2.4.2 Therapeutische Herzkatheter
Sie finden Anwendung bei den folgenden Therapien:
• Perkutane transluminale Coronarangioplastie (PTCA),
• Stentimplantation,
• Atherektomie, Rotablation,
• Valvuloplastie (PTMC),
• Hochfrequenz- oder Kryo-Katheterablation, Modifikation,
• ASD-Verschluss,
• PFO-Verschluss,
• Septalastverödung,
• Klappenersatz (TAVI),
• Mitra-Clip,
• Trikuspidal-Clip,
• Mitralklappenanuloplastie.
2.4.3 Indikationen zur invasiven kardiologischen Diagnostik
• Koronare Herzkrankheit
− stabile Belastungs-Angina-Pectoris,
− instabile Angina pectoris (AP),
− atypische Angina pectoris,
• akuter Myokardinfarkt
− vor primärer PTCA,
− frustrane Lyse,
− kardiogener Schock,
− mechanische Komplikationen (z. B. Ventrikelseptumruptur, akute Mitralinsuffizienz),
• Zustand nach Reanimation,
• erworbene Herzklappenfehler,
• angeborene Herzfehler,
• Aortendissektion,
• Perikarderkrankungen,
• Kardiomyopathien,
• nach Herztransplantation,
• vor herzchirurgischen Eingriffen (z. B. zum Ausmessen des Klappendurchmessers, vor Entfernung von Herztumoren, vor Bypass-Operationen usw.),
• vor elektrophysiologischer Diagnostik ventrikulärer Herzrhythmusstörungen.
2.4.4 Relative Kontraindikationen gegen die Durchführung einer diagnostischen Herzkatheterisierung
• Dekompensierte Herzinsuffizienz,
• unkontrollierte arterielle Hypertonie,
• Niereninsuffizienz,
• Kontrastmittelallergie,
• unbehandelte Elektrolytstörungen,
• Infektion/Fieber,
• Hyperthyreose,
• Antikoagulation, Blutgerinnungsstörungen,
• akute gastrointestinale Blutung,
• Medikamentenüberdosierung/-intoxikation (z. B. Digitalis),
• Schwangerschaft.
• Tod,
• Myokardinfarkt,
• zerebrale Ischämie,
• Herzrhythmusstörungen (Kammertachykardien, Kammerflimmern, Vorhofflimmern, AV-Blockierungen),
• lokale Gefäßkomplikationen (Hämatom, Aneurysma spurium, AV-Fistel),
• Dissektion der A. femoralis, A. radialis, A. iliaca oder der Aorta,
• Perforation des Herzens, Perikardtamponade,
• Kontrastmittelunverträglichkeit,
• akutes Nierenversagen,
• vasovagale Reaktion,
• Katheterfraktur und -embolie.
Vaskuläre Komplikationen nach Herzkatheter
• Lokales Hämatom,
• Nachblutung,
• retroperitoneales Hämatom,
• Aneurysma spurium,
• arteriovenöse Fistel,
• arterielle Embolie,
• Becken-/Beinvenenthrombose.
Eine neben dem Gefäß gelegene und mit diesem kommunizierende Blutungshöhle, deren Wand aus dem umliegenden Gewebe gebildet wird. Sie steht über einen »Verbindungsstiel« mit der Arterie in Verbindung. Eine Auswölbung der Gefäßstruktur entsteht dabei nicht.
Neben der Hämatombildung ist dies eine der häufigsten Komplikationen nach Herzkatheteruntersuchungen.
Ein Aneurysma spurium (auch Aneurysma falsum oder Pseudoaneurysma) entsteht häufig durch eine unzureichende Kompression der arteriellen Einstichstelle (vorwiegend Leiste) z. B. nach einer Herzkatheteruntersuchung, d. h. die Kompression ist nicht fest genug oder zu kurz. Zusätzlich kann auch eine mangelnde Compliance des Patienten sein, der ein Bewegungsverbots des Beines der punktierten Seite nicht einhält (z. B. Beugen des Beines, Aufsitzen). Durch den Stichkanal kommt es zu einer Einblutung in das umliegende Gewebe.
• Schmerzen an der Punktionsstelle,
• Schwellungsgefühl,
• tastbare Verhärtung (pulsierend, beim Abhören Strömungsgeräusch),
• häufig mit Umgebungshämatom.
