Ich nickte, nahm noch eine Jacke, und wir gingen los.
Im Café angekommen, das wirklich nur dreißig Meter entfernt war, erzählte James mir schon ein paar Sachen über die Infrastruktur und die Einkaufsmöglichkeiten. Es war auch alles sehr spannend, aber nach einer halben Stunde brummte mir der Kopf und ich sagte, dass ich kurz auf die Toilette müsste. Ich brauchte eine kleine Pause bei den ganzen Informationen.
Also ging ich zu den Toiletten und in eine Kabine. Als ich dort so auf dem Klosett saß, hörte ich neben mir leise Geräusche. Dann ein Stöhnen, ich hörte genauer hin. Ein Flüstern. Dann ein dumpfes Geräusch gegen die Wand und wieder ein leises Stöhnen.
Machten die es nebenan miteinander? Mein Herz klopfte. Ich stand auf, ging zum Waschbecken, wusch mir die Hände. Dann ging ich zur Tür, machte sie auf und wieder zu. Und blieb innen stehen.
„Sie ist weg.“
„Gut, ich halte es nicht mehr aus. Jetzt bist du fällig!“
Ich hörte ein Grunzen und ein leises Kichern. Dann das Stoßen gegen die Wand. Das Stöhnen wurde lauter. Und steigerte sich bis zur Ekstase. Ich leckte mir die Lippen und merkte, wie es unten bei mir prickelte. Meine Augen schlossen sich wie von selbst und ich stellte mir die Szene bildlich vor. Deswegen bemerkte ich kaum, dass sie aufhörten und sich wieder anzogen. Als ich Geräusche hörte, riss ich panikartig die Tür auf und ging hinaus, stellte mich neben daneben und tat unauffällig. Nach dreißig Sekunden kam die Frau mit geröteten Wangen heraus, bemerkte mich aber kaum. Dann folgte der Mann. Er sah zu mir und grinste. Ich errötete und blickte nach unten. Er beugte sich zu mir und sah mein blaues Armband. Dann flüsterte er leise mit rauer Stimme: „Na, war‘s geil? Voyeurismus ist doch gleich ein guter Start, Newbie.“
Ich sah ihn mit geweiteten Augen an und er grinste noch breiter. Dann folgte er der Frau.
Ich ging zu James zurück. Er sah mich irritiert an, als er bemerkte, wie rot und durcheinander ich war. Auf seine Frage hin beschloss ich, nicht zu lügen. Ich versuchte, es ins Scherzhafte zu bringen. „Tja, hab das erste Mal Sex eines Paares in der Kabine nebenan live miterlebt, war spannend!“ Ich grinste ihn an. Doch seine Reaktion war seltsam.
Umfrage 1: Wie reagiert James? Das stand zur Auswahl:
1 Er grinst und meint, dass mir in dieser Stadt noch öfter solche Dinge passieren werden.
2 Er sieht mich ernst an und fragt mich, ob ich es erregend fand.
3 Er benutzt eine ähnliche Formulierung wie der Mann, indem er sagt, dass es für den ersten Tag sicherlich eine interessante Erfahrung war.Kapitel 1 – Wie hättest du entschieden?
Für alle die das gedruckte Exemplar dieses Werkes in den Händen halten: Am Ende des Buches sind die Abstimmungsergebnisse zum Einsehen. E-Book Besitzer können gerne auf den Link klicken und kommen mit zurück wieder hierher zurück.
Er grinste ebenfalls und sagte, dass mir in dieser Stadt noch öfter solche Dinge passieren werden. Ich zog die Augenbrauen hoch. Was meinte er denn damit? Hinter mir hörte ich, wie eine Rechnung bezahlt wurde. Ich erkannte die Stimme wieder und erstarrte innerlich. Trotzdem war meine Neugier zu groß. Als ich Stühle rücken hörte, verfolgte ich mit meinem Blick die zwei Personen, die das Lokal verließen. Der Mann von der Toilette fasste seine Begleiterin um die Hüfte und hatte provozierend seine Hand genau auf ihrem Hintern. Mein Blick blieb eine Sekunde daran hängen, plötzlich stoppten beide, und er ließ der Dame den Vortritt. Dann blieb er trotzdem ein wenig zu lange stehen, ich blickte zu ihm auf und sah noch sein Grinsen und Augenzwinkern. Dann verließ auch er das Lokal.Ich drehte mich schnell wieder zu James, aber er hatte meine Blicke genau verfolgt. Er lächelte kurz und rief dann auch den Kellner, um zu bezahlen. Dann brachte er mich wieder zurück und wir verabredeten uns für morgen noch einmal. Den Rest des Tages verbrachte ich damit, meine Kisten auszupacken.
