69 Alter und Neuer Bund und Mensch bleiben Fragmente als erste Teile eines auf zwei Teile gedachten Ganzen, und Christentum gemäß Johannes nur der Beginn eines Christentum gemäß der Offenbarung (vgl. G. WILHELMY, Vita , 32f).
70K. RAHNER, Laudatio , 272.
71Die Frage ist fundamental auch in diesem Sinn, da sie das Fundament der ignatianischen Exerzitien bildet.
72Vgl. Analogia entis I , 21. Zum Ganzen siehe H. WULF, Erich Przywara; B. GERTZ, KreuzStruktur , 555f.
73 Weg zu Gott , 114.
74Vgl. z.B. Neue Philosophie , 308; Analogia entis I , 70.
75Vgl. H.U. VON BALTHASAR, Erich Przywara , in: L. ZIMNY (Hrsg.), Erich Przywara , 5.
76 Der Ruf , 104.
77 Ebd ., 103.
78 H , 309.
79 Ebd. Vgl. auch M. ZECHMEISTER, Gottes-Nacht , 17.
80 Gott in uns , 554.
81„Wenn wir nun zusammenfassen: Was haben wir anders gefunden, als dass der Ursprung der scheinbaren Gottesleugnung der neuzeitlichen Philosophie vielmehr ein ‚Gott alles allein‘ ist? Ihr Atheismus oder Pantheismus nur Erscheinungsform eines ursprünglichen ‚Theopanismus‘ – um den guten Ausdruck Rudolf Ottos zu gebrauchen. Das ‚Ich alles allein‘ anthropozentrischer und das ‚All alles allein‘ kosmozentrischer Philosophie nur Wandlungsform des ursprünglichen ‚Gott alles allein‘, wie es die Ursprungszeit der Neuzeit erfüllte. Auf der einen Seite das Ethos und Pathos des ‚Gott-Ich‘, wie es sich gegen eine zerrüttete Ideal-Weltordnung des Mittelalters leidenschaftlich erhob; auf der anderen Seite, gerade durch die Weltverachtung und Weltverdammung dieses Ich-Glaubens, das Ethos und Pathos des machtwillkürhaften ‚Gott-Welt‘, der Willens-Willkür-Gott in der Erscheinung der nicht mehr logosdurchleuchteten, sondern allein irrational machtdurchherrschten Willens-Willkür-Welt; – und als letzte die tiefe dunkle Tragik das Spinoza-Ethos des unergründlichen Schicksals, aber nun nicht lösbar durch einen sich-selbst-aufgebenden ‚amor intelectualis Dei‘ – sondern Gott selber als Alogos, die Rätsel-Finsternis-zeugende Ur-Rätsel-Finsternis. Undurchdringliches Schicksal, lösungslos, erlösungslos“ (Gott , 265).
82„Gott, der Alleinwirkliche und Alleinwirksame, und das allein im Innern beschlossene christliche Leben als seine Erscheinungsform. Die bis zum äußersten aufgerissene Distanz zwischen dem ‚Gott des Gerichts‘ und dem seinshaft notwendigen Sünder formt sich zur äußersten Einheit, indem der ‚Gott der Gnade‘ alleiniges Wirk- und Formprinzip des Gerechten wird“ (Custos , 38).
83 Die religiöse Krisis , 51.
84 Custos , 38. Die „Neuzeit war entsprungen, da der platonische Hymnus eines göttlich idealen Menschen im Humanismus der Renaissance und die mystische Verzweiflung der Reformation sich ineinander schlagen. Sie vollendete sich, da in der französischen Revolution alle Religion zur Religion der gotthaften ‚reinen Menschlichkeit‘ ward, aber im dämonischen Ausbruch aller höllischen Tiefen des Menschen. Idealismus und Romantik erscheinen darum in ihrem Gegensatz zueinander wie als letzte Formel dieses Gesichts der Neuzeit. – Im Idealismus treibt die Verzweiflung des realen Menschen den Glorien-Traum vom gotthaft Idealen empor. In der Romantik aber wühlt sich eben die Verzweiflung des realen Menschen hinunter in die Traum-Nacht gotthaften Lebens der Ursprünge in die Tiefe. – Vergotteter olympischer Mensch oder vergotteter chthonischer Mensch (mit den Ausdrücken Bachofens), – dahinein mündet der neuzeitliche Dithyrambus vom Menschen. So wird verständlich, daß dasselbe neunzehnte Jahrhundert, in dem die Neuzeit (in Idealismus und Romantik) ihre volle Weite ausfaltet, auch das Jahrhundert ist, in dem die Überwindung dieser Neuzeit radikal einsetzt“ (H, 306).
85 Die religiöse Krisis , 51.
86Przywara ist überzeugt, dass die absoluten Philosophien der Neuzeit „tatsächlich enttheologisierte Theologien“ sind und im dialektischen Umschlag die Theologie säkularisieren. „Als Beispiel kann dienen: wie Hegels Philosophie aus Theologie entsteht und wächst, – und umgekehrt […] dazu führt, aus Theologie philosophische Dialektik zu machen“ (Analogia entis I , 70).
87 Die religiöse Krisis , 51.
88H, 45.
