Ernst Wiechert - Die Jeromin-Kinder - Zweiter Band

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Wie einfach ist die Rückkehr in die Heimat wirklich, nachdem einen die Realität des Alltags verändert hat? Im zweiten Band der Familienchronik um die Jeromins beginnt Jons sein Medizinstudium in Königsberg. Trotz seines Ehrgeizes und großen Erfolgs wird Jons schnell bewusst, dass er seine Heimat nie in der Großstadt finden, sondern sein Herz immer in Sowigro sein wird. Während seiner Nebentätigkeit in der kleinen Praxis eines jüdischen Arztes lernt Jons viel über das Leben, Barmherzigkeit und die Medizin. Mit 25 Jahren absolviert er sein Examen und kehrt in seine Heimat zurück. Doch kann er sein Glück in dem einfachen Leben auf dem Land finden oder haben ihn die Großstadt und sein Erfolg zu sehr verändert?-

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Und dann kam jemand über das Moor gegangen und hatte in beiden Händen etwas an der Brust geborgen, einen Vogel oder eine Pflanze. Und das war Goguns Sohn. Der Sohn des Kranichräubers, der im Moor versunken war, den Dolch in der fröhlichen Brust, und die Kosaken hatten nach ihm wie nach einer Zielscheibe geschossen. Das schweigsamste Kind im ganzen Dorf, noch schweigsamer als der kleine Jons, und das Schicksal zog wie eine rostige Kette hinter seinen Füßen her.

Lieber Gott, dachte Stilling, wie öffnest du doch deine Erde vor meinen Augen und bin doch nur ein blinder und alter Mensch vor dir ...

Er sah nach dem hohen Walde hinüber, hinter dessen blauer Wand der verlassene Meiler stand, und am Meiler die verlassene Frau, deren Herz versteinert war. Aber Stilling wußte, daß es ein glühender Stein war, und niemand wußte, wie so etwas schmerzte, nicht einmal er. Und daß die Lichtung vor ihrer Hütte voller Gestalten war, Tote und Lebende, und daß sie lautlos die Hände um sie rang.

Aber von da gingen seine Gedanken zu Ehrenreich in die große Stadt, der über dicken und schweren Büchern sitzen mochte, und in den Büchern war Gottes Ebenbild gemalt, ohne Hüllen, ganz nackt und bloß, und die jungen Augen glitten die roten und blauen Linien entlang, die Adern und Muskeln und Nervenstränge, und in der Mitte war das große Wunder, das ewige Geheimnis, das Menschenherz. Stilling sah ihn dasitzen, das Lampenlicht auf dem hellen Haar, und hinter ihm stand die ernste Wand der Bücher, die dem toten Jumbo gehört hatten. Schweigen war in dem großen Haus, und auch der Buchfink unter seiner Decke hatte den Kopf unter den Flügel gesteckt und schlief. Nur das junge Menschenkind wachte, dessen Gesicht doch nicht mehr jung war, weil es aus einem dunklen Hause kam und durch Krieg und Sterben gegangen war, und durch Dinge, die schwerer waren als Krieg und Sterben. Aber es war hindurchgegangen, weil sein Vater und Großvater hinter ihm gestanden hatten, eine erhobene Tafel in ihren verarbeiteten Händen, und auf der Tafel stand das Gesetz der armen und rechtlichen Leute, die »Gerechtigkeit auf dem Acker«, oder wie man es nun nennen wollte. Und hinter den Vätern stand das Dorf, das kleine und unbekannte Dorf Sowirog, in dem er gegen den Tod kämpfen wollte. Und hinter dem Dorf alle anderen kleinen und unbekannten Dörfer der Erde, die große, die unendliche Gemeinde der Armen und Mißhandelten, und wenn der Lesende einmal die Augen von den Blättern und Bildern hob, mochte er sie wohl alle sehen, die im Schatten standen und warteten, von Korsanke an, mit seinem leisen Schmerz unter dem Koppelschloß, bis zu der geschlagenen Frau vor dem erloschenen Meiler, und das Pendel der alten, wurmstichigen Uhr, die Jumbo bei einem Trödler erworben hatte, mochte mit jedem seiner eiligen und etwas heiseren Schläge ihn daran erinnern, daß es für ihn keine Müdigkeit zu geben habe, keine flache Lust, kein Sichverweilen. Das Salz der Erde wartete, daß er es dämpfe, wie der alte Gastwirt gesagt hatte, und der hatte nicht zu schlafen, um dessen Lager die Tränen fielen.

Stilling hatte die Hände gefaltet und den Kopf an den grünen Rips des Stuhles zurückgelehnt. Der Abendstern stand nun schon leuchtend über dem Kiefernwald, die Dächer waren zu dunklen Flecken geworden, die Stimmen waren verstummt, und ein paar matte Lichter hoben sich verloren aus der fallenden Nacht. Die Fliederbüsche dufteten, und von den Nebeln über dem Moor kam der Geruch der Birken in schweren Wellen über das Dorf. Die Erde atmete, lautlos und wie eine unendliche Zuversicht, und der alte Mann saß dort über Nebel und Dunkelheit, unter dem hellen Schein seines weißen Haares, das stille Gewissen des Dorfes, und sein siebzigster oder fünfundsiebzigster Frühling war ihm so schön wie irgendeiner seiner Kinderzeit. Das Dorf Sowirog, das der Eulenwinkel hieß, was hatte der Herr mit ihm vor, indes die Sterne sich langsam entzündeten und über den Wald stiegen?

Er wußte es nicht, aber er hielt die Hände gefaltet und fühlte die große Geduld, in die sein Herz eingebettet war wie die Sterne in das dunkle Himmelsgewölbe.

