Der naheliegendste Weg ist zumeist die Recherche über den lokalen OPAC der jeweiligen UB: schon deshalb, weil die dort verzeichneten Werke auch vor Ort vorhanden sind. Dieses insbesondere bei eiligen Recherchen sinnvolle Vorgehen hat aber einen gravierenden Nachteil. Je nach Angebot beschneiden Sie dadurch unnötig Ihre Recherche-Ergebnisse: Erstens beschränken Sie Ihre Recherche a priori auf die Bestände der örtlichen UB. In sehr großen Bibliotheken mag das ausreichen, in den meisten indes nicht: weil Kassenlage und Einkaufspolitik darüber bestimmen, welche Titel angeschafft werden. Darunter befinden sich keineswegs alle für Ihre Studien relevanten. 27 Zweitens erscheinen in den lokalen OPACs häufig nur Monographien und sonstige selbständig erschienene Literatur – also keine Zeitschriftenaufsätze oder anderweitig unselbständig erschienene Literatur.
Der bessere und zugleich effektivere Weg ist daher eine kombinierte Suche mit lokalen OPACs, Verbundkatalogen und Datenbanken. Machen Sie sich mit den Recherchefunktionen und -möglichkeiten Ihres lokalen UB-Katalogs vertraut. Nutzen Sie Angebote wie Einführungen und Tutorien; Universitätsbibliotheken bieten häufig Kurse zur Recherche an. Informieren Sie sich über den Fach-Bestand Ihrer UB und über den Datenpool, in dem Sie über den lokalen OPAC suchen: Ist er auf den Bestand der UB beschränkt? Werden zusätzliche Kataloge, Datenbanken oder bibliographische Dienste eingebunden?
Abb. 7: Screenshot: Erweiterte Suche, Universitäts- und Stadtbibliothek Köln. Nutzen Sie vor allem die Möglichkeiten, die eine „Erweiterte Suche“ jeweils bietet. Hier können Sie (abhängig davon, welche der Kataloge Sie einbinden) auswählen, ob Sie nur in den Kölner Beständen oder darüberhinaus recherchieren wollen!
3.4 Verbundkataloge
Aufgrund dieser Einschränkungen mancher lokaler OPACs ist eine Recherche in den Verbundkatalogen sinnvoll. Bibliotheksverbünde sind regionale, zumeist nach Bundesländern gegliederte Zusammenschlüsse wissenschaftlicher Bibliotheken (sowie mitunter weiterer öffentlicher Bibliotheken), die ihre jeweiligen Bestände in gemeinsamen Katalogen zur Recherche zur Verfügung stellen – und unter anderem den Fernleihverkehr koordinieren. Der Vorzug einer solchen Recherche liegt auf der Hand: Mit Ihrer Suchanfrage recherchieren Sie in einem wesentlich größeren Bestand (müssen die recherchierten Werke allerdings oft per Fernleihe bestellen). Zudem unterscheiden sich die Angebote. Beachten Sie, dass die Suche auch in den Verbundkatalogen häufig auf selbständig erschienene Literatur beschränkt ist! So listet das Hochschulbibliothekszentrum (hbz) nur selbständig erschienene Literatur auf, wohingegen der Gemeinsame Bibliotheksverbund (GBV) auch eine Suche nach unselbständig erschienener Literatur ermöglicht.
Abb. 8: Deutsche Bibliotheksverbünde. Dazu gehören:
Bibliotheksverbund Bayern (BVB): https://www.bib-bvb.de
Gemeinsamer Bibliotheksverbund (GBV) für Niedersachsen, Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen: https://www.gbv.de
Hochschulbibliothekszentrum des Landes Nordrhein-Westfalen (hbz), inklusive Rheinland-Pfalz: https://www.hbz-nrw.de
Hessisches BibliotheksInformationsSystem (HeBIS): https://www.hebis.de
Kooperativer Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg (KOBV): https://www.kobv.de
Südwestdeutscher Bibliotheksverbund (SWB) für Baden-Württemberg, das Saarland und Sachsen: https://www.bsz-bw.de
3.5 Nationale und internationale Kataloge
Über eine noch breitere Datenbasis verfügen diverse nationale und internationale Kataloge. Der Katalog der Deutschen Nationalbibliothek verzeichnet seit dem Jahre 1913 jedes in Deutschland erschienene Buch, einsehbar in Frankfurt am Main respektive Leipzig. Der Karlsruher Virtuelle Katalog (KVK) schaltet die Kataloge der Bibliotheksverbünde zu einer gemeinsamen, deutschlandweiten Suchanfrage zusammen und bietet überdies auch noch eine Suche in verschiedenen ausländischen Nationalbibliotheken an: Er ist rein virtuell, präsentiert also „nur“ die gesammelten Bestände anderer Bibliotheken. Sie können die Bücher nicht in Karlsruhe einsehen!
Weitere Einschränkungen gibt es auch hier: Vollständigkeit ist ein Ideal, doch zugleich eine Illusion. Selbstredend verzeichnet die Deutsche Nationalbibliothek nur in Deutschland erschienene Literatur. Beim KVK hängt der Datenbestand von Ihrer Auswahl (und der Qualität der ausgewählten Kataloge, bisweilen sind etwa Altbestände nur unzureichend erfasst) ab. Die meisten zuschaltbaren Kataloge stellen Ihnen ebenfalls nur selbständig erschienene Literatur zur Verfügung. Eine Ausnahme bildet beispielsweise der GBV. Mit der Zeitschriftendatenbank (ZDB) wiederum ermitteln Sie deutschlandweit in den Beständen wissenschaftlicher Bibliotheken nach Fachzeitschriften (also die Verfügbarkeit einzelner Zeitschriftenbände, Sie finden hier keine einzelnen Aufsätze!).
Abb. 9: Screenshot: Karlsruher Virtueller Katalog. Im unteren Feld können Sie auswählen, in welchen Katalogen Sie recherchieren wollen.
3.6 Fachportale
Fachinformationsdienste (FID) sind disziplinär ausgerichtete, DFG-finanzierte Angebote zur Recherche und Bereitstellung digitaler Ressourcen. Sie bieten einerseits wissenschaftlich betreute Rubriken, die in Literatur und Quellen zu einzelnen Themen (etwa Hexenforschung oder Reformation) einführen. Andererseits stellen sie Recherchefunktionen zur wissenschaftlichen Literatur zur Verfügung.
Die Mediävistik und die Neuere Geschichte betreut der FID Geschichte (via https://www.historicum.net); die Alte Geschichte deckt der FID Altertumswissenschaften ( https://www.propylaeum.de) ab. Beide Angebote befinden sich derzeit noch im Aufbau, ein Blick lohnt sich dennoch. Sie ersetzen die ehemaligen Sondersammelgebiete (SSG), deren Bestände bis 2015 gepflegt wurden.
Abb. 10: Screenshot: Portale wie historicum.nethelfen bei der Orientierung in den aktuellen digitalen Angeboten. Wie rasch sich die digitalen Angebote ändern, zeigt diese Momentaufnahme (Stand: 24. Juni 2018) nebenbei auch.
Für die Recherche nach Literatur wie nach Quellen eignen sich auch Fachportale wie clio-online ( https://www.clio-online.de). Dieses Portal verweist zudem auf weitere digitale Angebote aus dem Bereich der Geisteswissenschaften, unter anderem auf h-soz-u-kult ( https://www.hsozkult.de): als Kommunikations-Plattform konzipiert, aber gerade für Rezensionen eine wichtige Fundgrube bei der Suche und Einordnung von Literatur.
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