Matthias Könning
Dein Herz hat tausend Fenster
Geschichten für Advent und Weihnachten
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Inhaltsverzeichnis
Titel Matthias Könning Dein Herz hat tausend Fenster Geschichten für Advent und Weihnachten Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1 Kapitel 1 Dein Herz hat tausend Fenster Geschichten, Gedichte und Lieder für die Zeit von Advent bis Weihnachten Erzählt von Matthias Könning Dein Herz hat tausend Fenster Wenn du lange warten musst, pass auf, dass dein Herz nicht verdurstet.
Vorwort
Dein Herz hat tausend Fenster
Effata – öffne dich
Der größte Schatz des Königs
Das Wunder von Santo Bartolo
Das verlorene Wort Gottes, erster Teil
Das verlorene Wort Gottes, zweiter Teil
Das verlorene Wort Gottes, dritter Teil
Das verlorene Wort Gottes, vierter und letzter Teil
Effata – öffne dich
Die Freunde von Bethlehem
Und hier erzählt Paco seine Geschichte
Die Schatzkiste des Apothekers
Die zwei Männer im Wald
Die Narrenkarawane, Teil eins
Die Narrenkarawane, Teil zwei
Effata – öffne dich
Die Legende von der Erschaffung der Welt
Der König der halben Dinge
Wir alle sind Wunder
Farben für Nebelland
Die Sonnenblume
Notabene – oder die Freunde von Bethlehem
Effata – öffne dich
Ismael oder wo der Messias wohnen wird
Ismael – oder wenn das Kleine groß wird
Ismael – oder wenn das Dunkel hell wird
Ismael – oder wenn das Unscheinbare wichtig wird
Effata – öffne dich
Debora und der Stern von Bethlehem
Das Weihnachtsfest der Sternbilder
Zum Schluss
Impressum neobooks
Dein Herz hat tausend Fenster
Geschichten, Gedichte und Lieder für die Zeit von Advent bis Weihnachten
Erzählt von Matthias Könning
Dein Herz hat tausend Fenster
Wenn du lange warten musst, pass auf,
dass dein Herz nicht verdurstet.
Liebst du Geheimnisse? Findest du es spannend, ein Geschenk in den Händen zu halten? Du bewegst es hin und her. Deine Neugier ist geweckt und du rätselst: »Was könnte es sein? « Mir geht es so, dass ich ein Geschenk gar nicht erst auspacken will, weil ich die Spannung und die Vorfreude möglichst lange auskosten möchte.
Ebenso spannend kann es sein, Türen in einem alten, unbekannten Haus zu öffnen und fremde Räume zu entdecken. Jedes Zimmer sieht anders aus und erzählt dir eine interessante Geschichte von denen, die darin einmal wohnten. Du spürst die Gespräche, die stattgefunden haben. Du findest dort Kummer und Freude, Verzweiflung und Langeweile, und viele Ereignisse hängen förmlich in Wänden. Die Erlebnisse stapeln sich bis unter die Decke, so dass keine zusätzlichen Worte mehr aufgenommen werden können. Manche Räume entdeckte ich in alten Schlössern und Burgen, die waren voller moderiger Geschichten und Geistererlebnisse, so dass es mich schauderte und zugleich faszinierte. Ich bin überzeugt davon, dass jedes bewohnte Zimmer auf der Welt bis zum Rande angefüllt ist mit Vergangenheit, Gegenwart und einer Ahnung von Zukunft. Du findest Träume und Visionen, Gesprächsfetzen und Gefühlswirrwarr und wie bei einem Wollknäuel den Anfang einer neuen Geschichte.
