Militärisches Denken in der Schweiz im 20. Jahrhundert La pensée militaire suisse au 20e siècle

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Obwohl die Schweiz im 20. Jahrhundert als Staat nicht direkt in kriegerische
Aktivitäten involviert war, zeigte sich die «pensée militaire» – die intellek-
tuelle und konzeptionelle Auseinandersetzung mit dem Militär und dessen
Interaktion mit Krieg, Politik und Gesellschaft – ausgeprägt und reichhaltig.
Der Band zeichnet die Herausbildung dieses militärischen Denkens anhand von
zwölf Porträts nach. Im Zentrum der Beiträge stehen einflussreiche Theore-
tiker und Konzeptionisten der schweizerischen Militärentwicklung des 20. Jahr-
hunderts – von Ulrich Wille über Alfred Ernst bis Roger Mabillard. Ihre den
Militärdiskurs prägenden Ansätze und Denkmuster nehmen nicht nur Bezug auf
vermeintlich schweizerische «Brands» wie die Neutralität oder das Milizsystem.
Mindestens ebenso präsent sind Fragen der Strategie und der internationalen
Entwicklung des modernen Militärs.

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Um diese Vorstellungen mit der Schweiz in Bezug zu setzen, musste einiger theoretischer Aufwand getrieben werden. Wegen der Schwäche und Kleinheit des schweizerischen Staates, und weil das Volk darauf eingeschworen sei, müsse die Neutralität aufrechterhalten und allenfalls ein «gerechter Volkskrieg» gegen monarchische Übergriffe geführt werden. Immerhin schliesst Rothpletz eine Allianz mit einem republikanischen Staat «von gleicher moralischer Grundlage» nicht aus und hofft zumindest im Bedrohungsfall auf einen solchen Bündnispartner, ohne dass «die kleinlichen nichtssagenden Bedenken der Neutralitätspolitik» dies verhinderten. Auch sinniert er darüber nach, dass die Schweiz in den Grenzen des Ancien Régime «ein mächtiger und kein neutraler Staat» wäre. Er tröstet sich aber mit der Gewissheit der Entwicklungsfähigkeit des schweizerischen Volksgeistes darüber hinweg: «Solange die Republik lebenskräftig nach immer grösserer Vervollkommnung ihrer sittlichen Grundlagen strebt, kann ihr die Neutralität auch nicht an Einfluss und Ansehen schaden.» 20

Die Fixierung auf die absolute Begrifflichkeit des militärischen Siegs und des Kriegs als Todeskampf um die staatliche Existenz erforderte eine gewaltige Dynamisierung der Humanressourcen der republikanischen Miliz. In der Vision von Rothpletz soll die militärische Qualifizierung der männlichen Bevölkerung in die zivile Ausbildung und ins zivile Sozialleben integriert werden. Mit dem Schuleintritt beginnt auch die militärische Ausbildung. Die Rekrutenschule zum Zeitpunkt der politischen Mündigkeit soll lediglich als «Prüfung und als Repetitorium der elementarwissenschaftlichen und der militairischen Arbeit der Jugendzeit» und als «Übergang vom Spiele der Jugend zu dem Ernst der Kriegstüchtigkeit» dienen. 21An den höheren Schulen, eingeschlossen die Hochschulen, sollen militärische Pflichtvorlesungen eingeführt werden, um die Unteroffiziere und Offiziere auf ihre Aufgaben vorzubereiten. Zudem sollen die Schützen-, Jäger-, Turner- und Bergsteigervereine und ihre eidgenössischen Zentralfeste zur «nationalen Erziehung» herbeigezogen werden. 22Am Lebensende erhalte der ältere, zum Felddienst nicht mehr verwendbare Mann die Aufgabe, die militärische Erziehung des nachkommenden Geschlechtes zu überwachen und für die Aufrechterhaltung der Ordnung im Innern des Landes besorgt zu sein: «Grundsätzlich ist auf diese Weise das ganze männliche Geschlecht von der Jugend bis zum Alter in steter Beziehung zum Kriege». 23Die Frauen gelten als die «vegetative, der Natur zugewandte Seite des Menschengeschlechts». In Hinsicht auf den existenziell aufgefassten Krieg ist den Frauen aufgegeben, «ein gesundes, kräftiges Geschlecht» zu erzeugen und Kranke und Verwundete zu pflegen: «Das Weib hat somit eine für den Krieg und die Zukunft des Vaterlandes höchst bedeutungsvolle, aber doch nur primitive Aufgabe.» 24Mit der Biologisierung der Frauen wird ihr Status auch für den Bereich des Staates und der Streitkraft auf die Rolle der gebärenden und fürsorgenden Mutter eingeschränkt.

