Seit kurzem verhält sich Beteigeuze merkwürdig. Himmelsforscher bemerkten, dass der Stern immer dunkler wird. „Seine Helligkeit fiel bereits weit unter das übliche Minimum“, erklärt der Astronom Edward Guinan von der US-amerikanischen Villanova University, der das Phänomen entdeckte. „Sie liegt jetzt außerhalb der normalen Parameter und damit auch außerhalb der Komfortzone.“
Bislang galt, dass Beteigeuze in einem Tag detonieren kann – oder in 100 000 Jahren – den genauen Zeitpunkt können die Astronomen nicht bestimmen. Jetzt aber sehen einige [!°] von ihnen die sinkende Helligkeit als Vorboten der Explosion.
Bei der Frage, ob eine Supernova-Explosion unmittelbar bevorsteht, halten sich die Himmelsforscher jedoch bedeckt. „Es gab bislang keine direkten Beobachtungen von Supernovae, bevor sie hochgingen“, sagt Villanova-Astronom Guinan. „Einige in der Fachwelt glauben, dass es bis in die letzten Stunden davor KEINE sichtbaren Anzeichen gibt, andere aber denken, dass sich die Vorläufersterne etwa ein Jahr vor der Detonation zu verdunkeln beginnen“. Es gebe in der Wissenschaft also keinen Konsens.
Die Explosionswolke würde wochen- oder sogar monatelang so hell wie der Vollmond am Himmel leuchten.
Hier haben wir, wie schon erwähnt, mit wochen- und monatelang eine Abweichung zu den obigen vier Stunden bei Caesarius von Heisterbach. Vermutlich liegt diese Abweichung aber noch im Rahmen der derzeit in der Wissenschaft bestehenden Berechnungsungenauigkeiten. Die Wissenschaftler wissen ja noch nicht einmal, ob Beteigeuze morgen oder erst in 100 000 Jahren explodiert. Sie wissen also nicht, was gerade jetzt (bzw. vor 600 Jahren) im Inneren von Beteigeuze vor sich geht. Woher wollen sie dann wissen, wie hell Beteigeuze wird und wie lange der Supernova-Blitz des Roten Überriesen andauert?
Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang kurz aus dem Buch ›Supernovae und kosmische Gammablitze‹ zitieren:
… dass […] [Gamma-°] Blitze sich zwei unterschiedlichen Gruppen zuordnen lassen. Einerseits gibt es die Klasse der kurzen Gammablitze mit weniger als zwei Sekunden Dauer und im Mittel etwa 0,5 Sekunden Länge. Ihr Energiespektrum ist härter als das der langen Gammablitze, die eine typische Dauer von rund 30 Sekunden besitzen, aber auch viele Minuten Aktivität zeigen können. In seltenen Fällen erstreckt sich die Gammaemission über mehr als eine Stunde. […] 66
Behalten Sie die vielminütigen Gammablitze im Hinterkopf. Diese werden uns weiter unten wieder begegnen. Weiter heißt es im Focus:
Jede der Explosionen sendet eine gewaltige Strahlenflut ins All. Die Frage ist, ob diese das Leben auf der Erde bedrohen kann, schließlich liegt Beteigeuze in unserer kosmischen Nachbarschaft. Doch Astrophysiker beruhigen: Unser Planet käme nicht in Gefahr. Denn eine Supernova müsste näher als 60 Lichtjahre sein, um die Biosphäre zu beeinträchtigen. Innerhalb dieser Zone ist jedoch kein Kandidat bekannt, der uns gefährlich werden könnte.
So weit der Auszug aus dem Focus-Online-Artikel vom 14. Januar 2020.
Der Hinweis darauf, dass es abgesehen von Beteigeuze in unserer nächsten galaktischen Nachbarschaft keine weitere Sonne gibt, die vor einer Explosion steht, bedeutet: Entweder explodiert Beteigeuze oder es explodiert gar nichts!
Von einem „zweiten Mond“ war dann auch in einem Artikel der Welt am 13. Januar 2020 die Rede. Und auch der aus dem deutschen Staatsfernsehen bekannte Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist Professor Harald Lesch hat sich am 28. Januar 2020 des Themas angenommen. 67Auch Lesch sagt, Beteigeuze könne so hell werden wie der Vollmond.
Caesarius von Heisterbach (1223)
Caesarius von Heisterbach war ein deutscher Zisterziensermönch; im Jahre 1240 in oder bei Köln gestorben. Wikipedia weiß über ihn:
Als berühmter Kölner Chronist, Verfasser kirchlicher Schriften und Erzähler sammelte er im Dialogus miraculorum [Dialog über Wunder°] Geschichten von den Wundern und Gesichten seiner Zeit.
