Belastung durch Umgebungsfaktoren wie Lärm (Rudow, 2015).
Durch unser Forschungsprojekt soll nun überprüft werden, inwieweit diese Befunde auf die Situation in der SEBB in der Schweiz übertragbar sind und wie die Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz die Wahrnehmung der Belastungen und Ressourcen beeinflussen. Weiter wollen wir untersuchen, wie die Belastungen und Ressourcen (sowohl durch den motivationalen als auch den gesundheitsbeeinträchtigenden Prozess) auf organisationale Ergebnisse wirken. Zu diesen Ergebnissen oder Folgen gehören die Arbeitszufriedenheit des Personals, dessen Gesundheitszustand, die Bindung an die Organisation oder die Kündigungsabsicht. Dies sind alles Faktoren, die auch einen Zusammenhang mit der Betreuungsqualität der Kinder haben.
Zusammenfassung
Das Job-Demands-Resources-Modell dient als Rahmenmodell unseres Forschungsprojekts. Es integriert Wirkungen von positiven und negativen Merkmalen der Arbeit auf das Belastungserleben und die Motivation und auf längerfristige Ergebnisse wie Zufriedenheit oder Gesundheit.
Für die Entwicklung von Stress oder Motivation ist die Wechselwirkung von Belastungen und Ressourcen wichtig.
Bisher gibt es kaum Forschung zu Personal und Arbeitsbedingungen in der SEBB in der Schweiz. Für die Entwicklung unseres Forschungsprojekts stützten wir uns darum zusätzlich auf Ergebnisse aus Studien zu Ganztagsschulen in Deutschland oder aus dem Bereich der vorschulischen Betreuung in Kitas.
Auf Grundlage des Forschungsstands lassen sich wichtige Rahmenbedingungen, Ressourcen und Belastungen identifizieren, die sich z.B. auf die Zufriedenheit oder Gesundheit des Personals auswirken. Im Forschungsprojekt wird überprüft, inwiefern diese auch für die von uns untersuchte Arbeit in der SEBB relevant sind.
4 Das Forschungsprojekt
4.1 Ausgangslage
Der erste Impuls zu diesem Projekt kam von Bildung und Betreuung, dem schweizerischen Verband für schulische Tagesbetreuung. Ein Projektantrag unter dem Titel «Arbeitsplatz Tagesschule. Eine Längsschnittstudie zum Personal und den Arbeitsbedingungen in der schulergänzenden Bildung und Betreuung (SEBB) in drei Kantonen der Deutschschweiz» wurde von der PHBern im Juni 2016 definitiv bewilligt. Die Stiftung Mercator Schweiz bewilligte zudem das Fördergesuch zur Unterstützung der Transferphase des Projekts «Arbeitsplatz Tagesschule. Empirische Grundlagen und Potenziale für die Qualitätsentwicklung – Ein Projekt zum Wissenstransfer zwischen Forschung und Praxisfeld» und die entsprechende Fördervereinbarung wurde im Dezember 2016 unterzeichnet. Das Projekt startete Anfang 2017 und hatte eine Laufzeit von drei Jahren (siehe Tabelle 1).
Praxispartner des Projekts waren der Verband Bildung und Betreuung Schweiz sowie der Bereich Kader- und Systementwicklung KSE des Instituts für Weiterbildung und Medienbildung der PHBern. Die Zusammenarbeit mit den Praxispartnern diente insbesondere zur Sicherstellung der Praxisnähe des Projekts während dessen Entwicklung und Durchführung sowie der Transferphase.
