Zu sich selbst, als dem Menschen, mit dem Sie immer zusammen sind, sollten Sie ein wirklich gutes Verhältnis haben: sich lieben, achten und wertschätzen mit allen Anteilen (oder Stimmen des Selbst), die es da in sich zu entdecken gibt.
Betrachten Sie sich als spirituelle Amazone oder Krieger, bereit, sich diesen Kräften zu stellen. Entdecken Sie in sich die Aussicht auf eine neue Freiheit, nämlich die Freiheit, nicht mehr auf unheilsame Kräfte reagieren zu müssen. Sie haben nur sich selbst. Sie leben mit sich selbst, auch wenn Sie Beziehungen nach da draußen haben.
Am Ende werden Sie sterben und dann mit sich selbst alleine sein.
Der einzige Ort, der Ihnen Kraft und Sicherheit gibt, liegt in Ihnen selbst.
Zusammenfassend:
In jedem System nehmen Menschen Rollen ein, ziehen Masken auf oder sie werden ihnen zugeordnet. Wenn das nicht durchschaut wird, lassen wir uns auf die verschiedenen Geschichten unseres Lebens reduzieren und vergessen die Weite, aus der wir kommen, die wir sind. Je mehr Bedürfnisse in einem System befriedigt werden, desto angenehmer fühlt es sich an und umso bereitwilliger spielen wir da mit.
Die Unbeständigkeit des Seins gibt uns die Dinge, aber nimmt sie uns auch wieder.
Manche dieser Veränderungen heißen Lebenskrisen. Sie ermöglichen ein Aufwachen aus dem Traum der persönlichen Identifikation mit einer Geschichte meines Lebens und laden zu neuem Hinschauen ein, vielleicht in den Zwischenraum, der die Grundlage für alle diese Geschichten ist.
Wer etwas sein, haben oder werden will, ist schon wieder direkt auf dem Weg in eine neue Falle. Und doch brauche ich diese verschiedenen Persönlichkeitsanteile oder Masken, um mich der Welt zu zeigen, um mit der Welt in Verbindung zu treten, um mich in ihr zu bewegen.
Ich darf nur nicht vergessen, diese Masken wieder abzusetzen, und schon gar nicht darf ich glauben, dass ich eine dieser Masken bin.
Worauf beziehe ich mich in mir, wenn ich ‚Ich‘ sage? Inwieweit verliere ich mich im Außen?
Finde ich den stillen, freudvollen ‚Ort‘ in mir? Wertschätze ich mich? Was habe ich eigentlich für eine Meinung von mir und über die Dinge, die ich tue, sage, fühle oder denke? Sage ich JA zu mir, mit allem, was ich da in mir finde? Bin ich meine beste Freundin, mein bester Freud geworden? Liebe ich mich?
EGO
Ich definiere diesen Begriff mit drei Worten, die sich aus den drei Buchstaben ableiten: Erlebte Geschichten Organisieren.
Geschichten sind immer Vergangenheit oder Zukunft, erlebte Geschichten, erdachte Geschichten.
Was mache ich, wenn ich Geschichten organisiere?
Ich setze mich in Bezug zu diesen Geschichten, indem ich darüber nachdenke, sie bewerte und einordne, eine Meinung darüber habe und sie wieder in Bezug zu anderen Geschichten setze und all den Menschen, die irgendwie damit zu tun haben, zu tun hatten oder haben werden. Und so kreiere ich Szenarien und Vorstellungen über die Zukunft, die wahrscheinlich nie so eintreffen, wie ich es mir erdenke.
Aber die meisten Menschen haben ein Bedürfnis nach Sicherheit und möchten das mögliche oder erhoffte oder auch gefürchtete Ereignis in der Zukunft kennen. Ich möchte wissen, was auf mich zukommt, damit ich jetzt schon eine mögliche Reaktion vorbereiten kann und vorbereitet bin.
Das Gleiche gilt für Geschichten aus der Vergangenheit, die ich aufgrund meiner selektiven Beobachtung bewerte, damit in Bezug trete und die ich bestimmt anders erlebt habe als Menschen, die auch dabei waren.
Jeder Mensch schaut durch seine Brille, durch seine Masken und die eigene individuelle Begrenztheit. Und in der Begrenztheit gibt es keine Weite und keine Offenheit und somit keine Öffnung, gegenwärtige Erlebnisse zu empfangen.
Mooji sagt dazu: „Triff niemals irgendwelche Vorbereitungen, um einem anderen Menschen zu begegnen. Begegne ihm immer wieder neu und frisch.“
Diese Aussage kann man auch auf andere Situationen ausweiten.