II

»Wie gehen deine Tage, Jons Ehrenreich?« fragte Stilling in einem seiner Briefe, und Jons blickte auf die kleinen, etwas zittrigen Buchstaben, die wie gestochen aussahen, und dann von dem Briefblatt durch das Fenster, vor dem der alte Buchfink saß, auf die graue Mauer, von der der Bewurf nun in großen Stücken abgefallen war. Und hinter der Mauer sah er das Dorf Sowirog mit See und Wald und Feld, und auf dem Moor sah er die grünen Birken wehen und Pionteks Herde hinter dem kleinen Hirtenfeuer, und auf der sandigen Straße sah er die Kinder spielen, und am Meiler sah er die Mutter sitzen, im schwarzen, hochgeschlossenen Kleid, und die berußte Fichtenstange lehnte immer noch an dem erloschenen Hügel.

Wie so eine Welt sich aufbauen konnte hinter einer fleckigen Wand, und so nahe war sie, daß er nur die Hand auszustrecken brauchte, um den grauen Zaun zu berühren, der um das Jeromin-Haus lief ... Das Auge, das war die Retina, und Stäbchen und Zäpfchen, und der nervus opticus und die lens crystallina, und hundert andere Namen und Wunder, und wenn man die Namen und Wunder zusammensetzte, blieb doch immer noch das große Geheimnis, wie alles in einem winzigen Keim zusammengeschlossen war und sich entfaltete und das nackte Bild mit Farben erfüllte, mit Vorstellungen, mit Leiden und Schmerzen, und darüber hinaus mit der Idee der Ewigkeit.

Er seufzte leise und schüttelte den Kopf, indes seine abwesenden Augen sich langsam wieder mit der Wirklichkeit zu erfüllen begannen. Ja, wie gingen seine Tage? Sie begannen in der Frühe, wenn der erste Sonnenstrahl die grüne Spitze des Kirchturms rötete, und sie endeten in der Nacht, wenn das Sternbild des Großen Bären sich über die Mauer neigte. Lange Tage, an dem heiseren Schlag des Perpendikels gemessen, und kurze Tage, an dem Bewußtsein gemessen, das von ihnen erfüllt wurde. Erfüllte Tage, wenn man sie auf die Waagschale der Arbeit legte, und dürftige Tage, wenn man die Frucht maß, die sie trugen. Eine Tasse Tee in der Frühe, auf einem kleinen Spirituskocher bereitet, und ein Stück Schwarzbrot aus dem Jeromin-Haus. Und danach eine von Jumbos kurzen Pfeifen, aus dem Tabakkasten gefüllt, den er zurückgelassen hatte, und ein paar Minuten vor der Bücherwand, die er Jons vermacht hatte. Hier und da ein behutsamer Griff nach einem der abgeschabten Bände und das Umblättern von ein paar Seiten, um die Bleistiftnotizen in der winzigen Schrift des Toten zu lesen. »Laufe nicht«, stand da, »denn du überholst das Schicksal nicht!« Oder: »Wenn der Tod kommt, reiche ihm noch den Schleifstein, damit er sieht, daß du bereit bist.« Oder ähnliche frühe Früchte eines stillen, tapferen und nachdenklichen Lebens.

Jons war es, als seien sie nur für ihn aufgeschrieben und als habe der Tote lange vorher gewußt, daß er hier einmal stehen würde, das »Mönchlein«, ohne Berater und ohne Freund, und sein schweres Tagewerk mit einem solchen Leitwort beginnen. Er hatte soviel gewußt, dieser Gastwirtssohn, der nun unter den Tannen in Rußland schlief, die vermoderte kurze Pfeife in der vermoderten Hand. Ja, von dieser Unsterblichkeit wußte Jons nun, von der des Wortes, das man still und vorsichtig in die Furchen des Herzens streute.

Er stellte den Band langsam in die Reihe zurück, gab dem Buchfink Körner und Wasser und schlug dann ein Buch und seine Kolleghefte auf, den Kopf in beide Hände gestützt, so wie der Vater über der Bibel gesessen hatte.

»Wie gehen deine Tage, Jons?« So wenigstens begannen sie, am Werktag wie am Sonntag, und tausend oder zweitausend Tage würden so beginnen, nur daß die Bücher wechselten und der Stand der Sonne über der noch schlafenden Stadt. Von dem, was das Herz erfüllte, war nicht zu reden, obwohl Stilling wohl mehr daran dachte als an die Kolleghefte. Das Herz war zugetan und verschlossen, für lange Jahre. Das Herz war für die Reichen und Sorglosen, für die Dichter und die Liebenden, aber nicht für jemanden, der von eines alten Mannes Erspartem lebte, wie ein Kranker von gespendetem Blut lebt. Er aber hatte nur im Geist zu leben, in dem, was er früh als das Brüchige, das Unvollkommene erkannt hatte, in dem, worauf die Menschheit des Abendlandes immer schneller zutrieb, wie in einen rasenden Strudel, und niemand wußte noch, was auf dem verborgenen Grunde mahlte. Und es kam nur darauf an, das andere still zu bewahren, das, was der Vater gehabt hatte, der Großvater, was das Dorf besaß: die dumpfe Einfalt des Herzens. Und einmal, wenn er sein Rüstzeug erworben hatte, dieses beides wieder zu vereinen, nicht das eine um des andern zu verlieren, ganz zu bleiben, auch wenn es für Jahre nur um das Handwerk ging, um Namen und Kenntnisse, um Instrumente und Methoden, um die Überlistung dessen, was sie den Tod nannten. Und es war doch nur eine arme Überlistung, ehe man nicht wußte, daß er nur die andere Seite des Lebens war. Erst wer ein Freund des Lebens war, konnte ein Arzt sein, nicht, wer nur ein Feind des Todes war.

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