Burkhard Voß - Wenn der Kapitän als Erster von Bord geht

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Klassisches Heldentum steht im Widerspruch zur Gleichheitsideologie. Der klassische Held, also der, der für andere oder eine Idee die Schädigung seiner Gesundheit zumindest billigend in Kauf nimmt und den Tod einkalkuliert, ist für den hedonistischen Mainstream eine suspekte Figur. In der Gegenwart hat der klassische Held nichts mehr zu suchen, ein solcher Widerspruch zur Gleichheitsideologie kann nicht geduldet werden. Denn in dieser soll trotz anderslautender Lippenbekenntnisse niemand positiv diskriminiert werden, also besonders und damit wahrhaft individuell sein. Auch gibt es keine Feinde mehr, alles kann schließlich durch Gespräche, Kompromisse, Diplomatie und Psychotherapie gelöst werden. Auf dem Boden der säkularen Überflussgesellschaften des Spätkapitalismus gedeihen eher die Antihelden. So wie Francesco Schettino, der Kapitän des durch sein Verschulden havarierten Kreuzfahrtschiffs Costa Concordia, der zuerst von Bord ging. Später stilisiert sich der Täter aus Verantwortungslosigkeit als Opfer – eine beliebte Methode der Antihelden, um Verantwortung von sich zu weisen. Überhaupt wird Erwachsenwerden als Zumutung erlebt, man bevorzugt lieber das Stadium lebenslanger Adoleszenz und das Antiheroische, ja das Opfersein wird geradezu zelebriert. Denn Opfer sind harmlos. Helden könnten widerständig und damit gefährlich werden. Burkhard Voß verdeutlicht, wie der Postheroismus unsere Gesellschaft immer mehr schwächt, indem das Leistungsprinzip, für das prototypisch Helden stehen, immer mehr erodiert. Kann es da noch eine Chance für neue Helden geben?

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1.Antihelden – eine Auswahl

Francesco Schettino (geb. 1960)

De Falco: „(…) Es ist Ihr Job, mir zu sagen, wie viele es sind, in Gottes Namen.“

Schettino: „Aber Sie wissen, dass es Nacht ist und man hier nichts sieht?“

De Falco: „Was wollen Sie machen Schettino, nach Hause gehen?“ (…) „Sie und Ihr Adjutant gehen jetzt an Bord, ist das klar?“

Schettino: „… Ich würde gerne an Bord, aber das andere Rettungsboot hier … andere Rettungskräfte sind hier. Es hat angehalten und ist blockiert, ich habe andere Rettungskräfte gerufen …“

De Falco: „Das sagen Sie mir schon seit einer Stunde. Jetzt gehen Sie an Bord, gehen Sie an Bord! Und Sie sagen mir jetzt gleich, wie viele Menschen da sind.“

Schettino, der Kapitän des am 13.01.2012 havarierten Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia geht nicht an Bord. Warum auch, schließlich war er einer der Ersten, der von Bord ging. Nach seinem Selbstverständnis gab es offensichtlich keinen Grund, sich erneuten Gefahren auszusetzen. Schließlich gab es noch andere Möglichkeiten zu helfen, bspw. über eine Stunde mit dem Hafenkommandanten De Falco zu telefonieren, um in zig Worten und Umschreibungen zu betonen, was genau warum nicht geht.

So schlüpft der Antiheld, sollte er einmal zur Verantwortung gezogen werden, ganz schnell in die Opferrolle .

Zur Havarie kam es dadurch, dass das 300 Meter lange Kreuzfahrtschiff viel zu nah an der italienischen Westküste gefahren war und ein Granitfelsen ein Leck in das Schiff geschlagen hatte. Selbst deutlich kleinere Schiffe fahren in dieser Region in einer deutlich größeren Distanz zur Küste. Wahrscheinlich war es eine Mischung aus Renommiersucht, Ignoranz und Risikobereitschaft, die Schettino zu dieser respektlosen Nähe angestiftet hat. Und genau diese Risikobereitschaft hatte sich in seiner Psyche nach dem Desaster gänzlich verflüchtigt, als es darum ging, seine Passagiere zu retten, die originäre Aufgabe eines Kapitäns.

