Nicole Vliegen - Bindungstraumatisierungen bei Kindern und Jugendlichen

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Bindungstraumatisierungen bei Kindern und Jugendlichen: краткое содержание, описание и аннотация

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Kinder und Jugendliche, die von ihren frühen Bindungspersonen traumatisiert worden sind, erleben Beziehungen als bedrohlich und fragil. Wer im späteren Leben dieser Kinder für sie sorgt und ihnen neue Bindungsmöglichkeiten bietet, wird mit den weitreichenden Auswirkungen des frühen Bindungstraumas konfrontiert: Regulierungs- und Bindungsprobleme, negative Bilder vom Selbst und von Anderen, Symbolisierungs- und Verarbeitungsprobleme und Identitätsverwirrung. Das vorliegende Buch gibt mit Beispielen aus einer traumasensiblen Therapiepraxis wertvolle Anregungen, wie man in neuen Bindungssituationen mit diesen Verletzungen umgehen kann. Pflege- und Adoptiveltern, Pädagogen, Lehrer, Erzieher, Psychotherapeuten sowie andere Begleitpersonen finden in diesem Buch wichtige Perspektiven und Handlungsempfehlungen für die Betreuung dieser Kinder.

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1.3 Über das frühe Trauma nachdenken können und dürfen

Lange Zeit und auch heute noch wird oft behauptet, dass Babys und Kleinkinder gar nicht in der Lage seien, durch schreckliche Ereignissen, die sie erlebt haben, »ein Trauma zu bekommen«, wie beispielsweise durch ein Blutbad in ihrer vertrauten Kindertagesstätte mit körperlichen Verletzungen, das dazu führte, dass Kinder ins Krankenhaus gebracht werden mussten. Man behauptet dann, »dass das Kind zu jung ist, um sich zu erinnern«. Ähnliches konnte man 2013 im Zusammenhang mit einem solchen Vorfall in einer Kindertagesstätte in verschiedenen belgischen Zeitungen lesen. Wir würden gerne glauben, dass diese Kinder nicht traumatisiert wurden. Vielleicht ist das auch möglich, aber nur wenn die betroffenen Kinder und ihre Eltern nach einem solchen Ereignis eine ausreichend gute Betreuung erhalten und genug Raum vorhanden ist, um einem solchen Trauma einen Platz in der Lebensgeschichte des Kindes und seinem Umfeld zu geben. Wenn sichere, kompetente und vertrauenswürdige Betreuungspersonen und/oder Therapeut*innen vorhanden sind, kann ein Kind sich von einem solchen Ereignis schneller erholen. Nur so ist es möglich, dass die Folgen eines solchen Traumas begrenzt bleiben.

Es gibt zwei Gründe, warum es oft schwer ist, sich vorzustellen, dass Kleinkinder traumatisiert werden können: Der eine Grund hängt damit zusammen, wie wir Kinder sehen, der andere damit, wie wir über Trauma denken. Der erste und vielleicht wichtigste Grund ist vermutlich der, dass wir uns Kinder am liebsten als gesund, makellos, unschuldig und unversehrt vorstellen. Gerade weil eine gute Versorgung für die Entwicklung eines kleinen Kindes so wichtig ist, ist es fast unerträglich, dass in einem solch jungen Alter traumatische Erfahrungen vorkommen können. Es fällt einem gesunden, liebevollen Erwachsenen schwer, sich vorzustellen, dass Kleinkinder viel zu früh übermäßigem Stress ausgeliefert sind, was allerdings lebenslange Konsequenzen nach sich ziehen kann. Daher ist es für Kinder mit traumatischen Erfahrungen in ihrer Vorgeschichte entscheidend, dass erwachsene Betreuungspersonen ihr Bild vom unschuldigen und unversehrten Kind anpassen und bereit sind, Zeichen psychischer Verletzungen zu sehen und bereit sind, ein ›wissender Zeuge‹ zu sein, um in den Worten von A. Miller (1979 und 1980) zu sprechen. Schließlich brauchen diese Kinder Betreuer*innen, Lehrer*innen, Ärzt*innen und vor allem Eltern (einschließlich Pflege- und Adoptiveltern), die ihre Signale, in denen sie ihr Trauma ausdrücken, wahrnehmen und bereit sind, mit ihnen den schwierigen Weg zu einem möglichst ausgeglichenen Leben zu gehen.

