Die große Verunsicherung
Mach nur einen Plan
Rolle des Menschen
Die lieben Kinder
Gute und schlechte Leuchttürme
Alle Macht den Drogen
Zu viele Verrückte?
Das Glück des Müllmanns
Schöne, neue Arbeitswelt
Der Monty-Python Faktor
Die Glücksversprecher
Ruhe im Tagesrennen
Eine Prise Münchhausen
Sicherheitsbindungen
Den Rucksack packen
Pack doch deinen Rucksack selbst!
Michael May
published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
Copyright: © 2012 Michael May
ISBN 978-3-8442-3168-7
Quelle: Barbara Eckholdt / www.pixelio.de
Sie sind genervt? Sie können die ständig neuen Nachrichten über irgendwelche Skandale, Finanzkrisen, Umweltkrisen, Rentenkrisen oder sonstige Krisen irgendwie nicht mehr hören? Aber Sie können sich auch nicht dagegen wehren. Denn egal welches Medium Sie anschalten: Der Fluss an Informationen reißt nie ab. Ob im Fernsehen, im Internet oder wo auch immer. 24 Stunden am Tag, an sieben Tagen die Woche.
Sie sind es auch leid, ständig zu Handlungen aufgefordert zu werden? Stopfen Sie Ihre Rentenlücke! Essen Sie weniger Fleisch! Leben Sie gesund! Achten Sie auf Ihr Gewicht! Engagieren Sie sich ehrenamtlich! Fahren Sie weniger Auto! Engagieren Sie sich für Europa! Stimmen Sie für weniger Europa! Achten Sie auf die Umwelt!
Dabei unterliegen wir einem Dilemma: Eigentlich sollten uns mehr Informationen zu besseren und schnelleren Entscheidungen bringen. Was stellen wir im Gegenteil fest? Je mehr Informationen wir bekommen, umso weniger können wir uns manchmal entscheiden. Denn die unzähligen Informationen widersprechen sich teilweise zu 100 Prozent. Nicht wenige Menschen sind wie gelähmt und es geht ihnen wie dem Löwen, der vor einer großen Zebraherde kauert und sich nicht entscheiden kann, welches Tier der Herde er denn nun jagen soll.
Alle wollen auch stets nur Ihr Bestes: Ihre Stimme bei Wahlen oder Ihr Geld. Irgendwie haben Sie das Gefühl, dass Sie für jeden der vermeintlich nur Gutes für Sie will, nur eine Cash-Cow sind. Der nützliche Erfüllungsgehilfe für dessen Bedürfnisse. Nicht Ihre eigenen. Sie fühlen Ihr Vertrauen missbraucht und glauben daher immer weniger Menschen. Ihr Gefühl für gerechtes Handeln durch Institutionen aller Art oder die Politik schwindet. Sie befinden sich in einer Vertrauenskrise. Viele Menschen sehnen sich nach Vorbildern, doch gehen diese irgendwie aus und es bleiben nur noch wenige markante Persönlichkeiten, denen wir vertrauen. Manch einer ist aber schon lange tot.
Sie sind mit Ihren Gedanken und Gefühlen nicht allein. Immer mehr Menschen teilen diese mit Ihnen. Viele fragen sich, was man in diesen turbulenten Zeiten tun kann, wie man seine innere Ruhe behält und wie man trotz allem optimistisch in die Zukunft schauen kann. Eines ist dabei klar: Uns geht es so gut wie keiner Generation zuvor und trotzdem sind wir von massiven Zweifeln über die Zukunft geplagt. Denn wir haben auch viel zu verlieren. Das unterscheidet uns von Menschen in früheren Jahrhunderten, die meistens täglich um ihr Überleben kämpften.
Anscheinend wird die Welt immer schneller, komplizierter, komplexer und unüberschaubarer. Es gilt daher, die richtigen Fragen zu stellen: Was hilft uns, in solchen Zeiten die eigene Richtung nicht zu verlieren? Was gibt uns Kraft? Was saugt Kraft? Mit wem kann man sich vertraulich austauschen? Was will ich eigentlich? Was macht mir Freude? Was ärgert mich?
Ich bin davon überzeugt, dass Einfachheit ein Weg zur Klarheit ist. Die Reduktion auf das Wesentliche ist wichtig, um den Überblick in unruhigen Zeiten zu behalten. Da man die Zukunft immer weniger planen kann gilt es, eigene Strategien zu entwickeln. Man benötigt nur wenige, aber sehr wichtige Grundsätze, die das Leitbild des eigenen Handelns und Verhaltens bestimmen. Wenige, aber sehr wichtige Strategien für die persönliche Klarheit behandelt dieses bewusst kurz gehaltene Buch. Beginnen wir unseren kleinen Streifzug durch unterschiedliche Themen, deren Faden zum Schluss zusammengeführt wird.
