Ernst Wiechert - Die Jeromin-Kinder - Zweiter Band

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Die Jeromin-Kinder - Zweiter Band: краткое содержание, описание и аннотация

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Wie einfach ist die Rückkehr in die Heimat wirklich, nachdem einen die Realität des Alltags verändert hat? Im zweiten Band der Familienchronik um die Jeromins beginnt Jons sein Medizinstudium in Königsberg. Trotz seines Ehrgeizes und großen Erfolgs wird Jons schnell bewusst, dass er seine Heimat nie in der Großstadt finden, sondern sein Herz immer in Sowigro sein wird. Während seiner Nebentätigkeit in der kleinen Praxis eines jüdischen Arztes lernt Jons viel über das Leben, Barmherzigkeit und die Medizin. Mit 25 Jahren absolviert er sein Examen und kehrt in seine Heimat zurück. Doch kann er sein Glück in dem einfachen Leben auf dem Land finden oder haben ihn die Großstadt und sein Erfolg zu sehr verändert?-

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Langsam begann das Haus zu erwachen, die leisen Geräusche hinter dem Vorhang, wo die Schwestern Holstein immer noch schliefen, der erste rauhe Kampfschrei der ländlichen Pensionäre, die erste Schlagermelodie aus einer heiseren jungen Kehle. Aber es kam nur wie hinter dicken Mauern zu ihm her, aus einer fernen, ihm nicht zugehörigen Welt. Es war nicht, wie ein Feld erwacht, ein Wald, ein Dorf. Nur der Mensch erwachte, der Gefangene, der vom großen Dasein Abgetrennte, und so mochte das Erwachen in einem Gefängnis sein, das leise Klirren der Ketten, der Riegel, der Laut von vielen Füßen, und darüber ein wildes, aber ganz und gar vergebliches Lied.

Und dann kam die älteste der Schwestern, die ihm zugetan war mit ihrem freudlosen Leben, so wenig sie die jungfräuliche Angst vor ihm ganz überwunden hatte, vor den dunklen und blutigen Schicksalen seines Hauses, vor dem tödlichen Ernst seines Weges. Sie brachte ihm die kleine Kanne mit Kornkaffee und zwei Brötchen, wenn die Bäcker nicht gerade im Streik standen. Sie setzte alles leise auf die Tischdecke, nachdem sie sich ängstlich vergewissert hatte, ob in den Büchern nicht gerade eine der schrecklichen Abbildungen aufgeschlagen war, in denen der Mensch, das Ebenbild Gottes, wie ein geschlachtetes und ausgeweidetes Tier in grellen Farben vor ihr lag. Und dann setzte sie sich auf den Rand des alten Sofas mit den weißen Porzellanknöpfen, legte die blutlosen Hände im schwarzen Schoß zusammen und sah Jons an. Die Witwe Holstein war nun gestorben, an den Entbehrungen des Krieges, dem Hunger, der Kälte und der grauen Zwecklosigkeit ihres Lebens, und die »drei Parzen«, wie der ländliche Witz die Schwestern immer noch nannte, fochten nun allein den bitteren Kampf gegen die Unbotmäßigkeit ihrer Pensionäre, gegen Lebensmittelkarten und Steuern, gegen Streiks und Revolutionen, gegen das unendliche und grauenvolle Einerlei des Lebens und gegen den stillen, fressenden Haß, den sie immer noch gegeneinander trugen.

Für diese aber, die wenigstens einer sanften Traurigkeit noch geöffnet sein konnte, war diese Viertelstunde in der Sofaecke wie eine Frühmesse für den verlassenen Gläubigen. Hier war nicht einer, der Widerstand leisten oder quälen wollte, nicht einer, der verachtete oder an rohen Scherzen Gefallen hatte. Hier war einer, der aus einem schweren Leben kam und in ein schwereres ging. Der die Erde des Dorfes noch unter seinen sauberen Schuhen trug und die Frömmigkeit seines Vaters noch in seinen Händen bewahrte. Der nicht mit Zucker, Kaffee und Zigaretten handelte wie die anderen. Den sie in den Krieg hatte ziehen sehen und aus ihm zurückkommen, nicht lärmend, nicht prahlend, nicht verbittert und nicht aufrührerisch, sondern mit seinem stillen, früh gezeichneten Gesicht, und um den sie gebangt hatte wie um ein Kind, das sie selbst unter dem Herzen hätte tragen können. Der andere war gegangen, der wie ein lächelnder Mönch hier gelebt hatte, und sein Lächeln war ihr unheimlich gewesen, unheimlich wie sein Tod, von dem Jons ihr erzählt hatte, und wie sein Vater, der ein Trinker war und mit der zitternden Hand seinen Zylinder geglättet hatte.

Aber dieser war geblieben, und er war nun fast ein Stück ihres armen Herzens geworden, von dem Augenblick an, als er mit dem alten, komischen Lehrer zum ersten Male auf ihrer Schwelle gestanden hatte, das Bauer mit dem Vogel in der Hand und die ernsten Augen klar und ohne Falsch zu ihr aufgeschlagen, bis zu diesen Morgenstunden, in denen sie ein Weilchen bei ihm saß und zusah, wie er mit abwesenden Gedanken aß und trank, ein früher Arbeiter, dessen Augen schon beim nächsten Werk waren und von dessen Hoffnungen und Leiden sie so wenig wußte wie von denen eines Bergmannes oder eines Königs.

