•Umweltpsychologie: In der Umweltpsychologie geht es um die Einstellungen von Menschen zur Umwelt, wie und warum verhalten sich Menschen umweltbewusst, was denken sie über Umweltbelange?
•Verkehrspsychologie: Die Verkehrspsychologie untersucht den Menschen im Zusammenhang mit Mobilitätsfragen, aber auch hinsichtlich Verkehrstüchtigkeit und Verhalten im Verkehr (Labrie, Napper & Ghaidarov, 2012; Sullman, 2012).
Schließlich gibt es in der DGPs noch die Fachgruppe Geschichte der Psychologie, die die Entwicklung der Psychologie als eigenständige Wissenschaft nachvollzieht sowie die Methodenfächer (Fachgruppe Methoden & Evaluation der DGPs), die sich mit den Instrumenten der Erkenntnisgewinnung innerhalb der Psychologie beschäftigen.
Für die Grundlagen- und Anwendungsfächer benötigen Forscherinnen und Forscher die Erkenntnisse dieser Methodenfächer, um Daten zuihren Forschungsgegenständen zu erheben und auszuwerten, um Untersuchungen zu planen und um interpretieren zu können, inwieweit die gewonnenen Erkenntnisse verallgemeinert werden können. |
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empirische Wissenschaft
Die Psychologie versteht sich als eine streng empirische Wissenschaft, deshalb kommt den Methodenfächern eine ganz besonders wichtige Rolle zu.
Empirisch bedeutet, dass Erkenntnisse aus systematisch gewonnenen Erfahrungen (Daten) abgeleitet werden. |
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Die Methoden müssen hierfür wichtige Anforderungen erfüllen: (1) Sie müssen objektiv, also unabhängig von der Person oder den Personen sein, die die Daten sammeln und auswerten. (2) Sie müssen wiederholt anwendbar sein und (3) sie müssen nachweislich geeignet sein, den Gegenstand zu erfassen. Diese Anforderung kann nur durch eine systematische Planung und auch Dokumentation erfüllt werden. Die verwendeten Methoden folgen dabei naturwissenschaftlichen und auch sozialwissenschaftlichen Ansätzen. Vorherrschend sind quantitative Methoden, die sich auf Messungen und Skalierungen beziehen. Qualitative Forschung gibt es zu psychologischen Fragestellungen zwar auch, jedoch begegnet man dieser seltener. Mit welcher Methode auch immer: Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch Sie in Ihrer Bachelorarbeit empirisch forschen, also wissenschaftlich und strukturiert vorgehen, um Erkenntnisse zu gewinnen. Aber was bedeutet wissenschaftlich arbeiten überhaupt?
1.2 Wissenschaftlich arbeiten: Was bedeutet das?
Wie wir bereits festgestellt haben, ist die Psychologie eine empirische Wissenschaft und erfordert deshalb eine systematische Vorgehensweise, die gut dokumentiert werden muss. Die wissenschaftliche Psychologie grenzt sich hier klar von der Alltagspsychologie ab.
Alltagspsychologie
Die Alltagspsychologie ist kein Teilgebiet der Psychologie. Gemeint sind damit die Erklärungen und Theorien, die Menschen zu ihrem eigenen Verhalten und dem ihrer Mitmenschen aufstellen. Das spiegelt sich in Sprichwörtern wider, wie z. B. „Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus“, mit dem erklärt wird, dass das Verhalten gegenüber anderen Personen dazu führen kann, dass sie sich entweder genauso nett verhalten oder aber genauso gemein wie ihr Gegenüber. Allgemein könnte man auch sagen, die Alltagspsychologie ist der gesunde Menschenverstand. Unsere alltagspsychologischen Kenntnisse erlauben uns häufig, uns richtig zu entscheiden und korrekte Vorhersagen zu treffen, wie sich andere Menschen verhalten werden. Warum brauchen wir aber noch eine wissenschaftliche Psychologie, wenn die Alltagspsychologie doch häufig funktioniert?
Die Alltagspsychologie basiert auf den Erfahrungen, die wir im Laufe unseres Lebens machen, auf dem, was wir von unseren Eltern, Lehrerinnen und Lehrern, Freunden oder anderen Personen lernen und auch auf unseren stellvertretenden Erfahrungen, die wir über Medien wie z. B. TV und Bücher machen. Schauen wir uns die Sprichwörter noch einmal an, sieht man schnell, dass sich diese teilweise auch widersprechen: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ kontradiktiert z. B. das ebenfalls bekannte „Man lernt nie aus“. Als Quelle für Entscheidungen und Erklärungen dienen Alltagsweisheiten also nur bedingt. Auch unsere eigenen Erfahrungen – oder die unserer Eltern oder TV-Helden – müssen nicht unbedingt dem entsprechen, was typisch ist.
