SERIE ARES: Histoire militaire Militärgeschichte.
Band III
Schweizerische Vereinigung für Militärgeschichte und Militärwissenschaften (SVMM) und Militärakademie an der ETH Zürich /Assoiciation suisse d’histoire et de sciences militaires (AHSM) et Académie militaire à l’EPF de Zurich
Der Verlag Hier und Jetzt wird vom Bundesamt für Kultur mit einem Strukturbeitrag für die Jahre 2016–2020 unterstützt.
Die Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften SAGW hat das Buchprojekt mit einem Beitrag unterstützt.
Schweizerische Akademie der Geistes- und SozialwissenschaftenAcadémie suisse des sciences humaines et socialesAccademia svizzera di scienze umane e socialiAcademia svizra da scienzas umanas e socialasSwiss Academy of Humanities and Social Sciences |
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Lektorat: Alexander Jungo, Hier und Jetzt
Gestaltung und Satz: Greiner & Reichel, Köln
Bildbearbeitung: Humm dtp, Matzingen
Umschlagbild: Oberst Roger Masson,
Chef des Nachrichtendienstes im Armeestab 1936-1948
(Bild: Schweizerisches Bundesarchiv, E5792#/1988/204#1087*).
ISBN E-Book 978-3-03919-924-2
E-Book-Herstellung und Auslieferung:
Brockhaus Commission, Kornwestheim
© 2017 Hier und Jetzt, Verlag für Kultur und Geschichte GmbH, Baden, Schweiz
www.hierundjetzt.ch
www.ashsm.ch
ISBN Druckausgabe 978-3-03919-346-2
Michael M. Olsansky
Einleitung
Auftakt
Rudolf Jaun
Die «Probe des Krieges» und die «Existenz des Staates» – Elemente des schweizerischen Militär- und Kriegsdenkens im 19. Jahrhundert
Im Zeitalter der Weltkriege
Rudolf Jaun
Ulrich Wille: Hintergrund und Wirkung seines Denkens und Handelns
David Rieder
Fritz Gertsch – Enfant terrible, Soldatenerzieher und Militärtheoretiker
Michael M. Olsansky
Umstrittener Spiritus Rector: Ulrich Wille d. J. und das militärische Denken in der Schweiz der Zwischenkriegszeit
Andreas Rüdisüli
Une pensée militaire romande? Ein staatliches Machtmittel aus Sicht einer nationalen Minderheit
Im Kalten Krieg
Peter Braun
Wille-Schüler und Armeereformer. Militärisches Denken in der unmittelbaren Nachkriegszeit
Peter Braun /Olivier Schneider
«Jede kritiklose Nachahmung fremder Vorbilder muss sich rächen!» Annäherung ans militärische Denken Alfred Ernsts
Michael M. Olsansky
Der Einfluss des ausländischen Beispiels: Zum operativen Denken von Hans Senn und Frank Seethaler während des Konzeptionsstreits
Rudolf Jaun
Alfred Stutz und die Raumverteidigung. Ein letztes Gefecht um die Gewichtung von area defense und mobile defense unter dem Regime der Konzeption 66 der militärischen Landesverteidigung
Dominique Juilland
Roger Mabillard : la pensée en action ou le retour aux fondamentaux militaires après Mai 68
Jens Amrhein
Das militärische Denken Gustav Dänikers d. J.