• Anamnese,
• mittels Palpation lässt sich pulsierende Schwellung nachweisen,
• typisches Strömungsgeräusch bei der Auskultation,
• Darstellung des Aneurysmas mittels Duplexsonographie,
• weitere diagnostische Maßnahmen sind in der Regel nicht notwendig.
Richtet sich nach der Größe des Aneurysmas.
• Kleinere Aneurysmata bis ca. 1–1,5 cm Durchmesser bedürfen in der Regel keiner Therapie und werden beobachtet. Häufig kommt es im Verlauf zu einer Spontanthrombosierung.
• Größere Aneurysmata sollten wegen Rupturgefahr therapiert werden. Mittels sonographiegesteuerte Thrombininjektion (z. B. Beriplast ®) wird eine Thrombosierung des Aneurysmas erzielt. Anschließend wird zur unterstützenden Therapie ein Druckverband angelegt, und der Patient sollte erneut bis zur Duplexkontrolle am nächsten Tag Bettruhe einhalten (nach Anordnung des Arztes ggf. Aufstehen zur Toilette möglich).
• Operative Behandlung, insbesondere bei Misserfolg anderer Verfahren. Hierbei werden Aneurysma und Gefäß dargestellt, das Aneurysma ausgeräumt und das Gefäß vernäht.
Zumeist lässt sich das Aneurysma spurium durch eine adäquate Therapie problemlos behandeln. Im Falle einer Ruptur des Aneurysmas kann es innerhalb kurzer Zeit zu einem starken Blutverlust kommen, was zu einer akut lebensbedrohlichen Situation führen kann und sofortiger Maßnahmen zur Vermeidung eines hämorrhagischen Schocks erfordert.
2.4.6 Begünstigende Faktoren für vaskuläre Komplikationen
• Falsche Punktionstechnik oder mehrfache arterielle Punktionen,
• peri- und postinterventionelle Antikoagulation,
• Schleusengröße und Schleusenverweildauer,
• wiederholte Katheteruntersuchungen vom selben Zugangsweg,
• schwere Arteriosklerose der Becken-Bein-Arterien,
• hohes Lebensalter,
• Adipositas,
• weibliches Geschlecht,
• unkontrollierte Hypertonie,
• mangelnde Compliance (Bettruhe, Ruhigstellung der Extremität),
• periinterventionelle Thrombolyse,
• Therapie mit Thrombozytenaggregationshemmern,
• Vorbehandlung mit Steroiden.
2.4.7 Symptome für Kontrastmittel- unverträglichkeit
• Haut (Juckreiz an Händen, Füßen sowie Ohren, Urtikaria, Flush, Angioödem),
• Respirationstrakt (Rhinorrhoe, Niesattacken, Heiserkeit, Glottisödem, Bronchospasmus, akuter Asthmaanfall, Atemstillstand),
• Gastrointestinaltrakt (Nausea, Krämpfe, Vomitus, Defäkation),
• Herz-Kreislauf-System (Tachykardie, Hypo-/Hypertonus, Rhythmusstörungen, Schock, Herzstillstand),
• Kopfschmerzen.
2.4.8 Pflegerische Nachsorge nach Herzkatheteruntersuchungen
• Regelmäßige Vitalzeichenkontrolle, z. B. alle 30 Min. für die ersten beiden Stunden (Überwachungsintervall muss vom zuständigen Kardiologen festgelegt werden), und vor dem Aufstehen,
• flache Lagerung des Patienten auf dem Rücken (Ausnahme: bei Punktion der A. brachialis),
• regelmäßige Kontrolle des Druckverbands auf Blutungen und Hämatombildung, v. a. bei Patienten, die Antikoagulanzien erhalten (z. B. nach PFO-Verschluss), auch vor dem Aufstehen,
• regelmäßige Kontrolle der Fußpulse der punktierten Seite bzw. Radialispuls bei Katheterisierung vom Arm aus → Durchblutungskontrolle,
• Monitor-/Telemetrieüberwachung nach Dilatationen, vor Entlassung 12-Kanal-EKG zur Kontrolle.
• Patienten, die nicht trinken dürfen, erhalten eine Infusion, um die Ausscheidung des Kontrastmittels über die Niere zu fördern.
• Je nach Untersuchung und Absprachen mit dem zuständigen Kardiologen dürfen die Patienten nach dem Eingriff trinken, sollten aber nicht direkt nach der Intervention essen.
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