INHALTLebendige Seelsorge 4/2021
50 Jahre Pastoralreferent*innen
THEMA THEMA 50 Jahre Pastoralreferent*innen Das kirchliche Amt der Pastoralreferent*innen Das kirchliche Amt der Pastoralreferent*innen Nein, Amtsträger*in möchte ich nicht sein! Aber kleingehalten werden möchte ich auch nicht! Oder: Ja! Endlich wird es einmal auf den Punkt gebracht: Unsere Berufsgruppe hat ein kirchliches Amt inne! Oder: Klingt gut – Pastoralreferent*innen als kirchliche Amtsträger*innen. Ich weiß zwar nicht genau, was damit gemeint ist, aber es regt zum Nachdenken an. Dass Pastoralreferent*innen einen pastoralen Dienst ausüben, kann man immer wieder lesen und hören. Von Amtsträger*innen spricht aber kaum jemand. Warum? Was bedeutet das theologisch? Und welche Auswirkungen hat das in der Praxis? Sabine Demel Seelsorgerin, Ersatzkaplan, Dolmetscherin, Lückenbüßer, Mädchen für alles, …: Es gibt viele Bezeichnungen für das Berufsbild und das Aufgabenfeld von Pastoralreferent*innen. Wie sie sich selbst verstehen, hat eine Umfrage unter Pastoralreferent*innen im deutschsprachigen Raum von 2006 (vgl. Zulehner/Renner ) versucht, herauszufinden. In einer erneuten Auswertung dieser Umfrage wurde 2017 herausgearbeitet, dass sich Pastoralreferent*innen als „Brückenbauer zwischen Kirche und Welt“ ( Renner , 68) verstehen, ihr Spezifikum darin sehen, ihren Ort „an der Schnittstelle Welt-Kirche“ ( Renner , 68) zu haben. Sie tragen ein Stück Kirche in die Welt und machen das kirchliche Amt ein Stück weltlicher (vgl. Renner , 68). In diesem Sinn haben auch die Gespräche bei einer Internationalen Tagung der Pastoralreferent*innen 2015 immer wieder gezeigt, „dass es weniger um Strukturen und Ämter, sondern mehr um Sendung und Charismen geht“ ( Ostermann , 146). Gleichzeitig ist aber auch festzustellen: „PastoralreferentInnen irritieren. Ihr Arbeitsbereich war für viele Jahre ausschließlich geweihten Amtsträgern vorbehalten. Es geht nicht ohne sie, aber so ganz wohl fühlen sich viele im System Kirche nicht mit ihnen. Sie passen darüber hinaus nicht mehr in das Konzept, das für sie entwickelt wurde, sondern haben eigene Akzente entwickelt. In anderen Worten: Mit den PastoralreferentInnen ist ein neues Amt in der Kirche entstanden“ ( Renner , 66). Sie sind „im Grunde Laien, aber eigentlich schon mehr als das“ ( Renner , 67).
Das kirchliche Amt der Pastoralreferent*innen THEMA 50 Jahre Pastoralreferent*innen Das kirchliche Amt der Pastoralreferent*innen Das kirchliche Amt der Pastoralreferent*innen Nein, Amtsträger*in möchte ich nicht sein! Aber kleingehalten werden möchte ich auch nicht! Oder: Ja! Endlich wird es einmal auf den Punkt gebracht: Unsere Berufsgruppe hat ein kirchliches Amt inne! Oder: Klingt gut – Pastoralreferent*innen als kirchliche Amtsträger*innen. Ich weiß zwar nicht genau, was damit gemeint ist, aber es regt zum Nachdenken an. Dass Pastoralreferent*innen einen pastoralen Dienst ausüben, kann man immer wieder lesen und hören. Von Amtsträger*innen spricht aber kaum jemand. Warum? Was bedeutet das theologisch? Und welche Auswirkungen hat das in der Praxis? Sabine Demel Seelsorgerin, Ersatzkaplan, Dolmetscherin, Lückenbüßer, Mädchen für alles, …: Es gibt viele Bezeichnungen für das Berufsbild und das Aufgabenfeld von Pastoralreferent*innen. Wie sie sich selbst verstehen, hat eine Umfrage unter Pastoralreferent*innen im deutschsprachigen Raum von 2006 (vgl. Zulehner/Renner ) versucht, herauszufinden. In einer erneuten Auswertung dieser Umfrage wurde 2017 herausgearbeitet, dass sich Pastoralreferent*innen als „Brückenbauer zwischen Kirche und Welt“ ( Renner , 68) verstehen, ihr Spezifikum darin sehen, ihren Ort „an der Schnittstelle Welt-Kirche“ ( Renner , 68) zu haben. Sie tragen ein Stück Kirche in die Welt und machen das kirchliche Amt ein Stück weltlicher (vgl. Renner , 68). In diesem Sinn haben auch die Gespräche bei einer Internationalen Tagung der Pastoralreferent*innen 2015 immer wieder gezeigt, „dass es weniger um Strukturen und Ämter, sondern mehr um Sendung und Charismen geht“ ( Ostermann , 146). Gleichzeitig ist aber auch festzustellen: „PastoralreferentInnen irritieren. Ihr Arbeitsbereich war für viele Jahre ausschließlich geweihten Amtsträgern vorbehalten. Es geht nicht ohne sie, aber so ganz wohl fühlen sich viele im System Kirche nicht mit ihnen. Sie passen darüber hinaus nicht mehr in das Konzept, das für sie entwickelt wurde, sondern haben eigene Akzente entwickelt. In anderen Worten: Mit den PastoralreferentInnen ist ein neues Amt in der Kirche entstanden“ ( Renner , 66). Sie sind „im Grunde Laien, aber eigentlich schon mehr als das“ ( Renner , 67).
