Larissas Geheimnis Gisela Garnschröder Larissas Geheimnis Kriminalroman
Impressum Impressum Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar. Print-ISBN: 978-3-96752-179-5 E-Book-ISBN: 978-3-96752-679-0 Copyright (2020) XOXO Verlag Umschlaggestaltung: Grit Richter, XOXO Verlag unter Verwendung folgender Bilder von Shutterstock.com: 1679674735 Buchsatz: Grit Richter, XOXO Verlag Hergestellt in Bremen, Germany (EU) XOXO Verlag ein IMPRINT der EISERMANN MEDIA GMBH Gröpelinger Heerstr. 149, 28237 Bremen Alle Personen und Namen innerhalb dieses Buches sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Über die Autorin
Gisela Garnschröder
Larissas Geheimnis
Kriminalroman
Impressum
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.
Print-ISBN: 978-3-96752-179-5
E-Book-ISBN: 978-3-96752-679-0
Copyright (2020) XOXO Verlag
Umschlaggestaltung: Grit Richter, XOXO Verlag unter Verwendung folgender Bilder von Shutterstock.com: 1679674735
Buchsatz: Grit Richter, XOXO Verlag
Hergestellt in Bremen, Germany (EU)
XOXO Verlag
ein IMPRINT der EISERMANN MEDIA GMBH
Gröpelinger Heerstr. 149, 28237 Bremen
Alle Personen und Namen innerhalb dieses Buches sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
I
Aufgebracht knallte Frauke die Tür hinter sich zu und stürmte die Treppe hinunter. Bleierne Hitze lag über der Stadt, und schon nach wenigen Minuten auf dem Gehweg Richtung Innenstadt war sie vollkommen durchgeschwitzt, was allerdings zum Teil an ihrem schnellen Schritt lag, mit dem sie zur Belustigung anderer Passanten den Bürgersteig hinunter stapfte.
Sie hatte alles genau geplant, die Route ab Wilhelmshaven immer am Wasser entlang, über den Deich, durch angrenzende Orte, immer wieder kurze Zwischenstopps eingefügt zum Picknicken, Muschelsammeln und Ausruhen am Deich, und des Abends zur Pension nach Hooksiel zurück. Andreas hatte sie entsetzt angeblickt, dann den Kopf geschüttelt und ihren Plan schlichtweg abgelehnt.
»Nicht mit mir!«, hatte er gebrüllt. »Im letzten Jahr auf Sylt hat es die ganze Zeit Bindfäden geregnet!«
»Für das Wetter kann man doch nichts«, hatte sie gefrustet eingewendet, woraufhin er höhnisch erwiderte:
»Oh doch! Ich fliege in den Süden! Da ist Sonne garantiert.«
»Du weißt genau, dass ich Fliegen nicht vertrage!«
Sie war laut geworden und Tränen der Wut standen in ihren Augen.
»Weil du dich strikt weigerst, etwas dagegen zu tun!«
»Radfahren macht mehr Spaß, und außerdem habe ich schon gebucht!«
Er war so verblüfft, dass er nach Luft schnappte, bevor er empört antwortete: »Ohne mich zu fragen? Spinnst du?«
Das war zu viel, sie war hinausgestürmt, ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren. Nun rannte sie durch die Stadt, an den Läden vorbei, schob sich durch die Menschenmengen, sah weder die Pärchen, die Hand in Hand einher schlenderten, noch die Kinder, die Eis leckend vorübergingen, spürte nur die Wut auf Andreas und ein wenig auf sich selbst und stand irgendwann nach Stunden wieder vor ihrer Wohnungstür. Andreas war nicht mehr da. Auf dem Küchentisch lag ein Zettel.
»Fahre zu meinen Eltern. Einen schönen Urlaub. Andreas.«
Wütend zerriss sie den Zettel, warf ihn in den Mülleimer und packte ihren Koffer. Tags darauf stand sie gegen acht Uhr morgens auf dem Deich von Wilhelmshaven und blickte begeistert über das Watt und den langen Strand, der zu dieser frühen Stunde noch fast leer war. Nur ein einsamer Jogger drehte seine Runden. Es war Ebbe und die Sonne ließ den feuchten Schlick sanft aufleuchten. Frauke spürte den Wind in ihren Haaren, schnupperte diese wunderbare Mischung aus Salz, Schlick, Teer und Öl, die den Geruch ihrer Heimatstadt ausmachte.
