Zudem habe ich den Rezepturen teilweise erwärmende Kräuter und Gewürze hinzugefügt, die den kühlenden Effekt der Rohkost sanft ausbalancieren, zum Teil auch Öle und andere Ingredienzien, die die Aufnahme der Nährstoffe abrunden. Hier sind den eigenen Ideen und Impulsen (fast) keine Grenzen gesetzt. Hinzu kommt, dass uns die frischen Kräuter überwiegend in der wärmeren Jahreshälfte begleiten, während der sie auch besser verdaut werden können. In der kälteren Jahreszeit haben wir oft eher das Bedürfnis nach warmen, gekochten Speisen und Kräutern in Form von Tees.
Die Natur schenkt uns meistens genau das, was wir gerade brauchen. Wie bereits erwähnt, gingen die Alten, die weisen Kräuterfrauen und Wurzelsepps, die Pflanzenkundigen unterschiedlicher Epochen, stets davon aus, dass das Kraut, welches ein Mensch braucht, auch in dessen Nähe wächst.
Genauso verhält es sich mit den Jahreszeiten: Dich mit den Kräutern zu verbinden, bedeutet auch, wieder tief einzutauchen in den zyklischen Tanz des Jahreskreises, das Werden, Vergehen und neue Werden, welches die Grundlage des Lebens bildet. So schenkt dir die Natur zum Beispiel im Frühjahr genau die Kräuter, die du brauchst, um die Schlacken und Gifte des Winters loszuwerden und Vitaminmängel auszugleichen, im Herbst die Wurzeln und Früchte, die dich auch im Winter nähren.
Ich habe für die Rezepte bewusst Pflanzen ausgewählt, die sehr häufig und auf unterschiedlichsten Böden vorkommen, in Europa (zumindest seit ein paar Jahren) heimisch und den meisten Menschen bekannt sind. Zugleich handelt es sich um Pflanzen, die du über einen langen Zeitraum im Jahreskreis ernten kannst. Diese werden in der Regel gut vertragen.
Grundsätzlich ist es sinnvoll, die hier beschriebenen Smoothies nicht in großen Mengen und über lange Zeiträume, sondern kurmäßig beispielsweise über 1–2 Wochen zu sich zu nehmen beziehungsweise die Inhaltsstoffe immer mal wieder zu variieren (je nachdem, welche Pflanze dich gerade ruft …).
Wie so oft gilt auch hier der berühmte Ausspruch des Arztes Paracelsus (1493 – 1541): „Alles ist Gift. Alles ist Medizin. Allein die Dosis macht es aus.“
Manche Heilpflanzen enthalten Inhaltsstoffe, die – in großen Mengen und über lange Zeiträume konsumiert – problematisch sein können. So enthält zum Beispiel Beinwell die oft verteufelten und als gefährlich eingestuften Pyrrolizidinalkaloide. Beifuß und Salbei, die in ihrem Gebrauch als Heil- und Gewürzpflanze ebenfalls auf eine lange Tradition zurückblicken, enthalten Thujon, welches in größeren Mengen ebenfalls toxisch wird. Wenn die Toxizität von Heilpflanzen untersucht wird, dann werden in der Regel einzelne Inhaltsstoffe (statt der gesamten Pflanze) in ihren Auswirkungen getestet. Diese werden dann in deutlich größeren als den üblicherweise konsumierten Mengen armen Laborratten eingeflößt, die daran schwer erkranken oder zugrunde gehen, womit sich gewisse Lobbyisten einmal mehr darin bestätigt sehen, dass die wilde und uns umgebende Natur gefährlich ist. Trotz meiner kritischen Sicht auf dieses Prozedere und meiner Empörung ob des Umgangs mit unseren tierischen Geschwistern, rate ich ausdrücklich davon ab, große Mengen einzelner Pflanzen über einen längeren Zeitraum zu konsumieren, habe aber selbst gute Erfahrungen damit gemacht, z.B. Beinwell gelegentlich in kleinen Mengen zu mir zu nehmen.
Mögliche Nebenwirkungen
Vorübergehend kann es zu Verdauungsproblemen wie leichten Krämpfen, Flatulenz (Blähungen) und/oder leichten Durchfällen kommen, wenn dein Verdauungssystem noch nicht an den Genuss von grünen Heilkräuter-Smoothies und an die geballte Ladung an Mikroorganismen gewöhnt ist.
Zudem können starke Reinigungs- und Heilungsprozesse angestoßen werden (was sich dann ebenfalls in oben genannten Symptomen, sowie Kopfschmerzen, psychischen Verstimmungen unter anderem zeigen kann).
