Mathias Kopetzki - Diese bescheuerte Fremdheit in meiner Seele

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Diese bescheuerte Fremdheit in meiner Seele: краткое содержание, описание и аннотация

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Mathias wächst in den siebziger Jahren in einem ­kleinen Örtchen in Niedersachsen auf. Als er mit fünf Jahren durch Zufall erfährt, dass er adoptiert wurde, ist das zwar eine Erklärung für sein »exotisches« Aussehen, doch die Geschichte seiner Herkunft bleibt weiterhin ein großes Rätsel. Auf verschiedene Weise gelingt es ihm, sich gegen rassistische Ressentiments und offene Angriffe zu behaupten. Auch als Erwachsener widerfahren ihm zuweilen absurde Erlebnisse, in denen er als Projektionsfläche für fremdenfeindliche Ängste, Vorurteile oder Sehnsüchte herhalten muss. Kann die Begegnung mit der leiblichen Herkunft Abhilfe schaffen?
Mit viel Humor, Sensibilität und Offenheit erzählt ­Mathias Kopetzki seine berührende und spannende Geschichte, berichtet von Fremdsein und Selbstbehauptung, vom Kampf und vom Loslassen und der jahrelangen Suche nach Identität.

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Für M Struktur 1 Titelseite 2 Impressum 3 Widmung Für M 4 - фото 1

Für M.

Struktur

1 Titelseite

2 Impressum

3 Widmung Für M.

4 Inhaltsverzeichnis Struktur 1 Titelseite 2 Impressum 3 Widmung Für M. 4 Inhaltsverzeichnis 5 Vorspann 6 Textanfang 7 Seitenzahlen im gedruckten Buch

5 Vorspann Wo bist du? Und wenn ich dich finde: Werde ich mich finden? Wer bist du? Und wo in mir hast du dich versteckt? Pubertätsgedicht von Omar Ali Ben Salem Ich habe nichts gegen Fremde. Einige meiner besten Freunde sind Fremde. Aber diese Fremden da sind nicht von hier! Methusalix in »Asterix – Das Geschenk Caesars«

6 Textanfang

7 Seitenzahlen im gedruckten Buch

Inhalt

1 Traumhaus und Glupschaugen

2 Streuselkuchen mit Nachschlag

3 Im Auftrag des Kalifen

4 Hatatitla in Hude

5 Schuhcreme und Pampelmusen

6 Nazi mit Samenerguss

7 Spiegeleier ohne Mama

8 Skateboards und Datteln

9 Hüpfende Lineale

10 Himmelfahrtskommando

11 Gene und Glockenspiel

12 Große Klöten

13 Mulattenhuder

14 Wassereis und Ranzen

15 Im Seelöwengehege

16 Schwein mit Cordhose

17 McEnroes Sohn

18 Prinzessin vom Plattensee

19 Tinnitus mit Haaren im Arsch

20 Kuss auf die Stirn

21 Nur Türken pinkeln auf Mopeds

22 Otthusen und die »Brother Deluxe«

23 Eingemauert an der Ostsee

24 Kaffee, der nicht schmeckt

25 Zerbrochenes Holz

26 Omar Ali Ben Salem

27 Kanak Power

28 Gib’s mir, Moslem!

29 Auferstehung der Toten

30 Currywurst im Volvo

31 Sindbad und Esmeralda

32 Epilog

33 Über den Autor

34 Impressum

Wo bist du?

Und wenn ich dich finde: Werde ich mich finden?

Wer bist du?

Und wo in mir hast du dich versteckt?

Pubertätsgedicht von Omar Ali Ben Salem

Ich habe nichts gegen Fremde.

Einige meiner besten Freunde sind Fremde.

Aber diese Fremden da sind nicht von hier!

Methusalix in »Asterix – Das Geschenk Caesars«

Traumhaus und Glupschaugen

Ich war fünf Jahre alt, als Steffen mir die Unschuld raubte.

Er ließ keinen Stein auf dem anderen und hinterher (um es mal pathetisch auszudrücken) war so ziemlich gar nichts mehr wie zuvor. Aber das begriff ich erst einige Zeit später.

Wir schrieben das Jahr 1978, und Steffen, mein zehnjähriger Bruder, war schlecht gelaunt. Er hatte sich mit seinen Freunden gestritten, was einigermaßen oft vorkam, und meist war das auch gleichbedeutend mit dem Ende ihrer Freundschaft.

Steffen, schon damals ein blonder Sonnyboy, den alle liebten, weil er gute Witze riss und einen einnehmenden Charme besaß, ein dünner Schlaks mit dicker Hornbrille, aber einem Zahnpastalächeln, das Felsbrocken erweichen ließ, hatte nämlich einen immensen Freundeverschleiß.

Die wenigen Tage jedoch zwischen diesen oft nur ein oder zwei Wochen dauernden »Freundschaften« hatten es wahrlich in sich. Da verzog sich mein Bruder sofort nach der Schule, ohne sein Mittagessen auch nur anzurühren, auf den Dachboden, wo der größte Teil seiner Spielsachen lagerte, und war für die kommenden Stunden nicht eine Millisekunde lang ansprechbar.