Dieses Bedürfnis der Kinder wird jedoch oft nicht erkannt. Kinder, die in ihrer Kindheit traumatische Erfahrungen machen mussten, mit diesen aber allein blieben, erkennen oft erst später in ihrem Leben, dass sie einen großen Bedarf an entsprechender Unterstützung hatten, diese aber nicht bekommen haben. Christiana, die jetzt 82 Jahre alt ist, sagt Folgendes zu ihrer traumatischen Verlusterfahrungen im Alter von zwei Jahren:

Ich war zweieinhalb Jahre alt, als meine Mutter nicht mehr zurückkam. Sie war auf dem Weg nach Hause und wurde von einer Bombe getroffen. Neun Tage später starb sie. Es war 1940. Mein Vater gab vor, stark zu sein (»weinen macht einen schwach«), um ein Vorbild für sein Kind zu sein. Frauen in meiner nahen Umgebung weinten zwar, aber als ich es sah, drehten sie sich entweder um oder gaben vor, erkältet zu sein. Frauen auf der Straße schwiegen plötzlich als ich vorbeikam oder ich hörte wie sie mitleidig sagten: »Zum Glück ist sie noch zu klein, um sich daran zu erinnern.«

Mein Vater hat nie über meine Mutter gesprochen, weil sein Kummer zu groß war. Er begriff nie, dass gerade dieses Schweigen mich so wütend machte, vor allem in dem Augenblick als unerwartet eine »neue Mutter« den Platz meiner Mutter einnahm. Als Kind konnte und wagte ich es nicht, diese Frustration auszudrücken. Dadurch wurde ich zu einer harten Frau.

Erst als ich ungefähr fünfunddreißig Jahre alt war, begann ich mich mit dem, was damals passiert ist, auseinanderzusetzen. Es war ein langer Weg, der mich mit dem Schmerz, der Trauer und der Wut über so viele verpasste Gelegenheiten konfrontierte. Dies gab mir jedoch die Gelegenheit, meinen Vater um Vergebung zu bitten und auch ich war in der Lage, ihm zu vergeben. (…) Inzwischen war er dement geworden und weinte nur noch. Nur ich wusste warum. Ich bin jetzt mehr als 80 Jahre alt und konnte erst vor kurzem allen Teilen meines Lebens einen Platz geben, um den Kreis meiner Lebensgeschichte zu schließen. Der letzte Teil war das Lesen eines niederländischen Buches mit dem Titel »Kind ohne Mutter« von Vroegop-Zandbergen (zum ersten Mal erschienen in 1994). Das Buch hat mir geholfen, zu begreifen, dass mein Gefühl des Verlustes richtig und weder Einbildung noch Selbstmitleid war. Ich fasste daraufhin den Entschluss, meinen Lebenslauf für mich aufzuschreiben.

Mein Leben nahm letztendlich einen guten Lauf. Der Verlust, den es immer gab und über den ich mit niemandem sprechen konnte, wurde kompensiert. Ich bin eine glückliche Frau, Ehefrau, Mutter von zwei Töchtern und liebevolle Großmutter einer Enkelin und zweier Enkel. Ich bin froh, dass Kinder heute nicht mehr so lange auf Hilfe warten müssen.

Christiana

1.4 Definition der Traumatisierung

Es gibt einen zweiten Grund, warum wir bei Kindern, die Verhaltensauffälligkeiten zeigen, nicht immer sofort an die Verarbeitung von Traumatisierungen denken. Bei dem Wort »Trauma« denken wir vielleicht an einen Tsunami, ein Erdbeben oder einen Brand, bei dem das Kind sein Zu Hause und seine Umgebung verloren hat, oder an einen fürchterlichen Autounfall, der beispielsweise zu dem Verlust von engen Bezugspersonen führte, oder an einen gewalttätigen Überfall auf der Straße. Bei einem Trauma geht es um Ereignisse, die einen großen und unerwarteten Einfluss auf den Alltag haben, also um Erfahrungen, auf die man sich unmöglich vorbereiten kann. Dabei handelt es sich um Ereignisse, die so einschneidend sind, dass der innere psychologische Apparat sie nicht bewältigen und verarbeiten kann, wie es bei anderen Erfahrungen der Fall ist. Ein Trauma bringt das Leben und das psychische Funktionieren einer Person vollkommen durcheinander.

