Christoph Städeli, Markus Maurer, Claudio Caduff, Manfred Pfiffner
Das AVIVA-Modell
Kompetenzorientiert unterrichten und prüfen
Mit einem Vorwort von John Hattie
ISBN Print: 978-3-0355-1898-6
ISBN E-Book: 978-3-0355-1899-3
Das vorliegende Werk basiert auf «Kompetenzorientiert unterrichten – Das AVIVA©-Modell» von Christoph Städeli, Andreas Grassi, Katy Rhiner und Willy Obrist, das 2010 erstmals in der Reihe «hep praxis» erschienen ist.
1. Auflage 2021
Alle Rechte vorbehalten
© 2021 hep Verlag AG, Bern
hep-verlag.com
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Zu diesem Buch
1 Einführung: Das AVIVA-Modell im Überblick
1.1 Kompetenzen und Ressourcen
1.2 Kernelemente des AVIVA-Modells
1.3 Unterrichten mit AVIVA – vier Vorteile
2 Das AVIVA-Modell: Phase für Phase
2.1 Ankommen und einstimmen
2.2 Vorwissen aktivieren
2.3 Informieren
2.4 Verarbeiten
2.5 Auswerten
2.6 Zusammenfassung
3 Die Anwendung von AVIVA in vier Feldern pädagogisch-didaktischen Handelns
3.1 AVIVA und Klassenführung
3.2 Problembasiertes Lernen (PBL)
3.3 Blended Learning
3.4 Prüfen
4 Ausblick: AVIVA und Positive Bildung
4.1 Positive Bildung
4.2 AVIVA und PERMA
4.3 AVIVA und die Förderung von Charakterstärken
5 Literaturverzeichnis
6 Register
Die Autoren
Vorwort
Von John Hattie | Übersetzt von Markus Maurer
Eine der zentralen Erkenntnisse meiner Forschung zu Visible Learning besteht darin, dass sich Lernergebnisse dann maximieren lassen, wenn Lehrpersonen das Lernen mit den Augen der Lernenden sehen und wenn Lernende dazu befähigt werden, ihre eigenen Lehrpersonen zu sein. Das AVIVA-Modell ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie sich diese Erkenntnis umsetzen lässt. Es argumentiert für ein Gleichgewicht zwischen Anleitung durch die Lehrperson einerseits und den Möglichkeiten für Lernende andererseits, die Welt zu erkunden, Fehler als Lernmöglichkeiten zu sehen und den Lernprozess selbstständig voranzutreiben. Schülerinnen und Schüler lernen zu wissen, was zu tun ist, wenn sie nicht wissen, was zu tun ist.
Das Modell nimmt die vielen bestehenden Zugänge zum Lernen produktiv auf, und fordert Lehrpersonen ausdrücklich auf, kognitive und weiterführende Strategien zu berücksichtigen, welche Lernende in jeder Lektion benötigen, um zwischen oberflächlichen Strategien und Tiefenstrategien zu unterscheiden. Es zeigt entsprechend auch auf, wie bedeutsam Lehrpersonen sind, welche den Lernenden neben dem stofflichen Inhalt auch verschiedene Strategien vermitteln. In unserer eigenen Arbeit sprechen wir von teachers are to DIIE for ( Diagnose, Intervene, Implement and Evaluate), was sich auch im AVIVA-Modell widerspiegelt. Die Phasen «Ankommen» und «Vorwissen aktivieren» unterstreichen die Bedeutung einer hervorragenden Diagnose darüber, welche bereits erworbenen Kompetenzen, welche Motivation und welchen thrill Lernende in den Unterricht einbringen können und wie wichtig es ist, ihr Vorwissen zu aktivieren. Entscheidend ist es sodann, passgenaue Interventionen in den Phasen «Informieren» und «Verarbeiten» zu finden und die Phase «Auswerten» so zu gestalten, dass auch sie zu einem Lernzuwachs beiträgt. Ja, Lernen ist harte Arbeit, erfordert Ausdauer und Fähigkeiten (inhaltlich, in Bezug auf Ideen und verschiedene Lernstrategien) und die Kompetenz, allein, in Gruppen und mit Lehrpersonen lernen zu können.
