Dieses Brückenteil ist jetzt beim Zahn 15 gelockert und beim Zahn 13 noch fest zementiert. Das Abschlagen des Brückenteiles mit Hirtenstab und Hammer würde mit großer Sicherheit ein unkontrolliertes Abplatzen der Keramik zur Folge haben ( Abb. 3und 4).

Abb. 3Eingehakter Hirtenstab mit angesetztem Plombierhammer

Abb. 4Mit Pfeil markierte lose Krone
Zur Abnahme des Brückenteils hat sich in unserer Praxis folgendes Vorgehen bewährt:
1 Ein S-förmiger, an den Enden angespitzter Haken aus Unterzungenbügeldraht für Interimsprothesen wird distal von Zahn 13 durch den Interdentalraum geschoben und ausgerichtet ( Abb. 5bis 7).Abb. 5 S-HakenAbb. 6 S-Haken mit angespitztem EndeAbb. 7 Eingehakter S-Haken
2 Ein langsamhärtendes provisorisches Kronen- und Brückenmaterial (Dentalon Plus) wird angemischt und der ganze Brückenkörper mit dem platzierten S-Haken ummantelt ( Abb. 8bis 10).Abb. 8 Das Polymerisat wird angeteigtAbb. 9 Ummantelung mit einpolymerisiertem S-Haken (Bukkalansicht)Abb. 10 Ummantelung mit einpolymerisiertem S-Haken (Palatinalansicht)
3 Die Aushärtung über einen Zeitraum von 6 Minuten wird abgewartet. Das Kaltpolymerisat muss seine Endhärte erreicht haben, damit der Abschlagsimpuls ohne Dämpfung auf den Brückenkörper übertragen wird.
4 Mit einem Plombierhammer wird das Brückenteil mit einem kurzen, kräftigen Schlag (Impuls) abgeschlagen ( Abb. 11und 12).Abb. 11 Abschlagen des BrückenteilsAbb. 12 Abgeschlagenes BrückenteilNB: Statt des Plombierhammers hat sich das luftdrukkgesteuerte Impulsgerät Coronaflex sehr gut bewährt. Nach praxiseigener Statistik konnten damit 87 % zum Teil auch großer Brückenverbände ohne Schaden entfernt werden. Der Vorteil dieses Gerätes besteht darin, dass der Zeitanteil des Impulses dem einerGewehrkugel entspricht, so dass es äußerst effektiv ist ( Abb. 13und 14).Abb. 13 Coronaflex-System: pneumatischer HammerAbb. 14a SchlagbolzenAbb. 14b Rändelrad zur Einstellung der Schnellkraft
5 Das Brückenteil kann problemlos mit wenigen Schlägen entfernt werden ( Abb. 15und 16). NB: Das vorliegende Brückenteil war mit Glasionomerzement eingesetzt. Das Verfahren funktioniert bei allen konventionellen Zementen wie Zinkphosphatzement, Glasionomerzementen, Carboxylatzement und Hybridzementen. Probleme könnten bei 4-Metazementen und adhäsiver Eingliederung auftreten. Erfahrungen zu diesen Zementen liegen in unserer Praxis nicht vor.Abb. 15 Zustand der Pfeilerzähne nach Abnahme (Okklusalansicht)Abb. 16 Zustand der Pfeilerzähne nach Abnahme (Bukkalansicht)
6 Da es sich um eine Metallkeramikbrücke handelt, kann das ummantelte abgenommene Brückenteil mit der Flamme erhitzt werden. Die Ummantelung wird weich und lässt sich problemlos entfernen ( Abb. 17und 18).Abb. 17 S-Haken mit abgenommenem BrückenteilAbb. 18 Abflammen der Ummantelung
7 Mit maschinell angemischtem Glasionomerzement wird das Brückenteil wieder definitiv zementiert ( Abb. 19und 20).Abb. 19 Erneute Eingliederung mit GlasionomerzementAbb. 20 Das wieder eingegliederte Brückenteil
8 Da die Ursache der Lockerung vermutlich eine Laterotrusionsstörung und eine etwas zu steile Eckzahnführung war, ist es sehr wichtig, diese etwas auszuschleifen und sorgfältig zu kontrollieren.
1 Unterzungenbügeldraht (Fa. Dentaurum, Pforzheim).
2 Provisorischer K&B-Kunststoff Dentalon Plus (Fa. Heraeus Kulzer, Wehrheim).
3 Coronaflex-System (Fa. Kaltenbach & Voigt, Biberach).
4 Maxi Cem (Fa. Espe, Seefeld).
Reparatur einer festsitzenden Brücke
Problem: Eine festsitzende Brücke soll repariert werden
Ein Patient wurde vor einigen Jahren mit einer festsitzenden Brücke im Oberkiefer versorgt, mit der er offensichtlich sehr gut zurechtkommt ( Abb. 1und 2). Als der Zahn 14 an einem Wochenende pulpitisch wird, sucht der Patient den zahnärztlichen Notfalldienst auf, wo der Zahn aus dem Brückenverband herausgetrennt und extrahiert wird. Die Begründung für dieses Vorgehen lautet, dass eine Wurzelbehandlung durch eine Krone nicht möglich sei! ( Abb. 3und 4).

Abb. 1Der Patient

Abb. 2Die festsitzende Brücke im Oberkiefer

Abb. 3Der pulpitische Zahn

Abb. 4Das im Notdienst herausgetrennte Brückenteil
Die erprobte Lösung: Anfertigung einer Inlaybrücke zum Ersatz des Brückenteils
In die beiden Enden der durchtrennten Brücke werden mit Kronenauftrennern T Geschiebe eingeschliffen. Dies ist mit besonderer Sorgfalt durchzuführen, um Retention und eine gemeinsame definierte Einschubrichtung zu erzielen. Im Labor wird dann eine Inlaybrücke anfertigt, die bereits Bohrungen zur vertikalen Verschraubung aufweist ( Abb. 5). Nach Einpassung der Inlaybrücke werden mit Hilfe des RX 911-Systems ( Abb. 6bis 8) folgende Arbeitsgänge durchgeführt:

Abb. 5Die Inlaybrücke aus dem zahntechnischen Labor

Abb. 6 und 7Das RX-911-System

Abb. 8Spiralbohrer, Abdruckpins, Vertikalschrauben und Gewindeschneider
Mit einem Spiralbohrer wird unter Zugabe eines Tropfens Fräsöl ein vertikaler Kanal gebohrt ( Abb. 9bis 11).Abb. 9 Die eingefrästen T-GeschiebeAbb. 10 Der SpiralbohrerAbb. 11 Die Bohrung im Mund (langsame Drehzahl mit hohem Drehmoment unter Zugabe von Fräsöl)
Mit dem Gewindeschneider wird ein Gewinde geschnitten (zwei Drehungen vorwärts und eine zurück, wieder unter Zugabe eines Tropfens Fräsöl) ( Abb. 12und 13).Abb. 12 Der GewindeschneiderAbb. 13 Das Gewinde wird geschnitten
Mit dem Versenkbohrer wird eine definierte Versenkbohrung durchgeführt ( Abb. 14und 15).Abb. 14 Der VersenkbohrerAbb. 15 Prinzip der Versenkschraube (technische Skizze)
Mit dem Tiefenmesser wird die Kanallänge ermittelt und der Stift mit der Trennscheibe gekürzt ( Abb. 16bis 19).Abb. 16 Der Tiefenmesser (Messdraht im Rohr)Abb. 17 Technische Skizze der TiefenmessungAbb. 18 Die VertikalschraubeAbb. 19 Die Vertikalschraube wird eingekürzt
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