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Daneben kann sich eine Mitfinanzierungspflicht des Bundes ergeben, wenn Subventionen im Rahmen der Gemeinschaftsaufgaben nach Art. 91a GG gewährt werden. Eine Beteiligung des Bundes an Subventionsprogrammen der Länder über Finanzzuschüsse nach Art. 104b, 104c und 104d (Entwurf) GG scheidet demgegenüber regelmäßig aus, da diese Bestimmungen keine Finanz-, sondern nur Sachinvestitionen abdecken ( Rn 161)[127].
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Anders ist es im Bereich der Steuervergünstigungen. Aufgrund der weitreichenden Kompetenzen des Bundes im Bereich der Steuergesetzgebung nach Art. 105 Abs. 2 GG, v.a. für die ertragreichen Steuerarten (Einkommen-, Körperschaft- und Umsatzsteuer), fällt die Ausgestaltung von Steuervergünstigungen in den Kompetenzbereich des Bundes. Die Finanzierungslasttrifft hingegen Bund und Länder– auf Grund der Steuerverteilung im Länderfinanzausgleich – idR zu gleichen Teilen ( Rn 351).
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Lösung Fall 5 ( Rn 98):
Steuersubventionen, bei denen es sich tatsächlich um steuerrechtliche Regelungen handelt (zB durch Abzug von der steuerlichen Bemessungsgrundlage)[128], sind kompetenziell klar zuzuordnen (idR dem Bund). Die Eigenheimzulage ist zwar als Steuervergütung ausgestaltet (§ 15 EigZulG), allerdings wird sie unabhängig vom Bestehen einer Steuerschuld gewährt und ist damit nicht von der Gesetzgebungskompetenz des Art. 105 Abs. 2 GG umfasst. Vielmehr muss sich die Gesetzgebungszuständigkeit aus den Art. 70 ff GG ergeben. Zwar ließe sich die Eigenheimzulage auf den Kompetenztitel des Art. 74 Abs. 1 Nr 18 GG („Wohnungsbauprämienrecht“) stützen. Dennoch erscheint die geplante Regelung verfassungsrechtlich zweifelhaft: Da freiwillig Gelder gewährt werden, müsste das EigZulG als Geldleistungsgesetz iSd Art. 104a Abs. 3 GG qualifiziert werden. Allerdings ist die Beteiligungshöhe des Bundes nicht ausdrücklich im Gesetz geregelt und auch die Finanzierung unmittelbar aus dem Aufkommen der Einkommensteuer ist nicht mit Art. 104a Abs. 3 GG zu vereinbaren[129]. Denn neben Bund und Ländern ist hier die kommunale Ebene am Aufkommen beteiligt ( Rn 952), eine unmittelbare Ausgabenzuständigkeit der Gemeinden sieht Art. 104a GG aber nicht vor.
[1]
Davon zu unterscheiden ist die – iE wenig ergiebige – Diskussion um die „Finanzverfassung als Folgeverfassung“, vgl dazu etwa Korioth , in: 65. DJT Bonn 2004, Bd II/1, S. P89 (P91); F. Kirchhof , VVDStRL 52 (1993), S. 71 (80); Waldhoff , VVDStRL 66 (2007), S. 216 (246 f). Die schlichte Einsicht, dass sich die Ausgaben nach den Aufgaben richten (müssen), stellt weder die Gleichrangigkeit der Finanzverfassung noch die bestehenden Wechselwirkungen in Frage.
[2]
Zur Ausgestaltung der Finanzverfassung in anderen Staaten s. Bizioli/Sacchetto (Hrsg), Tax Aspects of Fiscal Federalism, 2011.
[3]
Vgl BVerfG, 2 BvF 5/56, BVerfGE 9, 305 (328 f); 2 BvL 15, 16/61, BVerfGE 14, 221 (233 f); 2 BvF 1/64, BVerfGE 26, 338 (390); krit Patzig , AöR 86 (1961), S. 245 (261 ff); Maurer , Staatsrecht I, § 21 Rn 8.
[4]
Dazu iE Häde , Finanzausgleich, S. 48 ff; Hidien , Der bundesstaatliche Finanzausgleich, S. 48 ff; Kube , Finanzgewalt in der Kompetenzordnung, S. 180 ff; Tappe , in: Bonner Kommentar GG, Art. 104a Rn 79 ff.
[5]
BVerfG, 2 BvF 1/88, BVerfGE 86, 148 (215); Tappe , in: Bonner Kommentar GG, Art. 104a Rn 120 ff.
[6]
Vgl Degenhart , Staatsrecht I, Rn 150 ff, 289 ff, 510 ff.
[7]
Mit den Änderungen der Art. 72 ff GG, insb der Verschärfung des Art. 72 Abs. 2 GG, im Rahmen der Föderalismusreform I ist versucht worden, die Länder auch im Bereich der Gesetzgebung zu stärken, vgl zB Degenhart , Staatsrecht I, Rn 189; Maurer , Staatsrecht I, § 10 Rn 79 ff. Nach wie vor liegt aber das Schwergewicht der Gesetzgebung beim Bund.
