1. Auflage März 2017
Copyright © 2016 by Edition Roter Drache
Edition Roter Drache, Holger Kliemannel, Haufeld 1, 07407 Remda-Teichel
edition@roterdrache.org; www.roterdrache.org
© Titelbild & alle Bilder: Joerg Schlonies. www.dojoerch.de
© Text: Katharina F. Bode
Buch- & Umschlaggestaltung: Edition Roter Drache
Lektorat: Daniel Huster
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2018
Alle Rechte vorbehalten.
Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form (auch auszugsweise) ohne die schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert, vervielfältigt oder verbreitet werden.
ISBN 978-3-944180-86-1
Cover
Titel
Impressum 1. Auflage März 2017 Copyright © 2016 by Edition Roter Drache Edition Roter Drache, Holger Kliemannel, Haufeld 1, 07407 Remda-Teichel edition@roterdrache.org ; www.roterdrache.org © Titelbild & alle Bilder: Joerg Schlonies. www.dojoerch.de © Text: Katharina F. Bode Buch- & Umschlaggestaltung: Edition Roter Drache Lektorat: Daniel Huster E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2018 Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form (auch auszugsweise) ohne die schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert, vervielfältigt oder verbreitet werden. ISBN 978-3-944180-86-1
I. Es tickt nicht richtig
1. Der verbo(r)gene Schlüssel zum Königreich
II. Meuterei in Riechweite
2. Razzles Bibliothek der Wunder
III. Schwesterchen Angst und Brüderchen Mut
3. Der Waldtroll & die blaue Borke
IV. Auf dem Pfad der Geschichte
4. Der Goldkobold
V. Das Geschick, ein Blatt zu wenden… … man drehe es einfach um
5. Guinees Gastgeschichte
VI. Nach dem Bevor-Dessert
6. Sir Pigham und seine Schinkenschweine
VII. Wurmsitting für Dünnbrettbohrer
7. Kleiner Drache Naseweis
VIII. Sir Sedrick Blake R. – Lord Admiral Ihrer Majestät
8. Sir Sedricks Zeitreisetrick
IX. Expedition ins Zeitreich
9. Der Elventarnplan
X. Luftnot, Teigflut und Verstopfung
10. Mein Ticktacktanz für Königin Mab
Epilog: Das Ende vom Anfang
Danksagung der Autorin
Die Autorin
Der Künstler
Weitere Bücher
Die Gräser wogten so hoch, dass sie den einsamen Reiter beinahe gänzlich verschluckten. Lediglich der Zipfel einer Mütze ragte aus den weiten Feldern empor. Der Rittwind ließ die Halme rascheln, und das Gespann hätte wohl bald einen jeden davon hinter sich gelassen, doch der Reiter und sein Tier hatten es nicht eilig.
Die Rennschnecke glitt über den trockenen Acker hinweg und benetzte ihn mit einem Sekret, das ihn besser nähren würde als jeder Regenguss. Der Schneckenreiter saß in seinem gepolsterten Sattel und las ihr im hellen Schein der Sonne aus seinen Aufzeichnungen vor. „Spannender als jede Streckbank, was, mein Junge? Globoli? Hörst du mir überhaupt zu?“
Globoli verdrehte die Augen, so dass sich seine Tentakel umeinander wickelten. Schließlich hatte er den Reiter treu und loyal in jedes dieser Abenteuer begleitet, was ihn jedoch nicht davon abhielt, ihm alles noch einmal zu erzählen.
Immerhin wirkte sich das sanfte Grollen seiner Stimme in Vibrationen durch die Schale ihres Hauses hindurch mild massierend auf ihren Rücken aus.
„Einst war das alles hier noch karge Fläche, bis starke Winde über die Berge fegten …“ Der bärtige Reiter wies auf die Hügellandschaft in ihrem Rücken. „… und Samen in ihren Taschen mit sich führten.“
Nicht schon wieder die Entstehungsgeschichte der Windhosen, dachte die Schnecke. Sie schmatzte, als sie in nicht allzu ferner, nun ja, Entfernung eben eine schiefe Backsteinmauer ausmachte, die in einem weiten Kreis ihr Ziel umschloss: Clockville, die Stadt der Uhren.
Sollte der alte Mann nur weiter vor sich hin schwelgen, sie würde jetzt ihrer Art alle Ehre machen und einen Zahn zulegen. Und das, obwohl sie selbst über keinen einzigen verfügte.
