In den Psalmen sind nicht von Gott empfangene göttliche Offenbarungen aufgezeichnet; vielmehr sind die rund 2460 Verse im Buch der Psalmen Hymnen – Lieder zu Ehren und zur Anbetung Gottes, die an Gott gerichtet sind und ihm dargebracht werden. Mit anderen Worten: Die Psalmen sind gebrauchsfertige Gebete für Situationen, von allgemeinen alltäglichen Herausforderungen bis hin zu speziellen Gebeten für Familien und Gemeinschaften in Zeiten der Not.
Psalm 91, auch als »Gebet Moses«, »Schutzgebet« oder »Soldatengebet« bezeichnet, ist ein besonders kraftvolles Beispiel.
Anmerkung: Aufgrund unterschiedlicher Übersetzungen und Nummerierung der Psalmen entspricht Psalm 91 der King-James-Bibel (englischsprachige Version) bzw. der Einheitsübersetzung und auch der Lutherbibel (deutschsprachige Versionen) dem Psalm 90 in der viel älteren griechischen Bibelversion, der Septuaginta, die ungefähr 1700 Jahre älter ist.
Psalm 91
Das althebräische Buch Sohar, der Grundtext der mystischen Kabbala, beschreibt, wie Psalm 91 den Propheten Mose beschützte, als er das zweite Mal auf den Gipfel des Berges Sinai stieg, wo er die Zehn Gebote empfing. Im Buch Sohar steht geschrieben, wie Mose bei seinem Aufstieg von einer geheimnisvollen Wolke unbekannter Herkunft und unbekannter Art eingehüllt wurde, die so dicht wurde, dass er nichts mehr vor sich sehen konnte und auch nicht mehr von denjenigen gesehen werden konnte, die ihn von unterhalb der Wolke aus beobachteten. Mose wusste nicht, was da geschah, was die Wolke bedeutete oder was er zu erwarten hatte; er wusste nicht, ob er jemals wieder mit seiner Familie, seinen Freunden und Gefolgsleuten zusammenkommen würde.
In dieser Zeit der Verunsicherung und Angst komponierte und rezitierte Mose Psalm 91 zu seinem Schutz. Und tatsächlich wurde er beschützt, aus Gründen, die er der Macht dieses Gebetes zuschrieb. Er stieg immer weiter empor, bis er schließlich den Gipfel des Berges Sinai erreichte; dort empfing er die Steintafeln mit den schriftlichen Anweisungen, die für Anhänger des jüdischen und des christlichen Glaubens seit über 3000 Jahren die wichtigsten Gebote darstellen.
Das ursprüngliche Gebet Moses bestand insgesamt aus 16 Versen, wird aber oft zur einfacheren Verwendung auch bei knapp bemessener Zeit in abgekürzter Form aufgeführt, nämlich nur die ersten beiden Verse:
Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.
Oder nach der Einheitsübersetzung von 2016:
Wer im Schutz des Höchsten wohnt, der ruht im Schatten des Allmächtigen. Ich sage zum Herrn: Du meine Zuflucht und meine Burg, mein Gott, auf den ich vertraue.
Wie ein näherer Blick auf dieses Gebet zeigt, liegt die Quelle des dadurch gewährten Schutzes auf tieferen Bedeutungsebenen, die all jenen, die den Code verstehen, bekannt sein dürften.
Die verschlüsselten Namen Gottes
Über das geheimnisvolle Schutzgebet Moses wurden ganze Bücher geschrieben; nachfolgend geht es vor allem um die verschlüsselten Namen für Gott, die im Gebet immer wieder auftauchen, und den Schutz, den sie uns gewähren. Zunächst der Name »der Höchste «.