Als das Schiff mit einem großen Knall auf den Granitfelsen gestoßen war und eine Passagierin ihn gefragt habe, was denn los sei, soll er geantwortet haben: „Ein Blackout, wir sind dabei es zu reparieren.“ Aus Reparatur wurde ganz schnell Flucht. Nach der Methode Schettino lässt es sich vom sicheren Rettungsboot aus am effektivsten helfen. Per Smartphone und Funk ruft man professionelle Helfer herbei, die das dann schon irgendwie regeln. Woher die plötzlich alle kommen sollen? Nicht Schettinos Problem. Er könnte selbst mitanpacken, aber seine Dienstauffassung sieht das nicht vor.

„Ich koordiniere die Evakuierung vom Rettungsboot aus“, teilte er der Küstenwache mit, die eine sofortige Rückkehr in das Schiff befahl. Aber was sollte er dort? Frieren? Nass werden? Sich verletzten? Auffallen durch zwei linke Hände? Also drehte er sein Rettungsboot und fuhr in Richtung Land. 4229 Personen an Bord, da waren sicherlich genügend Tatkräftige dabei und Gottes Hilfe gab es schließlich auch noch, was sollte da noch schief gehen? Gut möglich, dass der Kapitän Schettino so dachte. Doch auch hier richtet sich die Realität nicht nach dem Denken. Am Ende verloren 32 Menschen ihr Leben und die italienische Staatsanwaltschaft erhob Anklage wegen fahrlässiger Tötung. Schettino sah es anders, was nur konsequent war, denn gemäß seiner Privatwirklichkeit kam er als Kapitän auf dem Schiff gleich nach Gott. Gottähnliche Fähigkeiten im Finden einer plausiblen Argumentation, warum er das Schiff so früh verlassen hatte, hatte er nicht. Er erklärte, er sei ausgerutscht und in ein Rettungsboot gefallen. Zeugenaussagen und Videoaufnahmen konnten dies klar widerlegen. Für Schettino hatte die Mannschaft versagt, nicht er. Das Gericht jedoch sah seine Schuld als erwiesen an und verurteilte ihn zu 16 Jahren und einem Monat Haft. Zwei übergeordnete Gerichte bestätigten dieses Urteil und am 12.01.2018 zog der Ex-Kapitän vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Ob er dort Erfolg haben wird?

Es sind keinerlei Vorkenntnisse in komplexer Psychologie nötig, um in Francesco Schettino den Antihelden schlechthin zu erkennen. In seiner Psyche haben sich Größenphantasien, Feigheit sowie Egoismus bis hin zu Narzissmus zu einem engen Netz der Verantwortungslosigkeit verbunden. Wer so gestrickt ist, für den ist auch die Akzeptanz der eigenen Schuld ein Ding der Unmöglichkeit. So schlüpft der Antiheld, sollte er einmal zur Verantwortung gezogen werden, ganz schnell in die Opferrolle. Manchmal glaubt das Publikum diesen Rollenwechsel, doch nicht im Fall Schettino, er hat jede Glaubwürdigkeit verspielt.

Claudia Simone Dinkel (geb. 1973)