Als Gesichte bezeichnet man bzw. bezeichnete man früher hellseherische Visionen, einschließlich religiöser Visionen. Bekannter ist der Begriff Zweites Gesicht für die Fähigkeit, in die Zukunft und in die geistige Welt sehen zu können. Wenn man so will, produziert das Zweite Gesicht seinerseits Gesichte (Visionen). Doppelgesichtigkeit wird normalerweise zwar mit Widersprüchlichkeit und potenzieller Gefährlichkeit assoziiert. Beim Zweiten Gesicht geht es aber nicht um zwei widersprüchliche Persönlichkeitshälften.
Abb.9: Caesarius zu Füßen des heiligen Benedikt, Handschrift C 27, Landesbibliothek Düsseldorf
Es geht um den Zugang zu einer zweiten Bewusstseinsebene. Dem Zweiten Gesicht entspricht diese zweite Wirklichkeit.
In der betreffenden Prophezeiung des Caesarius heißt es mit Blick auf die Endzeit:
Die Luft wird verderbt sein wegen der Bosheit und Abscheulichkeit der Menschen. Viele und schreckliche Zeichen werden am Himmel erscheinen. Die Sonne wird sich verdunkeln und sich blutrot zeigen. Zwei Monde zugleich wird man vier Stunden lang, umgeben von erstaunlichen Dingen, sehen. Mehrere Sterne werden zusammenstoßen zum Zeichen der Zerstörung fast aller Menschen. 68
Ein zweiter Mond würde von der Erde aus betrachtet natürlich anders erscheinen als ein Stern, der – so wie z. B. im Focus beschrieben – plötzlich am Himmel so hell leuchtet wie der Vollmond. Der Stern könnte deutlich kleiner erscheinen als der irdische Mond; sagen wir halb so groß, dafür aber doppelt so hell.
Die obigen fünf Sätze sind ansonsten nur ein kurzer Ausschnitt aus dem kompletten Prophezeiungstext. Eingebettet ist die Szene mit den ungewöhnlichen Erscheinungen an Sonne, Mond und einigen Sternen in ein Gesamtszenario, das auch von anderen Prophezeiungen her bekannt ist – praktisch das ganze Szenario vom “dritten Weltkrieg“ über die dreitägige Finsternis, also der globalen Naturkatastrophe am Ende des Krieges (siehe Kapitel "Die dreitägige Finsternis"), bis hin in die nachfolgende Friedenszeit.
Folgende Teilaspekte des Gesamtszenarios bis zur dreitägigen Finsternis werden auch von Caesarius von Heisterbach erwähnt und stellen klar, auf welchen Zusammenhang er sich bezieht:
der Niedergang der christlichen Religion und der Zerfall der Kirche
die Flucht des Papstes aus Rom
Erdbeben
die Überflutungen der Meeresküsten
eine Verpestung der Luft
die »Zerstörung fast aller Menschen«
Die »Zerstörung fast aller [?°] Menschen« lässt sich gleichsetzen mit der dreitägigen Finsternis. Diese wäre den Quellen nach die Hauptursache für das Massensterben, nicht so sehr der Krieg (siehe hierzu mein Buch ›3 Tage im Spätherbst‹). Angaben zu Bevölkerungsverlusten sind allerdings mit Vorsicht zu genießen, sie schwanken in den Quellen erheblich, einschließlich regionaler Unterschiede.
Caesarius bezieht sich mit dem zweiten Mond also auf diesen zeitlichen Kontext von “drittem Weltkrieg“ und dreitägiger Finsternis. Allerdings werden im Caesarius-Text die zwei Monde erst in der Zeile nach der Verfinsterung der Sonne erwähnt. Das passt nicht so ganz (der zweite Mond müsste vor der Finsternis auftauchen), könnte aber auch eine Ungenauigkeit in der Überlieferung sein. Hier sollte man nicht jeden Halbsatz auf die Goldwaage legen. Fehler in der Chronologie von Teilereignissen kommen in Texten wie diesem durchaus vor. Meiner Einschätzung nach müsste der zweite Mond jedenfalls ein paar Monate vor der dreitägigen Finsternis auftauchen und auch noch vor dem Kriege. Die blutrote sich verdunkelnde Sonne wiederum könnte durch eine Wolke in der Erdatmosphäre oder im Weltraum verursacht sein. Ein zwingender Hinweis auf die dreitägige Finsternis ist es nicht.
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