Anna Schreiber - Körper sucht Seele

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"Mein erster Kunde: ein Mann um die vierzig. Mein letzter Kunde: ein Monteur im Hinterzimmer eines Striplokals. Dazwischen: zwei lange Jahre als Hure, Hunderte 'Kunden' – Extremerlebnisse. Ich habe in manchen Phasen meines Lebens weder gewusst, ob ich aus der 'Nummer' lebend herauskommen kann, noch es für möglich gehalten. Diese Erinnerung ist in mir stets wach und lebendig. Sie wirkt in mir wie ein Mahnmal, denn es hätte alles auch anders kommen können."
Dreißig Jahre später, als Psychotherapeutin, blickt Anna Schreiber zurück auf Not und Schicksal in der Prostitution – auf ihr eigenes Leben. Mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen gelingt es ihr, die verborgene Dynamik des käuflichen Sex aus der Sicht der Prostituierten wie auch des Freiers deutlich werden zu lassen.

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So überschritt ich meine eigenen Grenzen, die Grenzen, die mich hätten schützen sollen. Ich überschritt sie Mal um Mal. Ich war das Überschreiten gewohnt. Von Mal zu Mal nahm ich es weniger wahr. Ich nahm mich immer weniger wahr. Ich verlor meine eigene Wahrheit. Nach innen unerkannt. Nach außen unerkannt. Nach innen als selbstbestimmte Autonomie verkauft, nach außen als selbstbestimmte Autonomie verkauft. Ich verkaufte mich mir. Ich verkaufte mich anderen. Ich verkaufte mich.

Meine Ehe musste ich um jeden Preis aufrechterhalten. Das entsprach meiner familiären und religiösen Sozialisation. Ehebruch ist Sünde. Das galt in meiner Familientradition als in Stein gemeißelt. Ehebruch, so verdreht es klingen mag, bedeutete für mich „tun, was mein Mann nicht will“. So fühlte es sich an in meinem Gewissen. Der Ehemann definiert, was Ehebruch ist und was nicht. Mit dem erklärten Einverständnis meines Tuns durch meinen Ehemann fühlte sich meine „außereheliche“ Sexualität nicht wie Ehebruch an. Ehebruch hätte für mich bedeutet, Intimität mit einem anderen Mann zu leben, heimlich oder gegen den Willen meines Ehemannes. Mit seinem Einverständnis jedoch war mein Tun „ehelich“, damit nicht „sündig“. Aus heutiger Sicht wirkt es für mich völlig abwegig. Doch damals war mein inneres Erleben genau so und in dieser Weise stimmig.

Solch eine unheilvolle Verirrung, dem Willen des Gegenübers statt dem eigenen Gewissen zu folgen, habe ich in den Jahren danach bei den Therapien mit meinen Klienten bei vielen Paaren erlebt. Hat zum Beispiel ein Mann eine Außenbeziehung, unter der seine Frau leidet, so kommt manch einer auf die vordergründig absurde Idee, seiner Frau einen Liebhaber vorzuschlagen. Das eigene schlechte Gewissen soll damit entlastet werden. Angenommen, seine Frau lässt sich darauf ein – denn sie möchte sowohl ihren Mann nicht verlieren als auch ihren eigenen Schmerz beenden –, findet einen Liebhaber und beginnt ein Verhältnis. Der Ehemann ist zunächst erleichtert. Sein „schlechtes Gewissen“, weil er seine Frau betrügt, ist kleiner, denn seine Frau tut ja nun dasselbe. Der Frau geht es zunächst auch besser. Sie erfährt von dem anderen Mann Bestätigung, fühlt sich gewollt, attraktiv und ist darüber hinaus emotional abgelenkt. So weit, so gut. Für die Frau mag sich diese Situation ungewohnt anfühlen, doch empfindet sie sich nicht als Ehebrecherin. Das, was sie tut, geschieht mit dem Einverständnis ihres Mannes. Die Lage kippt genau in dem Moment, in dem die Frau, was nicht selten geschieht, innigere Gefühle zu dem anderen Mann entwickelt, sich diese Beziehung intensiviert. Der Ehemann merkt das früher oder später. Das nun will er nicht. Plötzlich wird aus dem herbeigerufenen, ungefährlichen Liebhaber ein Mann, der ihm in seiner Vormachtstellung gefährlich werden könnte. Genau das ist der Moment, in dem die Frau ein „schlechtes Gewissen“ fühlt. In genau diesem Moment regt sich in ihr ein Gefühl der „Schuld“. Die Frage „Tue ich etwas Verbotenes?“ taucht auf. „Darf ich das, was ich tue?“ Die Legitimation ihres Handelns kommt mit einem Mal auf den inneren Gewissensprüfstand. – Der Mechanismus, der hier greift, ist aus der Systemtheorie heraus gut verständlich: Die Mitglieder eines Systems haben, solange sie die ausgesprochenen oder nicht ausgesprochenen Regeln ihres eigenen Systems einhalten, ein „gutes Gewissen“. Sie verhalten sich regelkonform. Also konform den Regeln ihres eigenen Systems. Dabei ist nicht relevant, ob diese Regeln auch den Regeln anderer Systeme (hier: anderer Paare oder Familien) oder des umfassenderen Systems (hier: Kultur oder Gesellschaft) entsprechen. Das „schlechte Gewissen“ entsteht, wenn ein Mitglied eines Systems (hier: die Frau) sich an den nach außen begrenzenden Rand des Systems begibt oder gar den begrenzenden Rand des Systems überschreitet. Das „schlechte Gewissen“ ist ein Grenzgefühl, das anzeigt, dass ein Mitglied an den Randbereich heran gerät oder über den Rand des Systems hinaus; den Rand, der das eigene System von den anderen unterscheidet.