Falls man dann aber doch einmal gegen diese unausgesprochene »Steffen-auf-gar-keinen-Fall-ansprechen-Klausel« verstieß, und sei es auch nur, um ihn ein wenig zu trösten, bekam er umgehend einen Wut- und Heulanfall, aus dem die Worte: »Könnt ihr mich nicht alle mal in Ruhe lassen!« mehr schlecht als recht herauszuhören waren, und stürzte in die nächste freie Ecke, in der er dann die kommenden Stunden nahezu unbewegt kauerte. Mit dem Gesicht zur Wand, gern noch zusätzlich bedeckt von Teppichen, Handtüchern oder ähnlichem Weichkram, welcher weitere Annäherungen an ihn komplett verhinderte.

Eigentlich hatte ich ja schon gelernt, dass ich ihm in solchen Stimmungen besser nicht begegnete, aber da gab es etwas, das war stärker: Ich wollte ran an die Puppen. Steffen besaß nämlich ein mehrstöckiges Barbie-Traumhaus mit voller Ausstattung, größer als ich, welches er sich von dem Geld, das er von den zahlreichen Verwandten zu seiner Kommunionsfeier geschenkt bekommen hatte, im letzten Jahr gekauft hatte. Es war sein ganzer Stolz, sein meistgehüteter Schatz, der wie ein Altar im Zentrum des staubigen Dachbodens prangte – aber seltsamerweise eines seiner wenigen Besitztümer, die er den wechselnden Freundesgruppen akribisch vorenthielt.

In dieser rosa Villa wohnten nicht nur Ken und Barbie, sondern auch ihre Schwester Skipper, ihre Kusine Francie und die Zwillinge Tutti und Todd, die selbstverständlich alle ihr eigenes Zimmer besaßen. Das faszinierte mich ganz besonders, da wir drei Brüder uns im richtigen Leben zwei kleine Zimmerchen im Obergeschoss mit Dachschräge teilen mussten.

Axel, mein größter Bruder, neun Jahre älter als ich und damit stolze pubertierende vierzehn (also ein »Halbstarker«, wie mein Papa das gerne abschätzig formulierte, obwohl dieser Ausdruck schon damals etwas aus der Mode gekommen war), durfte das sechs Quadratmeter umfassende kleine Zimmer allein frequentieren und Steffen und ich zu zweit das große (acht Quadratmeter).

Ansonsten gab es eigentlich nicht so viele Gründe, warum ich unbedingt an Barbies Plastikvilla ran wollte, mit seinen langweiligen Bewohnern, diesen unförmigen Gummigeräten, die nicht einmal richtig sitzen konnten.

Außer, dass ich grundsätzlich mit Sachen spielen wollte, mit denen mein bewunderter großer Bruder gerade spielte. Und sei es auch nur mit dämlichen Puppen, die mich ansonsten herzlich wenig interessierten.

Ich schlich mich also auf Socken über die ausgefahrene Schiebeleiter auf den Dachboden und versuchte, keine Geräusche dabei zu machen, als ich mich von hinten an Steffen heranpirschte.

Der kniete etwa zwei Meter von der Luke entfernt auf dem knarzenden Holzboden und versank gerade mit seinem Oberkörper, vor sich hin murmelnd, im geräumigen Puppenhaus.

Ich beobachtete ihn von hinten, still auf eine Gelegenheit wartend, wenn schon nicht mit Ken, Barbie oder deren »großen« Verwandten, dann doch wenigstens mit einem ihrer Kinder, den Zwillingen Tutti und Todd, eine Zeitlang herumspielen zu dürfen, ohne eigentlich genau zu wissen, was ich mit denen überhaupt anfangen sollte.

Steffen, in sein Spiel vertieft, brabbelte in aller Seelenruhe in unterschiedlichen Stimmlagen, die er seinen Püppchen zuteilte. Doch so sehr ich mich auch bemühte, ich konnte keine vollständigen Worte, geschweige denn Sätze heraushören.

Nach einer Weile begriff ich, dass das Puppenpärchen in der Küche wohl gerade Essen für die versammelte Familie kochte und sich angeregt über die Zutaten unterhielt – was umso skurriler war, da Steffen ja gerade auf sein eigenes Essen verzichtet hatte.

Ich, ein Allesvertilger, dem Appetitlosigkeit völlig fremd war, der sich aber nicht ansatzweise für das Zustandekommen von Mahlzeiten interessierte, hatte plötzlich das immer heftiger werdende Verlangen, Steffen, Barbie und Ken beim Kochen behilflich zu sein.

Fast hätte ich meinen Arm ausgestreckt und ihm einfach in die Küche gegrapscht, mitten hinein in den Herd und die kleinen Töpfe, aber im letzten Moment konnte ich mich gerade noch zusammenreißen. Die Zeit war noch nicht reif.

Ich übte mich weiter in Bewegungslosigkeit, tatenlos wie eine Sphinx hockte ich hinter seinem Rücken, obwohl es mir zunehmend schwerfiel. Ich hatte dabei das sichere Gefühl, dass mein Bruder mich bisher noch nicht bemerkt hatte.

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