Tabelle 1: Projektablauf
Ende 2014 |
Erste Gespräche Verband Bildung und Betreuung – PHBern |
Erstes Halbjahr 2015 |
Erarbeitung des Forschungsantrags Erstkontakt mit der Stiftung Mercator Schweiz |
August 2015 |
Eingabe Forschungsantrag bei der Kommission Forschung und Entwicklung (KFE) PHBern |
Zweites Halbjahr 2015 |
Erarbeitung Antrag Transferphase zuhanden Stiftung Mercator Schweiz |
Juni 2016 |
Bewilligung des Forschungsantrags durch die KFE PHBern |
Dezember 2016 |
Unterzeichnung Fördervereinbarung Stiftung Mercator Schweiz |
Ab Januar 2017 |
Projektstart: Aufarbeitung Forschungsstand, Festlegen der Grundgesamtheit, Qualitative Vorphase: Interviews |
Ab März 2017 |
Erstellen der Erhebungsinstrumente, Pretests und Anpassungen, Rekrutierung der Einrichtungen |
Oktober bis Dezember 2017 |
Datenerhebung erste Welle (Fragebogen Papier und online) |
Ab Januar 2018 |
Dateneingabe und -bereinigung, Vorbereitung zweite Erhebungswelle |
Mai bis Juli 2018 |
Datenerhebung zweite Welle (Fragebogen Papier und online) |
Ab Juli 2018 |
Dateneingabe und -bereinigung, Vorbereitung dritte Erhebungswelle |
Oktober bis Dezember 2018 |
Datenerhebung dritte Welle (Fragebogen Papier und online) |
Ab Januar 2019 |
Dateneingabe und -bereinigung, Datenanalyse qualitativ und quantitativ, Aufbereitung der Ergebnisse, Vorbereitung Tagung |
14. September 2019 |
Tagung «Gute Arbeitsbedingungen für gute Tagesschulen», PHBern |
Anschliessend |
Weitere Verarbeitung der Tagungsergebnisse, Vorbereitung Publikation II, weitere Auswertungen und Publikationen in Fachzeitschriften |
4.2 Ziele und Fragestellungen
Das Projekt «Arbeitsplatz Tagesschule» gliedert sich in zwei Phasen: Eine Forschungs- und eine Transferphase mit je unterschiedlichen Inhalten und Zielen.
Ziel der Forschungsphase war es – abgeleitet aus dem Stand der Forschung (siehe Kapitel 3) und anhand unseres Rahmenmodells (Abbildung 3) die folgenden Fragen zu beantworten:
Abbildung 3: Rahmenmodell des Forschungsprojekts
Fragestellung |
Kapitel |
I: Personal– Wer arbeitet in den Einrichtungen der schulergänzenden Bildung und Betreuung? |
Kapitel 6« Das Personal in der schulergänzenden Bildung und Betreuung» |
II:Wie sehen die Arbeitsbedingungenaus? |
Kapitel 5« Die Einrichtungen der schulergänzenden Bildung und Betreuung in den Kantonen Aargau, Bern und Solothurn» Kapitel 7« Anstellungs- und Arbeitsbedingungen» Kapitel 8 « Organisation und Führung» |
III:Wie erlebt das Personal die Arbeitsbedingungen? Wie schätzt es Belastungen und Ressourcenein? |
Kapitel 9« Belastungen und Ressourcen in der Arbeit» |
IV:Wie sehen Beanspruchungserleben(Irritation, emotionale Erschöpfung) und Motivation(Arbeitsengagement) aus? |
Kapitel 10« Beanspruchungserleben und Motivation» |
V:Wie ist die Ausprägung der Gesundheit und Arbeitsfähigkeit und der arbeitsbezogenen Einstellungen? |
Kapitel 11« Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit» |
VI:Welche längsschnittlichen Verläufe und Zusammenhängesind festzustellen? |
Kapitel 12« Arbeit und Gesundheit in der schulergänzenden Bildung und Betreuung – Ein Überblick über die Zusammenhänge» |
Um die Ergebnisse besser verstehen und einordnen zu können, lohnt es sich oft, sie in Beziehung zu Ergebnissen aus anderen Studien zu setzen. Ein weiteres Ziel war deshalb, die Daten aus unserer Erhebung mit Daten aus anderen Studien zu vergleichen. Zum Vergleich von Merkmalen unserer Stichprobe mit Beschäftigten aus anderen Berufsfeldern des Sozialbereichs bezogen wir uns auf die Studie «Arbeitnehmende im Sozialbereich» des Schweizerischen Observatoriums für die Berufsbildung OBS EHB (Müller, Trede, Neumann & Kriesi, 2017). Zum Vergleich von Merkmalen unserer Stichprobe mit einer gesamtschweizerischen Stichprobe aus verschiedenen Berufsfeldern nutzten wir Angaben aus dem Job-Stress-Index (Igic et al., 2017), dem HR-Barometer (Universität Luzern, ETH Zürich & Universität Zürich, o.J.) sowie aus der SECO Stressstudie (Grebner, Graf, Alvarado, Berlowitz & Cassina, 2010).
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