Marco Stauffacher-Birrer
Unterrichten mit WhatsApp, YouTube & Co.
28 bewährte digitale Tools mit konkreten Praxisbeispielen
ISBN Print: 978-3-0355-1556-5
ISBN E-Book: 978-3-0355-1557-2
1. Auflage erschien unter dem Titel «Durchstarten mit WhatsApp, YouTube & Co.»
2. Auflage 2019
Alle Rechte vorbehalten
© 2019 hep verlag ag, Bern
www.hep-verlag.ch
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Zusatzmaterialien und -angebote zu diesem Buch: www.durchstarten-tools.ch |
1 Vorwort
Der Berufsalltag von Lehrpersonen hat sich in den letzten Jahren unter dem Einfluss von Computern, dem Internet und Smartphones stark verändert. Die einen verunsichert diese Entwicklung, die anderen sehen darin neue Möglichkeiten für den Unterricht. E-Learning (siehe Kapitel 2.2) und damit einhergehend die Digitalisierung des Schulzimmers ist in aller Munde und wird als die Neuerung der letzten Jahre in der pädagogischen Landschaft mit schier unbegrenzten Möglichkeiten angepriesen. Döbeli (2016) stellt in seinem Buch «Mehr als O und 1» die Frage, warum digitale Medien in die Schule gehören, und nennt dabei vier überzeugende Argumente.
Lernargument:Die Anwendung von digitalen Medien im Unterricht kann das Lernen fördern. Insbesondere die Möglichkeit der Individualisierung bei diesen Lernarrangements bietet eine echte Chance.
Lebensweltargument:Der Umgang mit digitalen Medien gehört in die Schule, weil die digitale Welt das Leben der Lernenden umgibt und nachhaltig prägt. Mit E-Learning-Einheiten im Unterricht können wir diesem Umstand Rechnung tragen und die Lernenden auch in diesem Bereich fördern und fordern.
Zukunftsargument:Der Umgang mit digitalen Medien gehört heute zu den notwendigen Kulturtechniken. WhatsApp, Facebook oder Instagram sind nur einige digitale Plattformen, welche von unseren Lernenden rege genutzt werden. Warum sollen diese Medien nicht auch in den Unterricht eingebunden werden?
Effizienzargument:Mit dem gezielten Einsatz von E-Learning-Einheiten lassen sich Abläufe in der Schule effizient gestalten. Digitale Pinnwände oder webbasierte Umfrage-Werkzeuge sind nur zwei Beispiele dafür.
Was dieses Buch ist/was dieses Buch will
«Bring your own device» (BYOD) – das Mitbringen von privaten Tablets oder Laptops in den Unterricht – wurde in den letzten Jahren in vielen Berufsfachschulen eingeführt. Dementsprechend wird von den Lehrpersonen auch erwartet, dass diese Mittel im Unterricht eingesetzt werden. Auch die Mediennutzung unserer Lernenden hat sich in den letzten Jahren unter dem Einfluss von Internet und Smartphones stark verändert. Dieser Tatsache müssen wir Rechnung tragen und unseren Unterricht dahingehend entwickeln.
Zwar gibt es eine grosse Fülle an pädagogischen Werken, welche sich mit der Thematik E-Learning und deren Nutzen auseinandersetzen. In diesen werden die eigentlichen Werkzeuge aber oft nur kurz vorgestellt. Konkrete Umsetzungsbeispiele für den Unterricht sucht man oft vergebens.
In diesem Buch möchte ich Ihnen die Einsatzmöglichkeiten von kostenlosen E-Learning-Tools und deren Funktion aufzeigen.
Als Vertreter der frühen Digital-Natives-Generation habe ich mich schon vor einiger Zeit mit den Einsatzmöglichkeiten von digitalen Medien im Unterricht auseinandergesetzt und dabei gute Erfahrungen gemacht, aber auch die Grenzen dieser Entwicklung kennengelernt.
Der Einsatz von neuen Medien bedeutet nicht, den eigenen, über Jahre erprobten Unterricht völlig auf den Kopf zu stellen. Vielmehr möchte ich aufzeigen, wie Smartphones, Tablets und Computer sinnvoll in den Unterricht integriert werden können, ohne die gewohnten Pfade des Unterrichtalltags vollends zu verlassen. Nur so können wir diesem neuen Aspekt des Lehrerberufs ohne Angst begegnen und ihm gerecht werden.