Die Schnecke gluckste und beschleunigte, dass es dem Reiter fast die Mütze vom weißen Haar geweht hätte. Es bauschte sich um seine Schläfen wie Zuckerwatte, während ihn sein Untersatz in Schneckeseile immer näher an ein großes hölzernes Stadttor heranbrachte. Im Rittwind schaukelte der Duft von vollem Korn und einer Prise Sonnenstrahl dahin. Er kitzelte die beiden in den Nasen, bis die Schnecke vor dem Tor stoppte. Mit Mühe unterdrückte sie ein Niesen.
Der Reiter stieg vom Sattel in die klimpernden Bügel und schließlich vollends ab. Er strich sich über den bauschigen Bart, griff nach seinem Wanderstab und blickte sich um. Unter seinen Lederstiefeln knirschte der sandige Boden, als er einen Schritt vortrat und sich noch einmal wie ein Kreisel um sich selber drehte. Er machte einen weiteren Schritt auf das Tor zu und pochte mit dem Wurzelknauf des Stabs dagegen. Das Pochen klang dumpf, bevor der angelehnte linke Flügel knarzend einen Spaltbreit nach innen schwang.
Wieder griff sich der Schneckenführer in den Bart, rollte seine Mützenkrempe auf und schob den Kopf so weit durch den Torspalt, dass er gerade eben um die geschlossene Seite herum spähen konnte. „Seltsam.“
Der Alte schnalzte mit der Zunge, und Globoli folgte schleimend.
Das vertraute Schmatzen im Rücken raffte der Reiter seine Röcke und schlüpfte in die Stadt hinein. Er sah in die leerstehenden Wachhäuschen links und rechts und schüttelte den Kopf. „Sehr, sehr seltsam.“
Unter seinen Füßen veränderte sich die Konsistenz des Bodens von sandig-erdig zu kopfsteingepflastert und ließ ihn jede raue Kante durch die Sohlen seiner Stiefel spüren. Der Schnecke musste es bei ihrem nackten Bauch ganz ähnlich gehen.
Als die beiden ihre Augen hoben, entrollten sich vor ihnen leicht ansteigende, krumme Pfade, die sich zwischen den verwinkelten Fassaden der Stadt hindurch schlängelten und in sämtliche Richtungen abzuzweigen schienen. Hinter mancher Ecke erhoben sich zudem Uhren jeglicher Form und Farbe. Manche hingen anstelle von Glocken in Türmen, waren golden und schwer. Andere sahen wie überdimensionale, hölzerne Kuckucksuhren aus und ließen träge ihre Pendel hängen.
„Wirklich mehr als merkwürdig“, murmelte der Schneckenreiter. Und tatsächlich schien es sonderbar still und leblos in der Stadt zu sein. Trotz all der Uhren ringsum erfüllte nicht das kleinste Ticken die Sträßchen.
Da spitzte Globoli die Innenohren. Unter Anstrengung versuchte er es noch ein wenig stärker und meinte beinahe die Organe nach außen klappen zu spüren, als er endlich begann etwas zu hören. Zumindest nahm er es an. Er wiederholte das Prozedere, bis er glaubte jeden Tentakelblick platzen zu müssen. Da war doch eindeutig ein Laut. Mehrere sogar. Er bog einen Tentakel treppenstufenförmig und deutete damit um eine Ecke voraus.
Ein heiseres Scheppern und Poltern stahl sich nun auch an das gealterte Gehör seines Begleiters und wurde immer deutlicher vernehmbar, je mehr sich dieser darauf konzentrierte. Der zum Wanderer verwandelte Reiter setzte sich wieder in Bewegung und lenkte seine Schritte dem leisen Lärm entgegen, der schon bald nicht mehr ganz so leise klingen wollte.
Sie folgten den Geräuschen immer der zunehmenden Lautstärke nach durch die Schlingen und Windungen der Wege. Schiefe Häuser säumten sie zu beiden Seiten. Teils handelte es sich um strohgedeckte Fachwerkhäuser, teils schienen sie in ihrer Steinbauweise noch deutlich älteren Epochen zu entspringen. Eine Gemeinsamkeit bestand jedoch in den Holzzierleisten, die eine Vielzahl von ihnen aufwies. Stellenweise erweckte es den Eindruck, als seien verschiedene Behausungen einfach übereinander gestapelt worden. In schiefen Türmen unterschiedlicher Stilrichtung schraubten sie sich wie aufrecht stehende Flickenteppiche dem Himmel entgegen. So stand es jedenfalls zu vermuten, denn die zusammengewürfelten Wohnhäuser wuchsen so hoch und beugten sich derart weit über die Straßen, dass sie beinahe aneinander stießen und vom Himmel kaum etwas zu sehen ließen. Genauso wenig konnten Reiter und Schnecke daher ahnen, wohin sie ihr Weg letztendlich führen würde.
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