FMS-Kriterien 2010
1. Die Höhe des regionalen Schmerzindexwertes und der Symptomstärkegrad sind entscheidend;
2. Symptome mindestens drei Monate;
3. Beschwerden nicht durch andere Erkrankungen verursacht.
FMS-Kriterien 2012
FMS wird nun als »funktionelles somatisches Syndrom« klassifiziert (= Beschwerdekomplex mit körperlichen Funktionsstörungen). Man plädiert für die Abschaffung der Diagnosekategorie »somatoforme Störung« und betont explizit, dass FMS mit depressiven Störungen vorkommt, selbst aber keine depressive Störung ist.
FMS ist relativ leicht zu erkennen, wenn ein chronisches Schmerzproblem vermutet wird.
Ursachen
Eine einzelne, nur auf das Beschwerdebild des FMS zutreffende Ursache ist nicht bekannt. Nach heutigem Wissensstand geht man von der Kombination einer Veranlagung mit verschiedenen biologischen, psychischen und sozialen Faktoren aus, die das Auftreten und den Fortbestand eines FMS verursachen. Die Medizin kann derzeit keine Behandlungsmethode anbieten, die eine Heilung des FMS ermöglicht.
INFO
WER IST BETROFFEN?
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etwa 1 bis 5 Prozent der Gesamtbevölkerung westlicher Industriestaaten an FMS, etwa 10 bis 14 Prozent an chronisch generalisierten Schmerzen |
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Frauen siebenmal häufiger als Männer (FMS) |
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etwa 7 Prozent aller Frauen im Alter von 60 bis 80 Jahren (FMS) |
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zunehmend auch Kinder und Jugendliche (FMS) |
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in Deutschland etwa fünf Millionen Schmerzkranke (Quelle: Gesundheitspolitik) bzw. elf Millionen (Quelle: Berufsverband Deutscher Schmerztherapeuten) |
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davon spezifisch schmerztherapeutisch behandlungsbedürftig etwa 600.000 (Quelle: Gesundheitspolitik) bzw. 900.000 (Quelle: Berufsverband Deutscher Schmerztherapeuten) |
FMS: Dichtung und Wahrheit
Viele Ärzte und die breite Öffentlichkeit sind über die Fibromyalgie (FMS) nach wie vor unzureichend informiert. Dies, obwohl die Erkrankung nicht nur Betroffene schwer beeinträchtigt, sondern auch deren gesamtes persönliches Umfeld nachhaltig in Mitleidenschaft zieht: Beruf, Partnerschaft und Familienleben. Allzu schnell führt dieses Unwissen dazu, Menschen mit Fibromyalgie als »Simulanten«, »eingebildete Kranke«, »Drückeberger«, »Verrückte« oder »Rentenbetrüger« zu etikettieren. Der hohe Anteil von Fehldiagnosen und die große Zahl nicht behandelter Patienten weisen auf den dringend nötigen Informationsbedarf hin. Dabei kann es jeden jederzeit treffen! Wenn Sie selbst betroffen sind, werden Ihnen die nachfolgenden Behauptungen möglicherweise bekannt vorkommen.
Fibromyalgie ist eine eingebildete Krankheit
Fakt: Fibromyalgie (FMS) ist eine real existierende und weltweit seit mindestens 30 Jahren anerkannte Erkrankung unbekannter Ursache. Hauptkennzeichen sind chronische Schmerzen und zahlreiche weitere Beschwerden.
Fibromyalgie betrifft nur Frauen
Fakt: Fibromyalgie betrifft erwachsene Frauen und Männer sowie Kinder. Nach den ACR-1990-Kriterien sind 5,5 Prozent der über 35-jährigen Frauen von FMS betroffen. An ausgebreiteten chronischen Schmerzen (CWP) leidet etwa jeder zehnte Deutsche. In klinischen Einrichtungen beträgt das Verhältnis von Frauen zu Männern 8–12:1.
Fibromyalgie ist eine Muskelerkrankung
Fakt: Fibromyalgie ist keine Muskelerkrankung. Manche Ärzte geben zwar zu, dass Fibromyalgie eine Krankheit ist, glauben aber irrtümlich, es handle sich um eine Muskelerkrankung. Dieser einfache Rückschluss liegt zwar nahe, da der Schmerz in der Muskulatur im ganzen Körper wahrgenommen wird, ist aber nicht zutreffend.