Was dieses Buch nicht ist
Dieses Buch ist kein Sorglospaket für E-Learning-Muffel. Trotz detaillierter Anleitungen und Einsatzmöglichkeiten verschiedener Tools kommt man nicht darum herum, sich selbst intensiv mit der Thematik und den jeweiligen Werkzeugen E-Learning auseinanderzusetzen und diese von Grund auf kennenzulernen. Dabei werden Sie neue Ideen und Erkenntnisse gewinnen, die Sie bei der Entwicklung Ihrer ganz persönlichen E-Learning-Philosophie weiterbringen. Das Buch bietet Ihnen auf diesem Weg Hand dazu.
Für wen ist dieses Buch?
Dieses Buch richtet sich in erster Linie an Lehrpersonen, welche im E-Learning-Bereich erste Erfahrungen sammeln wollen, aber auch an erfahrene E-Learning-Pädagoginnen und -Pädagogen, die ihre Kenntnisse ausbauen oder neue Tools kennenlernen wollen. Ganz egal auf welcher Stufe Sie sich befinden, das Buch soll Sie inspirieren.
Die Unterrichts- und Webseitenvorschläge sind für den ABU-Einsatz an Berufsfachschulen ausgelegt. Dies schliesst aber nicht aus, dass die Aufgaben nicht auch von Lehrpersonen anderer Schulstufen angewendet werden können.
Für das Gelingen der «Mission» E-Learning braucht es neben einer guten Infrastruktur (WLAN, Computer, Tablets, Smartphones und so weiter) vor allem eines: Die Motivation von uns Lehrpersonen, sich auf das Projekt E-Learning einzulassen, dabei Neues auszuprobieren und vielleicht auch mal zu scheitern. Daraus entstehen wiederum ganz neue Ideen und Einsatzmöglichkeiten für den Unterricht.
E-Learning gemeinsam weiterentwickeln
Die besten Unterrichtsideen entstehen nicht selten im Austausch mit Kolleginnen und Kollegen. Man erhält einen Tipp für ein neues Tool oder eine bewährte E-Learning-Unterrichtseinheit. Daraus entwickelt man dann seine ganz persönlichen, auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten Unterrichtsideen oder man entdeckt neue Anwendungsmöglichkeiten für ein Tool. Genauso wird es Ihnen vielleicht bei der Arbeit mit diesem Buch ergehen.
Alle im Buch beschriebenen Tools, Screencasts und die dazugehörigen Unterrichtsbeispiele können auf der Webseite www.durchstarten-tools.chabgerufen und heruntergeladen werden. Ziel dieser Webseite soll es sein, einen reichhaltigen Fundus an Anwendungsbeispielen und neuen Tools im Bereich E-Learning anzubieten. Dazu brauchen wir Ihre Hilfe. Haben Sie gute Ideen, kennen Sie neue Tools, spannende Webseiten oder ein gelungenes Unterrichtsbeispiel? Dann melden Sie uns diese: info@hep.ch.
Gemeinsam können wir E-Learning-Einheiten für den Unterricht weiterentwickeln, in dem wir unsere Erfahrungen mit unseren Kolleginnen und Kollegen teilen und über die Webseite zugänglich machen. Wir würden uns über einen Beitrag von Ihnen freuen.
Nun wünsche ich Ihnen viel Spass beim Entdecken und Ausprobieren!
Marco Stauffacher-Birrer
2 Web 2.0
Web 2.0 ist das «Zauberwort» für alle möglichen Anwendungen im E-Learning-Bereich. Erst die Entwicklung vom Web 1.0 zum Web 2.0 machte das Internet für schulische Zwecke um ein Vielfaches attraktiver. Aber alles der Reihe nach.
2.1 Vom Web 1.0 zum Web 3.0
Pospischill (2010) befasst sich in seinem Aufsatz «Das Internet im Wandel» mit der Entwicklung des Internets vom Web 1.0 zum Web 2.0.
Zu Beginn wurde das Internet als eine Austauschplattform für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konzipiert.
Anders als heute waren die Webseiteninhalte statisch. Einmal ins Netz gestellt, wurden sie nur noch sporadisch aktualisiert. Ende der 1990er-Jahre, als sich das Internet zunehmend zu einem Massenmedium entwickelte, präsentierten sich darauf auch Institutionen und Privatpersonen mit eigenen Webseiten. Aber auch diese Inhalte blieben weitestgehend statisch. Dieser Zustand des Internets wird heute als Web 1.0 bezeichnet.
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