Tabelle 1.2 Abschnitte Ihrer Bachelorarbeit und wo Sie in diesem Buch Informationen dazu finden
Abschnitt der BA-Arbeit |
Was ist der Fokus? |
Wo gibt es die Infos? |
Titelblatt |
Informationen zu Ihrer Person, Institution, Betreuerin und natürlich: Titel Ihrer Arbeit. |
Häufig existieren Vorgaben zur Gestaltung des Titelblatts. Informieren Sie sich beim Prüfungsamt und Ihrer Betreuerin. |
Zusammenfassung und/oder Abstract |
Eine kurze Zusammenfassung Ihrer Arbeit, in der Sie kurz einen Überblick über Hintergründe, Forschungsfragen, Stichprobe und Design, wichtigste Ergebnisse und Fazit geben. |
Nehmen Sie Forschungsartikel als Vorbild und sprechen Sie auch mit Ihrer Betreuerin. Zur Länge: in der Regel zwischen 300 Wörtern und einer Printseite – also wirklich kurz! |
Einleitung |
Hier klären Sie, was der Gegenstand Ihrer Arbeit ist und machen Ihren Leserinnen und Lesern die Arbeit schmackhaft. |
In diesem Buch: Kapitel 3. |
Theoretischer Hintergrund und Fragestellungen |
Theoretische Hinführung zu den Forschungsfragen und Hypothesen. Hier zeigen Sie auf, welche wichtigen Theorien, Definitionen und empirischen Ergebnisse Sie zu Ihren spezifischen Forschungsfragen und Hypothesen geleitet haben. |
In diesem Buch: Kapitel 2und 3. |
Methode |
Detaillierte Klärung, mit welchen Methoden Sie zu Ihren Erkenntnissen kamen. |
In diesem Buch: Kapitel 4. |
Ergebnisse |
(Statistische) Auswertung der Daten, fokussiert auf die Forschungsfragen. |
In diesem Buch: Kapitel 5. |
Diskussion |
Im letzten inhaltlichen Kapitel interpretieren Sie die Ergebnisse und leiten theorie- und praxisrelevante Aussagen ab. |
In diesem Buch: Kapitel 6. |
Literatur |
Hier listen Sie alle in der Bachelorarbeit verwendeten Quellen entsprechend psychologischer Richtlinien auf. |
In diesem Buch: Kapitel 3. |
Anhänge |
Instruktionen, Fragebögen, Tests und ähnliche Materialien, die Ihre Leser im Detail interessieren könnten. |
Sprechen Sie sich mit Ihrer Betreuerin ab, welche Materialien oder weiterführenden Informationen im Anhang präsentiert werden sollen. |
1.4.1 Lernen mit Podcasts
Waltraud und Valerie
Waltraud und Valerie erhoben die Daten für ihre empirische Bachelorarbeit gemeinsam in einem interessanten Experiment, in dem sie der Frage nachgingen, ob Podcasts für Lernzwecke geeignet sind. Podcasts sind Audio- oder Videoaufzeichnungen, die in der Regel kostenlos zum Download angeboten und auf einem Computer oder tragbaren Gerät wie einem MP3-Player oder Smartphone angehört bzw. angeschaut werden können. Waltraud und Valerie untersuchten zwei Hauptforschungsfragen:
1Lernt man mit einem Podcast oder mit einem Lehrbuchtext besser?
2Beeinflusst der Lernort (im Bus vs. in einem ruhigen Raum) wie gut man mit einem Podcast bzw. einem Lehrbuchtext lernt?
In ihrem Experiment teilten sie die teilnehmenden Studierenden per Zufall in vier Gruppen ein: Jeweils zwei Gruppen lernten mit einem Lehrbuchtext, die beiden anderen Gruppen erhielten einen MP3-Player mit demselben Text als Audioaufzeichnung. Eine zweite Variation bezog sich auf den Lernort: Je eine Podcast- und Lehrbuchgruppe lernte die Inhalte in einem ruhigen Raum der Universität, die jeweils andere Podcast- und Lehrbuchgruppe lernte den Text beim Busfahren. Um zu testen, welche Gruppe eventuell mehr gelernt hatte als die andere, entwickelten Waltraud und Valerie einen Lerntest.
