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Nach dieser Vorbereitung gelangen wir nun in Kapitel 5in die Gestaltungsräume, die Erwachsene haben: Zuerst privat und dabei insbesondere als Vorbilder für ihre Kinder, denn wenn es den Erwachsenen gut geht, geht es meist den Kindern auch gut.Wir schauen uns dann aber auch die Gestaltungsräume in der Region und natürlich der Politik an. Dabei werden wir uns zwangsläufig immer wieder an dem aktuellen Primat von Wirtschafts-Wachstum und Finanzmacht stoßen, was aber unsere Gestaltungs-Ideen kreativ anregen wird.
Dieses Stoßen ist aber unumgänglich, weil so unser Gespür für die grundsätzliche Frage, wie wir gegenwärtig eigentlich leben wollen, umso mehr, wie wir bzw. unsere Kinder zukünftig leben können, nach ihren kreativen Vorstellungen sensibilisiert und innerlich etabliert wird.
Die Corona-Pandemie hat sehr vielen von uns diesbezüglich ja im Lockdown auch eine kollektive Erfahrung in Mitmenschlichkeit und Kooperation beschert, weiterhin die Bedeutung von verfügbarer Zeit ins Erleben gebracht sowie uns die Notwendigkeit und den Zwangs-Charakter ausufernden Konsums hinterfragen lassen. All das hat in der Gestaltung Bedeutung.
Der Mensch ist in seiner Physiologie und seinem Sein zwar an naturgesetzliche Entwicklungen gebunden (die Gene selbst werden sich nicht in kürzester Zeit ändern), die aktuellen Verhältnisse sind allerdings menschengemacht, daher eben nicht unveränderlich. Bedenken wir, dass die sogenannte Liberalisierung der Märkte und der Finanzwelt in Deutschland um das Jahr 1990 begann und es das Smartphone erst seit 14 Jahren gibt.
Wir schauen uns also auch bei den Gestaltungsräumen in Kapitel 5das Wissen um den Status quo der gesellschaftlichen Verhältnisse an, die wir in Kapitel 4herausgearbeitet haben, weil wir ein Engagement von vielen brauchen, damit es nicht weiter zu den vielen Bindungsstörungen, Impulskontrollstörungen, Vernachlässigung und Gewalt in Familien und Suchtverhalten bei Drogen und im Medienbereich kommt.
Ebenso möchte ich das Gerechtigkeitsthema eines ausreichenden Einkommens für die vollständige Teilhabe an der Gesellschaft und an den Grundrechten an verschiedenen Stellen des Buches ansprechen, und was das für die Kleinsten bedeutet. Dabei werde ich auch vielfach erklären, wieso Kinder, die mit viel Liebe aufwachsen konnten, deutlich weniger verführbar sind für Drogen und Konsumwerbung, aber auch kaum Resonanz zeigen auf Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung und autoritäres und rechtsextremes Gedankengut.
Ich spreche aus der Praxis. In unseren psychosomatischen Kliniken entwickelt jeder einzelne Mensch in unserer Begleitung mit uns zusammen passende Lösungen für das weitere Leben. Dabei kommen auch immer die familiären und gesellschaftlichen Probleme ins Visier, die Menschen krank werden lassen und an der Entstehung ihrer Krankheiten mitbeteiligt sind bzw. sie bei der Gesundung behindern können. Dies nehme ich an verschiedenen Stellen auch hier im Buch auf.
Die zu erwartenden disruptiven Entwicklungen in der Arbeitswelt und im gesellschaftlichen Alltag und wie wir damit menschlich und zukunftsfähig umgehen können, kommen natürlich ebenfalls kapitelübergreifend zur Sprache.
Ich verwende im Text vielfach die Worte „Wirtschaft“ und „Politik“ in einer verallgemeinerten systemischen Bedeutung. Dies soll natürlich keine Aussage zu dem einzelnen Unternehmer und Politiker sein. Ich sehe viele und kenne einige persönlich, die sich in klarer Haltung gemeinwohlorientiert zu Wort melden und handeln. Hierzu habe ich Näheres in Kapitel 5auf Seite 503 ausgeführt.
Eine Gesellschafts-Skizze, wie sie bald aussehen könnte, schließt das Buch ab.
Die Kapitel habe ich am Ende jeweils kurz zusammengefasst.
