„Irina. Beim nächsten Urlaub möchte ich mit dir in diesem Zimmer ein paar lustvolle Stunden verbringen.“ Ich atme tief ein, möchte etwas erwidern, doch da Alain meinen panischen Blick zuvor bemerkt hat, fügt er rasch hinzu: „Keine Sorge. Der Schrank bleibt fest verschlossen. Weder du noch ich würden daran Gefallen finden.“
„Und die Kommode?“, frage ich mit einem großen Kloß im Hals nach.
„Darin sind doch bloß Sextoys, Beauty. Vibratoren, Dildos, Nippelklemmen, Plugs, aber auch Handschellen, Knebel und, und, und.“ Travis grinst breit und verpasst Alain einen Seitenhieb.
Die Tür wurde doch ganz klar mit einer goldenen Zwei gekennzeichnet, oder irre ich mich? War vorhin nicht von Zimmer Nummer sieben die Rede?
Verwirrt sehe ich in Alains hungrige Augen. Er ist sichtlich angetan, scheint aber mit sich zu hadern. „Nein.“ Vehement schüttelt er den Kopf. „Heute habe ich etwas anderes für uns vorgesehen. Travis wird uns für eine Weile Gesellschaft leisten.“ Er zwinkert ihm verschwörerisch zu.
Was planen diese Teufel bloß?
Meine Kinnlade klappt auf. Nein! Mein Herz gerät ins Stocken. Er kann doch nicht … Er würde doch nicht …
Nein! Alain ist, bis auf die Hautfarbe, Shakespeares Othello in Person. Rasend eifersüchtig. Allerdings scheint er Travis gegenüber immer ein wenig milder gesinnt … Nach meiner heutigen Eifersuchtsszene beim Frühstück sollte ich wohl besser meinen Mund halten und nicht über Alains große Schwäche urteilen.
Es ist bloß wieder eines seiner kleinen Spielchen, versuche ich mich zu beruhigen. Das flaue Gefühl im Magen bleibt jedoch.
„Sieh nur, Alain! Siehst du, wie sich die Rädchen in ihrem hübschen Kopf drehen?“ Travis’ Mundwinkel zucken belustigt.
„Travis. Jemanden absichtlich im Unwissen lassen, ist eine böse Folter“, schimpft Alain gespielt. Er schlingt den Arm um meine Hüften und zieht meinen zitternden Körper näher an sich.
„Du weißt genauso Bescheid wie ich, Alain. Erlöse sie!“
Alain legt den Zeigefinger unter mein Kinn und zwingt mich, ihm in die Augen zu sehen. „Vertraust du mir, Liebes?“ Er bedenkt mich mit einem liebevollen Blick.
„Ja, Alain“, wispere ich.
„Dann werde ich deiner Fantasie keinen Einhalt gebieten. Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude.“ Sein schelmisches Grinsen wiederum verunsichert mich.
Das macht er mit Absicht!
Die Führung geht weiter. Zwei Themenzimmer waren besetzt und nach dem Kerker und dem Folterkeller, auf beiden Schwellen rann es mir eiskalt den Rücken runter, dachte ich mir, dass es nicht noch schlimmer werden könnte, bis Travis die Tür zum Arztzimmer aufschließt.
Ich traue meinen Augen nicht. Stocksteif stehe ich im Türrahmen und betrachte ungläubig den weiß gefliesten Raum, so steril wie eine Arztpraxis. Mitten im Zimmer befindet sich ein weiß gepolsterter Gynäkologenstuhl. An den Vorrichtungen für die Füße und an den Armlehnen befinden sich schwarze Ledermanschetten. Eine verchromte Behandlungszeile mit etlichen Schubladen, wahrscheinlich auch mit integriertem Kühlschrank und Sterilisator, erstreckt sich an der Wand hinter dem Stuhl.
Möchte ich wissen, was sich hinter den Fronten verbirgt? … Wohl kaum!
Alles in allem eine originalgetreue Nachbildung einer Frauenarztpraxis, würde ich meinen, jedoch hoffe ich, die meiner Gynäkologin ist nicht so nüchtern, klinisch gehalten, sondern vermittelt auch etwas Wärme und Behaglichkeit …
„Beauty. Willst du den Sessel nicht ausprobieren, so als kleine Vorbereitung für nächsten Montag?“, fordert Travis mich heraus.
Doch ich gehe nicht auf seine Sticheleien ein. Ich habe mit meiner plötzlichen Übelkeit zu kämpfen. Es sieht nicht nur aus wie das Behandlungszimmer eines Gynäkologen, sondern es riecht auch noch so. Dieser beißende, abscheuliche Geruch nach Putz- und Desinfektionsmittel schürt meinen Unwillen und bringt mir beinahe die Pfannkuchen retour.
