„Mit Essen spielt man nicht“, sagte Vater, schaute mich an und sagte nur: „Aufessen!“
Gehorsam und auch neugierig fischte ich die Scheibe Bratkartoffel wieder aus dem Grießbrei. Sie war damit bedeckt und ich … ja, ich schob den Löffel mit dem Bratkartoffel-Grießbrei-Gemisch in meinen Mund. Erwartungsvoll schauten mich alle an und mein Bruder sagte noch einmal: „bäh“ dazu, ich aber hatte eine Geschmacksexplosion in meinem Mund!
Nicht nach Grießbrei oder Bratkartoffeln, nein, probiert es selbst aus. Noch heute erbitte ich manchmal von meiner Frau diesen dicken Grießbrei und aus Pellkartoffeln gemachte Bratkartoffeln.
„Lecker“, sage ich nur, „lecker!“
Hasenbrot und versunkene Bratkartoffeln
Für das Hasenbrot nehme man:
Zwei Scheiben Brot, nicht zu dünn und nicht zu frisch Belag, meist Flomen Schmalz (Nachbars Hausschlachtung)
Zubereitung:
Die Brotscheiben mit Flomen Schmalz bestreichen und aufeinander legen. Der Breite nach durchschneiden und in eine Frühstücksdose aus Blech legen. Nach getaner Arbeit wieder mitnehmen und von anderen Personen essen lassen!
Für die Bratkartoffeln für 4 Portionen nehme man:
Einkellerungskartoffeln
2 große Zwiebeln aus dem Garten
Billige Margarine, nicht zu knapp
1 Prise Salz
Zubereitung:
Mittlere Kartoffeln mit der Schale kochen, etwas salzen Fertige Kartoffeln (Pellkartoffeln) abkühlen lassen, die Schale abziehen und in Scheiben schneiden Zwiebeln würfeln (klein) und in die vorgeheizte, gefettete Pfanne geben. Glasig braten lassen. Die in Scheiben geschnittenen Pellkartoffeln dazugeben, goldbraun braten!
Für den Grießbrei für 4 Portionen nehme man:
150 g Weichweizengrieß
1 Liter Vollmilch
Viel Zucker, mindestens 5 Esslöffel
(vorzugsweise braunen Zucker)
Zubereitung:
Weichweizengrieß in der Vollmilch
15 Min. kochen lassen und zuckern.
Konsistenz: Im kalten Zustand
schneidfähig
Grießbrei und Bratkartoffeln heiß servieren.
Kurt Guske
Die Oma hatte eingeladen,
zu beliebten Kohlrouladen.
Ihren Lieben aber, war’s nicht recht,
der Zeitpunkt, er war äußerst schlecht.
Auch Opa war ganz leis’ am grummeln,
am liebsten würd er fort sich schummeln.
Denn grad zu ihrem „Mahl Termin“
War ein Länderspiel zu sehn.
Ein großes Spiel, bei der WM,
es nicht zu sehen wär plem plem.
Nur, wenn Oma sich was vorgenommen,
gab’s für die andern kein Entkommen.
Die Enkelin hat die Idee:
„Oma plagt ein Rücken Weh.
Ein Wellness Abend, wär doch was,
an dem die Oma hätte Spaß.
Ich hab noch einen Gutschein hier,
diesen schenken wir jetzt ihr.
Der Oma müssen wir nur sagen,
er wäre gut für ihre Plagen.
Die Kohlrouladen sie sind auch,
noch Morgen gut für unsren Bauch.“
Da lächelt Opa leicht verschmitzt,
diese Sache ist geritzt.
Bevor die Oma angefangen,
ist man schnell zu ihr gegangen.
„Ach Oma, lass die Arbeit sein,
ich hab hier was gegen die Pein.
Du erzählst uns schon seit Tagen,
Rückenschmerzen Dich so plagen.
Hier mit diesem Wellness-Schein,
laden wir Dich alle ein.
Heute sollst Du Dich mal pflegen,
für den Rücken wär’s ein Segen.
Darum bleibt die Küche zu,
heute zählst für uns nur Du.“
Da sagt die Oma aufgeräumt:
„Davon hab ich schon lang geträumt.
Gern nehme ich die Wellness wahr,
sie wird mir helfen, wunderbar.
