Mathias Kopetzki - Diese bescheuerte Fremdheit in meiner Seele

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Diese bescheuerte Fremdheit in meiner Seele: краткое содержание, описание и аннотация

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Mathias wächst in den siebziger Jahren in einem ­kleinen Örtchen in Niedersachsen auf. Als er mit fünf Jahren durch Zufall erfährt, dass er adoptiert wurde, ist das zwar eine Erklärung für sein »exotisches« Aussehen, doch die Geschichte seiner Herkunft bleibt weiterhin ein großes Rätsel. Auf verschiedene Weise gelingt es ihm, sich gegen rassistische Ressentiments und offene Angriffe zu behaupten. Auch als Erwachsener widerfahren ihm zuweilen absurde Erlebnisse, in denen er als Projektionsfläche für fremdenfeindliche Ängste, Vorurteile oder Sehnsüchte herhalten muss. Kann die Begegnung mit der leiblichen Herkunft Abhilfe schaffen?
Mit viel Humor, Sensibilität und Offenheit erzählt ­Mathias Kopetzki seine berührende und spannende Geschichte, berichtet von Fremdsein und Selbstbehauptung, vom Kampf und vom Loslassen und der jahrelangen Suche nach Identität.

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Ich war zufrieden mit meiner wasserdichten Argumentationskette, doch meine Mama hatte von Wort zu Wort entsetzter gewirkt.

Ich spürte, dass sie schwer um ihre Fassung rang. Sie holte das Brillenetui aus ihrer Handtasche hervor und wedelte sich Luft zu.

»Also, erstens«, stellte sie fest, nachdem sie eine Weile wieder mal die richtigen Worte gesucht hatte, »siehst du nicht aus wie ein Neger. Ganz und gar nicht. Die sind viel brauner als du. Das, was Steffen da gesagt und getan hat, war sehr gemein, und das solltest du so schnell wie möglich vergessen. Mag sein, dass deine … diese …« Sie ruderte mit den Händen in der Luft herum, als müsste sie sich die korrekte Formulierung regelrecht herbeiwinken. Dann hatte sie es geschafft. »… also die Menschen, die dafür gesorgt haben, dass du zur Welt kamst«, fuhr sie fort, »und die dir vielleicht auch ein ganz klein wenig ähnlich sehen, aus einem anderen Land kommen als diesem, aber …« Sie machte eine Pause, atmete langsam ein und dann schnaufend wieder aus. »Aber wir wissen es nicht. Damit müssen wir alle leben. Und außerdem …« Jetzt sah sie mir erneut tief in die Augen, »möchte ich nie wieder, dass du diese Menschen deine Eltern nennst. Nie wieder. Hast du mich verstanden? Wir sind deine Eltern. Wir sind Mama und Papa. Da gibt es keine anderen!«

Ich hatte die Hälfte der Capri-Sonne ausgetrunken, mich eben mit dem ekelhaften Kirschgeschmack so halbwegs arrangiert, als diese Worte meiner Mama in meine Ohren drangen und dort geradezu schepperten. Sie hatten Gewicht, diese Worte, bleiernes Gewicht, das spürte ich. Sie klangen wie die, die ich im Gottesdienst hörte, in den meine Eltern mich seit einigen Wochen immer sonntags mitnahmen.

Da stand dieser Mann mit der bunten Kutte hinter dem Steintisch und sprach lauter so wichtiges Zeug, das in dem riesigen, hallenden Raum meistens echote und dadurch noch größere Wichtigkeit bekam.

»Aus einem anderen Land«, »Du siehst ihnen ähnlich«, »Wir wissen nicht, woher. Damit müssen wir leben«, »Aber niemals diese Menschen deine Eltern nennen!«, echote es nun auch in meinem Kopf, und ich fühlte mich ganz plötzlich unendlich müde.

Meine Mama hatte nie zuvor so mit mir gesprochen. Zwar war sie natürlich streng zu mir, wenn ich meine Spielecke nicht aufräumte, mit meinem Roller zu weit auf die Straße fuhr oder einen meiner Brüder zuweilen »Furzknoten« oder »Kackgesicht« nannte, aber das klang alles anders. Und es sollte auch noch Jahre dauern, bis sie wieder so oder so ähnlich mit mir sprechen würde.

Doch diese wichtigen, schweren, nachhallenden Worte, die ich ja im Grunde besser verstand, als ich mir eingestehen wollte, schufen Raum in mir, Raum für Gedanken und Gefühle, die sich nach und nach in mir breitmachten. Sie sorgten dafür, dass ich mir immer, wenn ich einem erwachsenen Menschen begegnete, der so schwarze Locken besaß wie ich, so dunkle Augen und eine so dunkle Haut, so dicke Lippen und eine so dicke Nase, vorstellte, er oder sie könnte »dafür gesorgt haben, dass ich auf die Welt gekommen war«.