Spektrum – Kinderschutz weltweit
Danach folgt eine kurze Erweiterung der Thematik auf die Situation der Kinder international, die Themen der Überbevölkerung, der gesundheitlichen Bedrohungen von Kindern und wie wir gemeinsam Kinderrechte in der Welt umsetzen und sichern können. Hier sind insbesondere die UN und der Weltzukunftsrat mit Sitz in Hamburg sowie die Aktivitäten von Auma Obama im Weltzukunftsrat und ihrer Stiftung „Sauti Kuu“ sowie die von ihr angeregte Sansibar-Erklärung, wichtige und hoffnungsvolle Institutionen und Projekte, die die Augen nicht verschließen und viele gute Entwicklungen weltweit initiieren.
Nach der Danksagung folgen „Letzte Worte“, der QR-Code für eine Leser*innen-Botschaft und der Anhangmit diversen Informationen.
Wir haben an einigen Stellen im Buch (hauptsächlich in Kapitel 5) QR-Codeszum Scannen mit Ihrem Handy abgedruckt, die einzelne Themen noch einmal positionieren und unterfüttern. Sie können auch nach der Lektüre im Anhangin der QR-Code Liste ausgesucht und angeschaut werden.
Wir und andere haben Zuversicht und viele Ideen, von denen wir viele schon erfolgreich ausprobiert haben. Und ich denke, das macht vielen Lust darauf hin, in dieses menschliche, kooperative Handeln zu kommen und ein Leben mit mehr Zeit und Platz auch für Kinder zu gestalten. Viele der hier genannten Gestaltungsideen sind im Alltag praktikabel, Sie werden sie auf Ihre eigene Art und Weise aufgreifen, abwandeln oder ergänzen. Lassen Sie sich inspirieren und anregen!
Kapitel 1 GESUNDE HIRNENTWICKLUNG IN DEN ERSTEN LEBENSJAHREN
Kapitel 1 Gesunde Hirnentwicklung in den ersten Lebensjahren
„Das Kind bedarf keines Gestirns und keines Planeten; seine Mutter ist sein Planet und sein Stern!“ Paracelsus
Kinder sind großartig. Es ist jedes Mal ein Wunder, wenn ein Kind auf die Welt kommt. Und es hat schon ein Gehirn, das gut vorbereitet ist für das, was kommen könnte. Aber wie geht es dann wirklich weiter?
Das Gehirn z. B. wächst zwar deutlich in den ersten Monaten nach der Geburt, aber nicht in allen Bereichen einfach so von selbst, insbesondere die vordere Großhirnrinde braucht als Wachstumsstoff außer der Muttermilch noch liebevolle Zuwendung, Körperkontakt und Ansprache, dann reift es und kann ins Blühen kommen. Wie das?
Ein Beispiel aus dem Tierreich: Forscher waren erstaunt, dass eine Katzenbehausung mit einem Wurf mehrerer Katzen immer so sauber war. Dann sahen sie, dass die Katzenmutter die Kätzchen am Damm leckte und so z. B. den Urin auffing. Aber woher wusste sie, welches der Kleinen gerade Pipi machen musste?
Es dauerte lange, bis jemand einmal den Gedanken umdrehte. Des Rätsels Lösung: Die Babykatzen pinkelten erst, wenn die Nieren über das Lecken angeregt wurden. Das Funktionieren der Nieren war nicht einfach so da. Jeder, der schon einmal ein verwaistes Katzenbaby aufgezogen hat, weiß, dass man außer der Gabe des Fläschchens auch noch immer den Damm mit einem feuchten Wattebausch etwas reiben muss, dann färbt es sich schnell gelb. Ohne diese Anregung sterben die Katzenbabys meistens, weil ihre Nieren nicht ins Funktionieren kommen. Beim Menschen ist es etwas anders, die entsprechende Anregung vieler Organe ist u. a. intensiver Druck auf die Haut und den ganzen Körper, wie es bei einer natürlichen Geburt im Geburtskanal stattfindet. Darum ist bei Babys, die durch Kaiserschnitte zur Welt kommen, der ausgeprägte initiale und wiederholte direkte enge Hautkontakt zur Haut der Mutter, ggf. der Hebamme zu Beginn besonders wichtig. Bei über den Geburtskanal geborenen Babys bleibt das natürlich im Weiteren ebenfalls wichtig.
Organe brauchen also passende Anregung und beim präfrontalen Gehirn (der Teil ganz vorne im Stirnbereich über den Augen) ist es die Kommunikation mit einer liebevollen Person, meist der Mutter, die zum Wachstum und zur Strukturierung führt und dabei und nur dann bestimmte wichtige Funktionen kräftig ausbildet. Und das zieht sich über die ersten sechs Jahre hin.
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