Die Schritte, die ich damals unternahm, die Handlungen, die ich initiierte, fühlten sich – so merkwürdig das anmutet – richtig und stimmig an. Ich handelte – was unsere Beziehungsgestaltung anbelangte – gemäß den Regeln „unseres“ Systems. Unser System war das meines Mannes. Meine eigene Prüfinstanz, mein eigenes Gewissen, hatte ich bereits verlassen, bevor es sich richtig entwickeln konnte, viele Jahre zuvor.

Das Gefühl „falsch“

Die tiefgreifende Aufspaltung, die meine gesamte Prostitutionszeit durchziehen sollte, stellte sich ein, als ich Geld für Sex bekam. Damit war der Rubikon überschritten. Ein Teil in mir wollte das nicht. Es war ein Gefühl von „falsch“. Diese Wahrnehmung kann ich deutlich unterscheiden von vielem anderen, was ich nicht wollte, weil es mir zum Beispiel weh tat, ich mich ausgeschlossen oder übergangen fühlte. Das Gefühl von „falsch“ ist anders. Nicht das bewusste Wollen stellt sich hier entgegen, auch nicht ein schlechtes Gewissen, es reicht tiefer. Es ist eine ganz tiefe, innere Wahrnehmung, die in die Richtung geht: Das jetzt stimmt ganz wesentlich überhaupt nicht! Die Wahrnehmung ist zugleich tief und sehr fein, wie ein feiner Ton, der leise und hoch zu vernehmen ist. Andere Klänge übertönen ihn leicht. Er verliert sich im Lauten und Vielstimmigen. Um diesen leisen Ton wahrzunehmen, bedarf es der Ruhe und der Stille. Es bedarf der Konzentration und der Suche. Woher kommt er? Was ist das für ein Ton? Ganz stille jetzt. Stehenbleiben. Lauschen. Aus welcher Richtung kommt er? Dieser Richtung leise und behutsam nachgehen. Den eigenen Ohren trauen. Leise auftreten. Behutsam atmen. Dem Ton folgen, beobachtend, in welche Richtung gewandt er langsam lauter und klarer wird. Den Klang finden. Manchmal, in der Stille der Nacht, oder wenn ich in der Natur war, an dem kleinen Fluss, an dem ich oft spazieren ging mit meiner Tochter, in der Geborgenheit des Waldes, vernahm ich diesen feinen Ton wieder. Er machte mich sehr traurig. Er machte mich auch ratlos.

Um im Bild zu bleiben: Mit dem Ton war auch ein Geruch verbunden. Es war ein unangenehmer Geruch, etwas Stinkendes, fauliger Schmutz, es war ein Geruch, der mir einen latenten Ekel verursachte. Dieser Geruch erschreckte mich anfangs. Mit der Zeit gewöhnte ich mich an den Geruch. Er war einfach da. Ich bekam ihn nicht los. Er war nicht über die Nase riechbar, so wie der Ton nicht über die Ohren hörbar war. Ich war mir nicht sicher, ob andere Menschen den Ton hören und den Geruch riechen konnten. Mein Kopf sagte nein, mein Gefühl sagte ja. Es fühlte sich so an, als ob sich der unangenehme Geruch durch mich und um mich herum verbreitete. Auch intensivste Waschungen veränderten ihn nicht. Vielleicht sind Prostituierte deshalb stark parfümiert? So begann ich, mit anderen starken Gerüchen meine Nase zu täuschen, mit lauten Tönen meine Ohren abzulenken. Der Geruch blieb, der Ton blieb. Viele Jahre blieben sie. Lange noch, lange nachdem ich nicht mehr in der Prostitution arbeitete, waren der Geruch des Ekels, der Ton des „Falsch“ noch bei und in mir. Ich fühlte mich dadurch kenntlich gemacht, erkennbar, welcher Sorte Frau ich angehörte. – Irgendwann hatte sich der Geruch verflüchtigt, der Ton war verklungen.