Ganz tief in mir drin, in einer verborgenen Ecke meines Wunschdenkens, wartete ich mit einer Mischung aus angsterfülltem Schaudern und nervös gespanntem Kribbeln auf den Moment, in dem zwei dieser dunklen Menschen auf mich zutreten und zu mir sagen würden: »Hallo, Mathias. Wir sind deine richtigen Eltern. Komm mit. Wir gehen nach Hause.«

Im Auftrag des Kalifen

»Ein Prinz«, sagte ich und streckte meine Brust heraus. »Er war ein Prinz!«

Markus stierte mich mit herabhängendem Unterkiefer an. Er zeigte mir einen Vogel, wandte sich von mir ab und warf den Fußball in die Luft, den er bis jetzt in der Hand gehalten hatte, um ihn nun abwechselnd auf beiden Füßen tanzen zu lassen. Dabei zählte er die Ballkontakte – »Drei, vier, fünf, sechs, …« – und tat so, als wäre ich gar nicht mehr da.

Ich beobachtete ihn, während ich gleichzeitig überlegte, wie ich ihn davon überzeugen könnte, mir doch verdammt nochmal zu glauben.

»… zehn, elf, zwölf, …«

Das macht er gut, dachte ich. Er ist ja wirklich ein guter Kicker. Ein Künstler am Ball! Aber er soll bloß nicht denken, dass mir das Respekt einflößt!

Wir lungerten auf der Fußballwiese herum, die an unsere Grundschule grenzte und die auch mal wieder hätte gemäht werden können. Die langen Halme krochen zuweilen bis zu den nackten Oberschenkeln hinauf und manche ganz böswillige stachen uns sogar in die Waden. Aber das machte uns nichts aus, wir waren eh nur zu zweit, kickten nach Schulschluss ein wenig ziellos vor uns hin, weil wir noch keine Lust hatten, nach Hause zu radeln, und zeigten uns gegenseitig ein paar Dribblings, die wir für wahnsinnig genial hielten. Die anderen Kinder waren schon abgehauen.

»Im Ernst!«, versuchte ich es ein weiteres Mal, ohne sicher zu sein, dass er mir überhaupt noch zuhörte. »Es war ein Prinz, ein Prinz aus Italien!«

»Aus Italien?« Abrupt brach er seine angeberische Jonglage ab und ließ den Ball auf den Rasen kullern. Mit verkniffenem Gesicht blickte er mich von der Seite an. »Etwa ein Spaghetti?«

»Ja, genau ein Spaghetti!«, schrie ich, voller Übermut, da er nun endlich angedockt zu haben schien. Und ich senkte verschwörerisch die Stimme: »Der kam angeritten nach Deutschland, weil er mal richtig gutes Obst essen wollte. Das haben die da nämlich nicht, die haben da ja nur Spaghetti und Pizza, und besonders unsere Äpfel mögen die da richtig gerne. Und er wollte für seine Landsleute einen riesigen Sack davon einsammeln und die da unten mal ordentlich überraschen! Und eigentlich wollte er auch gleich wieder zurückreiten, aber dann hat er unterwegs ein Mädchen getroffen, die genauso braun war wie er. Die sammelte nämlich ebenfalls gerade einen Sack Äpfel ein, und zwar genau von dem Baum, an den er selber ran wollte, dem schönsten und größten in unserm Land, von dem in Italien schon Sagen berichtet haben. Und er wollte ihr sagen, dass sie die Finger von seinen Äpfeln lassen sollte, weil er die doch für sein Volk benötigte, aber sie hat ihn nur frech angesehen. Und dann hat er sie gefragt, woher sie eigentlich komme, und sie hat ihm geantwortet: Aus einem Land, wo Milch und Honig fließen und wo es nur glückliche Menschen gibt. Und dann hat er ihr ein wenig zu lang in die Augen geschaut, und so ist die Liebe in ihm ausgebrochen und in ihr auch. Und dann haben beide das mit den Äpfeln sein gelassen, weil die Säcke auch viel zu schwer gewesen wären für sie und ihre Pferde, und sind auf und davon. Ganz weit weg, also in das Land, wo Milch und Honig fließen und wo es nur glückliche Menschen gibt.«

Da war er wieder, Markus’ herabhängender Unterkiefer, der eher an einen VW Käfer mit kaputter Motorhaube erinnerte, als an einen siebenjährigen Jungen.

»Du spinnst!«, attestierte er mir nach einer endlosen Pause, in der ich noch die kleine Hoffnung verspürt hatte, er könnte mir meinen Schmarrn abgenommen haben.

Schließlich hatte ich doch beobachten können, wie er meine Erzählung mit geweiteten Pupillen verfolgt hatte, ich hatte förmlich dabei zugesehen, wie jedes meiner Worte ein unruhiges Flackern in seinen Augen auslöste, als hätte er meine kleine, feine Herkunftsgeschichte selber erlebt – umso erstaunlicher, da ich sie ja gerade jetzt, in diesem Augenblick erst erfunden hatte.

Aber nun schien er zu meiner Enttäuschung wieder aufgewacht zu sein aus seinem Tagtraum, in den ich ihn mit all meinen zur Verfügung stehenden Mitteln hineinfantasiert hatte. Er popelte in der Nase, als würde ihm keiner dabei zusehen, bohrte mit seinem Blick ein Loch in die Grasfläche und reckte anschließend triumphierend seinen Schädel in die Höhe.

Ich schob augenblicklich Panik. Vermutlich war ihm etwas eingefallen. Vermutlich das schlagende Argument, mit dem er mich kaltstellen konnte – so wie er mich ja auch regelmäßig ausdribbelte, so gut ich ihm mit seinen blöden, schlaksigen Beinen auch Paroli bot.

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