[8]
BVerfG, 2 BvG 1/60, BVerfGE 12, 205 (243).
[9]
Auch Bundesauftragsverwaltung ist möglich, s. Art. 89 Abs. 2 Satz 2 GG.
[10]
Auch bundeseigene Verwaltung ist hier möglich, s. Art. 90 Abs. 4 GG.
[11]
Dazu Tappe , in: Bonner Kommentar GG, Art. 104a Rn 279 ff. Zumindest insoweit ist die Finanzverfassung somit keine „Folgeverfassung“, s.o. § 3 Fn 1.
[12]
BVerfG, 2 BvF 1/64, BVerfGE 26, 338 (390); BVerwG, VII C 16.71, BVerwGE 44, 351 (365); mwN Siekmann , in: Sachs, GG, Art. 104a Rn 4; Tappe , in: Bonner Kommentar GG, Art. 104a Rn 186 ff.
[13]
Vgl Henle , DÖV 1966, 608 (613); Häde , Finanzausgleich, S. 51.
[14]
BGBl I 1969, S. 359.
[15]
BT-Drs V/2861, S. 30.
[16]
Vgl Hellermann , in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 104a Rn 36.
[17]
Vgl Hellermann , in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 104a Rn 43.
[18]
Dazu Schoch , ZG 1994, 246 (258); vgl auch Tappe , DVBl 2013, 1079 (1080 f).
[19]
Häde , Finanzausgleich, S. 51.
[20]
Gröpl , in: Gröpl, BHO/LHO, § 6 Rn 13.
[21]
Gröpl , in: Gröpl, BHO/LHO, § 6 Rn 12.
[22]
Siekmann , in: Sachs, GG, Art. 104a Rn 9; Heller , Haushaltsgrundsätze, Rn 96; vgl auch BGH, III ZR 263/12, BGHZ 198, 374 ff – Amtshaftung bei Bundesauftragsverwaltung.
[23]
v. Arnim , in: Isensee/Kirchhof, HdbStR VI, § 138 Rn 20; Tappe , in: Bonner Kommentar GG, Art. 104a Rn 311 ff.
[24]
In diesem Sinne BVerfG, 2 BvF 1/72, BVerfGE 39, 96 (108); vgl auch Lenk/Kuntze , Neuordnung der föderalen Finanzverfassung, S. 7; Tappe , in: Bonner Kommentar GG, Art. 104a Rn 72.
[25]
BVerwG, 7 C 42.87, BVerwGE 81, 312 (313 f); 3 A 1/95, BVerwGE 102, 119 (124 f); Tappe , in: Bonner Kommentar GG, Art. 104a Rn 107.
[26]
Buscher , Der Bundesstaat in Zeiten der Finanzkrise, S. 105 f; Häde , Finanzausgleich, S. 50; Heun , in: Dreier, GG, Art. 104a Rn 21; Kesper , Bundesstaatliche Finanzordnung, S. 79 ff; Tappe , in: Bonner Kommentar GG, Art. 104a Rn 113 ff; aA Heintzen , in: v. Münch/Kunig, GG, Vorb. Art. 104a–115 Rn 44; Korioth , Finanzausgleich, S. 133; Pieroth/Haghgu , DVBl 2007, 1 (5 ff); Stern , Staatsrecht II, S. 1146; Winkler , Verwaltungsträger im Kompetenzverbund, S. 256.
[27]
Häde , Finanzausgleich, S. 48.
[28]
Häde , Finanzausgleich, S. 50; Tappe , in: Bonner Kommentar GG, Art. 104a Rn 117.
[29]
Buscher , Der Bundesstaat in Zeiten der Finanzkrise, S. 104 f.
[30]
Heun , in: Dreier, GG, Art. 104a Rn 41.
[31]
Woisin , Wirtschaftsdienst 2008, 446 ff; Häde , Finanzausgleich, S. 62.
[32]
Woisin , Wirtschaftsdienst 2008, 446 (447 ff).
[33]
Suerbaum , in: Epping/Hillgruber, BeckOK GG, Art. 85 Rn 10.
[34]
Henneke , Öffentliches Finanzwesen 2, S. 205; dazu Buscher , Der Bundesstaat in Zeiten der Finanzkrise, S. 105 f; Tappe , in: Bonner Kommentar GG, Art. 104a Rn 226 ff.
[35]
Heintzen , in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 104a Rn 37; Kube , in: Epping/Hillgruber, BeckOK GG, Art. 104a Rn 28.
[36]
BVerfG, 2 BvF 1/64, BVerfGE 26, 338 (385); Trute , in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 85 Rn 11.
[37]
Näher Tappe , in: Bonner Kommentar GG, Art. 104a Rn 316 ff.
[38]
BVerwG, 7 C 56.93, BVerwGE 100, 56 (60); 3 A 1.01, BVerwGE 116, 234 (242); Tappe , in: Bonner Kommentar GG, Art. 104a Rn 339 ff.
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