Von Sabine Demel
Im Dienst der Kirche ohne Amt? Im Dienst der Kirche ohne Amt? Überlegungen zum theologischen Status von Pastoralreferent*innen Das Zweite Vatikanische Konzil hat der Kirche die gleiche Würde aller Getauften ins Stammbuch geschrieben. Doch meint ‚gleiche Würde‘ auch Gleichheit in der Berufung und Gleichheit in den Ämtern? Die Stellungnahmen zum theologischen Status hauptamtlich in der Kirche tätiger Lai*innen fallen höchst unterschiedlich aus. Manuel Schlögl Kirche und Amt stehen, zumindest im deutschsprachigen Raum, im Umbruch. Der unmittelbare Anlass zu dieser ‚Generalrevision‘ liegt in der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch durch Kleriker und den damit verbundenen Diskussionen des Synodalen Wegs. Zugleich aber stehen noch einmal Fragen im Raum, die das Zweite Vatikanische Konzil der Kirche hinterlassen hat. Zu diesen Fragen gehört auch der theologische Status von Lai*innen, insbesondere wenn sie hauptamtlich für die Kirche arbeiten.
Überlegungen zum theologischen Status von Pastoralreferent*innen
Von Manuel Schlögl
Der besondere Weltcharakter der Kirche
Die Replik von Sabine Demel auf Manuel Schlögl
Der Sakramentalität der Kirche ist nichts vorzuziehen
Die Replik von Manuel Schlögl auf Sabine Demel
PASTORALREFERENT*INNEN – EIN THEOLOGISCHES KALEIDOSKOP
Pastoral als Brotberuf
Von Hildegard Scherer
Pastoralreferent*innen – unvermeidlich ein Tabubruch
Über die Kreuzkusins/kusinen des kirchlichen Amtes
Von Hans-Joachim Sander
Geschwisterlicher Ungehorsam
Eine neue liturgische Wirklichkeit
Von Kim de Wildt
Verrat an berufenen Personen und sakramentalen Gegebenheiten
Von Ottmar Fuchs
AUSSENBLICKE
Wir sind die Neuen
Von Christiane Florin
Auf die Haltung kommt es an
Empirische Einblicke in den Beruf der Pastoralreferent*innen
Von Konstantin Bischoff
Zwischen diözesanen Eigeninteressen und Zentralisierungsbestrebungen
Die Anfänge des Berufs von den ersten Einstellungen (1970) bis zur Verabschiedung der Grundordnung (1977)
Von Andreas Henkelmann
INTERVIEW
„Gut, dass es Sie gibt!“
Ein Gespräch mit Bischof Georg Bätzing
PRAXIS
Veränderung und andere Irritationen
Einblicke einer Pastoralreferentin im Gemeindedienst
Von Ruth Schmitz
Geh hinaus – da kannst Du was erleben!
Erfahrungen an neuen Orten von Kirche: Kirchenbank an der Schillerwiese
Von Susanne Röhner
„Der hat a ganze Kirch.“
Pastoralreferent in einem Stuttgarter Stadtquartier
Von Andréas Hofstetter-Straka
Surfkurs mit Tiefgang
Von Esther Göbel
Gemeinde ohne Dienst und Amt: Zeitfenster Aachen
Von Annette Jantzen
Von der Pfarrei zur Sozialpastoral
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