In diesem Fall empfehle ich, die Kräuter in den Smoothies einfach etwas niedriger zu dosieren (und zum Beispiel einen Teil der Heilpflanzen durch Blattsalat zu ersetzen) und die Menge ganz allmählich zu steigern. Es kann auch manchmal sinnvoll sein, einen solchen Prozess als Ausdruck des Heilungsgeschehens zu akzeptieren oder gar willkommen zu heißen. Im Zweifelsfall ziehe eine erfahrene Heilpraktikerin/einen erfahrenen Heilpraktiker zurate. Unter Umständen macht die Einbindung der Smoothies in ein umfassendes Therapiekonzept Sinn.
Fühle dich verbunden mit der Natur, sie hat dir so vieles zu geben.
Gleiches gilt im Übrigen für unsere Kulturpflanzen. So wird zum Beispiel oft in Rezepten für grüne Smoothies die Verwendung von Spinat empfohlen – in Maßen ist das kein Problem. Doch auch der Babyspinat enthält schon in geringer Menge Oxalsäure (während des Kochvorgangs geht diese in das Kochwasser über, welches weggegossen werden sollte, oder sie bindet sich an die traditionell hinzugefügte Sahne). Oxalsäure, regelmäßig und in hohen Dosen genossen, begünstigt nicht nur die Entstehung von Nierensteinen, sondern kann dazu führen, dass Haare und Nägel brüchig und die Zähne wacklig werden, da das Kalzium sich an die Säure bindet.
Oxalsäure ist beispielsweise auch in Sauerampfer, Sauerklee und Melde in höherer Dosierung enthalten – ein paar Blättchen davon sind jedoch unbedenklich, versorgen uns mit reichlich Vitalstoffen und geben jedem Smoothie eine angenehm frische Geschmacksnote.
Von der Süße des Lebens
Als Süßungsmittel verwende ich in meinen Smoothies bevorzugt (regional produzierten) Honig. Dieser findet schon seit alters her medizinische Verwendung in den Heiltraditionen vieler Völker. In Tibet gilt er als „Medizinpferd“, welches andere Heilmittel transportiert beziehungsweise deren Wirkung verstärkt (Quelle: Margret Madjesky/Olaf Rippe „Heilmittel der Sonne“).
Auch bei unseren germanischen Ahnen war es üblich, Heilpflanzen in Met (Honigwein) zu sieden. Neben verschiedenen Zuckern enthält Honig antibiotische Inhaltsstoffe, Vitamine, Enzyme und Mineralien und diente schon den Göttern als Nahrung, weshalb er auch in vielen Kulturen bis heute als Opfergabe dargebracht wird. Als Inbegriff der sommerlichen Blütenfülle lässt der Genuss dich teilhaben an der Süße des Lebens und schenkt jedem Smoothie eine Extraportion Sonnenschein.
Leider geht es in unserer Zeit den Bienen schlecht. Viele Wildbienenarten sind vom Aussterben bedroht oder bereits verschwunden – in welchem Ausmaß, lässt sich kaum erforschen. Noch immer werden wider besseres Wissens viele Pestizide und Herbizide auf unseren Feldern ausgebracht, die den Bienen (und uns natürlich ebenfalls) schaden. Die asiatische Varroamilbe macht den Bienen ebenfalls zu schaffen, und sie sind auf deren Behandlung durch den Imker angewiesen. Wenn das Summen verstummt, bleiben zahlreiche Nahrungs- und Heilpflanzen ohne Bestäubung.
Dem berühmten Physiker Albert Einstein (1879 – 1955) wird die Prophezeiung in den Mund gelegt, dass vier Jahre nach den Bienen der Homo sapiens ebenfalls aussterben würde. Jeder Imker sollte allein für die Bestäubungsleistung seiner Bienen vom Staat Subventionen erhalten. Mit dem Genuss von heimischem Honig unterstützt du die Imker und damit auch unsere geflügelten Gefährten in ihrer Arbeit.
Solltest du eine vegane Ernährung bevorzugen, kannst du alternativ Agavendicksaft, Vollrohrzucker, Ahornsirup oder auch Stevia verwenden – natürlich in Maßen. Unser Empfinden von süß ist sehr stark durch unsere Ernährungsgewohnheiten geprägt, und zumeist nehmen wir viel zu viel Zucker zu uns. Oft kommen die Smoothies ohne zusätzliche Süßungsmittel aus.
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