Mit Schatzkisten verhält es sich ähnlich und zugleich anders. Du musst sie aufschließen wie einen Raum. Das verbindet beide, aber der Inhalt ist völlig verschieden, allein schon auf Grund der Größe. Würdest du gerne einmal eine Schatzkiste finden und sie öffnen? Ich sehe von meinem Schreibtisch aus deine neugierigen Augen und spüre deine erregte Erwartung. Nun, in den nächsten Wochen darfst du jeden Tag eine Geschichte hören oder lesen. Es kommen Türen und Fenster vor, ein Hauch von Orient, Phantastisches über Schätze und verborgene Räume. Du wirst Neues entdecken, indem du deine Ohren aufsperrst, und einen netten Menschen bittest, dir etwas vorzulesen. Wahlweise öffnest du deine Augen wieder und liest selber. Solltest du dich jedoch dazu entschließen, dein Herz außen vor zu lassen, also völlig unbeteiligt zu sein, kannst du von meinen Geschichten keinen Gewinn haben. Aber ich weiß, dass dein Herz tausend Fenster hat. Von hier aus will ich mit meiner Geschichtenlampe in das eine oder andere Herzensfenster hineinleuchten und in deinen Herzkammern ein kleines Geschenk hinterlegen, in der Hoffnung, dass du dich darüber freust. Wenn du möchtest, werde ich dich also in den nächsten Wochen der Adventszeit begleiten. An den Sonntagen wirst du Ariko und Jorinda kennen lernen. Sie sind auch die Hauptpersonen des Heiligen Abends. Es wird Geschichten geben über Schatzkisten und geöffnete Herzen. Ich reise mit dir in die Vergangenheit und in ferne Traumzeiten. Wir erforschen verschlossene Türen und erwarten mit Spannung das Weihnachtsfest. Ich lade dich ein, mir zu folgen mit den Worten, die einst Jesus zu einem Taubstummen sprach: Effata – öffne dich!
Samstag vor dem ersten Advent
Sättige dich an der Freude deines Herzens
und lade dir dazu einen Gast ein.
Dein Herz hat tausend Fenster
Naomi besaß die Fähigkeit, in Parallelwelten zu reisen. Du wirst dich jetzt fragen, wie eine Parallelwelt aussieht und wie man dorthin reist. Nun, ich will es dir gerne erzählen.
Naomi lebte vor vielen Hundert Jahren in einer Stadt irgendwo am Mittelmeer. Sie war die Nachfahrin eines alten und untergegangenen Königshauses, welches aus der Syrischen Wüste stammte. Ihre Familie kannte noch die Kunst, sich mit den Urahnen in Verbindung zu setzen. Naomi konnte stundenlang in einen Brunnen schauen und sich tief in die Vergangenheit versenken. Dann tauchten Bilder auf von Ereignissen, die ewig zurücklagen und in keinem Buch aufgeschrieben waren. Sie sah Könige aus alten Zeiten, wie sie in den Krieg zogen. Sie sah Oasen, die längst vom Staub der Wüste bedeckt wurden, und hörte Lieder in unbekannten Sprachen, die ihr dennoch vertraut vorkamen. Alle aus Naomis Familie konnten das, aber vor Fremden hielten sie ihre Fähigkeit geheim. Sie hüteten dieses kostbare Geheimnis. Als Naomi das erste Mal die eindrucksvollen Visionen aus der Vergangenheit sah, erschrak sie sehr darüber, denn ihre Eindrücke waren so intensiv, dass sie das Gefühl hatte, selber mitten im Geschehen zu sein. Sie sah diese Bilder am Tag, und nicht wie bei anderen Menschen in den Träumen der Nacht. Sie konnte den Thron ihres Urururgroßvaters berühren und fühlte das alte Holz, das mit Goldplatten beschlagen war. Sie bekam die Audienz mit, wo eine Frau sich beim König beschwerte über eine ungerechte Wasserverteilung. Doch sein gütiger Gesichtsausdruck zeigte, dass er eine kluge Lösung wusste. „Ah“, sagte Naomis Mutter nur, „du bist Asurbanipal begegnet. Immer, wenn ich mich sorge, reise ich in Gedanken zu ihm und hole mir Rat. Ich frage ihn etwas, und er gibt mir Antwort. Es freut mich, dass du ihn gesehen hast. Beim nächsten Mal stellst du dich vor und bestellst viele Grüße von mir. Ich habe ihm schon von dir erzählt, so dass er deinen Namen kennt.“ Naomi konnte das kaum glauben, was ihre Mutter da sagte. Für sie war es die selbstverständlichste Sache der Welt, in die Vergangenheit reisen, und mit einem verstorbenen König zu sprechen, sich Rat bei ihm zu holen und in die Gegenwart zurückgehen. Ihre Mutter tat so, als sei das nichts Besonderes, aber für Naomi begann eine aufregende Zeit. Es dauerte lange, bis sie ihre große Familie aus Vorzeiten kennen gelernt hatte. Irgendwann war es auch für sie selbstverständlich, mit den Vorfahren regelmäßig Kontakt aufzunehmen.
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