Rothpletz entwarf sein Konzept der Militärrepublik in Abgrenzung zum monarchischen Militärstaat und seinem stehenden Konskriptionsund Söldnerheer. Wenn die militärische «Erziehung das ganze Menschenleben» umfasse und die Republik aus «einem Volk besteht, das den Pflug und die Waffe mit gleicher Leichtigkeit und Freude handhabt», dann sei die Republik «die wohl stärkere Kriegsbasis» und «der eigentliche Soldatenstaat». 25Rothpletz bezeichnete dies als «idealen Wunsch», welcher der «Wirklichkeit nur in geringem Masse» entspreche. Die Gefahr der Militarisierung und der Dominanz des Militärischen über das Zivilleben sah Rothpletz in der Tradition der liberalen Militärtheorie nur bei den stehenden Heeren der Monarchien, die über ein autonomes Militär verfügten. Sein «radikales», geradezu staatssozialistisch anmutendes Konzept hatte zusammen mit den Schriften von Wilhelm Rüstow eine nicht geringe Wirkungskraft: Es entsprach in grossen Zügen dem Ideengerüst des Entwurfs zur Armeereform von Bundesrat Emil Welti für ein neues Militärorganisationsgesetz aus dem Jahr 1868. Bundesrat Welti war ein grosser Anhänger des Einbezugs der Volks-, Mittel- und Hochschulen in die Militärausbildung und des militärischen Vorunterrichtes, der die Zeit zwischen Ende der Schulpflicht und Beginn der Wehrpflicht überbrücken sollte. In sehr abgeschwächter Form fanden einige Elemente (Vorunterricht, Militärwissenschaften an der ETH usw.) des freisinnig-radikalen Militärkonzepts Eingang in die Militärorganisation von 1874. Das Konzept diente der «Nationalen Richtung» im schweizerischen Offizierskorps in den folgenden Jahrzehnten als Leitbild des auf den Staatsbürgerstatus aufbauenden Soldatenstatus. Rothpletz hatte die Vorstellung der Volksbewaffnung und der an der klassischen Kampforganisation orientierten Milizarmee unter dem Horizont der auf die Staatsexistenz radikalisierten Kriegsdeutung zusammengebracht. Hier knüpfte auch die «Neue Richtung» an, welche ebenfalls von den absoluten Begriffen des Kriegs und der Existenzvernichtung des Staates ausging, aber das Verhältnis von Bürger und Soldat umkehrte und am Soldaten der stehenden (monarchischen) Armeen Richtmass nahm und im Bürger nicht den Staatsbürger und soldat-citoyen, sondern den Bourgeois, den zum Soldaten zu erziehenden Staatsangehörigen, sah. 26

Kriegsfähigkeit als dominante Legitimation der schweizerischen Staatsexistenz

Für die Entwicklung des schweizerischen Militär-, Kriegs- und Staatsverständnisses bedeutete die Rezeption von Elementen der idealistischen Staats- und Geschichtsphilosophie, wie sie in den Schriften von Rüstow und Rothpletz zum Ausdruck kamen, einen markanten Umbruch. Hans Wieland, der renommierte Adjunkt des Militärdepartements, schloss seine politisch-militärischen Studien zur schweizerischen Neutralität 1861 noch sehr zurückhaltend mit idealistischen Konstruktionen: «Niederlage ist Sieg […] und sichert unsere Existenz als Volk, als Staat.» 27Damit hat das Volk bewiesen, dass es schlagen kann und auch siegen könnte. Aymon de Gingins-La Sarraz verzichtete 1860 in seinen Gedanken zur Guerre défensive en Suisse auf jegliche staats- und geschichtsphilosophischen Überlegungen und ging ausschliesslich von einer wahrscheinlichen Bedrohung durch Frankreich aus. 28Nach 1870 fliesst die idealistische Kriegsdeutung zunehmend in die Militärdebatte ein und wird nach 1890 zum festen Bestandteil des Militärdiskurses. Als herausragende Beispiele können Texte von Ferdinand Affolter, Theophil von Sprecher und Felix Lüssy herbeigezogen werden, um die Umorientierung in den Köpfen der führenden Offiziere (Affolter und Sprecher) und des «unbekannten» Subalternoffiziers (Felix Lüssy) zu dokumentieren. Ferdinand Affolter dozierte von 1884 bis 1925 Militärwissenschaften an der ETH, Theophil von Sprecher war von 1905 bis 1919 Generalstabschef der Schweizer Armee, Felix Lüssy war ein akademisch gebildeter Leutnant, der 1909 brevetiert wurde.

Militärtheoretiker und Radikaler Exponent der Neuen Richtung im Fin de - фото 5

Militärtheoretiker und Radikaler Exponent der «Neuen Richtung» im Fin de Siècle: Ferdinand Affolter (Bild: BiG).