»Die Mark fällt, Herr Jons«, sagte sie mit ihrer leisen, bekümmerten Stimme und blickte die Bücherreihen entlang, wo die vergebliche Weisheit gesammelt stand, die Weisheit, die nicht verhindern konnte, daß es Hunger und Kriege und Inflation gab. »Was soll werden, Herr Jons?«

Jons kehrte von den Geheimnissen der Sehnerven, der Zäpfchen und Stäbchen zurück und sah sie an. Das gütige, karge Lächeln seines Vaters war um seine Lippen, als er begütigend sagte: »Was immer war, Fräulein Holstein, und was schon im Alten Testament geschrieben steht: ›Samen und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht‹, davon haben die Leute in Sowirog gelebt, hundert oder tausend Jahre, und davon werden auch wir leben. Solange die Mark fällt, ist nichts verloren. Erst wenn die Erde fällt, wird es schlimm. Aber sie fällt noch nicht, und Sie sollen eines tun: Sie sollten Ihre jungen Leute nur gegen Lebensmittel aufnehmen und sich Ihre Arbeit mit Roggen oder Weizen bezahlen lassen. Herr von Balk hat mir das geschrieben, und er weiß mehr als alle Nationalökonomen.«

Fräulein Holstein nickte vor sich hin und sah ihn dann mit ihrem scheuen Lächeln an. Es war nur wie der Rest eines Lächelns, das, was aus fünfzig Jahren übriggeblieben war, aber es verschönte ihr blasses, langes Gesicht. »Immer gibt es einen Trost bei Ihnen, Herr Jons«, sagte sie, »wenn es überall nur Haß und Tränen gibt. Und sicherlich werden Sie ein großer Arzt werden.«

»Werde ich?« fragte Jons und sah aus dem Fenster auf die graue Wand. »Ich will mir Mühe geben, Fräulein Holstein.«

Dann stand sie leise auf, weil seine Augen schon wieder weit fort waren, nahm das Geschirr lautlos von der Tischecke und ging zur Tür. Aber dort drehte sie sich noch einmal um und umfing mit ihren traurigen Augen das Bild des Raumes und des über die Bücher Gebeugten, und es war ihr, als werde sie sterben müssen, wenn diese Gestalt dort nicht mehr sitzen werde, dieser stille Abendschein ihres freudlosen Lebens, dieser lautlose Brunnen in der grauen Wüste ihres Lebens.

Jons aber sah nach der alten, wurmstichigen Wanduhr, packte seufzend seine Hefte zusammen, sprach ein paar leise Worte mit dem Buchfinken und ging dann die stillen Straßen zum Botanischen Institut hinunter, wo sein Tagewerk begann. Die Hüfte schmerzte immer noch, und an Regentagen nahm er einen Stock zu Hilfe.

Er ging langsam, und seine Augen nahmen alles auf, was der Weg ihm bot. So wie alles geordnet und bedacht war in seinem jungen Leben, so hatte er gleich zu Beginn des Semesters beschlossen, auf diesen Wegen von Institut zu Institut seine Bücher zu vergessen und dieses steinerne Leben so aufmerksam zu durchwandern, wie er als Kind einen Wald durchwandert hatte. Er wußte, daß Bücher wie Mauern sein konnten, die die Welt verschlossen, und da er mit einer frühen Erkenntnis über den Gefahren seiner Anlage wachte, fiel es ihm nicht schwer, nach einem »Plan« zu leben, wie er es nannte, auch wenn er sich mit einem spöttischen Lächeln nicht verhehlte, daß eben auch dieser Plan eine Gefahr war. Sein Vater und Großvater hatten nicht nach einem »Plan« gelebt, sie hatten nur versucht, den Plan zu erfüllen, den Gott mit ihnen gehabt hatte; aber unter seinen Geschwistern hatte es Warnungen für ihn gegeben, die er nicht vergaß.

So gingen seine stillen Augen über Häuser und Menschen dahin, immer noch unbestechliche Augen, und ihnen entging nicht, daß mancher Putz von beiden abgefallen war, ja daß die neue Freiheit mehr daran getan hatte als die harte Hand des Krieges. Er kannte nun nach zehn Jahren das Gesicht der kleinen Läden wie die großen, prahlerischen Schaufenster, den Mann, der das ausgefahrene Pflaster fegte, wie die alten Rentner, die mit ihren letzten Schmucksachen heimlich zum Trödler schlichen, um das nackte Leben zu fristen. Das Lehrmädchen, das in der Munitionsfabrik Geld gewonnen und Besseres verloren hatte, und den Sohn der Waschfrau, der mit einer zu bunten Krawatte vor dem schwarzen Schild stand, auf dem mit Kreide der Dollarkurs angeschrieben war. Es war ihm, als blicke das Schicksal aus allen den vielen Fenstern, ein hartes Schicksal, ungerührt von Zeitungsaufsätzen, von Umzügen und Versammlungen, das Schicksal, das über die Entwurzelten gesetzt war, und als lebten die Leute von Sowirog ein sichereres Leben trotz ihrer Armut, weil die Kartoffeln am Moorrand für sie wuchsen, der kümmerliche Roggen auf den sandigen Feldern, die kleinen, sauren Birnen an den Ackerrainen. Die Revolutionen reichten nicht bis in die Erde, und die einzigen Umzüge, die sie kannten, gingen mit dem Taufkind zur Kirche, oder mit einem Fichtensarg zum Friedhof, oder Piontek zog mit der Herde zum Walde und am Abend wieder heim. Der Kaiser war nicht mehr da, sondern ein Reichspräsident, aber sie hatten keinen von ihnen je gesehen. Sie sahen nur Korsanke und den alten oder neuen Lehrer und sehr selten den Landrat. Sie hörten, daß der Arbeiter nun dicht an Gottes Thron stehe, aber sie merkten nichts davon. Es galt wohl nicht für den Eulenwinkel.

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