„Wie töricht ist es, Pläne für das ganze Leben zu machen, da wir doch nicht einmal Herren des morgigen Tages sind.“
Seneca, römischer Philosoph vor 2.000 Jahren
Das Leben ist voller Schrecken und Wunder. Wir sehen jeden Abend im Fernsehen Tragödien oft von epischem Ausmaß. Jeden Tag stoßen wir im Fernsehen oder im Internet auf Krankheit, Verfolgung und Tod, nehmen diese Dinge aber fast nur noch als Hintergrundrauschen wahr. Die vielen Nachrichten betäuben und überfordern uns und es scheint alles weit entfernt zu sein. Gleichzeitig können wir uns an der Rettung und Aufzucht etwa eines kleinen Eisbären berauschen und schauen jeden Tag in die vom Zoo eingerichtete Webcam. Wir wollen doch sehen, wie es unserem Liebling geht. Ob er gesund ist, mit gutem Appetit frisst und sich zu einem prächtigen Tier entwickelt. Nicht wenige Menschen beneiden die Pfleger um ihre Aufgabe.
Weiterhin hat die Technik in den letzten hundert Jahren Fortschritte gemacht, die noch für unsere Großeltern unvorstellbar waren. Vor gut einhundert Jahren war fließend warmes Wasser praktisch nicht in Gebrauch. Toiletten gab es oftmals nur außerhalb des Hauses in Form von Abtritten. Antibiotika waren völlig unbekannt, das Internet und die Raumfahrt wären wie Wunder erschienen.
Die Geschwindigkeit der technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen hat atemberaubende Formen angenommen. Früher waren ältere Menschen (so ab 50 Jahren) Vorbilder für die Jüngeren, ja man verehrte sie in vielen Kulturen sogar. Die Alten gaben von Generation zu Generation alles notwendige Wissen sowie die erforderlichen Fertigkeiten zum Überleben an die Nachkommen weiter. Das hat sich mittlerweile dramatisch geändert. Durch die schrumpfenden Halbwertzeiten des Wissens in vielen Berufen ist das Wissen der 'Alten' veraltet, nutzlos und wird oft nicht mehr benötigt. Viele Berufe sind praktisch ausgestorben, während ein 'Social Media Manager' noch vor 20 Jahren als Beruf kaum denkbar war. Im Gegenteil, die 'Alten' müssen nunmehr zusehen wie sie mit den immer schnelleren Veränderungen fertig werden. Dabei stehen sie am Arbeitsmarkt verstärkt in Konkurrenz mit den nachdrängenden jüngeren Generationen.
Aber auch auf die jungen Generationen werden massive Herausforderungen zukommen, die sie noch nicht einmal erahnen. Bestimmte Erfahrungen liegen noch außerhalb ihres Erlebnishorizonts. Um diesen Anforderungen gewachsen zu sein bedarf es grundlegender Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, aber insbesondere auch bestimmter persönlicher Eigenschaften.
Aus meiner Sicht bringen Ratgeber, die versprechen, dass „Sie in nur zwei Tagen Ihr Leben komplett umgekrempelt haben“, wenig. Auch die vielen kleinen Checklisten wie „50 Fragen, die Sie sich beantworten sollten“ sind sicher nicht schlecht. Mir ging es aber immer so, dass ich spätestens bei der 10. Frage die Antworten der vorherigen schon wieder vergessen hatte. Bei der Beantwortung besonderer Fragestellungen können solche Checklisten jedoch durchaus sinnvoll sein.
Wir benötigen aber einen inneren Kompass, der uns quasi ohne Nachdenken zur Verfügung steht und uns Handeln in unsicheren Zeiten ermöglicht. Nur wenn wir Klarheit über uns, unsere Zuneigungen, Abneigungen, Stärken, Schwächen und Motive haben können wir uns entscheiden. Das ist das Dilemma vieler Menschen: Sie können sich nicht entscheiden oder sie wollen sich nicht entscheiden. Aus Angst vor möglichen negativen Folgen. Pläne erreichen immer schneller ihr vorzeitiges Verfallsdatum und müssen durch neue Pläne ersetzt werden. Es gibt kaum etwas Schwierigeres und Belastenderes als Entscheidungen unter großer Unsicherheit. Jede Entscheidung wirkt sich positiv oder negativ auf die persönliche Zukunft aus.
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