»Arkadij Makarowitsch sucht die ›Vornehmheit‹«, höre ich Anna Andrej etwas stille Stimme irgendwo in der Nähe, im Treppenhause, wo wir uns befinden; es liegt aber keine Anerkennung, sondern ein unerträglicher Hohn in ihren Worten. Ich gehe mit Lambert wieder ins Zimmer zurück. Aber als sie Lambert erblickt, fängt sie auf einmal an zu lachen. Mein erster Eindruck ist ein furchtbarer Schreck, ein Schreck, so stark, daß ich stehenbleibe und mich ihr nicht nähern will. Ich sehe sie an und will's nicht glauben; es ist, als hätte sie auf einmal eine Maske von ihrem Gesicht fallen lassen: es sind dieselben Züge, aber es ist, als hätte sich jeder kleinere Zug zu maßloser Gemeinheit verzerrt. »Den Kaufpreis, Gnädigste, den Kaufpreis!« schreit Lambert, und beide lachen sie noch toller, und mein Herz erstarrt: »O Gott, ist dies schamlose Weib wirklich dieselbe, die mit einem einzigen Blick mein Herz in edeln Gefühlen aufwallen lassen konnte?«
»Siehst du, wozu sie fähig sind, diese stolzen Seelen, in ihren hohen Kreisen, für Geld!« ruft Lambert. Aber nicht einmal das bringt dieses schamlose Weib in Verwirrung; sie lacht eben darüber, daß ich so erschrocken bin. Oh, sie ist bereit, den Kaufpreis zu zahlen, ich sehe es wohl und . . . und was geschieht denn mit mir? Ich fühle weder Mitleid mehr, noch Ekel; ich zittre wie noch nie in meinem Leben . . . Ein neues, unbeschreibliches Gefühl bemächtigt sich meiner, wie ich es noch nie gekannt habe, und stark ist es wie die ganze Welt . . . Oh, ich wäre um keinen Preis imstande, jetzt hinauszugehen! Oh, wie gut es mir gefällt, daß das alles so schamlos ist! Ich ergreife ihre Hände, die Berührung ihrer Hände erschüttert mich qualvoll, und ich nähere meine Lippen ihren schamlosen, roten Lippen, die vor Lachen zittern und mich rufen . . .
Oh, fort mit dieser niedrigen Erinnerung! Verfluchter Traum! Ich kann darauf schwören, daß vor diesem schmutzigen Traume in meinem Geiste nichts gelebt hat, was diesem schändlichen Gedanken auch nur ähnlich gesehen hätte. Nicht einmal irgendein unwillkürlicher Traumgedanke von der Art war je in mir wach geworden (obschon ich das »Dokument« wohleingenäht in der Tasche trug und manchmal mit einem sonderbaren Lächeln nach dieser Tasche fühlte). Woher entsprang also dies alles so auf einmal ganz und fertig? Das kam daher, weil eine Spinnenseele in mir lebte! Ich meine: das alles war schon längst geboren und kauerte in meinem verderbten Herzen, in meinem Wunsche lag es, aber bei Licht schämte sich mein Herz noch davor, und mein Verstand wagte noch nicht, sich etwas Derartiges bewußt vorzustellen. Aber im Traume stellte meine Seele aus sich selber heraus alles vor meine Augen, zeigte mir alles, was in meinem Herzen lebte, ganz genau und in einem abgerundeten Bilde und in prophetischer Form. Und war es nicht am Ende das gewesen, was ich ihnen beweisen wollte, als ich am Vormittag Makar Iwanowitschs Zimmer in solcher Hast verlassen hatte? Aber genug davon: erst an seiner Stelle mehr davon! Dieser Traum, den ich damals hatte, ist eins der merkwürdigsten Ereignisse meines Lebens.
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