Stellen Sie sich z. B. vor, ein Mensch hat im Jugendalter schlechte Erfahrungen mit einer unfreundlichen Person aus dem Schwäbischen (oder aus dem Sächsischen, Friesischen, mit blauen/grünen/braunen Augen, schwarzen/roten/blonden Haaren …) gemacht. Aus dieser Erfahrung leitet er die Theorie ab, dass alle Schwaben unfreundliche Menschen sind, denen man besser nicht vertrauen sollte. Obwohl ein für ihn spannender Studiengang nur an der Universität Ulm angeboten wird, entscheidet er sich deshalb für ein anderes Studienfach, Personen mit schwäbischem Dialekt gegenüber verhält er sich sehr vorsichtig und reserviert (weshalb diese denken, er wäre ein komischer Eigenbrötler und ihm eher aus dem Weg gehen) und als ihm später ein lukrativer Job in Stuttgart angeboten wird, lehnt er lieber ab, da er nicht zwischen lauter Schwaben wohnen möchte. Wenn Sie selbst Schwabe bzw. Schwäbin sind oder schwäbische Freunde haben, werden Sie jetzt vielleicht gleich sagen: „Moment mal, was soll das denn, das ist ja alles falsch, und die Schwaben sind eigentlich total nett!“ Wahrscheinlich ist, dass die Schwaben weder netter noch weniger nett sind als Bayern, Friesen oder Sachsen. Aber nur aufgrund der schlechten Erfahrungen, die unser Beispielmensch gemacht hatte, und die er alltagspsychologisch als im Wesen der „gemeinen“ Schwaben an sich begründet erklärt hatte, nimmt er sich die Chance, ein spannendes Studienfach zu studieren und einen guten Job anzutreten. Er gibt sich nicht einmal die Chance, seinen schlechten ersten Eindruck durch den Kontakt mit anderen Schwaben zu revidieren.
Wir sehen also, die eigene Erfahrung und Einzelbeispiele sind nicht unbedingt die zuverlässigste Quelle für gesicherte Theorien. Die Erfahrungen täuschen uns häufig falsche Tatsachen vor, die Datenbasis ist sehr selektiv und lückenhaft, und bei Beobachtungen und Schlussfolgerungen können uns leicht Fehler unterlaufen. Die Erfahrung als Quelle für Erkenntnisse ist außerdem anfällig für Selbsttäuschungen. In dem Beispiel war der Mensch schon so voreingenommen, wenn ihm andere Schwaben begegneten, dass er sich ihnen gegenüber misstrauisch und wortkarg gezeigt hat. Sie bestätigten seine Vorurteile, indem sie irritiert oder reserviert auf sein Verhalten reagierten.
wissenschaftliche Psychologie
Im Gegensatz zur Alltagspsychologie, die Beispiele und Erfahrungen (mehr oder weniger) plausibel interpretiert, ist es die Aufgabe der wissenschaftlichen Psychologie, möglichst zuverlässige und gültige Erkenntnisse zum menschlichen Erleben und Verhalten, wie es sich verändert und wodurch es beeinflusst ist, zu gewinnen. Das geht durch die angemessene Beschreibung, durch das Absichern mit geplanten und geeigneten Messungen. Tabelle 1.1 fasst die wichtigsten Unterschiede zwischen der Alltagspsychologie, die wir alle täglich in unserem Leben verwenden, und der wissenschaftlichen Psychologie, die gesicherte Erkenntnisse gewinnen möchte, zusammen.
Tabelle 1.1
Die wichtigsten Unterschiede zwischen Alltagspsychologie und Wissenschaftlicher Psychologie
Alltagspsychologie |
Wissenschaftliche Psychologie |
Datenbasis sind zufällige Ereignisse. |
Datenbasis sind dokumentierte und wiederholbare Erhebungen. |
Theorien sind nicht oder nur schlecht überprüfbar und wiederholbar. |
Theorien sind in der Realität mit wissenschaftlichen Methoden überprüfbar. |
Subjektiv geprägte und damit je nach „Alltagspsychologen“ unterschiedliche Interpretationen. |
Objektive Aussagen: Bei gleichem Sachverhalt unter gleichen Bedingungen kommen verschiedene Forscher aufgrund wissenschaftlicher Regeln zur gleichen Erkenntnis. |
Dient der Orientierung, erlaubt rasche Entscheidungen in alltagsweltlichen Situationen und vermittelt Handlungs- und Verhaltenssicherheit. |
Dient der Gewinnung von verallgemeinerbaren und gesicherten Kenntnissen über das menschliche Denken, Wahrnehmen und Verhalten. |
Im Online-Material können Sie Ihr Verständnis prüfen (Quiz 1).
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