Was denken Sie: Welche Gruppe hat am meisten gelernt? Reichte es aus, den Lernerfolg zu messen oder hätten die beiden noch etwas anderes abfragen oder messen müssen? Was?
1.4.2 Experimente im Chemieunterricht
Tobias
In seiner Feldstudie unterrichtete Tobias zwei Schulklassen zum selben Thema in Chemie (ZBH, 2012). In einer Klasse stellte er den Stoff theoretisch vor und zeigte ein Experiment dazu, in der anderen Klasse leitete er die Schülerinnen und Schüler zum Experimentieren an. Sein Ziel war, zu ergründen, ob das Experimentieren den Chemieunterricht interessanter machen und zu einer höheren Motivation bei den Schülerinnen und Schülern führen kann, und in welcher Klasse die Schülerinnen und Schüler mehr lernen. Prinzipiell haben beide unterrichtliche Vorgehen Vor- und Nachteile: Schülerinnen und Schüler mögen es oftmals, wenn sie selbst experimentieren dürfen. Der Aufbau, die Durchführung und das Erklären der Experimente nehmen aber viel Zeit in Anspruch, die dann evtl. für das Lernen der Inhalte fehlt. Hält die Lehrkraft die Unterrichtsstunde und führt die Experimente nur vor, bleibt in der Regel mehr Zeit, um auf die theoretischen Inhalte einzugehen. Aber dafür entfällt auch die Erfahrung des eigenen Experimentierens, und Schülerinnen und Schüler nehmen den Unterricht möglicherweise als langweiliger wahr. Bei der einen Unterrichtsform ist also mehr Präsentation von inhaltlichem Wissen möglich, dafür dürfte die Motivation geringer sein; bei der anderen bleibt weniger Zeit für die Präsentation von Wissen bei hoher Motivation.
Auch hier die Frage an Sie: Was denken Sie, in welcher Klasse der Lernerfolg höher war? In welcher Klasse war die Motivation für Chemie höher? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Motivation und Lernerfolg, ist der Lernerfolg bei höher motivierten Schülerinnen und Schülern besser? Was sind die Vor- und Nachteile am Versuchsaufbau von Tobias?
1.4.3 Wahrnehmung von Unterrichtsstörungen
Lea
Lea interessierte sich in ihrer Bachelorarbeit dafür, als wie störend Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrerinnen und Lehrer, verschiedene typische Störsituationen in der Schule wahrnehmen (ZBH, 2012). Sie entwickelte zur Untersuchung dieser Fragestellung einen Fragebogen mit Beispielen für Störsituationen, die verschiedenen Kategorien von Störungen zugeordnet werden konnten. Diesen Fragebogen veröffentlichte Lea online und schickte den Link an ihr bekannte Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer. Außerdem veröffentlichte sie den Link auf verschiedenen Webseiten und in sozialen Netzwerken wie z. B. facebook, damit eine möglichst große Anzahl von Personen den Fragebogen ausfüllte. Im Vergleich der Daten konnte Lea dann untersuchen, ob Schülerinnen und Schüler sich von Lehrerinnen und Lehrern in der Wahrnehmung der Störsituationen unterscheiden. Da sie noch einige zusätzliche Daten von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern abfragte, konnte sie zudem untersuchen, ob die Wahrnehmung der Störsituationen z. B. auch mit dem Alter, dem Geschlecht oder – im Falle der Lehrkräfte – mit der Dienstzeit zusammenhängt.
Haben Sie eine Idee, wie die Ergebnisse dieser Studie ausgefallen sein könnten? Wie kann man vorgehen, damit der Fragebogen relevante und typische Störsituationen abfragt? Wie würden Sie vorgehen, um die Daten aus dem Fragebogen auszuwerten? Welche Kritik üben Sie an Leas Vorgehensweise?
Auf die Details der drei Beispiel-Bachelorarbeiten werden wir in den nächsten Kapiteln nach und nach eingehen. Im nächsten Kapitel geht es zunächst um die Fragestellung als Dreh- und Angelpunkt der Bachelorarbeit.
Tipps zum Weiterlesen:
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