Burkhard Voß - Wenn der Kapitän als Erster von Bord geht

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Klassisches Heldentum steht im Widerspruch zur Gleichheitsideologie. Der klassische Held, also der, der für andere oder eine Idee die Schädigung seiner Gesundheit zumindest billigend in Kauf nimmt und den Tod einkalkuliert, ist für den hedonistischen Mainstream eine suspekte Figur. In der Gegenwart hat der klassische Held nichts mehr zu suchen, ein solcher Widerspruch zur Gleichheitsideologie kann nicht geduldet werden. Denn in dieser soll trotz anderslautender Lippenbekenntnisse niemand positiv diskriminiert werden, also besonders und damit wahrhaft individuell sein. Auch gibt es keine Feinde mehr, alles kann schließlich durch Gespräche, Kompromisse, Diplomatie und Psychotherapie gelöst werden. Auf dem Boden der säkularen Überflussgesellschaften des Spätkapitalismus gedeihen eher die Antihelden. So wie Francesco Schettino, der Kapitän des durch sein Verschulden havarierten Kreuzfahrtschiffs Costa Concordia, der zuerst von Bord ging. Später stilisiert sich der Täter aus Verantwortungslosigkeit als Opfer – eine beliebte Methode der Antihelden, um Verantwortung von sich zu weisen. Überhaupt wird Erwachsenwerden als Zumutung erlebt, man bevorzugt lieber das Stadium lebenslanger Adoleszenz und das Antiheroische, ja das Opfersein wird geradezu zelebriert. Denn Opfer sind harmlos. Helden könnten widerständig und damit gefährlich werden. Burkhard Voß verdeutlicht, wie der Postheroismus unsere Gesellschaft immer mehr schwächt, indem das Leistungsprinzip, für das prototypisch Helden stehen, immer mehr erodiert. Kann es da noch eine Chance für neue Helden geben?

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Sollte ein Wunsch nicht in Erfüllung gehen, kommt es zu einem hochmanipulativen Verhalten, das keine Grenzen kennt .

Karl-Theodor zu Guttenberg (geb. 1971)

Er befindet sich schon seit Jahren in Amerika und seine smarte Lichtgestalt scheint gewichtsmäßig zugelegt zu haben, vielleicht aus Frust. In Deutschland gab er eine hervorragende Figur ab, ob als Politiker, Minister oder Discjockey für Techno-Musik. Konservativ bis postmodern, generationsübergreifend. Angefangen hatte alles in Bayern. Nach dem Abitur ging es zum Wehrdienst im Gebirgsjägerbataillon 233, wo er den Rang eines Stabsunteroffiziers der Reserve erreichte. Nach dem Studium der Rechts- folgte das Studium der Politikwissenschaft. Bei der Doktorprüfung erreichte er die Bestnote, summa cum laude. Das war 2007, bis zu den Plagiatsvorwürfen hatte er noch vier Jahre Zeit. In dieser kurzen Zeit kam es zu einer erstaunlichen Karriere, 2009 wurde er mit 37 Jahren zum bisher jüngsten Wirtschaftsminister, kurze Zeit später zum jüngsten Verteidigungsminister. In seinem Lebenslauf fielen erste Übertreibungen auf. So gab er an, zeitweilig als „freier Journalist“ gearbeitet zu haben. Tatsächlich handelte es sich um ein Praktikum bei der Tageszeitung „Die Welt“. Ferner beschreibt er „berufliche Stationen in Frankfurt und New York“. Auch hier handelte es sich jeweils um ein Praktikum. Doch dem ehemaligen Praktikanten ist es lieber, dass es anders scheinen soll. Manchen erschien er als „ordnungspolitisches Gewissen der Nation“. Wenig Ordnungspolitik, aber ganz viel Glamour strahlte das berühmte Foto aus, wo er sich auf dem Times Square positionierte. Die Arme weit gespannt, siegessicheres Lächeln, leuchtender Casino-Kapitalismus im Hintergrund, mein ist die Zukunft.

In zu Guttenberg ist der Antiheld noch ein Kleinkind, als Erwachsener ist er ein Kapitän, der seine Passagiere im Stich lässt .