Querbetrachtung
Christian Bühlmann
La commodification de l’armée de milice ? La pensée stratégique suisse au défi de l’approche gestionnaire
Autoren/Auteurs
Der friedlichen Geschichte der modernen Schweiz ist es zu verdanken, dass sich Militärhistoriker hierzulande eher mit militärischem Denken auseinandersetzen als mit militärischem Handeln. Dabei bezog und bezieht sich das Denken über Militär bei Weitem nicht nur auf die Innenmechanismen und Organisationseigenheiten des sozialen Subsystems Militär und seines Instruments, der Schweizer Armee. Vielmehr widmete es sich gerade den Abhängigkeiten und Wechselwirkungen von Militär und Krieg, Militär und Bedrohung sowie von Militär und Gesellschaft. Was Militär sein soll, wie Militär sein soll, welche Rolle der Krieg als politisch-gesellschaftlicher Ausnahmezustand dem Militärischen zukommen lässt und welche Bedeutung die Schweizer Gesellschaft dem Militär zugestehen will, sind integrale Fragen der Pensée militaire. Glücklicherweise denken dabei nicht nur Militärs über Militär nach. Aber es gab sie, die Militärs, die über Militär nachdachten, oftmals Milizoffiziere, aber auch stets jener Teil des hierzulande kleinen militärischen Berufsstands, der seinen Expertenstatus denkend und schreibend zur Geltung zu bringen vermochte. Wobei zu hoffen ist, dass er das auch künftig noch kann.
Der vorliegende Band 3 der SERIE ARES widmet sich dem militärischen Denken in der Schweiz des 20. Jahrhunderts. Ursprünglich als Tagungsband zum wissenschaftlichen Symposium «La pensée militaire suisse de 1800 à nos jours» in Pully (VD) im Jahr 2012 gedacht, entschied sich die Schweizerische Vereinigung für Militärgeschichte und Militärwissenschaften (SVMM/ASHSM) nachträglich dazu, auf eine breite, teilweise aber etwas dünn bohrende Tour d’Horizon über die letzten 217 Jahre zu verzichten und die Herausgabe einer aufs 20. Jahrhundert beschränkten Beitragssammlung ins Auge zu fassen. Der Entscheid hierzu war, angesichts der Forschungslücken, die auch dieser Band nicht schliessen wird, rückblickend sicher richtig. Zugleich ermöglichte es diese Fokussierung des Untersuchungszeitrahmens, der themenspezifischen Forschung der letzten zwei Dekaden Raum zu geben bzw. Teile ihrer Resultate zu präsentieren. Diese Forschung wurde, wenn natürlich nicht ausschliesslich, so aber doch wesentlich von Rudolf Jaun – mittlerweile emeritierter Titularprofessor für Geschichte der Neuzeit und Militärgeschichte an der Universität Zürich – und seinem «akademischen Harst» von ca. 50 Doktoranden und Lizentianden vorangetrieben. Einige Autoren der hier abgedruckten Beiträge sind denn auch aus dieser «Jaun-Schule» hervorgegangen, inspiriert von dessen für die Erforschung des Schweizer Militärs im 20. Jahrhunderts wegweisenden Arbeit über den Richtungsstreit in der schweizerischen Militärelite am Ende des Fin de Siècle. Jauns Habilitationsschrift Preussen vor Augen steckte mit der Untersuchung der Auseinandersetzung über die staats- und gesellschaftspolitische Positionierung des Militärs in der Schweiz den Rahmen ab, wie Anfang des 20. Jahrhunderts über Militär gedacht und gesprochen wurde. Die beiden Lager des Richtungsstreits – die «Neue Richtung» um den Soldatenerzieher und späteren Weltkriegsgeneral Ulrich Wille und die «Nationale Richtung» um eine Offiziersgruppe mit national-republikanischem Militärideal – dachten unterschiedlich über das Verhältnis von Nation und Armee sowie von Volk und Armee, dachten anders über den Offizier, über den Soldaten, hatten unterschiedliche Ansichten über die Organisation des Militärapparates, die militärische Kräfteverwendung im Kriegsfall sowie über die Ausbildung und zu beschaffende Rüstungsgüter. Ein grosser militärischer Themenkatalog also, der zu bedenken war, und bezeichnenderweise sollte sich das im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts nicht grundsätzlich ändern. Es stellt sich diesbezüglich auch die wichtige Frage nach Kontinuitäten und Brüchen. Etliche Schweizer Militärhistoriker teilen heute die Auffassung, dass sich der Richtungsstreit im Sinne einer longue durée durch das 20. Jahrhundert zieht. Andere sind zurückhaltender und verweisen auf Ungereimtheiten und Bruchstellen.
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