Rückblickend kann ich die Situationen sehr exakt identifizieren, in denen das Gefühl von „falsch“ auftauchte. Doch wollte ich dieses „Falsch“-Gefühl nicht haben. Es passte nicht in mein Bild von mir selbst, nicht in meine eigenen Gedanken über mich. Es passte nicht in meine Idee von mir. Mein Kopf hatte sich ausgedacht, wie ich mich gerne hätte. Diesem Plan entsprechend verkaufte ich mir mich selbst und der Welt im Außen. Ich bemühte mich, mir meine Idee von mir zu glauben. Doch das „Falsch“-Gefühl passte einfach nicht. So begann ich, das Nichtpassende zu eliminieren. Ich schnitt die Wahrnehmungen, die nicht kompatibel waren mit meinen Gedanken über mich, aus und verstaute sie, sorgfältig vor meinem Zugriff geschützt, in Bereichen meiner Psyche, zu denen ich damals keinen Zugang hatte. So störten die diskrepanten Wahrnehmungen meine Idee von mir nicht mehr. Meine Idee von mir passte nun besser. Ich hatte mich „passend“ gemacht. Die Idee von mir lautete ungefähr so: „Ich bin eine selbstbewusste und mutige Frau, die tut, was sie will, und sich in keiner Weise von kleinkariert-spießigen Konventionen einschränken lässt. Das, was sich keine traut, traue ich mich. Ich will meinen Mann behalten, denn wir gehören zusammen. Dafür tue ich alles.“ Ich gab mich nach außen unabhängig, selbst entscheidend, unberührbar. Dieses Selbstbild korrelierte mit meinem bewussten Denken. Ich sagte das nicht nur so, ich dachte es auch. – Anfühlen tat es sich jedoch nur sehr selten so und auch nur sehr schwach. Meistens fühlte ich anders. Doch das sagte ich nicht, noch nicht einmal mir selbst. Mein Denken über mich hatte ich schon passend gemacht. Mein Fühlen indes widersetzte sich noch beständig und widerständig der Stromlinienform. Bald vermochte ich auch mein Fühlen nicht mehr auszuhalten. Die Diskrepanz zwischen Innen und Außen wurde zu groß. Das innere Gefühl wurde zu stark, als dass ich es auch weiterhin hätte nicht beachten können. Es drängte sich unaufhaltsam stärker in meine Wahrnehmung. Ich fühlte mich beschmutzt, ausgestoßen, fremd, einsam, gezeichnet. Da ich mich außerstande sah, mich im Außen anders zu verhalten, musste eine Lösung im Innen her: Ich begann – in meinem vertrauten Muster – das unaushaltbare Fühlen nicht mehr zu fühlen. Ich wusste und verstand nicht, was ich tat, doch ich tat. Was unaushaltbar war, wurde „weggepackt“. Und so wurde es scheinbar und zunächst leichter. Dissoziation ist der psychologische Fachbegriff dafür. Das, was nicht mehr zusammengehalten werden kann, fällt auseinander: Gefühle und Körperwahrnehmungen zum Beispiel, Gedanken und Selbstbild, sind im Wohlfühlzustand in einem zusammengehörigen Miteinander, werden als zu uns selbst gehörig erlebt, können erinnert und benannt werden. Wenn das nicht mehr gelingt, fallen die einzelnen Teile auseinander, manche tauchen ins Unbewusste ab, werden „weggepackt“, manche tauchen als Körpersymptome wieder auf, als Schmerzen, als Krankheiten. Die Dissoziationsfähigkeit meiner Psyche, die ich mitbrachte aus meiner Kindheit, die mir damals schon mein psychisches Überleben gesichert hatte, begleitete und „beschützte“ mich nun wieder. Das Nicht-Aushaltbare wurde von mir immer weniger gefühlt. Es war ein langsamer Prozess, der sich auf immer mehr Bereiche ausdehnte. Mit dem ersten Geld, das mir für Sex bezahlt wurde, begann der Dissoziationsprozess sich in einem neuen Feld auszubreiten. Es war mir möglich, in meinem Bewusstsein das zu denken, was ich denken wollte. Es wurde mir möglich, mich selbst glauben zu machen, das, was ich tue, wolle ich. Die Dissoziation schützte mein Bewusstsein vor der Wahrnehmung des sich ausbreitenden Ekels, vor der Wahrnehmung der inneren Ausweglosigkeit, der emotionalen Abhängigkeit, der Enge, Hilflosigkeit und Einsamkeit. Die Dissoziation bewahrte mich davor, bewusst wahrzunehmen, dass ich meinen Körper verkaufte, um meinen Mann zu behalten, um die Zugehörigkeit nicht zu verlieren. Sie bewahrte mich davor, mit klarem Denken und Fühlen die Bedeutung und Tragweite zu ermessen, wie die Zusammenhänge zwischen meiner Prostitution, meinem Mann und seinen Freizeitaktivitäten waren.

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