»Meine Heimat am Jadebusen«, dachte sie und seufzte vernehmlich.
Wie konnte Andreas nur annehmen, dass sie noch einmal im Urlaub darauf verzichten würde? Seit sie als Zwölfjährige von Tante Larissa aus der kleinen Wohnung, in der sie mit ihrer Mutter gewohnt hatte, abgeholt worden war, hatte sie Heimweh nach diesem Geruch, nach dem weißen Sand in den Dünen, in denen sie als Kind gespielt hatte, nach dem Strand und nicht zuletzt dem Wind, der ihr Haar zerzauste. Tränen traten ihr in die Augen, sie hatte die letzten Worte ihrer Mutter noch im Ohr:
»Tante Larissa wird gut für dich sorgen.«
Es war mehr ein Flüstern gewesen. Sie hatte sich weinend auf die Sterbende gestürzt und konnte tagelang vor Schmerz nichts essen. Die Mutter starb tags darauf im Krankenhaus und wurde neben dem Vater, der ein Jahr zuvor bei einem Autounfall ums Leben gekommen war, beigesetzt. Tante Larissa nahm Frauke mit zu sich nach Bielefeld, versorgte sie liebevoll und bewahrte die wenigen Sachen, die von ihren Eltern geblieben waren, gut auf. Frauke lernte neue Freunde kennen und lebte sich langsam ein, aber das Heimweh nagte an ihrer Seele, und ihre Tante fuhr jedes Jahr in den Ferien mit ihr an die Küste, aber niemals nach Wilhelmshaven, sooft Frauke auch bat.
»Nach Wilhelmshaven fahre ich nicht, und du solltest es auch nicht tun«, erklärte Tante Larissa bestimmt und dann wurde nicht mehr darüber gesprochen. Trotzdem war für Frauke jeder Urlaub an der Küste fast wie Heimkommen, doch jetzt war das Gefühl stärker, hier war sie wirklich daheim. Es ließ den Ärger mit Andreas völlig verblassen. Unterwegs hatte sie sich gefragt, wie es mit ihnen weiter gehen soll, aber das Hochgefühl, welches sich bei ihr einstellte während sie auf der Autobahn Richtung Norden fuhr, ließ keinen Platz für solche Gedanken, und als die ersten Möwen am blauen Himmel auftauchten, hatte sie allen Ärger und sogar Andreas komplett vergessen.
Sie ging die Stufen des Deichs hinunter über das Gras, zog Schuhe und Strümpfe aus und trat auf den kühlen Sand. Langsam, jeden Schritt spürend, ging sie an dem schmalen Dünenstreifen entlang, ließ den Blick gleiten bis hin zu den Tanks auf der anderen Seite, spürte den Sand zwischen ihren Zehen, bückte sich nach einem Büschel Strandhafer und erstarrte. Eine Frau mittleren Alters hatte es sich in einer Mulde auf einer karierten Decke bequem gemacht. Sie trug einen hellblauen Jogginganzug mit weißen Paspeln und lag mit geschlossenen Augen bewegungslos da. Fraukes Herz klopfte bis zum Hals, sie wollte weitergehen, damit die Frau sie nicht bemerkte, aber ihre Beine waren wie festgewachsen. Sie wusste, dass ihre Mutter tot war. Sie hatte sie noch am Tag vor ihrer letzten Stunde gesehen, war auf ihrer Beerdigung gewesen und nun lag sie dort und schlief. Das rötliche Haar leicht gewellt und halblang, das schmale, blasse Gesicht mit den Sommersprossen auf der Nase, die schmalen Lippen und die langen, kupfernen Wimpern, so ganz anders als ihre, die dicht und schwarz ihre grauen Augen umrandeten. Fraukes Mund war trocken, das Herz klopfte bis zum Hals. Das konnte nur ein Irrtum sein, ein Trugbild, sie schloss die Augen, um diesem Irrsinn zu entgehen, öffnete sie wieder und wurde unfreundlich angepfiffen:
»He, verschwinden Sie, Sie nehmen mir die Sonne weg.«
Die Frau verstummte und sah sie wie versteinert an. Endlich löste sich die Starre und Frauke wich zurück:
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