Das Medienecho über seine Person war zunächst ausgesprochen positiv, von einem möglichen Blender war nirgendwo die Rede. Im Gegenteil. Er wurde gelobt, sei fleißig, authentisch und habe eine rasche Auffassungsgabe. Als Bundesminister der Verteidigung war er bei der Truppe beliebt. Was seine Leistungen in diesen Positionen angeht, so gehen die Meinungen auseinander. Thomas de Maizière, sein Nachfolger, war zufrieden. Der frühere Verteidigungsminister Volker Rühe konnte nur den Kopf schütteln über die Aussetzung der Wehrpflicht ohne eine Strategie entwickelt zu haben, wie das fehlende Personal ausgeglichen werden soll. Vielleicht hätte zu Guttenberg eine solche entwickelt, doch dann kam die Plagiatsaffäre. In ihr wurde klar, dass er wesentliche Teile seiner Doktorarbeit „Verfassung und Verfassungsvertrag. Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und EU“ abgeschrieben hatte, und zwar wortwörtlich ohne Kennzeichnung der Zitate. Wieder das Muster Blendung, wie schon im Lebenslauf. Der Vorwurf der Fälschung wurde von ihm zunächst als „abstrus“ bezeichnet und gänzlich zurückgewiesen. Dann gab er doch einige Fehler zu und begründete diese mit einer hohen Arbeitsbelastung. Kein Schachzug, denn die haben viele Doktoranden. Natürlich hatte er seine Doktorarbeit nach bestem Wissen und Gewissen angefertigt, aber vorsätzlich getäuscht? Niemals.

Doch wenn 271 Seiten seiner Doktorarbeit Plagiate enthalten, dann kommen nicht nur Rechtswissenschaftler zu dem Schluss, dass es sich hier nicht um einen Zufall, sondern um Vorsätzlichkeit handeln muss. Das sagt einem der gesunde Menschenverstand.

Aus dem Skandal zog zu Guttenberg im März 2011 die Konsequenz und trat von allen politischen Ämtern zurück. Danach fing die überwiegend positive Berichterstattung in den Medien an zu bröckeln. Selbstverständliche Leistungen des Ministers seien zu großen Erfolgen aufgeblasen worden, man habe ihn bewusst zum Star gemacht, als Vorbereitung auf die Kanzlerrolle.

Ist zu Guttenberg ein Antiheld? Ein kleinwenig schon, so eine Art Felix Krull der Merkelära, verfilmt in dem satirischen Fernsehfilm „Der Minister“ (2013). In zu Guttenberg ist der Antiheld noch ein Kleinkind, als Erwachsener ist er ein Kapitän, der seine Passagiere im Stich lässt.

Albert Speer (1905 – 1981)

„… die verführerische Einfachheit, mit der er die Kompliziertheit unserer Probleme anging – das alles verwirrte und bannte mich. Von seinem Programm wusste ich so gut wie nichts. Er hatte mich ergriffen, bevor ich begriffen hatte.“

So beschreibt der Architekt und spätere Rüstungsminister die nahezu hypnotische Anziehungskraft Adolf Hitlers. So fixiert auf seine Leidenschaft Architektur schottete er sich gegenüber der Politik, der Unmoral ab. Als jemand, der regelmäßig Zugang zum Zentrum der Macht und Hitlers Lieblingsresidenz Obersalzberg hatte, war sie nicht zu übersehen. Die Pflichterfüllung, ob als Architekt oder als Rüstungsminister, hatte für ihn größte Priorität. Was rechts und links daneben war, blendete er aus: die Demontage des Rechtsstaates, den Aufbau einer Willkürherrschaft, Folter von Andersdenkenden, aggressive Expansionspolitik, industriellen Massenmord. Sicherlich war er ein intelligenter Mensch, doch Intelligenz ist zunächst einmal wertneutral wie ein Werkzeug. Es kommt darauf an, wofür man sie einsetzt. Albert Speer ist der Typus des Künstlers oder Technokraten, der durchaus sensibel ist, aber sich für bedrohliche gesellschaftliche Umstände nicht zuständig fühlt. Als er zum Schluss nichts mehr übersehen konnte, entschloss er sich 1944/45 zum Widerstand.