Was Ihr heut macht, kann ich mir denken,
Ihr werdet Euch den Fußball schenken.
Schon haben wir heut alle Spaß,
ich gehe jetzt und wünsch Euch was.“
Kaum war die Oma ausgegangen,
hat die Party angefangen.
Trikots, Fähnchen und die Tröten,
Limos, Bierchen auch von Nöten.
Das Wohnzimmer wird zur Tribüne,
bequem und preiswert ist das schöne.
Derweil steht Oma vor dem Center,
„Heute zu“, steht da im Fenster.
„Nun gut“, denkt Oma, „geh ich halt schoppen,
lass mich doch von so etwas nicht stoppen.“
Oma ihre Schritte zum Marktplatz lenkt
und die Sonne hoch vom Himmel sengt.
„Im Kaufhaus ist es bestimmt ganz kühl“,
denkt Oma und hat ein neues Ziel.
Im Kaufhaus, schön, fast ganz allein,
kauft Oma für sich etwas ein.
Dann geht sie in das Restaurant
und wird begrüßt sehr charmant.
Der Kellner empfiehlt das Tagesgericht,
„Kohlroulade“ Oma glaubt es nicht
Bettina Döblitz
„Mensch Alte, lass die Tasche los, oder muss ich erst zuschlagen?“ Edith Auersbach bleibt nichts anderes übrig, als ihre Tasche dem jungen Mann auszuhändigen. Fassungslos steht sie daneben, und sieht zu, wie er den Inhalt auf den regennassen Bürgersteig kippt.
Der junge Mann wird wütend, weil er nur 15 Euro im Portemonnaie findet. Achtlos trampelt er auf all ihren kleinen Erinnerungsstücken herum. Ihr Schminkdöschen zerbricht unter seinen groben Sohlen in tausend Stücke. Das Pillendöschen platzt auf und ihre tägliche Tablettenration wird unbrauchbar.
Edith will das vergilbte Foto ihres verstorbenen Erwin noch schnell aufheben, doch der Typ stößt sie grob zu Boden und tritt das Bild einfach in den Matsch. Edith schluchzt auf.
Nicht nur, weil sie sich beim Sturz wehgetan hat, sondern weil das Bild unwiederbringlich zerstört ist. Wieder ein gemeiner Mensch!
„Das ist doch nicht Alles! Du hast doch noch mehr Kohle!,“ drohend steht er vor ihr.
„Komm, steh’ auf Oma. Jetzt gehen wir zu dir nach Hause.“ Er hebt ihren Schlüssel auf und wirft ihn in ihren Schoß „Und mach jetzt bloß keine Faxen sonst kriegst’e was aufs Maul, kapiert!“
Edith rappelt sich mühsam wieder hoch und läuft mit schmerzenden Beinen neben dem Mann her. Er stößt sie immer weiter vorwärts, die Welheimer Mark hoch an den Feldern vorbei Richtung Haverkamp.
Es regnet in Strömen und niemand ist zu sehen. Wer geht bei so einem Unwetter auch schon freiwillig vor die Tür. Die vereinzelten Autofahrer, die vorbeifahren, konzentrieren sich auf die regennasse Straße und nicht auf irgendwelche Passanten.
Im Gegenteil: Bei den ganzen Schlaglöchern muss man noch aufpassen, dass man nicht von einem Schwall Pfützenwasser getroffen wird.
Die Szenerie wird durch das blaue Licht der Emscherfaultürme beleuchtet, das durch die Regenschleier diffus-verwaschen erscheint.
In ihrem kleinen Häuschen am Haverkamp angekommen drückt er sie auf einen Stuhl und durchsucht die Schrankschubladen.
Verstohlen beobachtet sie ihn.
„Wo ist dein Geld, los sag schon!“ Er schüttelt Edith und tritt wütend vor den Schrank.
„Und Schmuck, was is’ mit Schmuck? So’ne Trulla wie du hat doch bestimmt ein paar Klunker rumliegen. Soll ich erst alle Schubladen rausreißen?“
„Im … im Bad. Oben auf dem Boiler. Da steht eine Dose!“, antwortet sie schluchzend.
Der Typ stürzt ins Bad und Edith folgt ihm langsam.
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