AVIVA ist sowohl eine Denkweise als auch ein Konzept der Unterrichtsplanung – und steht daher über vielen gängigen didaktischen Methoden. Letztere Methoden werden verwendet, um die Denkweise in vorliegendem Buch zu veranschaulichen, und laden Lehrpersonen ein, sich mehr auf die Wirkung ihres pädagogischen Handelns auf die Lernenden zu konzentrieren als darauf, Methoden möglichst gemäß Lehrbuch im Unterricht umzusetzen, selbst dann, wenn sie im gegebenen Kontext allenfalls nur wenig Wirkung erzeugen. Daher sollte der Schwerpunkt weniger auf der Art und Weise liegen, wie Lehrpersonen unterrichten, als vielmehr auf der Wirkung ihres Unterrichts. Wir brauchen auch mehr Zugänge im Denken darüber, wie Lernende sich entwickeln, insbesondere ein besseres Verständnis davon, wie Schülerinnen und Schüler verschiedene Lernstrategien anwenden, ihre Ausdauer fördern sowie ihre Fähigkeit verbessern, Wissen zu festigen, Konzepte in Beziehung zu setzen und diese auf gegenwärtige und zukünftige neue Probleme und Situationen zu beziehen. Ich finde es faszinierend, dass viele Fünfjährige dies können, und sehe mit Bedauern, dass zu viele im Alter von acht Jahren denken, dass ihre Rolle darin besteht, zum Unterricht zu kommen und den Lehrpersonen bei der Arbeit zuzusehen. AVIVA stellt dies auf den Kopf und hilft Pädagoginnen und Pädagogen, die Wirkung ihres Unterrichts aus den Augen der Schülerinnen und Schüler zu sehen, und ermöglicht es ihnen, zu ihren eigenen Lehrpersonen zu werden.
AVIVA ist auch ein hebräischer Name, der jugendlich bedeutet. Es wird also noch viel mehr kommen, wenn dieses Modell umgesetzt wird, seine Evidenzbasis wächst und seine Reichweite verfeinert und erweitert wird. Dieses Buch ist eine wunderbare Möglichkeit für Lehrpersonen, mithilfe des Modells über die Methoden hinaus zu schauen, um so den Lern- und Lebensweg von jungen Menschen in sinnhafter Art und Weise zu beeinflussen.
John Hattie ist Laureate Professor an der Melbourne Graduate School of Education
Zu diesem Buch
Das AVIVA-Modell wurde erstmals in einem Buch von Christoph Städeli und seinen Kollegen vorgestellt, das 2010 in deutscher Sprache veröffentlicht wurde (Städeli, Grassi, Rhiner & Obrist, 2010). Seitdem hat das Modell in der Schweiz und anderen deutschsprachigen Ländern große Beachtung in der Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen gefunden und wurde zu einem Referenzpunkt in zahlreichen Grundlagenwerken und wissenschaftlichen Beiträgen zur Schulpädagogik. Da das Interesse daran auch außerhalb des deutschsprachigen Raums wuchs, erschien jüngst eine englische Version des erwähnten Buchs (Städeli & Maurer, 2020). Für diese strafften wir wesentliche Teile des Originals und ergänzten sie durch Kapitel, welche sich mit der Anwendung von AVIVA in unterschiedlichen Feldern pädagogisch-didaktischen Handelns befassen.
Aufgrund des weiterhin großen Interesses innerhalb des deutschen Sprachraums nahmen wir die Herausgabe der englischen Version zum Anlass, auf dieser Grundlage eine angepasste deutsche Version zu veröffentlichen. Diese basiert im Wesentlichen auf dem gestrafften und zugleich thematisch ergänzten Text der englischen Ausgabe und enthält zusätzliche, aus unserer Sicht relevante thematische Kapitel sowie natürlich auch das Vorwort von John Hattie, das er zur englischen Ausgabe von 2019 beigesteuert hatte.
Ein sehr großer Dank gebührt an dieser Stelle den vielen Lehrpersonen nicht nur, aber vor allem aus der Berufsbildung, sowie unseren Studierenden, welche uns mit ihren zahlreichen Rückmeldungen geholfen haben, das hier vorgestellte Modell zu verfeinern und mithilfe relevanter Beispiele noch verständlicher zu präsentieren. Der Dank geht auch an unseren Kollegen Dario Venutti sowie an die Lektorierenden des hep Verlags, welche das Manuskript sorgfältig durchsahen. Darüber hinaus möchten wir uns bei Tatjana Straka vom hep Verlag bedanken, die den Veröffentlichungsprozess wie immer sehr zielführend begleitet hat, sowie bei Peter Egger, dem Verleger, der uns bei unseren Bemühungen, AVIVA aktuell zu halten und noch breiter zugänglich zu machen, ebenfalls wesentlich unterstützt hat.
Читать дальше