Verschlüsselter Name 1: der Höchste
Der erste verschlüsselte Name Gottes lautet »der Höchste«. Im biblischen Hebräisch wird das meist aus dem Aramäischen (der Ursprache der Heiligen Schrift) als El Elyon übersetzt, das bedeutet »Gott der Höchste«, ein Verweis darauf, dass nichts größer oder mächtiger sein kann als die Essenz der Kraft, für die dieser Name steht. Dieser Wortcode wird schon im Alten Testament (Genesis 14,19–20) verwendet: »Gesegnet sei Abram vom Höchsten Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde, und gepriesen sei der Höchste Gott, der deine Feinde an dich ausgeliefert hat.« 2
Verschlüsselter Name 2: der Allmächtige
Der zweite der verborgenen Namen Gottes lautet »der Allmächtige« ; er wird von Schriftgelehrten des Nahen Ostens meist aus dem Aramäischen als Shaddai (das heißt »der Allmächtige«) oder El Shaddai (»Gott der Allmächtige«) übersetzt. Das ist einer der Namen Gottes, die – anstelle von Gottes wahrem Namen – als Ersatznamen an rund 6800 Stellen in der hebräischen Bibel genannt werden. Andere Namen lauten z.B. Ehyeh (»Ich werde sein«), (Herr) Zebaoth [»(Herr der) Heerscharen«], Elohim (»Götter« bzw. »Mächtiger, Starker«), El (Kurzform von Elohim) und Adonai (»Herr, Gebieter«).
Verschlüsselter Name 3: der Herr
Der dritte der hier genannten verschlüsselten Namen Gottes ist wohl der direkteste, geheimnisvollste und mächtigste; es ist der persönliche Name Gottes: JHWH/Jahwe. Nachdem sich Gott dem Mose auf dem Berg Sinai als der »Ich bin« offenbart hatte, bat Mose um Klärung dahingehend, wie er Gott in Gottes Gegenwart anreden solle. In seiner Antwort enthüllte Gott den Menschen auf der Erde das einzige Mal seinen persönlichen Namen. In Exodus 6,2–3 sagte Gott zu Mose klar und deutlich: »Ich bin Jahwe.« [Siehe auch Power-Code 2.]
In den frühesten Aufzeichnungen der hebräischen Bibel, noch vor dem maßgeblichen masoretischen Text des 6. Jahrhunderts, wird der Name Gottes eindeutig als »Jahwe« genannt. Die orthodoxe jüdische Tradition hält diesen Namen für so heilig, dass er niemals als gemeines Wort geschrieben oder gesprochen werden soll. Deshalb wurde der persönliche Name Gottes in der hebräischen Bibel so oft durch andere Namen ersetzt.
Verschlüsselter Name 4: Gott
Der vierte verschlüsselte Name, »Gott«, ist eine Übersetzung des hebräischen Wortes Elohim; er wird im Alten Testament am häufigsten als Bezeichnung für Gott verwendet. Nach wie vor ist man sich uneins über die Übersetzung dieses geheimnisvollen Wortes, meistens wird es jedoch mit Gott dem Schöpfer assoziiert.
Erste Einblicke in die Natur dieses geheimnisvollen Wortes finden sich in Genesis 1,1; der erste Satz lautet: »Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde.« Hier wird Gott im Singular als Schöpfer bezeichnet. In Genesis 1,27 wird seine Schöpferkraft mit einem tieferen Sinn beschrieben; die Stelle beginnt mit folgenden Worten: »Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn.« Das ist ein Hinweis darauf, dass sich in der Menschheit eine singuläre Essenz widerspiegelt. Doch im zweiten Teil desselben Satzes wird dieser Urakt der Schöpfung weiter ausgeführt: »Männlich und weiblich erschuf er sie « – ein Verweis auf etwas Duales und nicht Singuläres (kursive Hervorhebung von mir). So wird uns die allumfassende Macht des Schöpfers – Singular und Plural – gezeigt.
Das Soldatengebet
Psalm 91 war nicht nur von Anfang an eine Quelle persönlichen Schutzes; er wurde auch als Gebet zum Schutz ganzer Armeen in Vorbereitung auf den Kampf verwendet. Im Ersten Weltkrieg wurde Militäreinheiten oft aufgetragen, sich das Soldatengebet in der Nacht vor dem Kampf einzuprägen. So war das Gebet Moses in den Herzen und Köpfen der Soldaten präsent und bereitete sie für den Nahkampf auf den Schlachtfeldern Europas vor.
Wie bereits erwähnt, werden die ersten beiden Verse oft als kurzes Schutzgebet rezitiert, aber auch das gesamte Gebet kann verwendet werden und wird auch oft benutzt. Nachfolgend steht die komplette Version von Psalm 91 nach der Lutherbibel 2017; achten Sie auch auf die verschiedenen Namen Gottes in den einzelnen Zeilen.
Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt,
der spricht zu dem HERRN: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.
Denn er errettet dich vom Strick des Jägers und von der verderblichen Pest.
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