Mit diesem Namen wird kaum jemand etwas anfangen können. Ist aber die Rede von der Ex von Kachelmann, die ihn wegen Vergewaltigung verklagt hat, weiß so gut wie jeder, um wen es sich handelt. Am 09.02.2010 zeigte sie ihn an. Zwar konnte er vor Prozessbeginn die Untersuchungshaft verlassen und den Reportern freundlich zulächeln, doch daraus wurde rasch eine immer ernstere Mine. Denn für einen Mann der Öffentlichkeit wird die Rufschädigung unmittelbar zur existenziellen Bedrohung. So verlor er seine Rolle als Wettermoderator im Fernsehen, seine Firma und „97 Prozent (seines) Bekanntenkreises“. Dass Claudia Simone Dinkel ihm den Tod wünschte, war bekannt. Auch fuhr sie mit dem Buch „Der Soziopath von nebenan“, den Titel demonstrativ hochhaltend, bei Gericht vor. Was treibt eine solche Frau an? Rückblende. 11 Jahre vor ihrer Anzeige lernt sie Jörg Kachelmann bei einer Veranstaltung kennen und gibt ihm ihre Telefonnummer. Die Vermutung, dass sie mehr wollte, ist nicht ganz aus der Luft gegriffen. Das wurde es auch. Als Lebensgefährtin von ihm war sie bereit zu vielen Kompromissen. Die meisten Frauen wären hierzu nicht bereit gewesen. Sie akzeptierte, dass er sie bei wichtigen Veranstaltungen nicht dabei haben wollte, dass es eine Fernbeziehung war, dass er andere Frauen hatte, dass sie eine von vielen war. Trotzdem, den Traum von einer Familie, vom Heiraten und Kindern von ihm, den wollte sie sich nicht nehmen lassen. Gäbe es den Titel „Realitätsausblenderin in Perfektion“, sie hätte ihn verdient. 11 lange Jahre hatte es gebraucht, bis die knapp 37-jährige Frau Dinkel die Realität erkannte. Eine bloße Trennung reichte ihr nicht mehr. Stattdessen greift sie zur Vergewaltigungsanzeige, ein probates Mittel der Existenzvernichtung. Um das Ganze abzurunden, begibt sie sich in Psychotherapie. Natürlich ist sie traumatisiert, hat als Diagnose eine Posttraumatische Belastungsstörung und der Therapeut ist der festen Überzeugung, dass sich alles eins zu eins so abgespielt hat, wie Frau Dinkel es darstellt. Widersprüchliche Angaben und Erinnerungslücken wurden mit der traumaspezifischen Symptomatik erklärt. So etwas kann, muss aber keinesfalls zwingend vorliegen. So haben die Nürnberger Prozesse gezeigt, dass KZ-Opfer oft sehr genau erinnern konnten, wer sie wann, wo und wie gequält hatte. Kein Therapeut kann mit seinem Patienten eine Zeitreise in die Vergangenheit machen, um zu schauen, was tatsächlich passiert ist. Aber ein Minimum an Skepsis sollte man behalten. Im Fall von Frau Dinkel wurde die therapeutische Praxis zu einem Narkotikum für Skeptizismus. Auch das Gericht machte zunächst einen leicht narkotisierten Eindruck, glaubte mehr an die Täterschaft Kachelmanns als an eine mögliche Falschaussage der Klägerin. Dabei war die Faktenlage eindeutig. Die Vergewaltigung, so wie sie vorgetragen wurde, konnte – „technisch“ gesehen – so nicht abgelaufen sein. Das Verletzungsmuster passte nicht zum angeblichen Tathergang. Erinnerungslücken und Widersprüche nahmen zu. Polizei und Staatsanwaltschaft hatte sie nachweislich mehrfach angelogen. So kam es schließlich zum Freispruch Kachelmanns, doch selbst in der Urteilsbegründung konnte es sich das Gericht nicht verkneifen, dass die Täterschaft Kachelmanns nicht so ganz ausgeschlossen wurde – in dubio pro reo. Das ließ dieser aber nicht auf sich sitzen und aus dem Angeklagten wurde ein Kläger, der seine Ex der Falschaussage bezichtigte. Ein anderes Gericht bestätigte ihn und Claudia Dinkel darf nun als Falschbeschuldigerin bezeichnet werden. In ihr verbinden sich Rachsucht und Realitätsblindheit. Sollte ein Wunsch nicht in Erfüllung gehen, kommt es zu einem hochmanipulativen Verhalten, das keine Grenzen kennt. Der Kachelmann-Prozess war nicht nur die Demaskierung einer Antiheldin, sondern hat auch gezeigt, dass nicht jeder seine eigene Wahrheit hat, sondern dass es eine Wahrheit gibt, die unabhängig von persönlichen Gefühlen und Meinungen besteht.

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