89Siehe dazu DSM I , 50–67. Diese Gegensatzpaare dienen auch als Gerüst des zweiten Hauptteils von M, 83–424. In von Balthasars Urteil sprengen Przywaras Versuche einer Synthese dieser menschlichen Konstanten „jede überblickbare Gestalt“ auf (H.U. VON BALTHASAR, Theodramatik , II/1, 325).
90 DSM I , 54.
91 Liebe , 330.
92Vgl. KiG , 39.
93 Liebe , 363.
94„Ist nicht alles letztlich Tragik, Menschengemeinschaft wie Geschlechterfrage, Weltproblem wie Gottesproblem, Wissen wie Glauben? Eine unendliche Fülle von Standpunkten, die sich höchstens zu einer geheimnisvollen ‚Einheit der Gegensätze‘ zusammensehen lassen? Aber bedeutet das nicht praktisch völlige Resignation? Und muß das nicht, so oder so, zum letzten Verzweiflungsglauben an einen ‚tragischen Gott‘ führen?“ (Tragische Welt , 343). Für Przywara zeigt sich die eigentliche Ohnmacht der menschlichen Existenz in dem, was das Leben zutiefst ist: ein Wandel, ein Kommen und Gehen und „dieser unheimliche Atem des Nichts dazwischen“(CEx, 104). „Denn alle Entfernung von der glühenden Jugend zur sogenannten Reife ist doch schon Erkalten zum Vergreisen! Alles leuchtet, um zu verfinstern! Alles knospet, um zu welken! Alles flammt, um Asche zu werden!“ (CEx , 115).
95 DSM I , 57. Diese Formulierung bezieht sich primär auf die Fruchtbarkeit geschlechtlicher Polarität (siehe auch DSM I , 65).
96„Wenn all die einander gegensätzlichen Richtungen, denen wir nachlaufen, um immer wieder (freilich praktisch vergeblich!) zu sehen, daß sie uns in unmögliche Übertreibungen führen – weil alle diese Richtungen eben ‚gradlinig‘ sind, so meinen wir, müßte auch die heißersehnte ‚große Lösung‘ ebenso gradlinig sein. Und weil wir dies meinen, so machen wir auch jede Lösung, die sich uns bietet, ‚gradlinig‘ – und sind dann höchlich betroffen, wenn auch die ‚Lösung‘, auch die heiligste und göttlichste, uns in die Irre der Übertreibung führt – nicht mehr und nicht weniger als die Lebensgegensätze selber, aus denen heraus wir zu dieser ‚Lösung‘ griffen“ (Liebe , 363).
97In SI , 379–472 und S II , 121–242.
98Jeder Versuch, im kreatürlichen Denken etwas Absolutes zu begründen, und sich somit Gottes zu bemächtigen, sowie jeder Versuch, den Chaos des Gegensätzlichen zum (paradoxal auch absoluten) Letzten zu erklären, und sich somit vor Gott abzuschließen, trägt „das Stigma des Menschen, der ‚in Adam‘ ist und nicht ‚in Christus‘“ (E. MECHELS, Analogie , 151. Siehe dazu z.B. H, 505, 567).
99 Gottgeheimnis , 215.
100„Alle Häresien – und auch und gerade die Häresie der Reformation – zielen auf eine Vereinseitigung um einer leidenschaftlichen Vereinfachung willen. Sie wollen sein ‚wie Gott‘, der allein der Einfache ist, Deus simplex. Die Einfachheit der Kreatur aber ist in der Demut ihrer restlosen Bezogenheit zu Gott. In sich selbst ist sie das immer Offene der Spannung ihrer Zusammengesetztheit und darum, wie Augustinus sagt, wesenhaft die creatura mutabilis, ‚immer auf dem Weg‘“ (Der Ruf , 102).
101So versucht Przywara angesichts der neuthomistischen Bewegung zu verdeutlichen, dass sein Programm der Polarität ein Programm „getreu der Thomasenzyklika unseres Heiligen Vaters ‚Studiorum Ducem‘ [ist], die entgegen einer öden Vereinerleiung den ‚Wetteifer in Freiheit‘ betont, und entgegen enger Verketzerung die Gottes- und Christusweite der Kirche, die als Leib Christi im Geiste des Korintherbriefes gerade die Verschiedenheit der Glieder fordert: ‚Wenn alle ein Glied wären, wo wäre der Leib?“ (Gottgeheimnis , 215f). Mit dem selben Argument begegnet Przywara auch der einseitigen Diskussion um das Liturgieverständnis: „Will die liturgische Bewegung dieselbe Weite des Geistes zeigen, wie sie, um ein naheliegendes Beispiel anzuführen, die Thomas-Enzyklika unseres Heiligen Vaters für die philosophischen und theologischen Fragen vorbildlich aufweist, wenn sie gegenüber einer Enge einseitiger Schulen den Satz aufstellt, ‚Niemand soll vom anderen mehr verlangen, als was von allen verlangt die Meisterin und Mutter aller, die Kirche‘“ (Verklärung , 26). Zum Problem der persönlichen Gottesbeziehung und Kirche: „Die echte Gottesbeziehung des Katholiken [ist] weder kirchenfrei noch eigentlich rein kirchenhaft, weder reine Individualfrömmigkeit noch reine Gemeinschaftsfrömmigkeit“ (Weg zu Gott , 58).
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