Am engsten an das von Rüstow und Rothpletz verbreitete Verständnis von Krieg, Staat und Geschichte schloss Ferdinand Affolter an. Wie Rothpletz fasste er seine Vorstellungen über die Entwicklung der Milizarmee und des Kriegs in radikalisierten, absoluten Begriffen. Neben der totalen Mobilisierung aller gesellschaftlichen Ressourcen für den Krieg forderte Affolter eine wesentliche Dynamisierung des Führungsverhaltens der Offiziere. Affolter ging sogar unter Strapazierung der Staatsindividualitätslehre und des Existenztheorems so weit, die Steigerung der schweizerischen «Wehrkraft bis zum Äussersten» zu verlangen, um auf den Neutralitätsstatus verzichten zu können: «[D]ann wird unser Staat seine volle Individualität wieder erlangen und sich nach allen Seiten mit seiner vollen Thatkraft und That geltend machen, dann wird aus unserm politischen Wörterschatz das Wort ‹neutral› verschwinden.» 29Affolter war als Einziger bereit, die absoluten Begriffe von Individualität, Kampf, Existenz und Negation einzulösen und konsequenterweise auf die Neutralität zu verzichten und zu einer tief gehenden Restrukturierung der Milizarmee zu schreiten, wie sie Emil Rothpletz skizziert hatte: «Der Krieg einer entwickelten Nation kann nur ein Volkskrieg sein, ein Krieg, wo alle Kräfte eines Staates eingesetzt werden und eingesetzt werden müssen. Die Wehrkraft eines Volkes umfasst daher alle materiellen und geistigen Kräfte eines Staates, die immer nur für den hohen Zweck nutzbar gemacht werden können, und erscheint so als ein Produkt der Grösse der materiellen Mittel und der geistigen Willenskraft.» 30Neben der Instrumentalisierung der Schule aller Stufen für die Militärausbildung – hier deckt er sich mit den Vorstellungen der «radikalen» Armeereform um Bundesrat Welti – fordert Affolter eine grundlegende Umwandlung der militärischen Kaderausbildung in eine «Führer»-Erziehung – hier mit den Vorstellungen der «Neuen Richtung» um Ulrich Wille. Um die dynamisierten und verabsolutierten Vorstellungen des allgemeinen Volkskriegs, den agonalen Kampf um die Staatsexistenz zu operationalisieren, hält Affolter vor allem eine grundlegende Neugestaltung des Führerverhaltens und dessen Voraussetzungen, die Selektion, Ausbildung, Entwicklung und Formung des Offizierskorps für notwendig. Seine Vorstellungsbilder zur Reform des Offizierskorps entwickelt er an zwei Begriffen, die später zu Schlüsselbegriffen der Offiziersbildung werden: Männlich(keit) und Führer(tum). «Der Offizier in der Eigenschaft als Führer im Felde wie als Lehrer auf dem Exerzierplatz muss dem Soldaten als Inbegriff der Männlichkeit in allen Lagen des Lebens überhaupt und in denen des militärischen ganz besonders erscheinen. Es darf daher kein Mann zum Führer bestimmt oder als Führer gelassen werden, dem der leiseste Makel des Unmännlichen anhaftet.» 31Mit den Leitbildern «Männlichkeit» und «Führertum» lassen sich idealistisch und darwinistisch eingefärbte Machtstaatsvorstellungen individualisieren und in ein Erziehungsprogramm umsetzen. 32Eine zentralisierte, mit der militärischen Ausbildung aufs Engste verbundene «Staatsschule» soll die Wehrkraft bis aufs Äusserste steigern, und eine gestraffte, einheitliche Offiziersselektion und -ausbildung soll ermöglichen, eine militärische «Führerschaft» zu schaffen, die keinerlei politischen, regionalen, föderalistischen oder sozialen Einflüssen unterliegt. Die Vision der Bildung eines sozial und politisch autonomen, rein militärischen Führerkorps ohne staatsbürgerliche Bindung leitete Affolter. Die «Staatsform» soll bei der Schaffung von «Führern, die alle Attribute als solche besitzen», keinen Einfluss haben, sondern «nur der feste unabänderliche Wille, sich wehrhaft zu machen […], um im Momente der Gefahr auch wirklich wehrhaft zu sein». 33Der Krieg als Todeskampf um die staatliche Existenz des Volkes wird zum höchsten Orientierungspunkt aller staatlichen Institutionen und Massnahmen erhoben. Affolter verband damit ein ebenso militaristisches wie virilistisches Denken, das in den 1890er-Jahren Raum gewinnen und zu den zentralen Elementen des Neuen Geistes gehören wird.

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