Wolfgang Millendorfer
Der Hallenbadroman
Das Personal Das Personal WERNER ANTL & MARINA ANTL Geschäftsführung: ein Ehepaar in den 50ern, seit 31 Jahren ein Paar, seit 29 Jahren verheiratet, seit 14-dreiviertel Jahren gleichberechtigte Geschäftsführer des Hallenbads (das zufällig genau an ihrem Hochzeitstag, dem 13. März 1972, eröffnet wurde). Die Antls haben immer von sich behauptet, kein typisches, kein langweiliges Ehepaar zu sein, und das sehen sie auch heute noch so.
Episode 1 Episode 1
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Das Hallenbad
Kapitel 4
Kapitel 5
Episode 2
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Episode 3
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Episode 4
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Episode 5
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Episode 6
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Episode 7
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Zwei Wochen später
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Das Personal
WERNER ANTL & MARINA ANTL
Geschäftsführung: ein Ehepaar in den 50ern, seit 31 Jahren ein Paar, seit 29 Jahren verheiratet, seit 14-dreiviertel Jahren gleichberechtigte Geschäftsführer des Hallenbads (das zufällig genau an ihrem Hochzeitstag, dem 13. März 1972, eröffnet wurde). Die Antls haben immer von sich behauptet, kein typisches, kein langweiliges Ehepaar zu sein, und das sehen sie auch heute noch so.
Kassa & Büro, Tochter: feiert in wenigen Wochen ihren 30. Geburtstag.
Rose (und das wird keinesfalls englisch ausgesprochen!) wurde von ihren Eltern nicht nur mit einem seltenen Vornamen bedacht, sondern auch ebenso hingebungsvoll wie liberal erzogen. Das Ergebnis: Sie ist viel zu schlau, um ihre Tage im Hallenbad hinter der Kassa zu verbringen, aber weil sie ihre Füße doch nicht so richtig auf den Boden bekommt, macht sie genau das.
Bademeister, Sicherheitsbeauftragter : vielmehr Mädchen für alles, und das natürlich gegen seinen Willen.
Fred spielt aber einigermaßen geduldig mit. Zum einen, da er, Anfang 40, insgeheim beschlossen hat, sich keine Illusionen mehr zu machen, und zum anderen, da ihm seine Position (einhergehend mit der geschäftlich nicht gerade erfreulichen Lage seiner Arbeitgeber) gewisse Vorteile (in dieser Ecke des Landes nennt man das Narrenfreiheit ) einräumt.
Haustechniker : eigentlich unverzichtbar, aber genau genommen nicht immer auf dem neuesten Stand der Technik.
András hat seine besten Jahre bereits hinter sich. Seine besten Jahre hat er ebenfalls hier verbracht. Es gefällt ihm im Hallenbad, deshalb hat er nie nach einem anderen Job gesucht. Und man kann ihn gut leiden, deshalb wird immer wieder ein Auge zugedrückt.
Saunameister: eine Institution.
Robert hat in seiner Karriere schon alles gesehen: die richtig guten Häuser, die wirklich miesen und die vielen dazwischen. Früher galt er als einer der besten – weil vor allem bestaussehenden – Saunameister der Szene. Aus seiner Sicht ist das auch heute noch so, und die flotten Sprüche sind ihm längst ins Blut übergegangen.
Kantinenchefin: Wirtin aus Leidenschaft, eine ehemalige Schönheit, angeblich – heute kurz vor ihrer Pensionierung, von der sie aber nichts wissen will.
Bella hat sich ihren Ruf hart erarbeitet. Die Hallenbadkantine hat sie bald nach der Eröffnung in den 1970ern übernommen und nicht wieder hergegeben. Das erfreut die Geschäftsführung zum einen, da Bella ihre nicht immer unkomplizierten Stammgäste gut im Griff hat; das ist in gewisser Weise aber auch das Problem, denn so wird aus der Kantine nie ein ernst zu nehmendes Restaurant.
Kellnerin: in der Hallenbadkantine klassisch hängen geblieben. Susi kann ihren Beruf nicht leiden, zurzeit hasst sie ihn regelrecht. Nicht dass man sie hier in der Kantine schlecht behandeln würde. Und die dummen Bemerkungen hält sie aus. Sie fühlt aber, dass das Leben für sie noch mehr vorgesehen hat. Da ihr 35. Geburtstag jedoch immer näher rückt, hört sie die Uhr immer lauter ticken.
Kantinenkoch: vom wöchentlichen Menüplan schwer unterfordert – für dieses Lokal eindeutig überqualifiziert.
Als spätberufener Koch hat Willi sein Leben noch vor sich und als Nachwuchshoffnung gute Chancen in der wirklich echten Gastronomie. Hier ist er aber sein eigener Chef (auch wenn Bella das anders sieht), und hier hat er seinen Freund Fred (der ihn für die Küche vorgeschlagen hat) in der Nähe und vor allem Susi (die von seinen Gefühlen nichts weiß, denn Willi ist nicht nur genügsam, sondern auch schweigsam).
Nachtwächter: und obwohl die Gefahr nächtlicher Badegäste äußerst gering ist, schreibt die Stadt diesen Posten vor – nur weil einmal etwas passiert ist.
»Herbert Peter«, sagt Herbert immer, wenn er jemanden neu kennenlernt, »Peter ist der Nachname.« Will man ihn ärgern, wird das mit Absicht verwechselt; er selbst nennt sich in Gedanken HP, wahlweise auch englisch ausgesprochen. Für den Job als Nachtwächter war er anfangs viel zu jung, er hat durchgehalten, dabei aber darauf vergessen, erwachsen zu werden. Wenn es ihm möglich ist, lädt er auch heute noch Freunde oder Damen zum nächtlichen Schwimmen ein.
Episode 1
IN IRGENDEINEM PARALLELUNIVERSUM geht jetzt gerade das Becken über. Es ist voll von Badehauben, brüllenden Kindern, die vom Rand springen, besorgten Müttern, schlafenden Vätern; eine beachtliche Menschenschlange steht vor der Kantine, die in diesem Paralleluniversum Restaurant heißt, und mehr als fünfzig Nackte schwitzen in der Sauna.
Auf dieser Seite des Universums leider nicht. Hier freut sich der alte Nazi, dass ihm das Becken auch heute fast allein gehört; natürlich verflucht er die beiden Kinder, die in der Ecke vom Rand springen – und er verflucht sie wirklich. Der strenge Pfiff aus der Pfeife des Bademeisters kann dem alten Nazi nie streng genug sein, aber er muss sich gleich ein weiteres Mal ärgern, weil der Pfiff schon wieder ausbleibt. Vom Rand springen ist immer noch verboten, und er will nicht zum Platz des Bademeisters hinsehen, weil er weiß, was er dort sehen wird: einen verlassenen grünen Plastiksessel. Na bitte . Andererseits ärgert er sich doch so gern, der alte Nazi. »Springen verboten«, murmelt er, »– verboten !«, und demonstrativ springt er ins Wasser, schlägt auf und geht kurz unter. Er hört schon so nicht mehr besonders gut, trägt eine Badehaube und ist mit dem Kopf unter Wasser, als Fred wild pfeifend für Ordnung sorgt. Die Kinder stellen das Springen ein, der Alte hat die Amtshandlung versäumt, taucht wieder auf und sieht Fred verschwommen durch die Schwimmbrille auf seinem grünen Plastiksessel sitzen, eindeutig angetrunken, das sieht er von hier aus. Der alte Nazi wünscht sich mehr Disziplin von der Menschheit und taucht wieder unter.
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