„Wie die sprossende Grüne der Erde will ich wirken. Hildegard von Bingen, Scivias
So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass Chlorophyll die Blutbildung anregt und Sauerstoff in deine Zellen befördert. Auf diese Weise reguliert Chlorophyll auch deinen Säure-Basen-Haushalt, reinigt das Blut und spült Ablagerungen und Gifte aus den Blutgefäßen und aus dem gesamten Körper hinaus. Zudem verbessert es den Geruch des Körpers.
Es hemmt Entzündungen und fördert die Heilung von Wunden. Es aktiviert die Schilddrüse und reduziert den Insulinbedarf. Obendrein schenkt das Chlorophyll dir eine Fülle an Vitalstoffen, reichlich Vitamine und Folsäure (Quelle: Rose-Marie Nöcker „Das große Buch der Sprossen und Keime“).
Doch die Beschreibungen der Grünkraft Hildegards reichen ja noch sehr viel weiter. Es handelt sich eben nicht einfach um eine Farbe oder ein Gemisch an Vitalstoffen, sondern um ein übergeordnetes Wirkprinzip in allem Lebendigen, welches dem Prana der Inder, der Lebenskraft selbst entspricht.
Eines ist gewiss: Wir brauchen Grün zum Atmen und Leben. Wir brauchen Chlorophyll, und wir brauchen lebendige Nahrung. Beides ist in der allgemein üblichen Ernährung eher Mangelware, was zu einem wahren Heißhunger führt, der viel zu oft und viel zu reichlich mit degenerierten Nahrungsmitteln zu stillen versucht wird. Dabei kann es ganz einfach sein: Im grünen Smoothie liegt dir die grüne Kraft des Chlorophylls in einer Form vor, wie sie besser gar nicht vom Körper aufgenommen werden könnte. Wenn du diesen aus frisch gesammelten Pflanzen zubereitest, schenkt er dir zudem eine Fülle an Biophotonen. So wird jeder grüne Smoothie zu einem wahren Lebenselixier, welches deine Gesundheit und Lebensqualität deutlich verbessern kann.
Phytotherapie und Smoothies
Und doch ist das Potenzial, welches die nahrhaften, grünen Getränke in sich bergen, noch bei Weitem nicht ausgeschöpft. Denn sie helfen dir nicht nur, gesund zu bleiben, deinen Körper kontinuierlich und regelmäßig zu entgiften und mit Vitalstoffen zu versorgen, sondern sie lassen sich auch gezielt einsetzen, wenn dein Gleichgewicht bereits gestört ist und es zu manifesten Erkrankungen kommt.
Dieses Buch ist der Bereitung von schmackhaften Smoothies auf der Basis von Heilkräutern gewidmet, welche auf eine lange Tradition in der Begleitung von Frauen zurückblicken. Hierbei handelt es sich um Pflanzen, die uns an unsere ur-weibliche Kraft erinnern und darin bestärken, diese zum Ausdruck zu bringen. Es handelt sich auch um Pflanzen, die ihre Heilkräfte großzügig zur Behandlung frauenspezifischer Erkrankungen und deren Vorbeugung zur Verfügung stellen, um Pflanzen, die uns durch ein ganzes Frauenleben begleiten.
Die Phytotherapie, die Therapie mit Heilpflanzen, ist vermutlich schon so alt wie die Menschheit beziehungsweise noch viel älter. Die Pflanzen sind sozusagen die Erstgeborenen von Mutter Erde und Vater Sonne. Sie waren schon lange vor uns hier und haben uns – Geburtshelfern gleich – den Weg in die Existenz bereitet. Das wussten die Alten, wenn sie im Rigveda, dem ältesten indoeuropäischen Schriftstück (welches wahrscheinlich zwischen 1.500 und 2.000 vor Christus niedergeschrieben wurde), die Pflanzen als Urmütter anriefen, die bereits drei Zeitalter vor den Göttern geboren seien.
