Christiane Berndt
Kopfüber Down Under
Mit dem Camper durch Neuseeland
Teil I
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Einleitung
Ein Land so weit weg, dass es keinen entfernteren Punkt von Deutschland gibt. Ein Land dessen Bevölkerung noch so jung und dennoch reich an Mythen und Sagen ist und dessen Flora und Fauna schon existierten, als die Kontinente noch eins waren.
Neuseeland klingt verheißungsvoll. Aotearoa „Land der langen weißen Wolke“, so sein māorischer Name, klingt geradezu mystisch zauberhaft.
Und das ist es auch. Das Land, von dem man sagt, dass Gott alles hier noch einmal auf kleinstem Raum erschaffen hat, was es an Staunenswertem und Schönem auf der Welt gibt, bezauberte uns von Anfang an.
Wir fühlten uns sofort sicher vom ersten Augenblick an, als wir die Insel betraten und hatten ein fast schon heimisches Gefühl. Das Land und seine Menschen gaben uns nie das Gefühl, hier fremd zu sein. Es war ein merkwürdiges Gefühl der Vertrautheit, das ich spürte. Das lag nicht nur daran, dass ich bereits seit 20 Jahren alles konsumierte, was mit Neuseeland zu tun hatte. Ob Bücher, Filme oder Bilder, alles wollte ich kennen lernen. Das Vertrauen hatte auch mit der Art zu tun, mit der uns die Menschen begegneten. Immer waren sie entspannt, alles passierte ohne Probleme. Man nahm sich immer Zeit für einen Plausch, mit manchen schlossen wir Freundschaft, andere hießen uns bei sich zu Hause und in der Familie willkommen.
Wir tauschten unseren Lebensatem mit Fremden, die zu unserer Familie wurden, lernten viel über Licht und Farben, bekamen Respekt vor den Naturgewalten und machten Bekanntschaften, die unser Herz öffneten. Unsere Reise führte uns zum Ursprung allen Lebens, wir lernten wieder wie kleine Kinder zu staunen und erforschten neugierig eine fremde Kultur. Dabei fuhren wir nicht nur vom Anfang des Landes bis zu seinem rauen Ende, sondern schlossen auch spirituell einen Schulterschluss mit dem Ende allen Lebens, am Ort, wo die Seelen der Verstorbenen auf ihre letzte Reise gehen.
Wir spazierten an tropischen Stränden, wanderten durch dichten Regenwald, klapperten mit unserem Camper durch trockene Wüstenlandschaften, badeten mit unseren Füßen in zwei Ozeanen und bewunderten majestätische Gletscher. Wir begegneten wilden Māori und wurden zu Freunden. Pinguine und Delfine machten uns glückselig und der heftige Wind manchmal schlaflos.
Wir staunten über Seen und Flüsse in allen Farben, nahmen die nicht immer wohlduftenden Gerüche auf, die oft zischend, blubbernd oder schwelend aus der Erde stiegen und schmeckten das Land mit seinen Millionen Schafen, fremdartigen Meeresbewohnern und eigenartigen Früchten und Kräutern.
Wir verließen das Land voller Wehmut und hatten bereits Heimweh, noch bevor wir das Flugzeug bestiegen. Eines Tages werden wir wiederkehren nach Neuseeland und wem das hier zu pathetisch klingt, der fährt am besten selbst dorthin oder liest von unseren Reiseerlebnissen.
Freiheit, Abenteuer, Kompromisse
26.09.2013
Es ist der 26.09.2013 und wir haben noch exakt 78 Tage, bis wir in das Abenteuer unseres bisherigen Lebens aufbrechen. Seit dem Schuljahresbeginn zähle ich die Zeit, auch weil ich mir im Moment nichts mehr wünsche, als einfach mal nicht an der Arbeit zu sein und Freiheit zu spüren. Diese fünf Wochen freizuhalten und das auch durchzusetzen war schwer genug…
Aber wir hatten auch geglaubt, die Reiseagenturen würden sich freuen, ein gutes Geschäft mit uns zu machen. Immerhin würde hier ein stolzer Reisepreis zusammen kommen. Doch wir lernten, dass die meisten Reisebüros lieber eine Pauschalreise für 1000,- Euro verkaufen und dafür dann ihre Provision kassieren. Eine individuell geplante Reise bedeutet schlicht und einfach Arbeit und davor schreckten leider alle angefragten Reisebüros sofort zurück.