Es gibt verschiedene Arten von Traumatisierung, die sich voneinander unterscheiden. Wir sprechen von einer sogenannten Typ-I-Traumatisierung, wenn es sich um ein einmalig auftretendes überwältigendes Ereignis kurzer Dauer, wie z. B. bei einem Erdbeben, handelt. Bei einer Typ-II-Traumatisierung liegen hingegen einmalige (z. B. eine Vergewaltigung durch eine für das Kind (un)bekannte Person) oder sich über einen längeren Zeitraum erstreckende und wiederholende traumatische Ereignisse vor (z. B. sexueller Missbrauch, Missachtung, Misshandlung oder Gewalt durch die Bindungspersonen). Das Typ I-Trauma galt als »nature-made«, die Typ-II-Traumatisierung als »man-made« (Terr, 1991). Jedoch bemerkte man schon bald, dass Typ-II-Traumatisierungen, die im Kontext von Bindungsbeziehungen auftreten (also nicht durch Unbekannten), viel häufiger vorkommen (mehr als 95 % der man-made Traumata von Kindern), oftmals jahrelang andauern und gerade dadurch zu einer besonders schweren Symptomatik führen, die mehrere oder alle Entwicklungsbereiche betrifft. Folglich handelt es sich um eine Symptomatik, die über die Symptome der PTSB hinausgeht. Um diese Traumata von anderen man-made-Traumata des Typ-II – wie z. B. eine einmalige Vergewaltigung durch einen Unbekannten – zu unterscheiden, wird in der Literatur von einer weiteren, dritten Art der Traumatisierung gesprochen und zwar von der »komplexen Traumatisierung« (Solomon & Heide, 1999). Wenn es dabei zusätzlich zu (wiederholten) Abbrüchen in den Beziehungen zu den primären Bezugspersonen gekommen ist, spricht man von Typ-III-Traumatisierungen. Bestimmte Autor*innen sprechen jedoch auch dann von Typ-III-Traumata, wenn es nicht zum Abbruch der Bindung gekommen ist, jedoch lang andauernde man-made-Traumata im Kontext von Bindungsbeziehungen – also komplexe Traumatisierungen – vorliegen. Die Fachliteratur ist dabei nicht ganz eindeutig. In diesem Buch wird von einem Typ-III-Trauma die Rede sein, wenn die Traumatisierung im Rahmen der Bindungsbeziehungen stattfand, über längere Zeit andauert und es zu einem zeitweiligen oder endgültigen Abbruch der Bindungsbeziehungen gekommen ist, z. B. weil die Bezugsperson das Kind zurückgelassen hat und das Kind nachher (in einem Pflegeheim, einer Pflegefamilie) fremduntergebracht (oder adoptiert) wurde. Im Zusammenhang mit dem Typ-III-Trauma wird manchmal von mehrfach oder multipel-komplex-Traumatisierungen (›multiple complex Trauma‹) gesprochen, weil das Trauma nicht nur Bedrohung, Gewalt oder Missbrauch beinhaltet, sondern auch mit Verlust(en) oder abgebrochenen Beziehungen und möglichen Wiederholungen und Re-inszenierungen der Problematik in einer neuen Pflegesituation einher gegangen ist. Nicht selten geraten die betroffenen Kinder beim Eingehen neuer Bindungsbeziehungen unter enormen Druck und die Kinder haben enorme Angst, wieder weggegeben zu werden und einen erneuten Abbruch der Beziehung ausgesetzt zu sein ( картинка 4 Tab. 1.1). Die Langzeiteffekte dieser frühen komplexen Traumatisierungen sind im ICD-10 (International Classification of Diseases, WHO, 1992) unterdessen für Erwachsenen anerkannt worden als CPTSD (complex post-traumatic stress disorder); in den ICD-Klassifikation psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter fehlt uns bislang noch die diagnostische Kategorie des multiplen komplexen Traumas der Kindheit. Die ICD-11, die 2022 in Kraft tritt, wird – laut den Mitteilungen der WHO seit 2019 – die diagnostische Kategorie komplexe Traumatisierung bei den psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter aufnehmen (Maercken, 2021; Ford & Courtois, 2021).

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