Kapitel 2
Die Sonne schien mir ins Gesicht. Ich machte mir innerlich eine Notiz, dringend Vorhänge zu kaufen. Es war noch viel zu früh, um aufzustehen. Ich gähnte und sah auf die Uhr. Kurz nach sechs. Ich versuchte noch mal meine Augen zu schließen, aber es brachte nichts. Ich war wach. Ich stand auf, streckte mich und duschte dann erst mal. Ich hatte eine wundervoll geräumige ebenerdige Dusche und eine Badewanne, das war wirklich purer Luxus. Ich duschte ausgiebig. Meine Gedanken hingen immer noch an dieser Szene gestern. Was meinte James damit, dass hier öfter solche Dinge passieren? Verrückte Dinge? Vielleicht sogar perverse Dinge?
Ich föhnte mir schnell meine Haare trocken. Jetzt brauchte ich dringend einen Kaffee. Mich zog es automatisch wieder in dieses Café. Ich hoffte, dass es schon offen war und hatte Glück. Es machte ab 6.30 Uhr auf. Als ich mich gerade fragte, ob ich wegen des Vorfalls gestern wieder hierher zurück gekommen war oder weil es das einzige war, das ich hier kannte, hörte ich einen Gesprächsfetzen. Zwei Tische weiter unterhielt sich ein Pärchen. Es klebte förmlich aneinander und der Mann versuchte sich der Frau immer weiter anzunähern. Sie schob ihn aber jedes Mal weg und ich hörte wieder das Wort von eben. Ich lauschte genauer.„Hör auf Schatz, das hier ist eine blaue Zone! Benimm dich!“„Ist mir doch egal und wieso wolltest du dich überhaupt in einer blauen Zone treffen, bei uns gibt es viel bessere Cafés.“Die Frau schob ihn wieder zur Seite und sah ihn ernst an.„Ja, gerade deswegen, ich will ja mit dir reden.“Er näherte sich ihr wieder an und sie zeigte auf mich. Ich sah schnell weg, damit sie nicht merkten, dass ich sie beobachtete und belauschte.
„Hier sind Newbies, benimm dich.“Er zuckte mit den Achseln und seufzte. Meine Beobachtung wurde jäh unterbrochen, als der Kellner plötzlich vor mir stand und nach meinen Wünschen fragte. Ich bestellte mir einen Kaffee und ein kleines Frühstück. Nachdem der Kellner gegangen war, sah ich wieder in die Richtung des Paares, aber es war plötzlich weg. Ihre Sachen standen auch nicht mehr da. Hatten die sich in Luft aufgelöst? Nur die benutzten Tassen standen auf ihrem Tisch.Ich aß mein Frühstück und trank meinen Kaffee aus. Dann blickte ich auf die Uhr – immer noch viel zu früh. James wollte erst um 11 Uhr wieder bei mir auftauchen und mit mir mittagessen gehen. Ich seufzte und beschloss, die Stadt auf eigene Füße schon ein wenig zu erkunden.Diese Stadt erschien mir bisher sehr merkwürdig. Und auch James’ Andeutung hatte mich nicht beruhigt. Trotzdem sah draußen alles normal aus. Ich blickte auf mein Armband und dachte an das Gespräch von eben. Deswegen fielen mir auch plötzlich zusätzliche Straßenschilder auf, die einen blauen Kreis zeigten. Ich kam an einer U-Bahnstation vorbei und sah oben einen Verkehrsplan. Auch dort gab es verschiedenfarbige Zonen. Das war ja nichts Neues, das kannte ich auch aus meiner Stadt. Die Innenstadt hatte dort auch eine andere Farbe als der Außenring. Hier waren die Zonen aber eher wie Stadtbezirke eingeteilt. Und der aktuelle Punkt, auf dem ich stand, war in einer blauen Zone. Okay, so weit, so gut. Aber wieso musste man sich in einer blauen Zone mehr benehmen als in den anderen? Ich beschloss einfach mal, mit der U-Bahn in eine gelbe Zone zu fahren. Dort stand auch das Rathaus und es gab ein paar interessante Sehenswürdigkeiten, von denen James mir gestern erzählte hatte. Er meinte zwar, da würden wir später auch mal zusammen hingehen. Aber ich war jetzt neugierig. Am Ticketautomat sollte ich eine Karte einschieben. Ich hatte aber keine. Nach kurzem Überlegen beschloss ich schwarzzufahren und hüpfte über die Absperrung. Es war noch sehr früh und der Berufsverkehr schien noch nicht eingesetzt zu haben. In meiner Stadt war gegen 7 Uhr alles schon gerammelt voll, aber hier schien es anders zu sein.
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