Eine Kollegin empfahl mir dann doch ein kleines Reisebüro in einem kleinen Ort, ca. 40 km entfernt. Nach anfänglichen Bedenken, da sich das Reisebüro nicht am Wohnort befand und es somit auch nicht einfach sein würde, persönlichen Kontakt zu halten, wagten wir es aber doch und bereuten es nicht. Die empfohlene Mitarbeiterin half uns zuallererst, die passenden Flüge zu finden und bewies damit bereits Engagement und Geduld mit uns Vielfragern und Perfektionisten. Gemeinsam mit ihr stemmten wir die nicht leichte Aufgabe, passende Flüge, den richtigen Camper zum vernünftigen Preis und auch noch Hotels und andere Kleinigkeiten zu finden.
Reiseplanung am Rand der Verzweiflung
18.10.2013
So stressig hatte ich mir das Organisieren der Reise nicht vorgestellt. Allerdings verstehe ich jetzt, warum manch Anderer zwei Jahre vorher damit beginnt. An alles muss man selbst denken und es organisieren. Das beginnt mit den Reisepässen, internationalen Führerscheinen, Impfungen (schwierig, wenn die Impfempfehlungen von jeder Seite aus anders sind) und Reiseliteratur.
Nach den ersten Recherchen hatten wir die Fluggesellschaft und Start- und Endpunkt der Reise festgelegt. Dann nochmal alles umwerfen, weil es so nicht klappte und die Route in entgegengesetzter Richtung starten. Daran hing wieder der Camper. Hunderte Angebote haben wir verglichen, um dann ein Wohnmobil zu buchen, mit welchem wir uns sicher und wohl fühlen wollten. Wir entschieden uns für KEA, da hier das Preis-Leistungsverhältnis aus unserer Sicht passte. Manche Fahrzeuge schienen laut Foren-Aussagen einfach zu häufig Pannen zu haben, waren unsauber und von Insekten bevölkert, der Komfort stimmte nicht, die Sicherheit (KEA wirbt mit Safe und Sicherheitsglas) oder waren schlichtweg zu teuer oder gar nicht mehr verfügbar. Natürlich war uns klar, dass wir in der Hauptsaison mit hohen Preisen rechnen mussten. Dennoch hauten uns vor Allem die Camperpreise total um. Für ca. 200 Euro (ohne Benzin) pro Tag rechneten wir noch ein paar Mal um in Mietauto plus Hotel, gaben dann aber unserem Bedürfnis nach Freiheit und Flexibilität nach. Nachdem wir wochenlang Camperfirmen recherchiert, verglichen und angeschrieben hatten, kamen wir ebenfalls mit TUI überein und buchten dort unser Wohnmobil.
Die zwei größten Posten waren geschafft, jetzt kamen nur noch Kleinigkeiten, wie Hotels am An- und Abreisetag, die Fähre und Singapur. Nachdem wir das auch geschafft hatten, wollten wir uns entspannt auf die Route konzentrieren. Ein bisschen Literatur und Internetrecherche sollte uns bei der Planung helfen, doch bloß nicht zu viel. Wir wollten Raum für Spontanität.
Beim Lesen tauchte jedoch immer wieder der gleiche Rat auf: Unser Reisezeitraum ist nicht nur Hochsaison für die Touristen. Auch in Neuseeland sind erst Feiertage und dann die langen Ferien. Das Land und seine Campgrounds würden also voll sein. Die Neuseeländer, ein outdoorbegeistertes Völkchen würden laut einschlägiger Literatur ALLE bei ihrer Lieblingsbeschäftigung anzutreffen sein: Campen. Der einhellige Ratschlag lautete: Vorbuchen, wo es nur geht. Als uns auch noch unsere Ansprechpartner vor Ort anschrieben und empfahlen, soweit uns möglich sei, voraus zu planen und vor zu buchen, ließen wir uns umstimmen und begannen, mit der exakteren Planung. Das hieß aber, vorher zu sammeln, was wir überhaupt sehen wollten, daraus eine Route zu basteln und dann festzustellen, dass wir das nicht alles schaffen würden. Also nochmal lesen und schauen, wo wir Abstriche machen, was wir günstig verbinden konnten und was schlicht und einfach wegfallen musste. Als wir diesen Prozess hinter uns hatten, begannen wir, die passenden Campgrounds zu recherchieren und anzuschreiben. Die Erkenntnis war ernüchternd. Viele Plätze waren tatsächlich ausgebucht oder einfach zu teuer. Es bedeutete ein ganzes Stückchen Arbeit, um wenigstens jeden 3. Tag einen Campground zu buchen und die Route somit halbwegs fest zu machen. Dabei haben wir jetzt auf der Nordinsel ein ziemlich straffes Programm, auf der Südinsel ein paar flexiblere Tage und mehr Zeit.
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