Albert Speer ist ein Antiheld, da er den Menschentyp verkörpert, der totalitäre Herrschaft möglich macht .

Politisches Desinteresse und eine romantische Neigung beschreibt er schon auf den ersten Seiten seiner Memoiren („Erinnerungen“). In die Natur flüchtete er sich vor einer immer komplizierter werdenden Welt. Kaum 30 Jahre alt wurde er Hitlers Architekt und war berauscht von den Möglichkeiten, die sich ihm in dieser Stellung boten. Sechs Jahre später übernahm er das „Ministerium für Bewaffnung und Munition“. Im Sommer 1940, auf dem Höhepunkt der Macht des NS-Regimes begann er allmählich die Substanzlosigkeit und Menschenverachtung der neuen Herrschaft zu erkennen. Dennoch erfüllte er weiterhin noch brav seine Aufgaben. Immerhin schreibt er ungeschönt in seinen Memoiren: „Ein amerikanischer Historiker hat von mir gesagt, ich hätte die Maschinen mehr geliebt als Menschen. Er hat nicht unrecht.“

Vor dem Hintergrund einer mehrmonatigen Erkrankung 1944 konnte er sich von seiner Pflichterfüllungsmanie ein klein wenig distanzieren. 1944/45 entschied er sich zu Attentatsvorbereitungen gegen Hitler, die ins Leere liefen. Hektisch sollte sein Lebensirrtum aus der Welt geschaffen werden. Bei den Nürnberger Prozessen verkaufte er sich gut. Gestand Schuld ein und verwies nicht wie viele der Angeklagten auf Hitler, Himmler und Goebbels als Alleinschuldige, also auf die, die man nicht mehr fragen konnte.

Dennoch ist Albert Speer ein Antiheld, da er den Menschentyp verkörpert, der totalitäre Herrschaft möglich macht. Der, der funktioniert und dem nur sein Funktionieren heilig ist. Dadurch wird ermöglicht, dass das Unheilige zum Programm werden kann.

Lafayette Ron Hubbard (1911 – 1986)

Für Bertolt Brecht war es wesentlich klüger, eine Bank zu gründen als eine auszurauben. Analog hierzu war es für Hubbard wesentlich geschickter, eine Religion zu gründen, als gegen eine Religion zu kämpfen. Ob man seine Lehre als Religion bezeichnen kann, ist jedoch umstritten. Er startete zunächst als Science-Fiction-Autor und hatte während des 2. Weltkrieges ein kurzes Intermezzo bei der Navy, wo gemäß einem Gutachten eine Persönlichkeitsstörung mit paranoiden und schizoiden Anteilen beschrieben wurde. Gut möglich, dass der Kontakt zur Militärpsychiatrie nicht der beste war und er deswegen in seiner Scientology-Glaubenslehre für eine Abschaffung der Psychiatrie plädierte. In seiner Militärzeit kam er auch auf die Idee, dass der Geist über die Materie herrsche. Ab den 1960er Jahren trat er als Erfinder hervor und entwickelte u. a. ein Messinstrument für die Schmerzen, die Tomaten beim Aufschneiden erleiden. Offenbar reichte der Geist in der Tomate nicht aus, diese zu beherrschen. 1950 erschien sein Buch „Dianetik“, die Bibel der Scientology-Religion. Kern dieser Lehre ist es, dass die unsterbliche Essenz eines jeden Menschen ursprünglich auf fernen Planeten existierte und durch eine Art intergalaktischen Teufel zur Erde transferiert und traumatisiert wurde. Der Mensch habe durch diese Prozesse Spiritualität und kreatives Potential eingebüßt. Scientology bringe ihm beides zurück. Irrationalitäten wie diese sind das Wesen der Religion, das ist nicht das Problem. Problematisch sind die Praktiken von Scientology. Das Antiheldentum ist darin begründet, dass L. Ron Hubbard ein streng hierarchisches System geschaffen hat, das totalitäre Züge aufweist.

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