Fibromyalgie ist eine Stoffwechselerkrankung
Fakt: Dass Fibromyalgie durch Fehlfunktionen des Zellstoffwechsels verursacht wird, ist bis heute unbewiesen. Jahrzehntelang vermutete man, dass ein zellulärer Stoffwechseldefekt Fibromyalgie verursachen könnte.
Fibromyalgie ist eine Infektionserkrankung
Fakt: Bis jetzt ist es nicht gelungen, nachzuweisen, dass Fibromyalgie durch eine bakterielle oder virale Infektion bzw. durch Mikroorganismen verursacht wird. FMS-artige Beschwerden sind häufig bei Infektionskrankheiten zu beobachten, insbesondere bei Hepatitis-C-Virusinfektion, HIV, Lyme-Borreliose oder Herpes-Virus-Infektionen. Man hat lange und intensiv nach Mikroorganismen gefahndet, die infrage kommen könnten. Zwei Mikroorganismen waren schließlich besonders verdächtig: das Epstein-Barr-Virus und Borrelia burgdorferi, ein Bakterium, das die sogenannte Lyme-Borreliose verursacht. Einen Beweis für die ursächliche Bedeutung einer Infektion gibt es nicht.
Fibromyalgie ist eine Immunerkrankung
Fakt: Ein sicherer Nachweis für eine Störung des Immunsystems, die durch Fibromyalgie verursacht wird, ist bislang nicht gelungen. Es gibt viele Antikörper, die für die Entstehung der Fibromyalgie zumindest eine Rolle spielen könnten.
Fibromyalgie ist eine psychische Erkrankung
Fakt: Der aktuellen Leitlinie zufolge ist Fibromyalgie keine psychische Erkrankung und sie ist nicht pauschal mit einer »somatoformen Schmerzstörung« gleichzusetzen. FMS ist keine echte Depression, kann aber mit depressiven Störungen assoziiert sein.
Fibromyalgie wird durch Schlafstörungen verursacht
Fakt: Fibromyalgie-Patienten leiden deshalb unter Schlafstörungen, weil sie ständig von Schmerzen geplagt werden und dadurch nicht in einen entspannten Schlaf finden können. Nicht erholsamer bzw. gestörter Schlaf ist das zweithäufigste Symptom der Fibromyalgie.
Fibromyalgie wird durch Verletzungen verursacht
Fakt: Niemand weiß genau, warum bestimmte Symptome besonders häufig nach einem Verletzungsereignis beobachtet werden (körperliches und/oder psychisches Trauma).
Fibromyalgie ist eine Erfindung von Rentenbetrügern
Fakt: Es ist schwer vorstellbar, dass Menschen, statt zur Arbeit zu gehen, lieber zu Hause sitzen, um sich dort an unerträglichen Schmerzen zu ergötzen! Insbesondere Versicherungen und andere Kostenträger, Fachverbände und die Gesundheitspolitik, aber auch uninformierte oder ignorante Ärzte und Therapeuten bedienen sich dieses Vorurteils, um lästige Schmerzpatienten loszuwerden.
FMS ist keine eingebildete Krankheit, sondern ein schwer erträgliches Leiden.
Fibromyalgie ist ein Dauerzustand totaler Überempfindlichkeit
Fakt: Medizin und Wissenschaft gehen davon aus, dass es keine einzelne zutreffende Ursache für FMS-Beschwerden gibt. Man betrachtet die bei FMS generell erhöhte Empfindlichkeit für Wahrnehmungsreize aller Art als Quelle der körperlichen und psychischen Funktionsstörungen, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Stressoren unterschiedlichster Art spielen eine Rolle dabei, die Schmerz- und Wahrnehmungsreizverarbeitung »umzuprogrammieren«.
INFO
FAKTEN: FIBROMYALGIE (FMS) …
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… ist eine seit 30 Jahren anerkannte Erkrankung. |
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… ist eine chronische Schmerzerkrankung unbekannter Ursache. |
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… ist keine lebensbedrohliche Erkrankung. |
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… verschlechtert nicht die Lebenserwartung. |
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… ist keine psychische Erkrankung. |
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… betrifft Erwachsene beider Geschlechter, sowie Kinder. |
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… ist durch eine erhöhte Reizempfindlichkeit gekennzeichnet. |
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… verursacht hartnäckige körperliche und psychische Funktionsstörungen. |
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