Vor ungefähr zwanzig Jahren waren meine Frau und ich schon einmal in Israel gewesen. Ich war gespannt, wie sich das Land verändert hatte.
Tel Aviv wie eh und je: eine moderne internationale Stadt mit allem, was dazugehört. Pulsierendes Leben. Inzwischen waren eine Menge Hochhäuser dazugekommen und die latente Angst vor Anschlägen. Dann: Jerusalem. Geschäftig, durchweht von Geheimnissen. Die Altstadt: eng und laut und voller Gerüche.
An einem Schabbat, Ende September, geschah es. Eine mörderische Hitze lastete tagsüber auf der Stadt, obwohl die heiße Zeit ja schon vorbei war. Ich konnte nicht schlafen, und da unser Freund in der Nähe des Ölbergs wohnte, stand ich auf, um mir die Beine zu vertreten und etwas kühle Luft zu genießen. Natürlich nahm ich den Schlüssel mit und schloss die Haustür ab. In Israel musste man mit allem rechnen.
Es war nicht mehr ganz dunkel, der Himmel hatte eine fahle Färbung angenommen, und ich konnte in dem Dämmerlicht den Weg schon gut erkennen. Hinter einer Wolkenbank ahnte ich den Sonnenaufgang. Die Luft fühlte sich angenehm kühl an, eine Wohltat nach der schweißtreibenden Nacht.
Ich ging den Trampelpfad, der neben dem Haus vorbeiführte, nach oben. Ein paar Hunde jaulten um die Wette, und eine Polizeisirene schrillte weit entfernt durch die Stadt.
Inzwischen war es heller geworden. Plötzlich blieb ich stehen, ich hatte ein Geräusch gehört und versteckte mich hinter einer der wild wachsenden Akazien.
Da sah ich einen Mann den Berg herabkommen. Ich traute meinen Augen nicht. Er war vollkommen nackt. Vor einem der Häuser blieb er stehen, öffnete ein Tor und nahm sich von einer Wäscheleine eine Hose und ein Hemd herunter, die er in aller Ruhe anzog.
Als er weiterging, sah ich, dass auf der Leine nichts fehlte.
Ich zwinkerte mit den Augen. Vielleicht hatte ich mich auch getäuscht.
Der Mann ging jedenfalls weiter und kam direkt auf mein Versteck zu. Ich wich zurück und bekam Angst.
Er blieb vor mir stehen und sagte: „Du brauchst keine Angst zu haben! Wahrscheinlich wunderst du dich, woher ich komme, was? Ein nackter Mann, der vom Ölberg heruntersteigt! Und ich kann übrigens nicht nur Brote vermehren, sondern auch Hosen und Hemden.“
„Ja“, nickte ich, „ich habe mich … ahm … gewundert“, und überlegte fieberhaft, wie ich möglichst schnell von hier verschwinden könnte. Gleichzeitig hielt mich irgendetwas fest. Ich war erstaunt, dass er Deutsch mit mir sprach. Und seine Stimme war so freundlich und gleichzeitig sehr bestimmend und präzise, eine seltsame Mischung. Seine Augen blickten mich an, als hätte er sich seit zwanzig Jahren nach mir gesehnt und wäre froh, mich endlich zu treffen. Meine Angst verschwand.
„Es war mal wieder soweit“, fuhr er fort. „Ich bin zurück.“
„Aha“, sagte ich und setzte gleich hinzu: „Und woher … woher kommen Sie?“
„Du kannst mich duzen“, sagte er lächelnd. „Ich heiße Jeschua.“
Ich stellte mich mit Oliver Sanders vor und wiederholte meine Frage: „Also, woher kommst du?“
Er deutete nach oben. „Aus dem Himmel, obwohl er ja nicht oben ist. Er ist um uns herum und liegt gleich um die Ecke. Die ganze Erde ist ja erfüllt mit seiner Herrlichkeit.“
„Aus dem Himmel“, wiederholte ich nicht gerade geistreich und blickte auf seine nackten Füße. „Ist es nicht ein bisschen steinig, hier barfuß zu gehen?“
„Oh, das macht mir nichts“, wehrte er ab. „Ich habe keinen zerbrechlichen Körper mehr. Das war nur beim ersten Mal so. Ich kann auch durch Wände gehen, wenn es sein muss. Dieser Körper ist eine deutliche Verbesserung. Du wirst selbst einmal so einen erhalten, wenn du auferstehst und eintauchen wirst in die vollkommene Freude! Keine Kopfschmerzen, keine Gicht, kein Rheuma, kein Durchfall und nie mehr Muskelkater.“
Ich blickte ihn an, und in seinem Blick lag so viel Freude und Zuwendung, dass in mir der Verdacht aufstieg, es könnte tatsächlich Jesus sein. Zumindest war Jeschua die hebräische Form davon.
„Du bist …?“, fragte ich vorsichtig weiter.
„Ja, ich bin es. Gehen wir in die Altstadt. Ich mag die Atmosphäre, wenn die Stadt erwacht und man den ersten Kaffee zusammen trinkt.“
Er ging tatsächlich völlig entspannt über den Schotter. Als ob er Hobbit-Füße hätte mit einer dicken Hornschicht unter der Fußsohle.
„Darf ich dich mal … anfassen?“, fragte ich.
„Bitteschön.“
Ich berührte vorsichtig seinen Unterarm. Er fühlte sich deutlich wärmer an als 37 Grad, und es war mir, als ob etwas wie eine sanfte Kraft durch meine Finger floss.
„Da kommt kein Messer durch, keine Kugel, nicht einmal eine Atomexplosion könnte diesem Körper etwas anhaben“, sagte Jeschua.
Ich strich über seinen Bart, und er knisterte, als ob er elektrisch aufgeladen wäre.
„Es fühlt sich nach sehr viel Kraft und Energie an“, sagte ich.
„Es wird gesät in Schwachheit und wird auferstehen in Kraft“ , zitierte er und fügte hinzu: „Wenn ich will, kann dieser Körper so hart wie ein Diamant werden oder so durchlässig wie Radiowellen.“
Als wir in die engen Gassen Jerusalems eintauchten, fingen die Händler gerade an, ihre Waren auszubreiten. Eine Gruppe von jungen Männern hing vor einem großen Gebäude herum. Vielleicht suchten sie Arbeit. Hinter einer Biegung sahen wir ein Café. Ein Mann mit einem dünnen Kinnbart und einem Burnus um den Kopf nickte uns zu und winkte uns heran.
Jeschua sprach mit ihm arabisch und bestellte uns zwei Tassen Kaffee und eine Schale mit Nüssen. Ich blickte auf die Uhr. Es war kurz vor sieben.
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