„Alain. Das stößt an meine Grenzen. Ich kann diesem Raum wirklich nichts Lustvolles abgewinnen. Ich hab schon Bammel, wenn ich nur an Montag denke. Du … du hast doch nicht … oder doch?“
„Nein, Liebes. Das ist James’ Reich.“ Alain schließt Tür Nummer fünf wieder zu.
Gott sei Dank! Erleichtert lasse ich den angehaltenen Atem entweichen.
Die letzten Meter des Korridors lege ich zurück, als würde ich zu meiner eigenen Hinrichtung gerufen. Die goldene Sieben, die bei mir allein beim bloßen Anblick Kopfzerbrechen, Bauchkrämpfe und Angstschweiß hervorruft, prangt unheilvoll an der Holztür.
„So, Beauty. Raum sechs hast du ja gestern Nacht schon kennengelernt …“
Der Rest von Travis’ Worten wird überdeckt vom wilden Pochen meines Herzens und dem ohrenbetäubenden Rauschen des Blutes in meinen Ohren.
„Ruhig Blut, Liebes! Steigere dich nicht zu sehr rein.“ Ermutigend drückt Alain meine Hand.
Travis grinst breit und enthüllt mit einer übertriebenen Geste, wie ein Quizmaster alter Schule, Tor Nummer sieben.
Wasser blubbert. Der Raum ist in azurblaues Licht gehüllt. Mondscheinfeeling.
„Ein Jacuzzi?“
Darf ich mich freuen oder kommt wieder etwas Unvorhergesehenes?
Skeptisch blicke ich von einem zum anderen. Die Mienen bleiben jedoch undurchdringlich.
„Ihr sadistischen Teufel!“, beschimpfe ich die beiden.
Ein Jacuzzi. Innerlich atme ich erleichtert auf. Keine Streckbank, kein Spanischer Bock, kein Galgen, keine Guillotine; allerhöchstens Wasserfolter steht mir bevor.
Dennoch mache ich meinem Ärger Luft, verpasse einem nach dem anderen einen Seitenhieb. „Wie könnt ihr es wagen. Ich war einem Herzinfarkt nahe.“
Doch die verheißungsvollen Gesichter der beiden verraten, meine Pein ist noch nicht zu Ende. Sie haben noch so einiges in petto.
Plötzlich wird mir heiß. Höllisch heiß. Ich quetsche mich zwischen ihnen hindurch, fächere mir Luft zu, als ich den schwarz gefliesten Raum betrete. Das brodelnde Ungeheuer befindet sich in der Mitte und bietet Platz für vier Personen. Champagner, Gläser und sogar ein Schälchen mit Kondomen stehen auf dem Beckenrand bereit.
Travis wird uns für eine Weile Gesellschaft leisten!, rufe ich mir Alains Worte nochmals in Erinnerung. Also. Wie bade ich? Nackt oder mit Body, nackt oder mit Body, nackt oder mit Body … Nackt!
Während Travis und Alain immer noch im Türrahmen stehen, miteinander diskutieren, nähere ich mich dem Sprudelbad. Der Kimono gleitet von meinen Schultern und landet achtlos auf dem Boden. Ich fasse mir zwischen die Schenkel, löse die drei kleinen Druckknöpfe und schäle mich souverän aus dem Body. Das Gespräch ist weiterhin im Gange. Ich drehe mich kurz zu den Jungs um und werfe Alain das überflüssige Kleidungsstück vor die Füße. Die Unterhaltung verstummt abrupt.
Genießt die Peepshow! Ich lache mir ins Fäustchen.
Mir meiner Nacktheit bewusst, aber keineswegs verlegen, streife ich mir seelenruhig die High Heels von den Füßen und gehe die zwei Stufen empor. Ich tunke die Zehenspitzen meines rechten Fußes ins Wasser, teste die Temperatur, so viel Zeit muss sein, erst dann steige ich in die Wanne. Das warme, sprudelnde Wasser hüllt meinen Körper ein, schwappt über meine empfindlichen, harten Nippel, als ich mich setze, den Blick direkt zur Tür gerichtet.
Wie zwei Ölgötzen stehen sie da. Augen und Mund weit aufgerissen, als hätten sie noch nie zuvor im Leben eine nackte Frau gesehen.
„Alain und Travis, ausziehen! Wagt es nicht, mit Boxershorts oder Badehosen in den Whirlpool zu steigen“, instruiere ich sie forsch. Mit einem selbstgefälligen Lächeln auf den Lippen lehne ich mich zurück und genieße die bevorstehende Show.
„Du kleines, freches Biest!“, presst Alain zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Na warte!“ Er schreitet vehement auf mich zu, entledigt sich Jeans und Boxershorts und steigt mit einem gewaltigen Versprechen ins brodelnde Wasser.
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