Immer wieder kann die Frage gestellt werden: Was ist die Quelle meines Handelns?
Mache ich Dinge aufgrund meiner Wünsche, wegen der Erwartungen anderer oder aufgrund der Erfüllung verschiedener Aufgaben?
Dann ergeben sich Fragen wie: Wer bin ich ohne Masken? Wer bin ich ohne Bezeichnung? Was ist mein ursprüngliches Gesicht? Was ist mein wahres Selbst?
Das sogenannte Ego braucht Geschichten, um sich selbst zu erkennen.
Das Gefühl, ich bin dieses oder jenes, braucht Geschichten, um dieses oder jenes zu sein.
Diese Geschichten finden nie im Moment statt.
Im Moment gibt es nur die Erlebnisse dieses Momentes. Das, was Sie gerade jetzt erleben: hier sitzen, ein Buch lesen, Geräusche hören, ein paar Gedanken, aus dem Fenster schauen, eine Bewegung der Hand und irgendwie ein Gefühl zu sein, mehr ist gerade nicht.
Aber wenn eine starke Bezugnahme auf das Ego besteht, dann brauchen Sie ständig diese gedanklichen Bewegungen, die diese Geschichten immer wieder reproduzieren und einen Bezug zur Person herstellen. Und so hat dieses „Ich-bin-dies“, „Ich-bin-das“ immer eine Anbindung. Die Person wird mit Geschichten verbunden.
Wenn wir in Form der Geschichten keine Bezugspunkte mehr haben für unsere Person, die unsere Selbstbilder bestätigen, und wenn es dann still wird in uns, hat das Ego vielleicht das Gefühl, nicht mehr zu sein oder sogar zu sterben.
Auch deswegen ist es so schwierig, im Moment zu bleiben.
Im erlebten Moment gibt es keine Geschichten.
Dann bin ich einfach nur. Nur das, und mehr nicht.
Tue das, was zu tun ist
Ajahn Buddhadasa sagte oft den Satz: „Wenn du das Dhamma praktizieren willst, dann erfülle deine Aufgaben“ .
Oft haben wir nur einfache Aussagen von Weisen, die auf etwas zeigen, in kurzen, knappen Sätzen, worin allerdings die Erfahrung und die Weisheit eines ganzen Lebens zum Ausdruck kommt. Kann es wirklich so einfach sein?
Wenn ich diesen Satz „Erfülle deine Aufgaben“ einmal kontemplativ betrachte, könnte er bedeuten: ‚Wenn du deine Aufgaben erfüllst, bist du eingebunden in das ganze Universum, und das ist gleichbedeutend mit dem Praktizieren des Dhamma oder der Wahrheit und der Erfüllung deines Lebenssinns‘.
Erfülle deine Aufgaben, Meditation im Alltag
Das Wort Meditation gab es zur Zeit Buddhas noch nicht.
Er nannte diesen Prozess Bhavana . Dieses Wort bedeutet das Entwickeln von fünf in uns angelegten Qualitäten, nämlich: Vertrauen, Energie, Achtsamkeit, Konzentration und Weisheit.
Diese Qualitäten finden nicht nur in der formalen Meditation Beachtung, sondern der ganz normale Alltag mit seinen Herausforderungen ist der Ort, wo wir sie entwickeln können.
Ich wache also morgens auf, habe am Abend meinen Körper hingelegt, um ihn auszuruhen. Nun, ich hatte keine Wahl, denn er war müde. Aber doch erfüllt das eine Aufgabe dem Körper gegenüber. Gleich nebenan, in einem anderen Zimmer, schläft mein Sohn Samuel. Der wird von mir in ungefähr zwanzig Minuten geweckt.
Was ist zu tun? Was ist jetzt meine Aufgabe?
Erst einmal habe ich die Aufgabe, mich anzuziehen, Zähne zu putzen und zu sehen, ob es in der Küche warm ist. Dann möchte mein Sohn etwas frühstücken, und ich auch.
Was ist noch zu tun?
Er muss auch etwas anziehen. Das geht nur, wenn ich einige Tage vorher die Wäsche gewaschen und getrocknet habe und sie so bereitlegen kann.
Dann wecke ich meinen Sohn auf meine eigene Weise und wir frühstücken zusammen.
Ich könnte jetzt den ganzen Tag in seinem Ablauf so beschreiben, denn es gibt ständig etwas zu tun.
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