Da die Pflanzen oft widrigen Überlebensbedingungen ausgesetzt sind und nicht wie wir einfach davonlaufen können, wenn es ihnen zu extrem wird, haben sie eine Vielzahl schützender, heilender Faktoren in ihrem Erdenkörper angereichert, insbesondere wenn es sich um Wildpflanzen handelt. Und damit beschenken sie sich sogar gegenseitig, denn selbst unter den Pflanzen lässt sich beobachten, dass eine Pflanze von den Heilkräften einer anderen profitiert und gehäuft in deren Nähe wächst. Wir können eine regelrechte Solidarität in der Natur beobachten. Mitunter helfen sich Bäume sogar gegenseitig und versorgen sich gezielt mit Nährstoffen. Bäume und Pilze leben in einer Symbiose, die deren Leben erst möglich macht (Quelle: Peter Wohlleben „Das geheime Leben der Bäume“).
Auch im Tierreich ist die gezielte Therapie mit Pflanzen verbreitet: Erkrankte Tiere nehmen oft genau die Heilpflanze zu sich, die sie brauchen, um sich zu kurieren. So entdeckten Forscher beispielsweise, dass manche Affen bitter schmeckende Blätter mit einer Erreger abtötenden Wirkung zu sich nehmen, wenn sie krank sind.
Dieses instinktive Wissen, welche Pflanze uns in einer bestimmten Lebenslage guttut, steckt auch in uns, wenngleich es oft von unserem rationalen Denken überdeckt wird und viele Menschen meinen, den Zugang dazu verloren zu haben.
Die Phytotherapie ist so alt wie die Menschheit.
Pflanzenwissen ist weiblich
Doch nichts ist wirklich verloren. Wir müssen einfach wieder lauschen, schauen und fühlen lernen, denn oft ist es so, dass genau die Pflanzen, die wir genau jetzt brauchen, uns rufen, sich uns regelrecht anbieten. Und diese Gabe, uns fühlend mit den Pflanzenwesen zu verbinden und ihr Heilwissen in die Gemeinschaft der Menschen zu tragen, ist uns Frauen quasi in die Wiege gelegt worden. Es ist unser kulturelles Erbe, an das wieder anzuknüpfen wir aufgerufen sind. Viele Frauen (und auch Männer) wurden für ihr Pflanzenwissen gefoltert und hingerichtet, und die Angst sitzt uns als Kollektiv immer noch im Nacken.
Wir haben in der Folge gelernt, die Verantwortung für unsere Gesundheit abzugeben. Und wir haben gelernt, uns an männlichen Werten und einer männlichen Weltsicht zu orientieren – aktiv, rational und nach außen gerichtet, erfolgreich unseren Weg in einer linear denkenden und handelnden Gesellschaft zu gehen und unseren Platz zu behaupten. Da war es für eine Zeit vielleicht gut und richtig, als Kollektiv der Frauen aufzustehen, unsere Opferrolle abzulegen und uns aktiv und kämpferisch für unsere Rechte einzusetzen, doch kämpften wir dabei nicht selten mit männlichen Methoden gegen „die Männer“.
Das Yin und das Yang aber gehören zusammen, männliche und weibliche Energien ergänzen einander perfekt zu einem Ganzen, und jede Einseitigkeit ist vor allem eins: einseitig. Heute leben wir in einer Zeit des Wandels, in der die Qualität des „Weiblichen“ wieder mehr an die Oberfläche des Seins dringen und sich in der Welt entfalten darf. Die sinnliche Begegnung mit der Pflanze und deren Anwendung vor dem Hintergrund einer ganzheitlichen Phytotherapie ist ein Ausdruck dieses Prozesses. Uns wieder auf eine weiblich-intuitive Art mit den Pflanzen zu verbinden, bedeutet auch, den Verrat an unseren Schwestern, die der Inquisition zum Opfer fielen, den Verrat an weiblichen Werten und, vor allem, den Verrat an uns selbst zu heilen.
Lass dich rufen von der grünen Welt.
„Kräuterkunde ist kein aktiv erkämpftes Wissen. Es wird empfangen. Es ist eine Gabe, ein Geschenk der Anderswelt. Es kann nicht gegen den Willen der Göttin mit Gewalt erobert und in Besitz genommen werden. (…) Der menschliche Geist muss sich, wie der weibliche Schoß, entspannt und wonnevoll der Eingebung öffnen, um mit Heilintuitionen schwanger zu werden. Kräuterkunde ist feminin, weil das Finden und Sammeln von Nahrungs- und Heilpflanzen während der Steinzeit – die immerhin 98 Prozent unserer Entwicklungsgeschichte als Menschen ausmacht – Frauenangelegenheit war (…)“ (Quelle: Wolf-Dieter Storl „Pflanzen der Kelten“).
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